[Buchgedanken] J.K. Rowling: „Harry Potter und das verwunschene Kind“

Bereits vor einigen Tagen habe ich J.K. Rowlings neuestes Werk gelesen, komme aber erst heute dazu, meine Gedanken zu dem Buch mit Euch zu teilen. Das Buch ist 2016 unter dem vollen Titel „Harry Potter und das verwunschene Kind. Teil eins und zwei. (Special Rehearsal Edition Script)“ im Carlsen Verlag erschienen.

Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich dabei um das zur Veröffentlichung angepasste Drehbuch des gleichnamigen Theaterstückes. J.K. Rowling scheint an dem Format auch Gefallen gefunden zu haben – so erscheint Anfang 2017 auch das angepasste Drehbuch zum Film „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“, ebenfalls im Carlsen Verlag.

„Harry Potter und das verwunschene Kind“ spielt neunzehn Jahre nach51b1qxdbzel-_sx336_bo1204203200_ dem Abschluss der Haupthandlung (den Epilog des letzten Buches mal außen vor gelassen). Die Hauptfiguren des Stückes sind Albus Severus Potter, Harrys jüngerer Sohn, und Scorpius Malfoy, der Sohn von Draco Malfoy. Beide stehen vor ihrem ersten Jahr in Hogwarts und hatten es bisher nicht leicht. Albus steht ganz im Schatten des Bruders James und kämpft mit der Berühmtheit seiner Eltern, während sich über Scorpius hartnäckig das Gerücht hält, er sei gar nicht Dracos Sohn, sondern der Nachkomme Lord Voldemorts. Trotz – oder gerade wegen – ihrer jeweiligen Leidensgeschichte, entwickeln die beiden bereits beim ersten Aufeinandertreffen eine tiefe Freundschaft füreinander. Als sie dann noch erfahren, dass das Zaubereiministerium über einen der letzten Zeitumkehrer verfügt, machen sie sich auf den Weg, das Schicksal und die Vergangenheit zu ändern, und stolpern in das größte Abenteuer ihres Lebens.

Mir ist es erstaunlicherweise leicht gefallen, mich an das unübliche Format zu gewöhnen. Die Szenerien werden gut beschrieben, die Dialoge sind lebendig und die eingestreuten Kommentare lassen die Handlung fast genauso bildhaft wirken, wie man es von einem Roman erwartet. Natürlich werden einige Sachen nicht bis ins letzte ausgeführt, aber gerade darin liegt auch eine Stärke des Formats, da die Handlung gnadenlos vorangetrieben wird, ohne sich in seitenlangen Ergüssen zu verlieren.

Es gelingt der Autorin auch, den Zauber, der die ursprüngliche Buchreihe umgibt und mehrere Generationen in seinen Bann gezogen hat, wieder neu zu erwecken. Man trifft in „Harry Potter und das verwunschene Kind“ nicht nur auf das magische Trio Harry, Ron und Hermine, sondern es werden auch einige andere, mehr oder weniger bedeutsame, Charaktere der Vergangenheit mit in den Roman eingebunden, was für ein gelungenes (und teilweise emotionales) Wiedersehen sorgt.

Die Handlung ist spannend, wenn auch aufgrund der multiplen Zeitlinien und alternierenden Realitäten nicht immer stringend – und kleinere Fragezeichen bleiben auch zurück. Aufgrund der gelungenen Dialoge sind die Figuren glaubhaft und vielschichtig.

Der Buchsatz und das Cover überzeugen auf ganzer Linie, Lektorat und Korrektorat haben ebenfalls exzellente Leistungen erbracht.

Doch alles, was ich zu dem Buch sagen kann, versinkt in Bedeutungslosigkeit – spätestens mit den ersten Seiten wird man sofort wieder in den Bann von J.K. Rowlings Welt gezogen, man unterliegt dem Zauber und verfällt ihm gnadenlos. Wer mit Harry Potter aufgewachsen ist, kommt an diesem Buch nicht vorbei – und wird es lieben.

