[Buchgedanken] Günther Mayr: „Herr Kuranaga“

Vor kurzem habe ich auch „Herr Kuranaga“ von Günther Mayr gelesen. Das Buch ist 2022 im Carl Ueberreuter Verlag, Wien, veröffentlicht worden und als Kriminalroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Mysteriöse Erkrankungen nach Corona-Impfungen lassen einen Philosophie-Professor zum Detektiv werden: In Tateo Kuranaga vereinen sich die traditionsreichen Tugenden eines Samurai mit österreichischer Lebensart. Ein Vogel im Orchestergraben, eine japanische Kommissarin auf einem Wanderfalken und menschliche Originale aus beiden Kulturkreisen kreuzen seinen Weg. Ein außergewöhnlicher Kriminalfall, der mit Kreativität und viel Witz gelöst wird.

„Herr Kuranaga“ oder „Ein Samurai zwischen Sushi und Schweinebraten“ – so der Untertitel – ist ein Roman, der sich entgegen der oben so leicht getroffenen Einordnung wirklich schwer kategorisieren lässt. Zwar ist das Buch als Kriminalroman beworben (so auch auf dem Cover, daher habe ich das übernommen), man könnte aber genau so gut einen Thriller daraus machen, ist der hier behandelte „Kriminalfall“ doch hochpolitisch und kein klassisches Verbrechen. Gleichsam wäre es auch möglich, den Roman zur Gegenwartsliteratur zu zählen, liegt ein starker Fokus doch auf den kulturellen Unterschieden und den daraus resultierenden, witzigen Szenen.

Die Handlung ist durchaus spannend, wenn auch durch die allumfassenden Perspektiven nur teilweise überraschend. Zudem kommt sie nur relativ langsam in Schuss und ist insgesamt sehr ereignisarm. Wie oben bereits angedeutet, lebt die Handlung daher vor allem von den humorvollen Szenen, von den Abstrusitäten, den Eigenheiten der Figuren und den starken Überzeichnungen.

Das Setting hingegen kann natürlich punkten. So entführt der Autor den Leser nicht nur nach Wien sondern auch nach London und Japan, zeigt die Gegensätze der globalisierten Welt und einer einsamen japanischen Insel und spielt mit den unterschiedlichen Kulturen und kulturellen Verhaltensweisen – sehr amüsant. Der Lieblingsort hier ist klar: die „Eiserne Hand“, eine Wiener Wirtschaft am Naschmarkt, so skurril und eigen wie die Geschichte.

Die einzelnen Figuren sind aufgrund der Vielzahl an handelnden Personen und der gebotenen Kürze des Buches teils nur schematisch angelegt, können aber zum Teil dennoch punkten und haben durchaus Stärken und Schwächen. Hierbei überzeugen Sakura Kurosawa und Helmut Freisinger als wichtige Nebencharaktere am stärksten, während Tateo Kuranaga doch etwas blass verbleibt. Günther Mayrs Schreibstil ist dabei pointiert und gut lesbar und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, der Buchsatz ist konservativ und etwas uninspiriert, aber fehlerfrei. Der Buchdeckel ist zwar auf dem Cover hochwertig geprägt und mit farbigen Coverinnenseiten versehen, insgesamt aber jedoch relativ eintönig und einfach gestaltet, sodass das Cover nicht wirklich überzeugen kann.

Mein Fazit? „Herr Kuranaga“ ist ein Kriminalroman, der vor allem durch seinen Humor und ein tolles Setting punkten kann, allerdings etwas ereignisarm und durchaus vorhersehbar daherkommt. Für Leser des Genres dennoch zu empfehlen – ab einem Lesealter von 14 Jahren.

Von Künstlern und Helden | Lovelybooks-Buchpost

Vor kurzem erreichten mich auch diese beiden Bücher über Lovelybooks.de – vielen Dank dafür! „Und Sie sind also der Künstler?“ von Simon Bill, übersetzt von Friederike Moldenhauer (Goya Verlag, Jumbo Neue Medien & Verlag GmbH) kam dabei als Rezensionsexemplar im Rahmen einer Leserunde zu mir, „So kommt das Gute in die Welt“ von Alexandra Stewart, illustriert von Jake Alexander (Midas Kinderbuch, Midas Verlag AG) als Gewinn einer Buchverlosung. Ein satirischer Roman über die Londoner Kunstwelt mit Ausflügen in die Neurowissenschaft – und ein illustriertes Kindersachbuch mit kleinen Geschichten über große Helden – definitiv ein abwechslungsreiches Programm :). Ich bin jedenfalls schon ganz gespannt!

