[Buchgedanken] Rachel Yoder: „Nightbitch“

Vor kurzem habe ich auch „Nightbitch“ von Rachel Yoder gelesen. Das Buch ist 2023 bei Klett-Cotta, J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH erschienen, die Originalausgabe wurde 2021 unter gleichem Titel im Verlag Doubleday, New York, veröffentlicht. Der Roman ist als Gegenwartsliteratur einzuordnen, für die Übersetzung zeichnet Eva Bonné verantwortlich. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Eine junge Mutter legt ihre eigene Karriere auf Eis, um sich um ihren Sohn zu kümmern. Ein Knochenjob zwischen Holzeisenbahn und Lätzchen. Doch als sie körperliche Veränderungen feststellt – geschärfte Eckzähne und Haare, die sich wie Fellbüschel anfühlen – entdeckt sie eine unbekannte, animalische Seite an sich. Je stärker sich die rationale Künstlerin auf ihre Verwandlung einlässt, desto natürlicher gestaltet sich die Beziehung zu ihrem Kind. Doch wie soll sie es ihrem Mann erklären, dass der Sohn neuerdings im Hundekorb schläft und statt Joghurt und Cornflakes lieber rohes Fleisch frühstücken möchte?

„Nightbitch“ ist … ja was eigentlich? Ich bleibe jedenfalls als Leser etwas ratlos zurück. Der Debütroman von Rachel Yoder – umjubelt und hochdekoriert – lässt sich in keine Schublade pressen, ist unkonventionell, feministisch und brutal, gleichzeitig aber auch irritierend mystisch, erschreckend und teils unverständlich. Ich habe ihn hierbei als Gegenwartsliteratur eingruppiert, wobei sich sicherlich auch Argumente für andere Genrezuschreibungen finden lassen.

Aussagen zur Handlung sind hier nicht so leicht zu treffen, da Realität und Einbildung auf mehreren Ebenen verschwimmen – eine klare Linie ist jedenfalls nicht ersichtlich. Zudem baut das Buch zum Ende hin hier auch noch einmal stark ab, die immer größeren Eskalationsspiralen sind irgendwann doch zu viel und verstörend. Dabei wird jedoch nicht verkannt, dass das Buch unglaublich wichtige Themen anspricht und Fragen aufwirft, die wir uns alle stellen sollten.

Das Setting vermag im Wesentlichen zu überzeugen, porträtiert Rachel Yoder doch das typisch-amerikanische städtische und familiäre Idyll, zwischen Spiel- und Hundeplatz, Einfamilienhaus und Müttergruppen, zwischen Bibliotheken, Vernissagen und Verkaufsveranstaltungen und hinterfragt dieses gesellschaftskritisch, insbesondere im Hinblick auf klassische und überkommene Rollenverteilungen, die teils noch viel zu stark in der Gesellschaft verankert sind.

Auch Aussagen zu den Figuren sind kaum möglich, ist der Cast doch stark begrenzt und Nightbitch als Protagonistin verstörend ungreifbar. Allerdings vermag der Mann nicht zu überzeugen, die ständige Gleichgültigkeit, das Desinteresse wirkt irgendwann doch stark überzeichnet und nicht mehr realistisch. Rachel Yoders Schreibstil hingegen brilliert und sorgt für das einzige, wirkliche Highlight des Buches: die Sprache. Rachel Yoder schreibt schonungslos ehrlich, pointiert und unglaublich bildhaft – ein Lichtblick auf nach dem Debüt folgende Romane – ich würde ihr jedenfalls eine weitere Chance geben.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, der Buchsatz ist ordentlich und verdient sich ein Lob dafür, jeden Abschnitt auf einer ungeraden Seite zu beginnen. Das Cover ist ein wahrer Eyecatcher und passt zum Inhalt des Buches, Buchrücken und Coverrückseite sind hier allerdings etwas eintönig und ideenlos, das unter dem Umschlag befindliche Buch ist schlicht.

Mein Fazit? „Nightbitch“ ist ein Debütroman, der sprachlich brilliert, aber sich selbst verliert, unverständlich bleibt und zum Ende hin eskaliert, aber dadurch abbaut. Für Liebhaber sprachlich starker Werke noch zu empfehlen – definitiv aber nichts für zartbesaitete Leser:innen und erst ab einem Lesealter von 16 Jahren.

[Buchgedanken] Maja Schendel: „The Sky Above Us“

Vor kurzem habe ich auch „The Sky Above Us“ von Maja Schendel gelesen. Das Buch ist 2023 im Wilhelm Goldmann Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH erschienen und als New Adult Romance einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Für Sky ist es die Chance ihres Lebens: Der angesagte Freeclimber Eric Knox will, dass sie den Filmdreh leitet, wenn er die gefährlichste Felswand im Yosemite Nationalpark erklettert. Fast 1000 Meter. Ohne Sicherung! Absolut verrückt, findet Sky. Doch mit dieser Doku könnte sie sich an der legendären Filmschule in L.A. bewerben. Sky sagt zu, obwohl allein der Gedanke an die Dreharbeiten schreckliche Erinnerungen in ihr wachruft. Im Yosemite angekommen, ist Sky überwältigt von der atemberaubenden Natur – und von Eric. Mit jedem Drehtag kommen sich die beiden näher, und bald muss sich Sky fragen: Kann sie Regie führen, wenn Eric zwischen Leben und Tod schwebt?

