(Blogstaffel) 10 rules for writing fiction

Ich wünsche allen einen wunderschönen Sonntag.

Vor einiger Zeit flatterte eine Anfrage in mein Postfach, ob ich mich nicht an einer Blogstaffel beteiligen möchte. Im Jahr 2010 veröffentlichte der Guardian einen Artikel, in dem 15 bekannte Autoren jeweils zehn Schreibregeln für fiktionale Werke aufstellten. Den Artikel könnt ihr *hier* nachlesen. Jeder Teilnehmer an der Blogstaffel greift sich dabei die Regeln eines der Autoren heraus und kommentiert diese mit seinen eigenen Gedanken zu dem Thema. Bisher teilgenommen haben:

Für meinen Beitrag habe ich Anne Enright ausgewählt – Kurzgeschichten- und Romanautorin und Gewinnerin des „Booker Prize“.

Nun also zu ihren Regeln 🙂

1 The first 12 years are the worst.

  • Ich neige dazu, ihr hier dem Grunde nach zuzustimmen. Wie in jedem Beruf sind (Ausnahmen gibt es immer) die ersten Jahre schwierig. Erst nach und nach kann man sich einen Ruf aufbauen, die Bibliographie füllen, erste Zusammenarbeiten erfolgreich beenden und darauf aufbauen.

2 The way to write a book is to actually write a book. A pen is useful, typing is also good. Keep putting words on the page.

  • Hemingway sagte bereits: „The first draft of anything is shit.“ Doch um sein Buch irgendwann überarbeiten zu können, muss man erstmal Text produzieren, eine Rohversion schreiben. Sicherlich kann man viel im Voraus planen und plotten – aber irgendwann muss man die Komfortzone verlassen und schreiben, schreiben, schreiben.

3 Only bad writers think that their work is really good.

  • Das beruhigt mich – ich nörgele nämlich immer an meinen Werken rum. Perfekte Texte gibt es eh nicht, wer dies von seinem annimmt, dem fehlt bestenfalls die Sensibilität, seine eigenen Fehler zu bemerken.

4 Description is hard. Remember that all description is an opinion about the world. Find a place to stand.

  • Jede Erkenntnis, die wir heute besitzen, war früher nicht mehr als eine bloße Behauptung. Wie lang haben Leute die Welt als rund beschrieben und wurden bestenfalls verhöhnt. Seid mutig, beschreibt die Welt in euren Büchern, wie ihr und eure Protagonisten sie sehen. Habt keine Angst vor Konventionen und Zwängen. Schon oft war die Literatur ihrer Zeit voraus.

5 Write whatever way you like. Fiction is made of words on a page; reality is made of something else. It doesn’t matter how „real“ your story is, or how „made up“: what matters is its necessity.

  • Diese Regel würde ich leicht abändern in: „Write about the things, that affect you.“ Die Dinge, die einen bewegen, interessieren nähert man sich am Leichtesten – und der Leser spürt das Gefühl, das Herzblut, das in den Text geflossen ist. Natürlich ist gleichermaßen auch ein kritischer Abstand zum Text wichtig.

6 Try to be accurate about stuff.

  • Als Autor historischer Fiktion kann ich diesen Punkt nur dick und fett unterstreichen. Aber auch in allen anderen Genres ist dies sehr wichtig – es gibt wohl wenig, was Leser mehr stört als falsche Fakten. Ob falsche Orte in Regionalkrimis, die der ortskundige Leser verzweifelt sucht, oder historische Ungenauigkeiten – nicht immer bekommt man eine zweite Chance. Daher: be accurate!

7 Imagine that you are dying. If you had a terminal disease would you ­finish this book? Why not? The thing that annoys this 10-weeks-to-live self is the thing that is wrong with the book. So change it. Stop arguing with yourself. Change it. See? Easy. And no one had to die.