Welchen Künstler mögt Ihr besonders?

Five time’s a charm | Zauberhafte Buchpost

Und auch dieses, selbstgekaufte Buch möchte ich Euch hier natürlich nicht vorenthalten! Denn vor kurzem erreichte mich auch „Charm“ von Tracy Wolff, der fünfte und vorletzte Band der „Katmere Academy“-Reihe aus der dtv Verlagsgesellschaft in der Exklusivedition der Bücherbüchse. Und natürlich setzt sich mit diesem auch das malerische Gesamtbild der farbigen Buchschnitte fort – sieht es nicht unglaublich aus? Ich kann den letzten Band gar nicht erwarten, der dieses komplettiert.

Welches Buch ist zuletzt bei Euch eingezogen?

[Buchgedanken] Ulla Scheler: „Acht Wölfe“

In den letzten Tagen habe ich auch „Acht Wölfe“ von Ulla Scheler gelesen. Das Buch ist vor einigen Tagen – um genau zu sein, am 13.09.2023 – im Wilhelm Heyne Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH erschienen und als Survivalthriller einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an die Autorin und den Verlag für die Bereitstellung eines Leseexemplars mit Rezensionsangebot.

Acht junge Menschen schließen sich einer geführten Wanderung im größten Nationalpark Kanadas an. Sie wollen für drei Wochen ungezähmte Natur erleben und Nordlichter sehen. Aber sogar in der tiefsten Wildnis kann man zur falschen Zeit am falschen Ort sein. Als sie Zeugen eines Verbrechens werden, bleibt ihnen keine andere Wahl, als Hals über Kopf ins Dickicht zu fliehen. Sie haben keine Orientierung, kaum Ausrüstung und können einander nicht leiden. Aber sie haben nur eine Chance, es lebendig nach Hause zu schaffen: wenn sie zusammenhalten

Was für ein wilder Ritt! „Acht Wölfe“ ist nach „Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen“ und „Und wenn die Welt verbrennt“ mein drittes Buch von Ulla Scheler – und nach ihren traumhaften Jugendbüchern ihr erster All-Age Roman, der sich gar nicht so einfach kategorisieren lässt. Gegenwartsliteratur? Survivalroman oder -thriller? Psychothriller? Der Einfachheit halber habe ich es oben als Survivalthriller bezeichnet, denn das Genre ist eigentlich egal – die einzige Einordnung die zählt, ist folgende: „Acht Wölfe“ ist ein Jahreshighlight! Vielleicht sogar mehr. Und Ulla Scheler hat erneut ein Buch geschrieben, das mich hellauf begeistert, und das ihren Platz im Olymp meiner Lieblingsautor:innen verteidigt – nicht, dass er je in Gefahr gewesen wäre.

Die Handlung ist hochspannend, abwechslungsreich, schonungslos und voller Plottwists, die das Buch zum absoluten Nailbiter und Pageturner werden lassen. Dabei scheut sich Ulla auch nicht, unpopuläre Entscheidungen zugunsten des Plots zu treffen (auch wenn ich ihr eine sehr übel nehme :D), anders hätte der Roman jedoch sicherlich nicht diese nachhallende Wucht entfesselt. Zugleich füllt die Autorin den Roman mit Hintergrund, räumt Liebesgeschichten Raum ein, lässt diese aber nicht dominant werden, und sorgt für ein richtiges Maß an Infodump zu den Figuren, ohne den Lese- und Handlungsfluss zu stören.

Das Setting ist natürlich atemberaubend. Ulla Scheler nimmt den Leser mit auf einen – im wahrsten Sinne des Wortes – Trip in den größten Nationalpark Kanadas, in die absolute Wildnis, zu einem Kampf auf Leben und Tod. Dabei gelingt es der Autorin, die Natur eindringlich zu beschreiben, die Beklemmung, Angst und Hoffnungslosigkeit aber auch die Gemeinschaft und kurzen Momente der Freude fühlbar zu machen – und ja, mir zumindest an einer Stelle auch die Tränen in die Augen zu treiben.