„The Sky Above Us“ ist der Debütroman von Maja Schendel – und als solcher ein wirklich gelungener Start für die Autorin. Dabei wird der Roman als New Adult Romance beworben, auch wenn hierbei genreuntypisch die erotischen Szenen doch eher zurückhaltend behandelt werden, teils sogar ausgeblendet wird. Dennoch habe ich es, auch aufgrund des Alters der Protagonisten, bei der Genreeinteilung belassen, da es für andere Möglichkeiten weniger belastbare Anhaltspunkte gibt.

Die Handlung ist spannend und kurzweilig, wenn auch genrebedingt durchaus teilweise vorhersehbar. Dabei mischt die Autorin die Liebesgeschichte gut mit wichtigen und teils düsteren Themen wie Trauer, Traumata, Zwangsstörungen und Überfürsorglichkeit zu einem tollen Gesamtpaket, bei dem trotz der schweren Themen nie der Fokus von der Liebesgeschichte weggeht. Einziger kleiner Wermutstropfen ist hier das Ende, das durchaus etwas runder und realistischer gestaltet hätte werden können.

Das Setting ist brillant. So entführt die Autorin den Leser in den Yosemite Park, in die Wildnis zwischen bildschönen Wasserfällen und rauen Felsformationen; in die Welt des Sportkletterns und Extremsports. Dabei kann der Roman nicht nur aufgrund der wunderschönen Naturbeschreibungen glänzen, sondern auch aufgrund der Einblicke in den Klettersport und die Filmproduktion, die durchaus authentisch anmuten und auf eine solide Recherche schließen lassen.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Dabei kann durchaus der ganze Cast überzeugen – fast alle Figuren wachsen dem Leser ans Herz und sind spannende und interessante Charaktere. Mich haben hier neben Sky vor allem Cat, Antonio und Emma begeistert – und auch Lupin habe ich als kleinen Leserliebling ins Herz geschlossen. Maja Schendels Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, sehr gefühlvoll und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung kann ebenfalls glänzen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Buchumschlag ist auf dem Cover und Buchrücken leicht geprägt und mit Klappen und toll gestalteten, farbigen Coverinnenseiten versehen. Das Titelbild ist ein wahrer Eyecatcher, farblich ein Traum und mit goldenen Applikationen versehen, und zieht sich nahtlos über Buchrücken und Coverrückseite, sodass ein tolles Gesamtbild entsteht – wirklich wunderschön.

Mein Fazit? „The Sky Above Us“ ist ein wundervolles Debüt, ein toller New-Adult-Roman, der vor allem mit starken Charakteren und einem brillanten Setting punkten kann. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von etwa 15 Jahren.

[Buchgedanken] Timo Parvela: „Schatten – Der Pakt“ (Schatten 1)

Frisch von der Frankfurter Buchmesse habe ich – noch vor den ganzen Berichten – erst einmal eine Rezension für Euch, denn vor kurzem habe ich auch „Schatten – Der Pakt“ von Timo Parvela gelesen. Das von Pasi Pitkänen illustrierte Kinderbuch ist 2023 in der arsEdition GmbH erschienen, die Originalausgabe wurde 2022 unter dem Titel „Varjot 1: Helähdys“ im Verlag Tammi veröffentlicht und von Stefan Moster übersetzt. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Der 13-jährige Pete ist verzweifelt. Seine beste Freundin Sara ist unheilbar krank. Als letzten Ausweg flüstert Pete dem Weihnachtsmann im Kaufhaus seinen sehnlichsten Wunsch ins Ohr. Er erhält das Versprechen, dass Sara geheilt wird, aber unter einer Bedingung: Pete muss seinen Schatten hergeben. Pete zögert keine Sekunde. Wer braucht schon einen Schatten? Der Plan geht auf und Sara wird über Nacht gesund. Aber bald stellt Pete fest, dass er nicht nur seinen Schatten verloren hat, und dass ein Mensch ohne Schatten kein richtiger Mensch mehr ist. Pete und Sara schmieden einen Plan, wie sie die Schatten zurückerobern können. Aber ihr Gegner ist eine sehr, sehr dunkle Macht …

„Schatten – Der Pakt“ ist der Auftaktband in eine phantastische, mythenbasierte Kinderbuchreihe an der Grenze zum Jugendbuch, mit einer Altersempfehlung des Verlags für Leser:innen ab 10 Jahren. Durch die häufigen, teils sogar ganzseitigen Illustrationen rückt das Buch dabei auch in die Nähe eines Graphic Novels, auch aufgrund der Prominenz des Autors im Kinderbuchbereich habe ich es hier aber bei der Eingruppierung als (illustriertes) Kinderbuch belassen.

Die Handlung ist hochspannend, zielgruppenorientiert – wenn auch fast etwas zu düster – und kurzweilig, ein wahrer Pageturner. Dabei wird die Handlung durch die tollen Illustrationen unterstützt und zu einem wundervollen Gesamtpaket aus Bild und Text geschnürt. Kleinere Logikfehler vermögen hier den Lesefluss kaum zu stören, allenfalls das etwas zu offene Ende, das nicht einmal die beiden Handlungsstränge zusammenlaufen lässt, ist hier als kritisch anzusehen, da das Buch somit nicht als Standalone lesbar ist.