Die einzige Enttäuschung: Es ist sehr kurz – und schnell vorbei. Doch bei so vielen, tollen und erfrischenden Charakteren bleibt die Hoffnung, dass „Harry Potter und das verwunschene Kind“ nicht das letzte Sequel der bekannten Romanreihe bleibt. Und – Dumbledore sei dank – J.K. Rowling hat auch dafür gesorgt, dass eine etwaige Wartezeit gut überbrückt werden kann. Bereits im November erscheint der Kinofilm: „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ (das Drehbuch, wie oben erwähnt, 2017). Vor kurzem gab die Autorin dazu bekannt, dass dies nicht – wie geplant – der Auftakt zu einer Filmtrilogie sei, sondern dass glatte fünf Filme entstehen sollen, die die Handlung um den berühmten Lehrbuchautor Newt Scamander (Oscarpreisträger Eddie Redmayne) erzählen. Lassen wir uns also einstweilen davon überraschen, wie sich die Zauberei in den Vereinigten Staaten von Amerika einige Generationen vor Harry Potter entwickelt hat, bis wir dann hoffentlich bald nach Hogwarts zurückkehren.

Mein Fazit? „Harry Potter und das verwunschene Kind“ ist ein rasantes Spektakel, das jeden Fan der originalen Buchreihe sofort in seinen Bann zieht. Das Drehbuchformat ist erfrischend und legt den Fokus auf die Dialoge und die Handlung. Ein absolutes Must-read für alle Potterheads.

8 Gedanken zu “[Buchgedanken] J.K. Rowling: „Harry Potter und das verwunschene Kind“

  1. Schöne Rezi – ging mir sehr ähnlich. Sofort wieder Potter-Feeling, toll, wie sie (selbst tote) Charaktere wieder einen Gastauftritt verschafft. Die Story an sich war leider hahnebüchen schlecht – an Zeitstrom-Storys sind nun wahrlich größere Autoren schon gescheitert. Auch, dass Rowling in ihrem eigenen Kosmos nicht stringent ist (am Ende vom letzten Roman hieß es: Harrys Narbe schmerzte nie wieder – im Theaterstück tut’s genau das), mochte ich nicht. Aber egal – der Drive und der Spaß waren, genau wie Du schreibst, beim Lesen sofort wieder da. Und das Faszinierendste finde ich: Dank Rowling werden sicherlich tausende von Menschen zum ersten Mal in ihrem Leben ein Theaterstück lesen. Schon allein das finde ich grandios. Da ist der Weg bis zu Schillers und Goethes Dramen nicht mehr ganz so weit 🙂

    1. Danke 🙂 Mir hat auch das mit den Gastauftritten am Besten gefallen^^. Ganz so problematisch habe ich die Story allerdings nicht gesehen – kleinere Logikbrüche und Unklarheiten sind da, aber ich persönlich fand sie durchaus solide. Normalerweise sorgt sich JK Rowling ja sehr um die Stringenz im Kosmos – was ja auch bei den ganzen Stories, die sie immer auf Pottermore veröffentlicht, wichtig ist – daher wundert mich das mit der Narbe. Ich habe Band 7 leider nicht hier. Der Epilog des Bandes spielt ja 15 Jahre nach der Handlung und somit 4 Jahre vor dem Theaterstück. Vielleicht war das damals so gemeint, dass sie in den 15 Jahren, die vergangen sind, nie mehr geschmerzt hat. Dann würde es ja noch passen.

      In jedem Fall vielen Dank für den ausführlichen Kommentar – Bekannte von mir waren sogar bei dem Theaterstück vor Ort … jetzt beneide ich sie noch mehr ;).

  2. Das ist eine fantastische Theorie (mit der Narbe), muss ich irgendwann mal nachschauen 🙂
    Und apropos vor Ort – Du hast sicherlich mitbekommen. was für ein Geschrei es ob der schwarzen Schauspielerin gab, die Hermine darstellte … Mann, Mann, Mann!

    1. Ja – habe ich. Klar ist mein Bild von Hermine drastisch durch Emma Watson geprägt und jede andere Darstellerin wäre ersmal komisch gewesen. Das wäre aber bei jeder Schauspielerin so gewesen, unabhängig von der Hauptfarbe. Und da Rowling das in den Romanen nie thematisiert hat, konnte ich die Aufregung nicht verstehen.

    1. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ein HP-begeisterter Mensch bis Weihnachten wartet, um das zu lesen *g*. Aber wenn doch ist das sicherlich ideal – sonst gibt es seit kurzem aber auch die von Jim Kay wunderschön illustrierten Bände. Teil 1 ist 2015 erschienen, Teil 2 auch erst jetzt irgendwann im Herbst =)

  3. Hallo und guten Tag,

    ich habe mich auch mal wieder für etwas von der Autorin Frau Rowlings entschlossen.

    Lese gerade ..Die Märchen von Beedle dem Barden….wirklich ganz nette Geschichte mit viel Kurzweil geschrieben und voll im Harry Potter Stil.

    LG..Karin..

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