Die einzelnen Figuren sind vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei überzeugen eigentlich alle, am stärksten ins Herz geschlossen habe ich aber Bombe, die wirklich eine Bombe ist (man verzeihe mir das Wortspiel :D) und einfach brilliert. Aber auch Valentina und Jakob können glänzen. Genau wie Ulla Schelers Schreibstil, der präzise, gefühlvoll und unglaublich berührend ist, der die Figuren zum Leben erweckt und das Kopfkino sofort anspringen lässt – wie Katja Brandis im Blurb bereits festgestellt hat: Es handelt sich um die Sprache „einer meisterhaften Autorin“.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben ordentlich gearbeitet, der Buchumschlag ist mit Klappen versehen, gegebenenfalls hätte man hier noch mit einer Prägung oder farbigen Coverinnenseiten das Produkt etwas veredeln können. Das Titelbild ist hingegen atmosphärisch toll und setzt sich auf Buchrücken und Coverrückseite fort, sodass ein tolles Gesamtbild entsteht.

Mein Fazit? „Acht Wölfe“ ist das neue Meisterwerk von Ulla Scheler, die den Wechsel vom Jugendbuch zum All-Age mühelos meistert. Dabei kann der Roman vor allem durch seine atemberaubende Handlung und seine gefühlvolle Sprache brillieren, und wartet zudem mit tollen Charakteren auf. Für Leser aller Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von 16 Jahren.

[Buchgedanken] Sarah Nisi: „Ich bringe dich zum Schweigen“

Vor kurzem habe ich auch „Ich bringe dich zum Schweigen“ von Sarah Nisi gelesen. Das Buch ist 2023 im btb Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH veröffentlicht worden und als Psychothriller einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Die Beziehung der Stiefschwestern Phoebe und Charlie ist seit ihrer Kindheit durch Konkurrenzkampf geprägt. Ein Ereignis in der Schulzeit machte daraus offene Feindschaft. Umso überraschter sind beide, als sie jetzt, mit Ende 20, gemeinsam ein größeres finanzielles Erbe antreten sollen. Die einzige Bedingung: Sie müssen sich unterstützen – denn nur durch enge Zusammenarbeit kann ihnen der Durchbruch in der Theaterszene Londons gelingen. Was sich wie eine Aufforderung zur Versöhnung anhört, wird für Charlie und Phoebe zum Albtraum. Und das Ringen um eine erfolgreiche Inszenierung ein fatales Spiel um Leben und Tod.

„Ich bringe dich zum Schweigen“ ist nach „Ich will dir nah sein“ der zweite Psychothriller von Sarah Nisi. Nachdem der erste direkt zum Bestseller avancierte und von den Kritiken gefeiert wurde, waren Druck und Erwartungshaltung für dieses Buch unglaublich hoch – und Sarah Nisi hat geliefert. „Ich bringe dich zum Schweigen“ ist einer der besten Thriller, die ich in der letzten Zeit gelesen habe – und begeistert mich auch einige Zeit, nachdem ich das Buch beendet habe, immer noch nachhaltig.

Die Handlung ist hochspannend, abwechslungsreich und wartet immer mal wieder mit unerwarteten Wendungen auf. Und auch wenn man Teile der Handlung gut überblickt, durchaus vorausahnt, hat Sarah Nisi immer einen weiteren Plottwist im Köcher, um dem ganzen die Krone aufzusetzen. Dabei wird die Geschichte immer mal wieder durch Rückblenden unterbrochen, sowohl solche der nahen Vergangenheit als auch welche aus der Kindheit/Jugend der Protagonistinnen. Erzählt wird die Geschichte hierbei aus fünf verschiedenen personalen Erzählperspektiven – die Rückblenden in die tiefste Vergangenheit nicht eingerechnet. Einziges kleines Manko: das Ende. Nicht von der Auflösung, sondern von den Konsequenzen. Mehr wird hier aber nicht verraten :).