Das Setting ist größtenteils gelungen. So entführen uns Timo und Pasi ins Finnland der heutigen Zeit, aber auch in die Welt der Wichtel, Gnome und des Allerältesten: dem Weihnachtsmann; eine Welt, die aus dem Gleichgewicht geraten zu sein scheint. Zwar sind hier noch nicht alle Verbindungen, Schnittstellen und damit verbundenen Wechselwirkungen klar, dem Duo bleiben aber ja auch noch zwei weitere Bände, den Weltenbau zu vervollständigen bzw. die Mythen weiter auszuarbeiten.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive, wenn auch die Gnome und Wichtel (und Mischwesen zwischen ihnen) noch wenig greifbar bleiben. Bei den Menschen überzeugen vor allem Sara und Jere, während gerade der Chemielehrer als Antagonist bislang noch sehr eindimensional verbleibt. Timo Parvelas Schreibstil lässt sich hierbei leicht und flüssig lesen, ist altersgerecht und lässt das Kopfkino in Zusammenarbeit mit Pasi Pitkänens Bildern sofort anspringen.

Die Buchgestaltung brilliert auf ganzer Linie. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, insbesondere der Satz überzeugt durch ein tolles Zusammenspiel der wunderschönen Bilder und dem Text. Der Buchdeckel ist auf dem Cover leicht geprägt und mit farbigen Coverinnenseiten versehen. Das Titelbild – ein wahrer Eyecatcher, wenn auch etwas düster – zieht sich zudem gut über Buchrücken und Coverrückseite und lässt somit ein tolles Gesamtbild entstehen.

Mein Fazit? „Schatten – Der Pakt“ ist ein toller Auftakt in die phantastische Kinderbuchreihe, der vor allem mit seinen wunderschönen Illustrationen und einer spannenden Handlung punktet, allerdings leider auch viel zu offen endet. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab dem vom Verlag vorgeschlagenen Alter von 10 Jahren oder auch ein, zwei Jahre später.

[Buchgedanken] Wilfried N’Sondé: „Frau des Himmels und der Stürme“

Vor kurzem habe ich auch „Frau des Himmels und der Stürme“ von Wilfried N’Sondé gelesen. Das Buch ist in der deutschen Erstausgabe 2023 im Kopf & Kragen Literaturverlag erschienen, die Originalausgabe erschien 2021 unter dem Titel „Femme du ciel et des tempêtes“ bei Actes Sud. Der Roman ist als Gegenwartsliteratur einzuordnen, für die Übersetzung zeichnet Brigitte Große verantwortlich. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Der Schamane Num vom Nomadenvolk der Nenzen entdeckt im aufgetauten Permafrostboden Russlands das über 10.000 Jahre alte, prunkvolle Grab einer Schwarzen Frau. War sie eine Königin? Unser aller Urmutter? Haben die sibirischen Völker der Jamal-Halbinsel womöglich Vorfahren aus Afrika? Zur gleichen Zeit werden in derselben Gegend riesige Erdgasvorkommen gefunden, deren Ausbeutung das empfindliche ökologische Gleichgewicht der arktischen Tundra zu zerstören droht. Der Schamane sucht, bestärkt durch das meditative Zwiegespräch mit der Afrikanerin der Arktis, Unterstützung bei einem befreundeten französischen Wissenschaftler, der schleunigst ein Forschungsteam zusammenstellt. Gemeinsam mit einer deutsch-japanischen Rechtsmedizinerin und einem Anthropologen mit kongolesischen Wurzeln bricht er zu einer geheimen Expedition auf die Jamal-Halbinsel auf. Der sensationelle Grabfund könnte die Ausbeutung der Erdgasvorkommen stoppen und die Natur vor der Zerstörung bewahren. Doch das Expeditionsteam hat es mit mächtigen und skrupellosen Gegnern zu tun: der russischen Mafia samt ihren Handlangern und Speichelleckern.

Puh, was war das? „Frau des Himmels und der Stürme“ wird als hochspannender und vielschichtiger Umweltthriller, als modernes Märchen mit brennender Aktualität angepriesen. Nach der Lektüre kann ich persönlich hier weder einen wirklichen Thriller, noch ein Märchen finden, die Anklänge daran sind jeweils viel zu schwach ausgeprägt, sodass ich es trotz der paranormalen Elemente in Ermangelung einer richtigen Genrezugehörigkeit als Gegenwartsliteratur klassifiziert habe.

Die Handlung kommt hierbei überaus langsam in Schuss. Während in der ersten Hälfte sehr wenig geschieht, überschlagen sich zum Ende hin die Ereignisse, ohne allerdings einen richtigen roten Faden erkennen zu lassen, kleinere Logikfehler und ein diffuses Ende inklusive. Dabei werden Dialoge teils gerafft nacherzählt und dem Leser jegliche Emotionen vorweggenommen – „Show don’t tell“ ist hier gänzlich ignoriert worden -, sodass es mir schwer fiel, irgendeine Bindung zur Handlung aufzubauen.

Dahingegen kann zumindest das Setting hier glänzen. So entführt der Autor den Leser auf die Jamal-Halbinsel ins Gebiet der nomadischen Nenzen; in den Permafrost der russischen Arktis – vor dem Hintergrund der aktuellen Probleme des auftauenden Permafrosts und des Naturschutzes eine wirklich wichtige Reise. Zwar irritiert die wirtschaftlich-expansive, sonst aber normale Darstellung Russlands in der heutigen Zeit, da das Buch aber bereits vor Beginn des russischen Angriffskrieges verfasst worden ist, erklärt sich dies – die verspätete Veröffentlichung der deutschen Übersetzung kann hier zumindest nicht zum Nachteil des Autors gewertet werden.

