[Buchgedanken] Andreas J. Schulte: „Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs“

Vor kurzem habe ich „Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs“ von Andreas J. Schulte gelesen. Das Buch ist 2023 in der Emons Verlag GmbH erschienen und als historischer Kriminalroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Spätsommer 1151. Hildegard von Bingen reist ins Kloster Disibodenberg, um den Verhandlungen über die Thronfolge beizuwohnen. Begleitet wird sie von Elisabeth, einer jungen, gewitzten Novizin. Doch kurz nach ihrer Ankunft geschieht ein Mord. Ein Giftanschlag, ist sich Hildegard sicher. Sie versucht, mit ihren medizinischen Kenntnissen dem Täter auf die Spur zu kommen – bis sie selbst unter Mordverdacht gerät. Nun liegt es an Elisabeth: Kann sie die Unschuld ihrer Äbtissin beweisen?

„Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs“ lässt sich aus meiner Sicht nicht so deutlich dem Genre des historischen Kriminalromans zuordnen, wie vom Verlag angegeben. So tritt der vermeintliche Kriminalfall erst sehr spät im Buch auf – bis zu diesem Zeitpunkt haben wir eher einen klassischen historischen Roman. Auch wird der „Fall“ in eine historisch-machtpolitische Intrige eingebettet, sodass hier viel für die Einordnung als historischer Roman spricht. Da es aber auch nicht gänzlich abwegig ist, habe ich es oben bei der Klassifizierung als historischer Kriminalroman belassen.

Die Handlung ist dabei durchaus spannend und abwechslungsreich und kann auch mit der einen oder anderen unerwarteten Wendung aufwarten, kommt allerdings etwas langsam in Schwung und hat – gerade zu Beginn – daher einige Längen. Punkten kann die Handlung jedoch mit Authentizität – so zeugt sie von guter Recherche und einer Liebe zur Geschichte. Als Leser hätte ich mir unterstützend allerdings eine Dramatis Personae gewünscht.

Das Setting ist hochinteressant und gelungen. so entführt Andreas J. Schulte den Leser ins 12. Jahrhundert, in eine machtvolle Epoche der Kirche – und in die Zeit der faszinierenden Hildegard von Bingen. Erstaunlich, wie selten Teile ihres Lebens in historischen Romanen vorkommen – umso schöner, dass der Autor hier mit dem Emons Verlag eine klaffende Lücke gefüllt hat. Dabei gelingt es dem Autor gut, die Standesunterschiede, die Macht, die Intrigen und den Lebensstil der damaligen Zeit einzufangen und für den Leser erlebbar zu machen.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Neben Elisabeth, die hier als Protagonistin auf ganzer Linie brilliert, können auch wichtige Nebencharaktere wie Gertrudis und Pater Herbrand überzeugen. Andreas J. Schultes Schreibstil ist dabei leicht und flüssig lesbar, authentisch und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben ordentlich gearbeitet, der Buchdeckel ist auf Cover, Coverrückseite und Buchrücken hochwertig geprägt und mit Klappen versehen, farbige Coverinnenseiten mit Lageplänen der Klöster (die mir generell gefehlt haben) hätten hier für ein noch runderes Gesamtprodukt sorgen können. Das Covermotiv, die Gestaltung insgesamt, ist zudem etwas eintönig und schlicht.

Mein Fazit? „Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs“ ist ein historischer Kriminalroman mit tollem Setting und faszinierenden Charakteren, der lediglich zu Anfang etwas schwächelt. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von etwa 12 Jahren.

Historische Krimis im Doppelpack | Lovelybooks-Buchpost

Auch diese beiden Bücher erreichten mich vor kurzem als Rezensionsexemplare im Rahmen von Leserunden auf Lovelybooks.de – vielen Dank dafür! Sowohl „Francobaldi – Das Geheimnis der Illuminaten“ von Elisabeth Schinagl (Allitera Verlag) als auch „Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs“ von Andreas J. Schulte (Emons Verlag) sind dabei als historischer Kriminalroman einzuordnen – auch wenn sie die Leser jeweils in gänzlich andere Epochen entführen. Ich bin schon gespannt darauf, ob ich mich im 12. oder im 18. Jahrhundert mehr zuhause fühle :).

In welche Zeit würdet Ihr gern einmal reisen?