[Buchgedanken] Beatrix Gurian: „Alabasterball: Der Fluch der letzten Küsse“

Vor dem Aufbruch nach Leipzig habe ich „Alabasterball: Der Fluch der letzten Küsse“ von Beatrix Gurian gelesen. Das Buch ist 2019 in der Arena Verlag GmbH erschienen und dem Genre Young-Adult Romantasy zuzuordnen. Normalerweise wäre dies hier meine Rezension, die ich traditionell auf der Leipziger Buchmesse schreibe. Aufgrund des Veranstaltungsausfalls erfolgt die Besprechung heute allerdings aus dem Hotel.

51OfU-Y8zsL._SX354_BO1204203200_Sechs Tänzer gehen auf den Ball ihrer Träume. Fünf haben die Chance auf das große Glück. Einer bezahlt dafür mit seinem Leben …

Als Amy die Einladung für den sagenumwobenen Alabasterball in den Händen hält, glaubt sie, ihrem Ziel einen Schritt näher zu sein. Sie möchte Ballkönigin werden. Vor allem aber muss sie dort, auf der abgelegenen Insel Kallystoga, ihre Schwester finden, die vor einem Jahr an der märchenhaften Ballnacht teilnahm – und nie wieder zurückkam. Doch mit jedem Tanz, den Amy auf Kallystoga tanzt, deckt sie ein neues Geheimnis auf. Ein Geheimnis, das nicht nur den Ball selbst infrage stellt, sondern auch ihre Gefühle zu dem attraktiven Matt, der ihr Herz wie kein anderer zum Schmelzen bringt …

„Alabasterball“ von Beatrix Gurian ist ein solides Buch für jugendliche Leser, das sein enormes Potential leider nicht gänzlich ausschöpft. Nach der wahnsinnig interessanten und genialen Grundprämisse hätte hier das Potential für ein Jahreshighlight bestanden, zurück bleibt immerhin ein durchaus lesenswertes Buch. Etwas vermessen ist daher auch der im Werbetext gezogene Vergleich zu „Rubinrot“ und „Selection“, die beide zu den absoluten Meisterwerken des Genres gehören.

Nichtsdestotrotz kann „Alabasterball“ mit einem wunderschönen Setting punkten. Die Insel Kallystoga, das Anwesen der Strandhams – Beatrix Gurian erschafft malerische Bilder, die es dem Leser erlauben, sich ebenfalls auf die Insel zu träumen. Zudem ist die Handlung spannend und – das muss man der Autorin zugutehalten – abwechslungsreich und teils unvorhersehbar. Allerdings wird dabei die Handlung gleichsam immer abgedrehter und wirrer, überladener und wartet mit Logiklücken auf.

Auch die Charaktere bleiben teils etwas blass, insgesamt sind sie aber sympathisch und man kann sich gut mit ihnen identifizieren, insbesondere auch mit den Nebenfiguren Millie, Lilja und Ryan. Diese entwickeln sich durchaus auch weiter. Zudem ist erkennbar, dass die Autorin versucht hat, allen Figuren eigene Motive und Ziele, eigene Stärken und Schwächen zu geben.

Der Schreibstil der Autorin lässt sich leicht und flüssig lesen und sorgt dafür, dass das Kopfkino sofort anspringt. Punktuell hätte ich mir allerdings noch genauere Beschreibungen gewünscht, um die sehr visuelle Handlung des traumhaften Balles noch stärker zu untermalen.

Die Buchgestaltung hingegen vermag auf ganzer Linie zu überzeugen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, und das Cover aus der Schmiede des Covergottes Alexander Kopainski ist ein wahrer Eyecatcher und der Hauptgrund, warum mir das Buch überhaupt ins Auge gefallen ist.

Mein Fazit? „Alabasterball: Der Fluch der letzten Küsse“ ist ein gutes Buch, das durch ein traumhaftes Setting und eine tolle Grundprämisse glänzt, sein Potential aber leider nicht ganz ausschöpft. Für Leser ab 12 dennoch bedenkenlos zu empfehlen.