Der Kreis der handelnden Figuren ist beschränkt – passend auch zur Kürze des Romans. Hierbei kann Mischa noch am stärksten punkten, während Laurent wankelmütig und schwach wirkt und auch Silvère nicht so recht überzeugen kann sowie Sergej als Antagonist sehr eindimensional wirkt. Wifried N’Sondés Schreibstil lässt sich dabei zwar durchaus flüssig lesen, ergießt sich aber in verschachtelten Mammutsätzen und Beschreibungen, die jegliches Tempo vermissen lassen.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben – mit Ausnahme der Logikfehler – solide gearbeitet, auch wenn ich hier eine auch bezifferte Kapiteleinteilung sinniger gefunden hätte. Der Buchdeckel ist auf dem Cover und Buchrücken hochwertig geprägt und mit farbigen bzw. schwarzen Coverinnenseiten versehen. Das Titelmotiv zieht sich über den Buchrücken und die Coverrückseite, sodass ein tolles Gesamtbild entsteht, ist aber insgesamt etwas zu experimentell – auch in der Farbgebung.

Mein Fazit? „Frau des Himmels und der Stürme“ ist ein nur in Teilen überzeugender Roman der Gegenwartsliteratur, der mit seinem Setting glänzt, sich aber in der Handlung und einem ausufernden Schreibstil verliert. Für thematisch interessierte Leser noch zu empfehlen – sofern man mit dem Schreibstil klarkommt.

[Buchgedanken] Heike Abidi: „Hör auf dein Herz, auch wenn es stolpert“

Vor kurzem habe ich auch „Hör auf dein Herz, auch wenn es stolpert“ von Heike Abidi gelesen. Das Buch ist 2023 bei Lübbe in der Bastei Lübbe AG veröffentlicht worden und als Liebesroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an die Autorin und den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über ein Rezensionsangebot auf Instagram.

Eine Agentur fürs Zuhören! Diese Idee hat Floriane, 50, nachdem sie innerhalb von 24 Stunden aus ihrem gemütlichen Leben gestoßen wurde. Zuerst hat ihr Ehemann sie wegen einer Dreißigjährigen verlassen, und dann wurde ihr auch noch der Job gekündigt. Erstmal hat Floriane keine Ahnung, was sie nun tun soll. Doch dann besinnt sie sich auf ihr größtes Talent, das Zuhören. Schon bald nach der Gründung ihrer Agentur bemerkt sie überrascht, wie viele Menschen dringend jemanden zum Reden brauchen. Als sie sich auf einmal zwischen zwei Männern entscheiden muss, stellt sie fest, dass das Zuhören auch ihr gutgetan hat. Können die Lebensgeschichten anderer Floriane helfen, ihren Weg zu finden?

„Hör auf dein Herz, auch wenn es stolpert“ ist ein klassischer Liebesroman, der, für das Genre ungewohnt, Protagonistinnen jenseits der 50 oder zumindest um die 50 in den Mittelpunkt stellt – mal erfrischend anders, nicht immer über die erste große, sondern eine spätere Liebe zu lesen. Auch eröffnet dies die Möglichkeit, aufgrund der Lebenserfahrung den Charakteren ganz andere Steine in den Weg zu legen, andere Probleme im Hintergrund hervortreten zu lassen – wovon der Roman aber eher wenig Gebrauch macht, hier bleibt die Geschichte etwas seicht und konfliktarm.

Die Handlung generell ist durchaus abwechslungsreich und kurzweilig, genrebedingt natürlich aber auch zumindest teils vorhersehbar – insgesamt eher ein Feel-Good-Liebesroman als einer, der an der Grenze zum Schicksalsroman kratzt. Kleinere Logikfehler tun der guten Stimmung hier eher keinen Abbruch. Allerdings kann das Ende nur bedingt überzeugen, wartet mit der ein oder anderen unerwarteten Wendung auf, hat aber auch leichte Schwächen.

Das Setting ist etwas beliebig und austauschbar, so könnte der Roman in jeder mittelgroßen bis großen Stadt im Einzugsgebiet eines Flughafens spielen – eine stärkere lokale Fokussierung hätte hier noch eine weitere Nuance hinzufügen können. Für die Handlung ist das Setting allerdings auch nicht wirklich wichtig, ist in diesem Buch eher Beiwerk als Handlungstreiber, da es doch sehr zentral auf die Beziehung der Protagonisten untereinander ankommt.

Die Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Dabei überzeugen insbesondere Rena, Ilse und Alfred als wichtige Nebencharaktere, während Floriane nicht immer nachvollziehbar handelt und einige der kleineren Nebencharaktere etwas überzeichnet sind. Heike Abidis Schreibstil lässt sich hierbei leicht und flüssig lesen, ist humorvoll und lässt das Kopfkino sofort anlaufen.

Die Buchgestaltung überzeugt größtenteils. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben solide gearbeitet, insbesondere der Satz punktet dadurch, die Chatnachrichten etwas innovativer einzubauen, auch wenn hier sicherlich noch lange nicht das Optimum erreicht ist. Der Umschlag ist auf Cover und Buchrücken hochwertig geprägt, das florale, ansehnliche Titelbild zieht sich gut auch über den Buchrücken und die Coverrückseite, sodass ein tolles Gesamtbild entsteht. Zudem ist der Umschlag mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen, die allerdings nicht so recht zum Design passen und eher eintönig sind. Etwas mehr Vielfalt hier und eine Prägung auch auf der Coverrücksite hätten so für ein noch runderes Gesamtprodukt gesorgt.