Auch das Setting vermag zu überzeugen. Sarah Nisi entführt den Leser nach London und in die Vergangenheit nach Norlington, in ein Spannungsfeld zwischen Theater-AG und der Inszenierung des Erbes einer weltbekannten Theaterautorin. Dabei gelingt es der Autorin, immer mal wieder spannende Fakten übers Theater und Theaterproduktionen einzubringen, ohne das Buch damit zu überfrachten, sodass der Kernfokus auf der Thrillerhandlung bleibt.

Die einzelnen Figuren sind vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei überzeugt Charlie als allumfassend gelungene und dreidimensionale Protagonistin, während lediglich Luke etwas vernachlässigbar blass bleibt. Sarah Nisis Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, lässt das Kopfkino sofort anlaufen und das Buch zum Pageturner werden.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, lediglich die kursiv gesetzte Vergangenheitsperspektive mutet ideenlos an. Der Buchumschlag ist auf Cover, Coverrückseite und Buchrücken leicht geprägt, mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen – sehr edel. Das Titelmotiv, das auch auf der Coverrückseite und den Coverinnenseiten wieder aufgegriffen wird, ist ansehnlich und farblich toll, aber auch austauschbar und etwas beliebig.

Mein Fazit? „Ich bringe dich zum Schweigen“ ist einer der besten Psychothriller der letzten Zeit, der vor allem mit atemberaubenden Plottwists und einem tollen Setting punkten kann. Für Leser des Genres unbedingt zu empfehlen – ab einem Lesealter von 16 Jahren.

Wunschbuchalarm | Doppelter Buchkauf

Und auch diese beiden, selbstgekauften Bücher zogen vor kurzem bei mir ein. „Infinity Falling – Mess Me Up“ von Sarah Sprinz (LYX Verlag) erstand ich bei einem Bücherbummel in der neuen Filiale der Hugendubel Buchhandlungen in Nürnberg, „Die Clans von Tokito – Lotus und Tiger“ von Caroline Brinkmann (dtv Verlag) erreichte mich als Exklusivausgabe der Bücherbüchse. Beiden Autorinnen folge ich schon lange, die Lesungen und Signierstunden beider gehören immer zu meinen Fixterminen auf jeder Messe. Ich kann es kaum erwarten, diese beiden Werke, jeweils Reihenauftakte, zu lesen. Und … sehen sie nicht einfach wunderschön aus?

Welche Bücher von Sarah oder Cari habt Ihr bereits gelesen?

Das Warten hat ein Ende | Lesestoff-Nachschub von einer Lieblingsautorin

Endlich, endlich ist es so weit, und ich kann Euch das heute erschienene Buch zeigen, das mich vor einigen Tagen erreichte: „Acht Wölfe“ von Ulla Scheler aus dem Wilhelm Heyne Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

Ulla Schelers Bücher haben mich vor vielen Jahren begeistert, verzweifeln und hoffen lassen; mein Leserherz im Sturm erobert und gehören seitdem zu meinen absoluten Lieblingsbüchern, die ich immer und immer wieder empfehle. Und nach langen Jahren der Wartezeit erscheint nun heute endlich ihr neuestes Buch – diesmal kein Jugendbuch, sondern ein All-Age Roman, ein Survivalroman aus dem größten Nationalpark Kanadas. Ich kann es kaum erwarten, in den Seiten zu versinken, und Ullas Geschichte zu inhalieren – das Buch ist sicherlich wieder ein absoluter Pageturner, den ich verschlingen werde und der Ullas Stern an meinem Autorenolymp der Lieblingsautor:innen für lange Zeit sichern wird – nicht, dass er ernsthaft in Gefahr wäre, zu verblassen.

Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich erfahren habe, dass Ulla das Buch auch auf der diesjährigen FBM vorstellt – ich habe mir den Termin mal direkt als Fixpunkt in den Messeplan geschrieben und hoffe, dass nichts dazwischen kommt. Aber was sollte schon passieren – ich meine, Ladies and Gentlemen, Ulla Scheler is in the house! Und bis dahin werde ich mal ab morgen in die Geschichte eintauchen – und ganz bald davon berichten. Lange wird es ja sicherlich nicht dauern :).

Habt Ihr schon ein Buch von Ulla gelesen? Seid Ihr dieses Jahr auch auf der FBM?

