[Buchgedanken] Monika Mansour: „Der Himmel über den Alpen“

Vor kurzem habe ich „Der Himmel über den Alpen“ von Monika Mansour gelesen. Das Buch ist 2023 in der Emons Verlag GmbH erschienen und als Liebesroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

In einem Sanatorium in den Berner Alpen lassen sich vermögende Patienten mit psychischen Problemen diskret behandeln. Die quirlige Sunshine leidet unter der Misshandlung ihrer italienischen Mafiafamilie. Rainman, erfolgreicher koreanischer Popstar, ist mit einem tragischen Geheimnis belastet. Beide lassen sich am selben Tag einliefern – und entdecken hier, in ihrer Heimat, wo sie als Kinder glücklich waren, nicht nur eine neue Liebe, sondern finden auch die Kraft, ihre Zukunft neu zu schreiben.

„Der Himmel über den Alpen“ ist der erste Roman fernab des Krimigenres von Monika Mansour – und so ganz kann sie ihre Krimileidenschaft dann doch nicht verbergen. Zwar habe ich das Buch als (klassischen) Liebesroman eingeordnet, es zeigt jedoch durchaus auch Ansätze eines Thrillers oder Krimis – und hätte mit Fug und Recht auch als Schicksalsroman eingeordnet werden können, wenn die Perspektive etwas stärker auf eine der Figuren fokussiert gewesen und/oder Rainmans Geheimnis früher aufgedeckt worden wäre.

Die Handlung ist abwechslungsreich und spannend, wenn in Teilen allerdings auch vorhersehbar. Insbesondere loben möchte ich, dass der Prolog relativ früh im Buch wiederaufgegriffen wird und die Handlung insgesamt sehr stringent erzählt wird, da nur wenige Handlungsstränge vorhanden sind. Auch ist die Kombination von Mafia und K-Pop elektrisierend und neu, allerdings sind gerade diese Erzählstränge außerhalb der Lovestory auch etwas überzeichnet und hollywoodlike.

Das Setting ist naturgemäß traumhaft, entführt die Autorin den Leser doch ins Berner Oberland – und auf Ausflüge nach Kalabrien und Busan. Dabei gelingt es Monika Mansour, die besonderen Gegebenheiten der Orte herauszustellen und so für den Leser zum Leben zu erwecken – insbesondere das schweizerische Alpenpanorama. Apropos Schweiz: Auch hier hat sich das ein oder andere dialektische und im Hochdeutschen unbekannte Wort in den allgemeinen Text geschmuggelt – glücklicherweise ließ es sich jeweils aus dem Kontext erschließen.

Die einzelnen Figuren sind vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei überzeugen insbesondere wichtige Nebenrollen wie Sophie, Dr. Tribelhorn und Tony, während Rainman etwa blass verbleibt und nicht immer nachvollziehbar handelt. Monika Mansours Schreibstil lässt sich hingegen leicht und flüssig lesen und das Kopfkino sofort anlaufen.

Die Buchgestaltung ist gelungen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben ordentlich gearbeitet, der Buchumschlag ist auf dem Cover, der Coverrückseite und dem Buchrücken leicht geprägt. Das Titelmotiv ist schön anzusehen aber auch etwas beliebig und wird leider zum Buchrücken hin abrupt unterbrochen. Buchrücken und Coverrückseite bilden zudem einen irritierenden farblichen Gegensatz – ein Tausch der Farben bei einem der beiden hätte hier für fließende und einheitliche Übergänge gesorgt.

Mein Fazit? „Der Himmel über den Alpen“ ist ein weitgehend überzeugender Liebesroman, der vor allem mit seinem Setting brilliert und nur kleinere Schwächen in der Handlung aufweist. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von etwa 15 Jahren.

[Buchgedanken] Maja Schendel: „The Sky Above Us“

Vor kurzem habe ich auch „The Sky Above Us“ von Maja Schendel gelesen. Das Buch ist 2023 im Wilhelm Goldmann Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH erschienen und als New Adult Romance einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Für Sky ist es die Chance ihres Lebens: Der angesagte Freeclimber Eric Knox will, dass sie den Filmdreh leitet, wenn er die gefährlichste Felswand im Yosemite Nationalpark erklettert. Fast 1000 Meter. Ohne Sicherung! Absolut verrückt, findet Sky. Doch mit dieser Doku könnte sie sich an der legendären Filmschule in L.A. bewerben. Sky sagt zu, obwohl allein der Gedanke an die Dreharbeiten schreckliche Erinnerungen in ihr wachruft. Im Yosemite angekommen, ist Sky überwältigt von der atemberaubenden Natur – und von Eric. Mit jedem Drehtag kommen sich die beiden näher, und bald muss sich Sky fragen: Kann sie Regie führen, wenn Eric zwischen Leben und Tod schwebt?

„The Sky Above Us“ ist der Debütroman von Maja Schendel – und als solcher ein wirklich gelungener Start für die Autorin. Dabei wird der Roman als New Adult Romance beworben, auch wenn hierbei genreuntypisch die erotischen Szenen doch eher zurückhaltend behandelt werden, teils sogar ausgeblendet wird. Dennoch habe ich es, auch aufgrund des Alters der Protagonisten, bei der Genreeinteilung belassen, da es für andere Möglichkeiten weniger belastbare Anhaltspunkte gibt.