Mein Fazit? „Hör auf dein Herz, auch wenn es stolpert“ ist ein im Wesentlichen gelungener Feel-Good-Liebesroman, der vor allem durch starke Nebencharaktere und tolle Ideen punktet, aber auch kleinere Schwächen hat. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – auch schon leicht vor dem vom Verlag angegebenen Lesealter (16+), nämlich ab etwa 14 Jahren.

[Buchgedanken] Nicole Röndigs: „Battle of Schools – Angriff der Molchgehirne“ (Battle of Schools 1)

Vor kurzem habe ich auch „Batttle of Schools – Angriff der Molchgehirne“ von Nicole Röndigs gelesen. Das Buch ist 2023 im cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH erschienen und als von Tine Schulz illustriertes Kinderbuch einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Schon an seinem ersten Tag an der Emmy-Noether-Gesamtschule wird Jo klar, dass Unterricht hier bloß Nebensache ist. Die Schüler sind nämlich vor allem damit beschäftigt, ihre Lieblingsfeinde vom benachbarten Willibald-Gluck-Gymnasium in die Pfanne zu hauen. Mit genialem Erfindungsgeist und ausgetüftelten Attacken machen „Emmys“ und „Willis“ sich gegenseitig die Hölle heiß – erst recht, als die beiden Schulen bei einem Musical-Wettbewerb gegeneinander antreten. Zu dumm, dass Jos neue Freundin Pia ausgerechnet eine „Willi“ ist …

„Battle of Schools – Angriff der Molchgehirne“ ist der erste Band der Buchreihe um die beiden Bielstedter Schulen und deren Rivalität untereinander. Dabei balanciert der Roman an der Grenze vom Kinder- zum Jugendbuch, was auch die Altersempfehlung des Verlags ab 10 Jahren zeigt. Da die Romane vom Verlag als Kinderbuchreihe beworben werden, habe ich es aber bei dieser Eingruppierung belassen. Der Roman wird hierbei von einem auktorialen Erzähler erzählt, der elementar wichtig für den allgegenwärtigen Humor ist.

Die Handlung ist kurzweilig und abwechslungsreich, teils aber auch etwas vorhersehbar, in jedem Fall jedoch altersgerecht und unglaublich witzig. Insbesondere die eingestreuten Zwischenkapitel oder auch die Passagen aus Heisenbergs Sicht machen hier besonders viel Spaß und sorgen für kleine Highlights. Dabei endet das Buch eigentlich sehr rund – mit dem Bonuskapitel wird allerdings doch noch ein großer Cliffhanger produziert, der die Fortsetzung triggert – darauf hätte man hier durchaus verzichten können, auch so hat der Roman genug Potential für die Folgebände gelassen.

Das Setting überzeugt auf ganzer Linie. So nimmt die Autorin den Leser mit auf eine Reise nach Bielstedt, in eine Stadt mit verschimmeltem städtischen Schwimmbad, mit einem ansässigen Opernstar und – nun ja – einer Schulrivalität epischen Ausmaßes. Dabei sind es vor allem die Illustrationen von Tine Schulz, die hier das Setting abrunden, die den Leser zum schmunzeln bringen und die Handlung nicht nur abbilden, sondern ergänzen.

Die einzelnen Figuren sind teils etwas schematisch und stereotyp, teils aber auch vielschichtig angelegt. Hierbei brilliert vor allem Tessa als hochspannender Charakter und auch Suleika und Pia können überzeugen. Nicole Röndigs Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, alters- und zielgruppengerecht und lässt das Kopfkino sofort anspringen – vor allem in Zusammenarbeit mit den Illustrationen von Tine Schulz.

Die Buchgestaltung ist ebenfalls gelungen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben ordentlich gearbeitet, der Buchdeckel ist auf dem Cover, Buchrücken und der Coverrückseite hochwertig geprägt und mit farbigen Coverinnenseiten versehen. Auch das Covermotiv kann mit seinen Farben und der Detailverliebtheit überzeugen, wird aber zum Buchrücken hin unterbrochen und auf der Coverrückseite im Wesentlichen ähnlich wiederaufgegriffen. Auch die Coverinnenseiten sind jeweils gleich, sodass hier durchaus noch etwas mehr Vielfalt für ein noch runderes Gesamtprodukt gesorgt hätte.

Mein Fazit? „Battle of Schools – Angriff der Molchgehirne“ ist ein sehr gelungener Start in die Reihe, der vor allem durch seinen Humor und das tolle Zusammenspiel von Text und Illustration punkten kann. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab dem vom Verlag vorgeschlagenen Lesealter von 10 Jahren.

[Buchgedanken] Hannah Conrad: „Eine Dame mit Geheimnissen“ (Das Lilienpalais 4)

Vor kurzem habe ich auch „Eine Dame mit Geheimnissen“ von Hannah Conrad gelesen, dem Pseudonym des Autorenquartetts Monika Pfundmeier, Frieda Bergmann, Persephone Haasis und Laila El Omari. Das Buch ist 2023 im Wilhelm Heyne Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH erschienen und als historische Familiensaga einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

