[Buchgedanken] Mira Valentin: „Der Mitreiser und die Überfliegerin“

In den letzten Tagen habe ich (endlich!) „Der Mitreiser und die Überfliegerin“ von Mira Valentin gelesen. Vielen Dank an dieser Stelle an Amazon und Kindle Direct Publishing für das kostenlose Lese-/Rezensionsexemplar. Der Roman ist 2017 im Selfpublishing erschienen und wurde mit dem prestigeträchtigen Kindle Storyteller Award prämiert. Es fällt mir unglaublich schwer, das Buch in ein Genre zu packen. Es ist gleichzeitig Jugendbuch und Schicksalsroman; ist Fantasy und modernes Märchen zugleich. Vor allem ist es jedoch: magisch.

61fvayoxjcl-_sx319_bo1204203200_Nach dem Tod seiner besten Freundin Jo gerät Milans Welt komplett aus den Fugen, und alle Farbe, alle Freude verschwindet aus seinem Leben. Bis zu dem Tag, als ein weißer Wellensittich ihn zum Zirkus Salto lockt. Dort lernt er die schöne und verrückte Trapezkünstlerin Julie kennen, die ihn überzeugt, mit dem Zirkus zu reisen. In der Welt hinter dem Zaun lernt Milan alles über Seelentiere, Vertreter und magische Menschen. Doch es erfordert Mut, sich den Herausforderungen des Lebens auf ein neues zu stellen. Oder Magie.

„Der Mitreiser und die Überfliegerin“ ist ein zauberhaftes, magisches Buch voller Überraschungen. Es war ganz anders, als ich es erwartet hätte. Die Geschichten von Milan und Jo, von Milan und Julie sind ausdrucksstark und fragil, berühren und begeistern auf eine so intensive Weise, wie es selten geschieht. Die Sprache der Autorin ist kraftvoll und gefühlsstark, und vor allem bildhaft. Durch die Fokussierung auf Milan, mit dem man sich gut identifizieren kann, leidet der Leser immens. Dies führt aber gerade dazu, dass man sich in der Stimmung befindet, sich wegzuträumen. In eine Welt, in der die Magie zum Leben gehört. In eine Welt, die frei, wild und ungezwungen ist. In eine Welt ohne Vertreter, die das letzte bisschen Eigenständigkeit aus einem saugen. In eine Welt, wo man so sein kann, wie man es selbst möchte. Gerade das ist der wichtigste Aspekt – und der größte Erfolg des Romans: Er feiert die Kreativität, die Unangepasstheit, den freien Willen. „Der Mitreiser und die Überfliegerin“ ist ein Plädoyer dafür, seinen Gefühlen und seinem Herzen zu folgen, egal, wohin es einen führt.

Auch wenn handlungstechnisch gar nicht viel passiert, wird doch dauerhaft der Spannungsbogen gehalten, und der Autorin gelingt es, durch die ein oder andere eingebaute unerwartete Wendung oder Spannungsspitze den Leser zu überraschen. Überzeugend ist auch, wie die Autorin nach und nach die Nebenfiguren, ihre Motive und Probleme in die Handlung integriert, ohne dabei den Fokus zu verlieren. Ein kleines Lob an dieser Stelle auch für die Verknüpfungen zu anderen Werken (Tarzan, Spirit) und für das toll beschriebene Setting vom kleinen Dorf bis hin zur Polizeizelle.

„Der Mitreiser und die Überfliegerin“ begeistert – und ist definitiv ein verdienter Gewinner für den Storyteller Award, auch wenn ich andere Shortlist-Teilnehmer in diesem Jahr noch nicht gelesen habe. Im Vergleich zum letztjährigen Sieger „Aschenkindel“ von Halo Summer (eines meiner absoluten Jahreshighlights) fehlt Miras Roman jedoch ein kleines Quäntchen, das ich nicht genau beschreiben kann. Um nicht falsch verstanden zu werden. „Der Mitreiser und die Überfliegerin“ ist rundum gelungen, überzeugend und inspierend zugleich und wird sicher nicht das letzte Buch sein, das ich von der Autorin gelesen habe. Aber im Gesamtbild fehlt mir irgendwie der letzte Funke, der das lodernde Feuer zur Explosion bringt.

Das Cover ist wunderschön und von der talentierten Rica Aitzetmüller entworfen worden, Lektorat, Satz und Korrektorat haben solide gearbeitet.

Mein Fazit? „Der Mitreiser und die Überfliegerin“ ist ein gelungener, inspirierender und verzaubernder Jugendroman, der vor allem durch tolle Charaktere und einen intensiv-gefühlvollen Schreibstil punktet und auch die dunklen Seiten des Lebens nicht ausblendet. Bedenkenlos zu empfehlen.

4 Gedanken zu “[Buchgedanken] Mira Valentin: „Der Mitreiser und die Überfliegerin“

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