[Buchgedanken] Ellen Ertelt: „Leih mir dein Herz für immer“

Vor kurzem habe ich „Leih mir dein Herz für immer“ von der Heidelberger Autorin Ellen Ertelt gelesen. Das Buch ist 2023 in der Piper Verlag GmbH erschienen und als Liebesroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Es ist Hochsommer, als der Start-up-Unternehmer Micha für ein langes Wochenende nach Heidelberg reist. Zufällig landet er vor dem „Borrowland“, einem kleinen Leihgeschäft in der Altstadt, wo man Sonnenhüte und Regenschirme mieten kann. Zwischen der umwelt­bewussten Inhaberin Susanne und dem charmanten Micha entsteht sofort eine Verbindung. Während sie ihm das roman­tische Heidelberg zeigt, kommen sich die beiden immer näher. Doch Susanne hat schlechte Erfahrungen beim Dating gemacht, daher verschweigt sie Micha die Existenz ihrer kleinen Tochter. Und auch Micha hält Dinge zurück, aus Angst, erneut verletzt zu werden. Bedeuten diese Geheimnisse etwa das Ende ihrer Liebe, bevor sie überhaupt begonnen hat?

„Leih mir dein Herz für immer“ wird als nachhaltiger Liebesroman angepriesen – und diese Beschreibung passt auch, ist das Buch doch nicht nur nachhaltig und klimaneutral produziert, sondern stellt auch neben der Liebesgeschichte das Thema Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt der Handlung, ohne hierbei aber zu militant, zu belehrend zu werden – ein schmaler Grat in der heutigen Zeit.

Die Handlung ist dabei kurzweilig und wird wechselnd kapitelweise aus der Sicht der beiden Protagonistinnen erzählt – ungewöhnlicherweise aber jeweils aus der personalen Erzählperspektive, die Dopplung ist doch eher bei Ich-Perspektiven üblich. Zudem werden einige im Buch verwandte, handlungstreibende Motive etwas totgeritten – während sie anfangs noch überzeugten und innovativ waren, sorgt irgendwann die dutzendfache Wiederholung fürs genaue Gegenteil.

Das Setting kann natürlich brillieren. So entführt die Autorin den Leser ins malerische Heidelberg, eine der schönsten Städte Deutschlands (ich bin hier als Heidelberger natürlich parteiisch :D), nimmt ihn mit aufs Schloss, zur Schlossbeleuchtung, den berühmten Schlossfestspielen,, zu vielen Sehenswürdigkeiten und in die engen Gassen der Altstadt – ein Traum, der den Wunsch weckt, die einzelnen Handlungsorte wieder zu besuchen.

Die Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Während jedoch sowohl Micha als auch Susanne hier nicht immer nachvollziehbar handeln, können vor allem wichtige Nebencharaktere wie Emma und Chrissy glänzen. Ellen Ertelts Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung ist ordentlich. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Buchdeckel ist auf dem Cover, der Coverrückseite und dem Buchrücken leicht geprägt. Allerdings vermag das Titelmotiv auf dem Cover nicht zu überzeugen, fehlt ihm doch der Bezug zur Handlung – und es ist zudem insgesamt sehr eintönig wie der komplette Umschlag.

Mein Fazit? „Leih mir dein Herz für immer“ ist ein Liebesroman, der mit seinem Setting und einer spannenden Thematik überzeugt, aber auch kleineren Schwächen hat. Für Leser des Genres dennoch bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von etwa 14 Jahren.

Blau, blau, blau sind alle meine Cover | Doppelte Buchpost

Vor kurzem erreichten mich diese beiden Bücher aus der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH als Rezensionsexemplare im Rahmen von Leserunden auf Lovelybooks.de – vielen Dank dafür! „Großeltern sind wie Eltern, nur mit Zuckerguss“ von Ursi Breidenbach und Heike Abidi (Penguin Verlag) ist dabei ein humoristisches Sachbuch, „Nur 300 km“ von Rüdiger Bertram (cbj Kinder- und Jugendbuchverlag) ein Jugendbuch über einen ungewöhnlichen Roadtrip. Ich freue mich schon unglaublich auf die beiden Bücher!

Welches Jugendbuch habt Ihr zuletzt gelesen?