München, 1827. Seit sieben Jahren arbeitet Nanette als Gouvernante bei den von Seybachs, seit sieben Jahren hütet sie ein düsteres Geheimnis. Als nach und nach ihre Schützlinge Johanna, Maximilian und Isabella – dank ihrer Hilfe – Glück und Liebe finden, sucht Nanette einen neuen Sinn in ihrem Leben. Heimlich beteiligt sie sich an der Veröffentlichung pikanter Fortsetzungsromane des Autors Anonymus, die für viel Empörung bei der biederen Münchner Gesellschaft sorgen und zugleich von einer wachsenden Leserschaft verschlungen werden. Nur der Zeitungsverleger Ferdinand von Rückl macht ihr das Leben schwer. Ständig fordert er sie heraus, die Diskussionen mit ihm sind hitzig. Gleichzeitig übt das Feuer, das Nanette in ihm lodern sieht, eine enorme Anziehungskraft auf sie aus. Ein prickelndes Spiel beginnt …

„Eine Dame mit Geheimnissen“ ist nach „Eine fast perfekt Debütantin“, „Ein Graf auf Abwegen“ und „Wirbel um die Komtess“ der abschließende Band der Reihe um das Lilienpalais und erneut als historische Familiensaga einzuordnen – auch wenn die Protagonistin offiziell kein Mitglied der Familie ist, ist sie doch unumstößlich mit den von Seybachs verbunden. Hierbei irritiert jedoch, dass das Buch nicht zeitlich nach den anderen Bänden spielt, sondern parallel zu den Vorgängern. Da deren Geschehen somit hier auch am Rande erwähnt wird, kann „Eine Dame mit Geheimnissen“ als Standalone gelesen werden, empfehlen würde ich es aber nicht.

Die Handlung ist abwechslungsreich und wartet immer mal wieder mit unerwarteten Wendungen auf – leider sind Kernpunkte allerdings auch etwas vorhersehbar und Teile des Endes nicht zwingend logisch. Aufgrund des für die Reihe unüblich großen Zeitraums, den das Buch abdeckt, ist zudem die Handlung nicht so dicht wie in den Vorgängerbänden. Dennoch gelingt es Hannah Conrad natürlich wieder, den Leser zu fesseln, schließlich haben sich die Geheimnisse um Nanette ja bereits in den ersten Bänden aufgebaut, sodass man voller Erwartung den Auflösungen entgegengefiebert hat.

Das Setting ist naturgemäß brillant und aus den Vorgängerbänden bekannt. Mal wieder entführen die Autorinnen den Leser ins München des 19. Jahrhunderts, in eine pulsierende, sich gerade entwickelnde Stadt voller Bälle, Kultur und hoher Politik. Dabei mischt sich die Geschichte um Adel und Standesunterschiede dieses Mal ähnlich wie im Vorgängerband mit dem Thema Frauen in der Kunst – dieses Mal allerdings mit dem Schwerpunkt auf Literatur.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Da dieser Roman die Dauer aller anderen Romane abdeckt, ist das Charakterportfolio relativ groß – viele treten nur ganz am Rande auf. Positiv überrascht bin ich hier von Gustl, einer tollen Nebenrolle, die für Charme und Witz sorgt. Der Schreibstil von Hannah Conrad ist dabei leicht und flüssig zu lesen, zwar nur teils authentisch – aber das wird ja auch im Nachwort erneut angesprochen.

Die Buchgestaltung vermag natürlich erneut zu überzeugen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben ordentlich gearbeitet, der Buchumschlag ist auf dem Cover hochwertig geprägt und mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen – unter anderem mit einer tollen Karte von München. Das Cover ist schön anzusehen und fügt sich gut in die Reihe mit tollem Wiedererkennungswert ein – allerdings fehlt erneut etwas der Bezug zur Handlung.

Mein Fazit? „Eine Dame mit Geheimissen“ ist der gelungene Abschluss der „Lilienpalais“-Reihe, der vor allem durch sein Setting und die Charaktere überzeugt, aber auch kleinere Schwächen hat und somit nicht ganz an die Brillanz der anderen Bände heranreicht. Für Leser des Genres und Liebhaber der Reihe bedenkenlos zu empfehlen.

[Buchgedanken] Mairghread Scott: „Sea Serpent’s Heir – Das Vermächtnis der Seeschlange 1: Die Piratentochter“ (Sea Serpent’s Heir 1)

Vor kurzem habe ich auch „Sea Serpent’s Heir – Das Vermächtnis der Seeschlange 1: Die Piratentochter“ von Mairghread Scott gelesen. Das Buch ist 2023 bei CROCU, im Cross-Cult Verlag erschienen und als Graphic Novel einzuordnen, die Originalausgabe wurde 2022 bei Image Comics, Inc. veröffentlicht. Die Zeichnungen stammen aus der Feder von Pablo Tunica, für die Übersetzung zeichnet Frank Neubauer verantwortlich. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Für Aella ist das Leben auf der Insel Kinamen der Inbegriff von unendlicher Langeweile. Sie träumt von großen Abenteuern jenseits des Horizonts, während sie ihre Tage mit Fischen und einem wachsamen Blick auf ihre Tanten verbringt. All das soll sich jedoch ändern, als ein uraltes Übel in ihr erwacht: Xir, jene Schlange, die um ein Haar die Welt zerstört hätte. Es kommt noch schlimmer! Eine fanatische religiöse Organisation hat auf Kinamen Einzug gehalten, um Xir ein für alle Mal zu vernichten … Als Aella sich gezwungen sieht, um ihr Leben zu kämpfen, merkt sie schnell, dass ihre ganze Welt überhaupt nicht so ist, wie es stets den Anschein machte. Auch ihre Tanten wissen mehr, als sie zugeben mögen – und was genau will die berüchtigte Piratenkönigin überhaupt von Aella?

