[Buchgedanken] Kristin MacIver: „Der Traum der Lady Flower“ (Celtic Dreams 1)

Vor kurzem habe ich auch „Der Traum der Lady Flower“ von Kristin MacIver gelesen. Das Buch ist 2024 im Knaur Verlag, Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, erschienen und als historischer Liebesroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars nach Rezensionsanfrage.

Schottland, 1485: Lady Flower, die älteste Tochter von Gregor MacKay träumt davon, bei einer Tierheilerin im entfernten Dorf Portskerra das Heilen zu lernen, um die Hochlandrinder ihres Clans zu versorgen. Ihre Eltern haben jedoch andere Pläne für die fürsorgliche Tochter: Sie soll einen Lord heiraten. Ausgerechnet Flowers heimliche Jugendliebe Cailan Sinclair, ein Frauenheld mit unentrinnbarer Vergangenheit, soll einen Ehemann für sie finden. Obwohl es zwischen Flower und Cailan knistert und funkt, weicht Flowers Traum von Cailans Pflichten als Clanerbe so weit ab, dass eine gemeinsame Zukunft für sie undenkbar ist. Bis ein verheißungsvoller Kuss alles verändert und sich die junge Frau fragen muss: Wie viel ist sie bereit, für die wahre Liebe aufzugeben?

„Der Traum der Lady Flower“ ist der Auftaktband der Trilogie „Celtic Dreams“ um die MacKay-Schwestern Flower, River und Leaf – und der Debütroman von Kristin MacIver. Dabei lässt sich das Buch als Standalone lesen – jeder Roman behandelt die Geschichte der jeweiligen Schwester abschließend, auch wenn es sicherlich Überschneidungen gibt und ich daher empfehlen würde, auch dieses Buch zu lesen, bevor man sich den Folgebänden widmet. Der Roman lässt sich jedoch nicht direkt einem Genre zuordnen – balanciert er doch für mich auf der Grenze zwischen historischem Liebesroman und Historical Romance – auch wenn diese Differenzierung für den ein oder anderen akademisch erscheinen mag. Schlussendlich habe ich mich jedoch für die Einstufung als historischen Liebesroman erschienen, da zumindest einige Sexszenen ausgeblendet wurden und das Buch auch so vom Verlag beworben wird.

Die Handlung ist durchaus spannend und abwechslungsreich. Auch wenn mich der Anfang nicht ganz überzeugte, nahm das Buch schnell an Fahrt auf und faszinierte mich mit dem Fortgang der Handlung immer stärker. Dabei reichert Kristin MacIver die historische Liebesgeschichte mit dem Thema Rollenklischees im Mittelalter an und streut auch das Thema Posttraumatischer Belastungsstörung und Flashbacks mit ein. Positiv ist hier zu erwähnen, dass im Nachwort – bei der nachgestellten Triggerwarnung – auch explizit auf Hilfsangebote verwiesen wird.

Das Setting ist naturgemäß brillant, entführt uns die Autorin doch in die schottischen Highlands im ausklingenden Mittelalter und zeigt ein Leben zwischen Rinderweiden, Clanstrukturen und dynastischer Politik. Dabei verwischt Kristin MacIver insbesondere in den Figuren Finley und Hailey die damaligen Standesunterschiede und lässt auch ganz am Rand die schottische Geschichte der letzten Jahrhunderte anklingen – hier hätte ich mir noch einen stärkeren Fokus, ein stärkeres schottisches Selbstbewusstsein gewünscht.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Dabei überzeugen insbesondere wichtige Nebencharaktere wie Leaf (ich freue mich so auf ihren Band!), Rhona und Artair, während gerade Cailan etwas blass verblieb – und man ihm nicht wirklich ein Happy End wünschte. Nur Finleys eigenes Glück sorgt dafür, dass man als Leser:in Cailans‘ mit Flower toleriert. Kristin MacIvers Schreibstil ist zudem leicht und flüssig zu lesen, balanciert mehr auf der Seite der Lesbarkeit in Abwägung zur historischen Authentizität und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz sind einige Kleinigkeiten durchgerutscht, die das Lesevergnügen aber nicht wesentlich schmälern. Der Buchumschlag ist mit Klappen und toll gestalteten Coverinnenseiten versehen, das Covermotiv ist wunderschön anzusehen, auch wenn etwas der Bezug zur Handlung fehlt und es leider drastisch zum Buchrücken hin unterbrochen wird. Insgesamt bilden die einzelnen Bände aber immerhin einen tollen Gesamteindruck mit Wiedererkennungswert.

