[FBM2016] Märchen an die Macht! (Tag 2)

Auch in den zweiten Messetag startete ich pünktlich um neun Uhr, ließ es aber sehr ruhig angehen. Anfangs ließ ich mich etwas durch die Hallen treiben, 20161020_101901.jpgbevor ich um 10 Uhr die Buchvorstellung von Stefan Aust zu seiner Biographie über den Journalisten Konrad Heiden, laut Titel „Hitlers erster Feind“, besuchte. Konrad Heiden war ab den 20er Jahren Journalist und betrachtete, aber vor allem beschrieb, den Aufstieg des Nationalsozialismus aus nächster Nähe. Dabei war er einer der wenigen und vielleicht der erste überhaupt, der die große Gefahr erkannte, in die das Land und die Gesellschaft steuerte. Austs Buch enthält zur Illustration seines Lebensweges daher auch viele Texte aus der Feder Heidens, die das Zeitgeschehen mit einem brillianten, fast sarkastischen Ton beschreiben.

Im Anschluss besuchte ich zwei interessante Vorträge in der Selfpublishing-Area zum Thema „Beziehungen zwischen Bloggern und Autoren“ und „Die eigene Stimme finden – Tipps aus dem Lektorat“. Für letzteres hatte der mit Random House verbundene Distributor twentysix einen Lektor aus dem Heyne Verlag aufgeboten, der viele verschiedene, aber oftmals auch bereits allgemein bekannte Hilfestellungen gab, wie man an seinen Texten arbeiten und diese verbessern kann.

20161020_121626.jpgVor der Mittagspause besuchte ich dann noch ein Interview für den Spiegel mit der Autorin Sibylle Lewitscharoff, die ihr neuestes Buch „Das Pfingstwunder“ vorstellte. Das hochinteressante Gespräch drehte sich dabei um Themen wie die Bedeutung von Dantes „Göttlicher Komödie“ und Höllenvorstellungen in der heutigen Zeit. Bisher die ansprechendste Buchdiskussion, die ich in diesem Jahr auf der Messe besucht habe – ich werde mir den Roman direkt mal vormerken.

Nach der Pause stand das Highlight des Tages auf dem Programm: Die Verleihung des 51m6od6ktbl-_sx311_bo1204203200_Kindle Storyteller Awards 2016. Von 1.900 eingereichten Romanen hatten es fünf durch die Wahl der Kindle-Leser auf die Shortlist geschafft, aus denen eine Jury um Astrid Korten und Poppy J. Anderson dann den Preisträger ermittelte, der nicht nur mit 10.000 Euro, einem gigantischen Marketingpaket von 20.000 Euro, sondern vor allem auch mit einem HarperCollins-Verlagsvertrag nach Hause fahren durfte. Gewonnen hat Halo Summer mit „Aschenkindel – das wahre Märchen“, was mich besonders gefreut hat, da das Cover wunderschön ist und „Märchen“ als Buchgenre oftmals nicht genug an Beachtung finden. Da Amazon zudem für Pressevertreter Belegexemplare aller Shortlist-Titel verteilt hat (da hat sich die Pressekarte mal richtig gelohnt :)), werde ich „Aschenkindel“ auch hier auf meinem Blog besprechen, und eventuell auch noch den ein oder anderen der vier „unterlegenen“ Romane vorstellen.20161020_140144.jpg

Abschließend schlenderte ich noch etwas über die Messe, besuchte nochmal den Stand der „Zauber zwischen Zeilen“-Autorinnen und holte mir erste Impressionen aus der Vorstellung des Gastlandes Niederlande/Flandern. Da ich dann mit leichten Kopfschmerzen kämpfte, beendete ich auch den Donnerstag ungeplant bereits eine Stunde vor Messeende.

Alles in allem also eher ein ruhiger Tag, was auch für den Freitag geplant ist, bevor ab Samstag jedwede Ruhe schon durch die Menschenmassen der Publikumstage unmöglich wird.

11 Gedanken zu “[FBM2016] Märchen an die Macht! (Tag 2)

  1. Hallo und guten Tag,

    ja die FBM ist anstrengend …….aber viel schlimmer ist es wenn dann plötzlich „Alle Interessierten “ kommen dürfen!!