„Sea Serpent’s Heir – Das Vermächtnis der Seeschlange 1: Die Piratentochter“ ist der Auftakt in die gleichnamige Graphic Novel Reihe aus der Feder der bekannten Comic- und Zeichentrickfilmautorin Mairghread Scott. Neben Pablo Tunica als Zeichner ist auch Ariana Maher als Lettererin an dem Projekt beteiligt. Während „Die Piratentochter“ dabei auf Verkaufsplattformen teils als Comic eingeordnet wird, habe ich es als Graphic Novel klassifiziert, da ich dies stimmiger finde – die Gattungsgrenzen sind hier aber ohnehin fließend.

Die Handlung ist spannend und kurzweilig, am Anfang aber auch leicht verworren und unübersichtlich. Dabei wird die Geschichte durch die tollen Zeichnungen nicht nur abgebildet, sondern unterstützt und ergänzt – die unglaublich detailverliebten Bilder tragen hier im Wesentlichen zu der Tiefe der Handlung bei, die eine Mischung aus Fantasy-, Piraten- und Coming-of-Age Geschichte ist mit ersten Anklängen für eine romantische Storyline. Letztere ist allerdings in diesem Band noch nicht wirklich entwickelt.

Das Setting ist stimmig, aber vom Weltenbau noch nicht vollends ausgereift. So entführt die Autorin den Leser in ein nicht näher bestimmtes Reich / eine nicht näher bestimmte Welt mit Inseln, in der die Kirche des ersten Lichts als Dämonenjägerin aktiv ist. Leider fehlen hier noch diverse Hintergrundinformationen zur Weltenentwicklung oder zum Magiekonzept – die nächsten Teile können dies aber sukzessive nachholen und ein überzeugendes Gesamtbild präsentieren.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen noch schematisch gezeichnet, etwas eindimensional angelegt. Aella als Protagonistin kann hier trotzdem, gerade auch mit ihrer Zerrissenheit, überzeugen, während vor allem Oren als Antagonist etwas farblos verbleibt. Mairghread Scotts Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen und harmoniert gut mit der Bildsprache von Pablo Tunica.

Die Buchgestaltung ist gelungen. Lektorat und Korrektorat haben gut gearbeitet, das Lettering ist ausgezeichnet. Der Buchumschlag ist auf dem Cover, der Coverrückseite und dem Buchrücken leicht geprägt, die Handlung wird mit einer nachgestellten Karte abgerundet. Das Covermotiv ist unglaublich detailverliebt und ein wahrer Eyecatcher – wirklich toll gestaltet. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Cover über die Reihe hinweg entwickeln und ob ein einheitlicher Gesamteindruck entsteht.

Mein Fazit? „Sea Serpent’s Heir: Das Vermächtnis der Seeschlange 1: Die Piratentochter“ ist ein solider Auftakt in die Reihe, der vor allem durch seine detailverliebten Zeichnungen glänzt, am Anfang allerdings etwas unübersichtlich ist. Für Leser von Graphic Novels bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von etwa 14 Jahren.

[Buchgedanken] Corinna Wieja: „Herzenssachen – Sternenzelt & Sommerträume“

Vor kurzem habe ich auch „Herzenssachen – Sternenzelt & Sommerträume“ von Corinna Wieja gelesen. Das Buch ist 2023 bei One in der Bastei Lübbe AG erschienen und als Mitmachbuch einzuordnen. Für die wundervollen Illustrationen und auch für Aufmachung und Buchsatz zeichnet Laura Rosendorfer verantwortlich, die somit maßgeblichen Anteil an diesem tollen Produkt hat. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über die Bloggerjury.

Die 15-jährige Fee ist eigentlich eine Stadtpflanze. Deshalb freut sie sich sehr auf ihre Ferien in einem französischen Nationalpark. Drei Wochen Natur erleben, Zelten und Lagerfeuer gemeinsam mit ihrer besten Freundin Merle. Wäre da nur nicht Eric, der auf dem Campingplatz arbeitet. Er wirbelt regelmäßig Fees Gedanken durcheinander und bringt ihr Herz zum Klopfen …

„Herzenssachen – Sternenzelt & Sommerträume“ setzt sich aus einem Kurzroman und einem Mitmachteil zusammen, der aus Tests, Listen, Rezepten, Achtsamkeitstipps und DIYs besteht. Der Kurzroman kann dabei dem Genre Jugendbuch zugeordnet oder auch als Teen Romance klassifiziert werden an der Grenze zu Young Adult. Aufgrund der Verknüpfung des Romane mit dem Mitmachteil, aufgrund der thematischen Einbindung des Textes in das Gesamtkonzept habe ich mich jedoch insgesamt für die Eingruppierung als Mitmachbuch entschieden.

Die Handlung ist kurzweilig, wenn auch genrebedingt durchaus vorhersehbar und sehr cosy. Probleme, Schwierigkeiten kommen nur am Rande vor, insgesamt ist die Story eine mit Feel-Good-Garantie, aber auch etwas seicht und nicht allzu anspruchsvoll – selbst für die Zielgruppe kann man hier in einem Kurzroman gegebenenfalls etwas tiefer einsteigen. Der Mitmachteil hingegen rundet die Geschichte gut ab, ist sehr umfangreich und bietet für jeden etwas, auch wenn sicherlich niemand sich hier für alle Punkte begeistern kann – ein buntes Potpourri.