  • Ich glaube, es gäbe in den letzten Wochen Wichtigeres, als ein Buch zu beenden. Aber den Sinngehalt der hypothetischen Szenerie kann ich gut nachvollziehen. Wenn man nur begrenzt Zeit hat, warum sollte man die mit etwas alltäglich, trivialem verschwenden. Mach dein Buch zu etwas Besonderem, hebe dich ab, schaffe etwas eigenes, einzigartiges. Sei stolz darauf, was du tust und mache es konsequent.

8 You can also do all that with whiskey.

  • Oder mit Rotwein – was, zumindest wenn man es bei einem Glas am Tag belässt, auch durchaus gesundheitsfördernd sein kann.

9 Have fun.

  • Für die meisten ist Schreiben anfangs ein Hobby, kein Beruf. Und seine Freizeit sollte man nun wirklich damit verbringen, was einem Spaß macht!

10 Remember, if you sit at your desk for 15 or 20 years, every day, not ­counting weekends, it changes you. It just does. It may not improve your temper, but it fixes something else. It makes you more free.

  • Ich glaube, eine kontinuierliche Beschäftigung jeder Art über einen längeren Zeitraum ändert Menschen. Die alltägliche Beschäftigung mit Texten, aber auch das Einfühlen in andere Personen; das Schaffen von Gedanken und eigenen Welten – all dies lässt einen aus meiner Sicht bewusster durchs Leben gehen. Man erkennt Verhaltensmuster, hinterfragt deren Sinn.

Das wars von meiner Seite :). Danke Bianca für die Anfrage und allen anderen Autoren, die sich bereits beteiligt haben. Lust, den Staffelstab weiterzuführen? Dann fühlt euch frei, auch einen Artikel zu den Schreibregeln eines Autoren zu schreiben.

Liebe Grüße
Erik

Ps: In Kürze präsentiere ich euch das Cover zu meinem aktuellen Projekt — in Zusammenarbeit mit dem Wunderwaldverlag und weiteren tollen Autoren. Also bleibt dran!

8 Gedanken zu “(Blogstaffel) 10 rules for writing fiction

  1. Some more:
    1. Be at least a little bit proud of what you do, because you skipped the gap between „I’d like to be“ and „I am“, no matter in what kind of text your work results.
    2. Feel free to make changes on your text if you realise that there’s something wrong. Every change means increase, no matter if you were the one who discovered the mistake or somebody else.
    3. A free mind is priceless, no matter what the income is.
    4. Most important: Be patient.

    These are all my personal comments, hope you don’t mind 😉

  2. Hat dies auf Bianca M. Riescher rebloggt und kommentierte:
    Der vierte Staffelstabträger hat übernommen. Erik Huyoff und seine Meinung zu den „Schreibregeln“ von Anne Enright. Wie immer sehr lesenswert und ich sollte mir momentan vor allem die Tipps Nr.3 und Nr. 9 von Erik zu Herzen nehmen: auch wenn ich noch unzufrieden mit meinem Text bin, auch durch noch so viel Überarbeiten werde ich nie 100-%-ige Perfektion erreichen, Hauptsache das Schreiben macht mir Spaß.

  3. Hat dies auf Katharina Münz rebloggt und kommentierte:
    Auch wenn der Himmel heute weint (nachdem ich gestern beim Leistungs-Zwiebel-Schälen und -Schneiden wohl eine Steilvorlage gegeben habe) ist dieser Sonntag ein Freudentag, denn der Staffelstab „Ten Rules for writing fiction“ wurde von Erik Huyoff und seiner Interpretation von Anne Enrights aufgenommen. Und – wie passend dazu, dass ich mich gerade in der Revision des vom Lektorats zurückgekommenen Manuskripts noch einmal hinter die Frage nach (historischer) Korrektheit klemme und das Halali auf Modernismen blase, die uns bisher durch die Lappen gegangen sind, nehme ich mir doch ganz besonders Punkt 6 zu Herzen.

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