[Buchgedanken] André Milewski: „Alle Feuer der Hölle“ (Vulkane 2)

Vor kurzem habe ich „Alle Feuer der Hölle“ von André Milewski gelesen. Das Buch ist 2023 im Selfpublishing veröffentlicht worden und als historischer Roman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Autor für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Im Jahr 1902 genießt die Stadt St. Pierre auf der Karibikinsel Martinique den Ruf, die „Perle der Antillen“ zu sein. Der deutsche Handelskapitän Leonhard Mahler ist auf der Suche nach guten Zucker- und Rumgeschäften in die Stadt gekommen. Derweil wächst in der Stadt die Spannung unter der Bevölkerung. Wahlen stehen an. Als im April des Jahres die ersten Rauchschwaden aus dem Vulkan Mont Pelée aufsteigen, ahnt man in St. Pierre noch nichts Böses. Doch als das Grollen immer lauter wird und Asche wie Schnee vom Himmel fällt, wächst die Sorge. Doch fliehen kommt nicht in Frage, denn die Politiker wollen unbedingt den Wahltermin einhalten, und zwar mit der größtmöglichen Zahl von Leuten. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf …

„Alle Feuer der Hölle“ ist der lose verknüpfte, zweite Band von André Milewskis Reihe über berühmte Vulkanausbrüche. Schon im Vorgänger „Der Choral der Hölle“ trat zwar Leonhard Mahler, einer der Protagonisten des Romans, bereits in Erscheinung – grundsätzlich sind die Bücher jedoch alle als Einzelbände angepriesen und sollen unabhängig voneinander lesbar sein. Zumindest mir haben wenige Informationen gefehlt – sodass ich bestätigen kann, dass „Alle Feuer der Hölle“ als Standalone lesbar ist.

Die Handlung ist spannend, wenn natürlich auch hinsichtlich der historischen Ereignisse genrebedingt vorhersehbar. Allerdings kommt die Handlung dabei nur langsam im Schwung, aufgrund der Vielzahl an Handlungssträngen fehlt es anfangs an Stringenz. Dabei mischt der Roman die Aspekte der Katastrophe mit diversen Liebesgeschichten, einer kritischen Betrachtung des Kolonialismus und diversen weiteren Themen. Daher habe ich den Roman auch nicht als klassischen (historischen) Katastrophenroman, sondern generell als historischen Roman eingruppiert.

Das Setting kann naturgemäß überzeugen. So entführt der Autor den Leser nach Martinique, in das beginnende 20. Jahrhundert, in eine Welt voller technischer Neuerungen und erster Unabhängigkeitsbestrebungen der Kolonien. Dabei kann der Roman hier durch eine gute Recherche und ein authentisches Setting punkten, fällt dafür allerdings auch gelegentlich in eine Art Bericht zurück, insbesondere zum Ende hin. Gleichzeitig ist das Buch hier auch erschreckend anschaulich, schonungslos brutal und daher nichts für zarte Gemüter oder junge Leser:innen.

Die einzelnen Figuren sind aufgrund der Vielzahl teils nur eindimensional angelegt, haben aber dennoch im Wesentlichen eigene Ziele und Motive. Hierbei glänzen insbesondere Louis Mouttet und Isabella als wichtige Nebencharaktere, während Leonhard nicht immer ganz nachvollziehbar handelt. André Milewskis Schreibstil lässt sich dabei trotz der Authentizität noch leicht und flüssig lesen und das Kopfkino sofort anspringen, wenn auch teils etwas die Nähe zu den Figuren und die damit verbundene Emotionalität fehlt.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat und/oder Korrektorat halten sich noch im Rahmen, die durchgerutschten Fehler schmälern den Lesefluss nicht wesentlich, der Buchsatz ist ordentlich, auf die teils spoilernden Kapitelüberschriften hätte man aber verzichten können. Die Geschichte wird dabei durch eine Dramatis Personae und eine Karte abgerundet, der Buchumschlag ist relativ eintönig, aber in genretypischer Grundfarbe. Das Covermotiv kann zwar überzeugen, die Farbgebung mutet allerdings skurril an.

Mein Fazit? „Alle Feuer der Hölle“ ist ein solider historischer Roman mit tollem Setting und einer spannenden Handlung, die aber etwas langsam in Fahrt kommt. Für Leser des Genres dennoch bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von nicht unter 16 Jahren