Das Setting des Kurzromans ist natürlich wunderschön. Ein Naturpark in Frankreich, ein Jugendcamp, Wasserfall, Eselgehege und Aussichtsfelsen inklusive – so stellt man sich ein gelungenes Feriencamp als Jugendlicher vor – und das alles auch noch im Namen des Naturschutzes als Work, Travel and Fun. Dabei wird der Roman aus der Ich-Perspektive von Fee erzählt – man lernt quasi alles mit ihr zusammen kennen.

Die einzelnen Figuren sind aufgrund des Kurzromans relativ schematisch angelegt – die meisten Nebenfiguren spielen auch auch kaum eine Rolle. Am stärksten begeistern können hierbei noch Merle und der Esel Stella, aber auch Fee und Eric als Love Interest sind wirklich zuckersüß. Corinna Wiejas Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, zielgruppen- und altersgerecht und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung brilliert auf ganzer Linie. Zwar sind dem Lektorat und Korrektorat Kleinigkeiten durchgerutscht, diese schmälern aber nicht das Lesevergnügen. Der Buchsatz hingegen ist einfach wunderschön, genau wie der Umschlag, der auf Cover, Coverrückseite und Buchrücken hochwertig geprägt und mit farbigen Coverinnenseiten versehen ist. Auch das Titelmotiv überzeugt und lässt den Mitmachcharakter direkt erahnen.

Mein Fazit? „Herzenssachen – Sternenzelt & Sommerträume“ ist ein Mitmachbuch mit tollen Aktionen und einem Kurzroman, der zuckersüß und kurzweilig ist, aber auch etwas mehr Tiefe hätte vertragen können. Für Leser ab dem vom Verlag angegebenen Lesealter von 13 Jahren bedenkenlos zu empfehlen.

[Buchgedanken] Kathrin Lange / Susanne Thiele: “ Toxin“ (Nina Falkenberg 2)

Vor kurzem habe ich auch „Toxin“ von Kathrin Lange und Susanne Thiele gelesen. Das Buch ist 2023 bei Lübbe in der Bastei Lübbe AG erschienen und als Wissenschaftsthriller einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über die Bloggerjury und die vermittelnde Agentur Buchcontact.

Als in Berlin Obdachlose an Milzbrand sterben, ist Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg alarmiert. Die Fälle erinnern an ein Ereignis in Alaska vor 10 Jahren, als das Auftauen des Permafrostbodens einen tödlichen Erreger freisetzte. Ebenfalls in Alaska verschwindet Ninas Freund, der Milzbrand-Forscher Gereon Kirchner. Nina bittet ihren Bekannten Tom Morell, dorthin zu reisen und herauszufinden, was passiert ist. Schon kurz nach Toms Ankunft taucht in einem Eistunnel eine Frauenleiche auf. Ist Gereon schuld an ihrem Tod? Hat er gar mit dem qualvollen Tod der Obdachlosen in Berlin zu tun? Während Tom und Nina versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen, müssen sie begreifen, dass sie gegen einen sehr viel mächtigeren Gegner kämpfen, als sie dachten …

„Toxin“ ist nach „Probe 12“ der zweite Roman des Autorenduos Kathrin Lange und Susanne Thiele um die Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg und den Food- und Reiseblogger Tom Morell und knüpft zeitlich relativ nah an den Vorgänger an, kann aber als Standalone gelesen werden (auch wenn ich es nicht empfehlen würde). Während „Probe 12“ noch klassisch ein Wissenschaftsthriller war, habe ich dies für „Toxin“ auch angenommen. Genauso gut hätte man das Buch aber auch als Umwelt- oder Politthriller bezeichnen können, es zeigt theoretisch sogar Aspekte eines Spionagethrillers.

Die Handlung ist durchaus kurzweilig und mit einigen tollen Twists versehen, in Teilen aber auch vorhersehbar. Gerade am Anfang kommt die Handlung zudem relativ schwer in Schuss, einige angelegte Handlungsstränge machen bislang in ihrer Präsenz auch noch wenig Sinn – ob dies durch einen Nachfolgeband aufgefangen wird, ist mir zumindest noch nicht bekannt. Abgesehen davon mischt der Roman – ein bekanntes Rezept des Vorgängers – hochaktuelle und wichtige Themen mit einer spannenden Thrillerhandlung zu einem tollen Gesamtprodukt – ein wahrer Pageturner.

Auch das Setting vermag zu überzeugen. So entführen die Autorinnen den Leser nicht nur erneut nach Berlin, sondern vor allem auch nach Alaska, in die endlosen Weiten des Permafrostgebietes mit Forschungsstationen, Kleinstädten und indigenen Siedlungen. Dabei zeugt vor allem der wissenschaftliche Part wieder von enormem Fachwissen und gelungener Recherche, während die Polizeiarbeit teils etwas stiefmütterlich behandelt wird – die Fehler dort aber auch im Nachwort zugegeben werden.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei überzeugen vor allem Sylvie und auch mit leichten Abstrichen Nina, während Tom mir im ersten Band noch besser gefallen hat. Der Schreibstil der Autorinnen ist dabei leicht und flüssig zu lesen und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung ist ebenfalls gelungen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Buchumschlag ist mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen. Das Titelmotiv passt farblich gut zum ersten Band und sorgt so für einen halbwegs einheitlichen Gesamteindruck der Reihe.

Mein Fazit? „Toxin“ ist ein spannender und überzeugender Wissenschaftsthriller, der allerdings etwas langsam beginnt und nicht ganz an die Brillanz des ersten Buches heranreicht. Dennoch für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab dem vom Verlag empfohlenen Lesealter von 16 Jahren.