Die Handlung ist spannend und kurzweilig, wenn auch genrebedingt durchaus teilweise vorhersehbar. Dabei mischt die Autorin die Liebesgeschichte gut mit wichtigen und teils düsteren Themen wie Trauer, Traumata, Zwangsstörungen und Überfürsorglichkeit zu einem tollen Gesamtpaket, bei dem trotz der schweren Themen nie der Fokus von der Liebesgeschichte weggeht. Einziger kleiner Wermutstropfen ist hier das Ende, das durchaus etwas runder und realistischer gestaltet hätte werden können.

Das Setting ist brillant. So entführt die Autorin den Leser in den Yosemite Park, in die Wildnis zwischen bildschönen Wasserfällen und rauen Felsformationen; in die Welt des Sportkletterns und Extremsports. Dabei kann der Roman nicht nur aufgrund der wunderschönen Naturbeschreibungen glänzen, sondern auch aufgrund der Einblicke in den Klettersport und die Filmproduktion, die durchaus authentisch anmuten und auf eine solide Recherche schließen lassen.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Dabei kann durchaus der ganze Cast überzeugen – fast alle Figuren wachsen dem Leser ans Herz und sind spannende und interessante Charaktere. Mich haben hier neben Sky vor allem Cat, Antonio und Emma begeistert – und auch Lupin habe ich als kleinen Leserliebling ins Herz geschlossen. Maja Schendels Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, sehr gefühlvoll und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung kann ebenfalls glänzen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Buchumschlag ist auf dem Cover und Buchrücken leicht geprägt und mit Klappen und toll gestalteten, farbigen Coverinnenseiten versehen. Das Titelbild ist ein wahrer Eyecatcher, farblich ein Traum und mit goldenen Applikationen versehen, und zieht sich nahtlos über Buchrücken und Coverrückseite, sodass ein tolles Gesamtbild entsteht – wirklich wunderschön.

Mein Fazit? „The Sky Above Us“ ist ein wundervolles Debüt, ein toller New-Adult-Roman, der vor allem mit starken Charakteren und einem brillanten Setting punkten kann. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von etwa 15 Jahren.

[Buchgedanken] Gabriel Herlich: „Freischwimmer“

Und auch dieses Buch habe ich vor kurzem gelesen, nachdem ich den Autor auch auf der Leipziger Buchmesse getroffen habe. „Freischwimmer“ von Gabriel Herlich ist 2023 im Pendragon Verlag erschienen und als Gegenwartsliteratur einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Es gibt Zeiten im Leben, auf die man zurückblickt und begreift, dass sie alles verändert haben – für Donnie Frey ist diese Zeit sein 21. Sommer. Eine einzige schicksalhafte Begegnung reicht aus, um Donnie völlig aus der Bahn zu werfen. Plötzlich sieht er sich mit Fragen konfrontiert, denen er bislang erfolgreich ausgewichen ist. Was bedeutet es, eigene Entscheidungen zu treffen und mit den Konsequenzen zu leben? Wie weit würde er gehen, um für seine Überzeugungen einzustehen? Antworten auf diese Fragen findet er dort, wo er sie am wenigsten erwartet hätte: in Zimmer 311 eines Altenheimes, auf dem Fahrersitz eines Buchanka und in einem malerischen Hotel in Südfrankreich.

„Freischwimmer“ wird im Blurb von Takis Würger als Roadmovie, als Liebesgeschichte und Entwicklungsroman beschrieben – und ist unzweifelhaft auch all das. Gleichsam ist es auch ein Coming-of-Age Roman, fast eine Familiensaga, aber vor allem auch ein Roman der Gegenwartsliteratur. Letzteres habe ich auch als Einordnung, als Symbolbild für die Gesamtheit, die Komplexität übernommen – eine Kategorisierung, die durchaus auch auf wichtigen Verkaufsportalen zu finden ist.

Die Handlung ist abwechslungsreich und kurzweilig – auch wenn die einzelnen Zufälle, die die Handlung vorantreiben, in der Gesamtheit doch etwas konstruiert erscheinen. Das Ende hingegen verdient sein Lob dafür, nicht klischeehaft ein Happy-End zu installieren, sondern eine Auflösung, die zur Story passt und sich echt und organisch anfühlt. Dabei mischt Gabriel Herlich schwere Themen wie Rassismus, Antisemitismus, Beutekunst und physische und sexuelle Gewalt mit der zarten Liebesgeschichte – und einer Mission der Wiedergutmachung.

Das Setting ist gelungen. So entführt der Autor den Leser nach Hamburg, in eine Welt voller Gegensätze zwischen High-Society Villa und schäbiger Gartenlaube, die in der Figur von Donatus kumulieren, der zu Beginn des Buches in beiden Welten – und doch irgendwie in keiner – so richtig zuhause ist. Zudem nimmt Gabriel Herlich den Leser auch mit auf eine Reise, nicht nur nach Frankreich sondern auch in die Vergangenheit zweier Familien voller Geheimnisse und Erinnerungen.