Mein Fazit? „Der Traum der Lady Flower“ ist ein gelungener Auftakt in die Liebesromanreihe, der vor allem mit seinem Setting und tollen Nebencharakteren überzeugt. Für Leser:innen des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von 16 Jahren.

[Buchgedanken] Petra Schier: „Die Liebe des Pilgers“ (Pilger 3)

Vor kurzem habe ich auch „Die Liebe des Pilgers“ gelesen, den dritten Band der Pilger-Trilogie von Petra Schier. Das Buch ist 2023 bei HarperCollins in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH erschienen und als historischer Roman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Eine verbotene Liebe, die nur heimlich gelebt werden kann – Palmiro weiß, wie gefährlich das ist, und doch zerreißt es ihm das Herz, als der Mensch, mit dem er sein Leben verbringen möchte, Koblenz verlässt. Um sich abzulenken, stürzt er sich in sein noch junges Geschäft, den Handel mit kostbaren Pelzen und wertvollem Geschmeide, und wird immer mehr zum angesehenen und erfolgreichen Geschäftsmann. Doch Palmiro ahnt nicht, dass auch dieser Erfolg bedroht ist. Der ehemalige Inquisitor Erasmus von London hat geschworen, Palmiro der Ketzerei zu überführen. Er schreckt dabei vor nichts zurück und bringt damit auch Palmiros Freunde und Familie in Gefahr.

„Die Liebe des Pilgers“ ist nach „Das Kreuz des Pilgers“ und „Das Geheimnis des Pilgers“ der abschließende Band der Pilger-Trilogie, einem Spin-Off zur „Kreuz“-Trilogie („Die Eifelgräfin“, „Die Gewürzhändlerin“ und „Die Bastardtochter“). Dabei setzt der Roman die Handlung des Vorgängers nahtlos fort. Trotz der starken Konzentration auf die familiären Bindungen untereinander sehe ich das Buch weiterhin als klassischen historischen Roman und nicht als historische Familiensaga. Dieser ist allerdings nur schwerlich als Standalone lesbar. Zwar werden viele Punkte im Roman wieder aufgegriffen und (erneut) erklärt, dennoch ist Vorwissen sinnvoll und erleichtert zumindest das Verständnis.

Die Handlung ist abwechslungsreich und grundsätzlich spannend, auch wenn das große Finale der kompletten Trilogie hier leider doch etwas antiklimaktisch daherkommt. Zudem ist aufgrund der Vielzahl der Handlungsstränge die Handlung teils doch sehr langatmig, wird wenig stringent erzählt und geht, gerade im Mittelteil, doch wenig voran. Dabei fällt auch der Einstieg nicht ganz leicht aufgrund der schieren Masse an Personen, wird aber immerhin durch die vorangestellte Dramatis Personae etwas erleichtert.