    Also genieße diese Zeit…

    LG..Karin…

  2. Lieber Erik, vielen Dank für deine wunderbaren Fbm Impressionen. So wandere ich quasi mit dir durch die Hallen, während ich bei meinen eigenen Büchern auf dem Herzblutweltenstand bin und kriege so viel mehr mit 😉☺ danke!

  3. Bin gespannt auf Deine Rezi – der Storyteller-Award ist ja nicht ganz kritiklos zu sehen, ums mal vorsichtig zu sagen. Und Danke für „Deinen“ zweiten Tag auf der Messe.

    1. Um es noch vorsichtiger auszudrücken: Die Kritik am Storyteller-Award ist auch nicht ganz kritiklos zu sehen. 😉
      Es ist in erster Linie ein Publikumspreis, und wer über einen festen Follower-Stamm verfügt sowie zeitgerecht zum Beginn der Frist antreten konnte, hatte dabei klare, durchaus wettbewerbsverzerrende Vorteile.
      Aber das weiß doch jeder, der daran teilnimmt – nur anscheinend der ein oder andere Kritiker nicht.
      (Ich sag nur: Sich die fünf Finalisten vorzunehmen und von deren Qualität auf die Gesamtheit der teilnehmenden Manuskripte zu schließen zeugt von mangelndem Handwerkszeug. Da hätte ich mir doch noch drei, vier Stichproben aus der Masse gewünscht. Und wenn dann noch ein laut Duden korrekt geschriebenes Wort als Fehler angekreidet wird …)

      1. Ja, klar. Nur: Was habe ich dann als Leser davon, wenn bei dem Preis nicht gute Literatur, sondern gute Vernetzung prämiert wird? Ich bin jedenfalls sehr auf Deine Meinung gespannt. Liebe Grüße!

      2. Ketzerhafte Frage: Wird denn bei anderen Literaturpreisen etwas anderes prämiert?
        Nur eben nicht die Vernetzung beim Publikum, sondern unter denen, die Schlüsselpositionen belegen? 😉
        Meine Meinung: Ich habe mit dem Prequel zur Schildmaid-Saga am Storyteller-Award teilgenommen – ohne mir jegliche Chancen auf einen Erfolg auszurechnen, denn a) kam ich erst Mitte August auf den Trichter, b) hatte ich noch keinen nennenswerten Follower-Stamm und c) ist das Büchlein wirklich zu dünn, um prämiert zu werden.
        Aber: Die Werbung hat mich hochgespült, die Kurzgeschichte wurde gelesen, die hinten angehängte Leseprobe hat so vielen Appetit gemacht, dass sogar die komatöse „Jungfrau“ wieder das mediale Bewusstsein erlangte.
        Und was den Leser angeht: Ich wünsche mir mündige Leser, die sich weder von dieser oder einer anderen Jury, von sogenannten Bestsellerlisten oder dem Feuilleton vorsagen lassen, was sie zu lesen haben, sondern die in die Leseproben schauen und sich selbst ein Bild davon machen, ob der angebotene „Deckel“ auf ihren „Topf“ passt.
        Dass die (prämierten) Verlags-„Deckel“ nämlich auf meinen unkonventionellen „Topf“ viel zu oft nicht passen wollten, hat mich überhaupt auf die Schnapsidee gebracht, ein Buch zu schreiben, das mal sitzt, wackelt und Platz hat.
        Mit bekannten Auswirkungen …
        Grüße zurück!

      3. Ich kann durchaus einige kritische Argumente zum Award nachvollziehen. Entscheidend ist schlussendlich: schadet oder nützt der Preis der literarischen Szene. Durch ihn luden hunderte Debütautoren ihr Buch hoch – er regt also zum Schreiben zumindest an. Und dann wird eines der Werke prämiert und gewinnt Aufmerksamkeit, was durch Leser nominiert, aber dann von einer Jury entschieden wird. Vieles daran ist suboptimal, aber ich denke schlussendlich hilft er mehr, als er schadet und ist ein mediales Vehikel für die SP-Szene.

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