Die einzelnen Figuren sind vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei brilliert vor allem Meggie, und auch Laura und Vincent können als wichtige Nebencharaktere überzeugen. Donatus hingegen bleibt etwas blass, handelt nicht immer nachvollziehbar und lässt teils eine Lernkurve vermissen. Gabriel Herlichs Schreibstil ist hingegen leicht und flüssig lesbar und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, wobei letzterer sich ein Zusatzlob dafür verdient, jedes Kapitel auf einer ungeraden Seite zu starten. Der Buchumschlag ist relativ simpel und eintönig, das Covermotiv, das ebenfalls nicht in Gänze überzeugt, abrupt zum Buchrücken unterbrochen. Auch das unter dem Umschlag befindliche Buch ist sehr einfach gestaltet – lediglich die Haptik vermag hier wirklich zu überzeugen.

Mein Fazit? „Freischwimmer“ ist ein Roman der Gegenwartsliteratur, der mit einer abwechslungsreichen und gut ausbalancierten Handlung punktet, die allerdings in Teilen auch etwas konstruiert erscheint. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von etwa 14 oder 15 Jahren.

[Buchgedanken] Christian Handel: „Schattengold – Ach, wie gut, dass niemand weiß …“

Vor kurzem habe ich „Schattengold – Ach, wie gut, dass niemand weiß …“ von Christian Handel gelesen. Das Buch ist 2022 in der Piper Verlag GmbH erschienen und als phantastische Märchenadaption einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Drei Dinge muss Farah ihren Eltern versprechen: Iss nie etwas, das dir Feen anbieten. Verrate ihnen nicht deinen Namen. Und am wichtigsten: Lass dich unter keinen Umständen auf einen Handel mit dem Dunklen Volk ein. In diesem Sommer wird Farah jedes einzelne dieser Versprechen brechen.

„Schattengold – Ach, wie gut, dass niemand weiß …“ ist eine phantastische Märchenadaption, eine Neuerzählung des bekannten Märchens „Rumpelstilzchen“. Dabei ist die Adaption durchaus düster gestaltet – und sicherlich nichts für kleine Kinder, sondern vielmehr für ältere Jugendliche. Gleichsam kann man das Buch auch der progressiven Phantastik zurechnen, spielen doch diverse und queere Charaktere eine zentrale Rolle in der Handlung.

Diese Handlung ist, obwohl aufgrund des Quellmaterials in Grundzügen bekannt, dennoch spannend und abwechslungsreich und durchaus in Teilen überraschend – allerdings wird sie auch gelegentlich durch die doch etwas zu aussagekräftigen Kapitelüberschriften gespoilert. Mögliche Abweichungen zum Quellmaterial halten sich im vertretbaren Rahmen.

Das Setting ist naturgemäß brillant. So entführt der Autor den Leser nach Firnland und in den Firnwald, in eine märchenhafte Welt voller Magie, Fabelwesen und bösen Schwiegermüttern. Dabei ist die Welt insgesamt düster aber atmosphärisch, geprägt von Standesdünkel, Steuererhöhungen und Furcht. Christian Handels Schreibstil ist hierbei leicht und flüssig zu lesen, lässt das Kopfkino sofort anspringen und die Welt so vor dem inneren Auge entstehen.

Die einzelnen Charaktere sind, im Wesentlichen, gelungen angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei glänzen vor allem wichtige Nebencharaktere wie Giulietta, Adil und – ein Fanliebling – der Waschbär, während Farah leider etwas blass bleibt, nicht nachvollziehbar und unlogisch handelt, und auch die Beziehung zu Magnus nicht in Gänze überzeugt.

Die Buchgestaltung ist solide. Dem Lektorat und Korrektorat sind zwar, gerade zu Beginn, doch einige Kleinigkeiten durchgerutscht, die den Lesefluss allerdings nicht erheblich hemmen. Der Buchsatz hingegen ist wunderschön, genau wie der auf Cover, Buchrücken und Coverrückseite leicht geprägte Buchumschlag, der ein tolles Gesamtbild ergibt, das sich auf dem farbigen Buchschnitt fortsetzt. Zudem ist das Buch mit leicht farbigen Coverinnenseiten und mit Illustrationen vor den einzelnen Buchabschnitten ausgestattet die jedoch dem Cover in Gänze entsprechen oder dies minimal variieren – hier hätte durchaus etwas mehr Variabilität für noch mehr visuelle Power gesorgt.

Mein Fazit? „Schattengold – Ach, wie gut, dass niemand weiß …“ ist eine tolle Märchenadaption, die vor allem durch das atmosphärisch-düstere Setting und tolle Nebencharaktere brilliert, aber auch kleinere Schwächen bei der Protagonistin und spoilernde Kapitelüberschriften vorzuweisen hat. Für Liebhaber des Genres dennoch bedenkenlos zu empfehlen, ab einem Lesealter von etwa 15 Jahren.