[Buchgedanken] Kathrin Buschmann: „Göttliches Vermächtnis – Tochter des Lichts“

In der letzten Zeit habe ich „Tochter des Lichts“ gelesen, den Auftakt zu Kathrin Buschmanns Fantasy-Saga: „Göttliches Vermächtnis“. Es ist 2015 im, selbst gegründeten, Skandor Verlag erschienen und am ehesten dem Genre High-Fantasy zuzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch nochmal an die Autorin für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.51ydq5xxuwl-_sx350_bo1204203200_

Seit dem Ende der vereinten Welt sind die Länder Lorolas und Kratagon durch eine unüberwindliche Schlucht getrennt. Generationen kratagonischer Herrscher trachteten danach, Lorolas zu unterwerfen, um die Schmach wiedergutzumachen. Zum ersten Mal seit der Trennung droht nun erneut, ein zerstörerischer Krieg zwischen den Reichen auszubrechen. Der Frieden kann dabei nur von den Halbgöttern Tayla und Elozar gesichert werden. Doch das Mädchen und der Löwe leben einsam und verborgen vor der Welt tief im Lorolas Wald – und wissen nichts von ihrem Schicksal. Wird es ihnen gelingen, den Frieden zu wahren?

„Tochter des Lichts“ ist ein High-Fantasy-Roman, wie er klassischer nicht sein könnte. Eine erfundene Welt mit einem (grob) mittelalterlichen Setting, ein klassischer Konflikt zwischen Licht und Dunkelheit, mystische Wesen, Zauberei, eine eigene Religion und ein abenteuerlicher Quest – die Geschichte erfüllt alle nur denkbaren Genremerkmale. Dabei ist der Weltenbau durchaus ordentlich gelungen. Eine Karte, Zeichnungen und eine (etwas zu ausführliche) Dramatis Personae versorgen den Leser mit allen gewünschten Informationen. Auch die Geschichte der Welt wird ausführlich im Buch vorgestellt. Hier allerdings auch ein kleiner Kritikpunkt: Es wäre besser gewesen, dies nicht als eine Art Prolog vor die eigentliche Handlung zu ziehen, sondern mitten im Geschehen einzusteigen und nach und nach die Geschichte der Welt einzuflechten.

Die Handlung an und für sich ist dahingegen durchweg spannend, fast sogar schon überfrachtet. Es gelingt der Autorin jedoch, jederzeit einen Überblick über die einzelnen Figuren und Handlungsstränge zu liefern. Die Protagonisten entwickeln sich im Laufe der Zeit weiter, haben Stärken und Schwächen und sind vielschichtig gezeichnet. Auch wenn der Einstieg nicht ganz einfach ist, beginnt man doch schnell, mit Tayla mitzufiebern und sich mit ihr zu identifizieren. Hier liegt die größte Stärke des Romans – und auch die größte Aufgabe für die folgenden Bände: Wenn die Figurenentwicklung weiterhin so konsequent durch die Reihe geführt wird, sind tolle Fortsetzungen zu erwarten. Der Spannungsbogen der Handlung wird durch viele unerwartete Wendungen toll gehalten, endet aber – obacht – in einem wirklich bösen Cliffhanger. Ich hätte mir ein Ende gewünscht, das vielleicht ein zwei Kapitel später oder früher erfolgt wäre.

Die Umsetzung der Geschichte verfügt über einige Mängel. Der Schreibstil der Autorin lässt sich leicht und angenehm lesen. Mir fehlt jedoch etwas der Fluss zwischen den Sätzen, was ich allerdings eher dem Lektorat anlasten möchte, das mich auch sonst nicht überzeugt hat [Anmerkung: Nach Rücksprache mit der Autorin und Sichtung von Auszügen hat zur 3. Auflage, Mai 2015, eine erneute Überarbeitung und Nachbesserung stattgefunden]. Im Gegensatz dazu hat das Korrektorat durchweg ordentlich gearbeitet und nur kleinere Fehler übersehen, die das Lesevergnügen nicht schmälern. Aufgrund des Verzichts auf die Silbentrennung am Zeilenende wirkt nicht nur das Seitenbild uneinheitlich, sondern der Druck wird auch um einige zusätzliche Seiten verlängert. Das Buchcover ist ansprechend, aber im Zusammenhang mit der Geschichte etwas beliebig – hier hätte noch stärker Bezug genommen werden können mit dem Amulett oder Elozar. Allerdings gilt das nur für den Einzelband – in der Gesamtheit aller Reihencover ergibt sich ein tolles Gesamtbild mit Wiedererkennungseffekt. Etwas befremdlich fand ich es auch, vor die Geschichte begeisterte Leserstimmen zu setzen.

Mein Fazit? „Göttliches Vermächtnis – Tochter des Lichts“ ist ein klassischer High-Fantasy-Roman und ein vielversprechender Start von Kathrin Buschmanns Saga. Das Buch überzeugt inhaltlich, bietet jedoch einige handwerkliche Schwächen in der Umsetzung, vor allem im Lektorat und Buchsatz, sodass das Potential der Geschichte nicht vollends ausgeschöpft wird. Ich bin gespannt, inwieweit die kleinen Schwächen in den Folgebänden vielleicht ausgemerzt wurden, da der Reihe nicht viel fehlt, um wirklich tolle phantastische Literatur zu bieten. Für Genreliebhaber bedenkenlos zu empfehlen – ich freue mich schon auf die Folgebände.