Das Setting bleibt natürlich überzeugend. So entführt die Autorin den Leser ins mittelalterliche Koblenz, nimmt ihn unter anderem mit auf eine Reise nach Nürnberg, Colmar und England, in eine Welt zwischen Handel und Adel, zwischen Kirche und Sünde, zwischen Hoffnung und Schwermut. Dabei werden teils noch schwierigere Themen angesprochen wie in dem vorherigen Band, insgesamt überzeugt vor allem die Authentizität, die auf eine hinreichende Recherche schließen lässt, die aber den Lesefluss nicht allzu stark schmälert.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive und entwickeln sich durchaus im Vergleich zum letzten Band weiter. Hierbei können insbesondere wichtige Nebenrollen wie Elisabeth, Notker, Minta und Nilda überzeugen, während vor allem Genericus aber auch Mariana wenig nachvollziehbar handeln. Petra Schiers Schreibstil ist dabei, trotz der Authentizität, größtenteils leicht und flüssig zu lesen und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben im Wesentlichen ordentlich gearbeitet, der Buchumschlag ist auf dem Cover und dem Buchrücken leicht geprägt, eine vorangestellte Karte und Dramatis Personae runden die Handlung ab. Das Covermotiv und die Gesamtgestaltung sind genretypisch und passen sich gut in das Gesamtbild der Reihe ein, bieten aber wenig Überraschungen oder Highlights.

Mein Fazit? „Die Liebe des Pilgers“ ist ein im Wesentlichen gelungener Abschluss der Buchreihe, der durch sein Setting und interessante Figuren glänzt, aber doch etwas antiklimaktisch und mit Längen daherkommt. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – allerdings nicht als Standalone und ab einem Lesealter von 16 Jahren.

Aus Mainz in die Steiermark | Doppelte Emons-Buchpost

Bevor es in den nächsten Tagen mit einigen Rezensionen und Messeneuzugängen weitergeht, möchte ich Euch heute noch zwei Bücher zeigen, die mich vor kurzem als Rezensionsexemplare im Rahmen von Leserunden auf Lovelybooks.de erreichten – vielen Dank dafür! „Gottes Plagen“ von Robert Preis (Emons Verlag GmbH) ist ein historischer Roman, der in die mittelalterliche Steiermark entführt, „Ein Mord – drei Tote“ von Ingo Bartsch (GRAFIT in der Emons Verlag GmbH) ein Kriminalroman, der im beschaulichen Mainz spielt. Ich bin schon ganz auf die (literarischen) Reisen an die Handlungsorte gespannt!

In welchem Land würdet Ihr Euren Roman spielen lassen?

[Buchgedanken] Manuela Schörghofer: „Das Gelübde der vergessenen Tochter“ (Bergkloster 1)

Vor kurzem habe ich „Das Gelübde der vergessenen Tochter“ von Manuela Schörghofer gelesen, den ersten Band ihrer Bergkloster-Dilogie. Das Buch ist 2023 bei HarperCollins in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH erschienen und als historischer Roman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an die Autorin für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.

Alpen im 12. Jahrhundert.: Mit letzter Kraft und schwer verwundet schleppt sich eine junge Frau bis vor die Tür des Bergklosters, bevor sie zusammenbricht. Als sie die Augen wieder öffnet, liegt sie in einem warmen Bett. Ihre Wunden sind versorgt, und man hat ihr den Namen Laya gegeben. Es soll ihr Geheimnis bleiben, wer sie wirklich ist, woher sie kommt und was ihr zugestoßen ist. Denn nur so kann sie Rache üben, an denen, die sie so zugerichtet haben. Der junge Ordensbruder Ansgar unterstützt sie dabei. Als Laya jedoch herausfindet, dass in der Gegend immer wieder Frauen verschwinden, die ihr nur allzu ähnlich sehen, ist sie nicht mehr sicher, ob sie wirklich die richtige Spur verfolgt – und auch Ansgars Hilfe ist nicht so selbstlos, wie es scheint.

„Das Gelübde der vergessenen Tochter“ ist nach „Die Klosterbraut“, „Die Sündenbraut“ und „Das Spiel der Ketzerin“ mein viertes Buch der Autorin – und das erste, das kein Einzelband ist, etwas, das mich doch überrascht hat und das man auch etwas deutlicher auf dem Buch selbst hätte darlegen können (z. B. auf der Coverrückseite). Denn der Roman löst vorliegend zwar einige Handlungsstränge auf, ist dennoch eher nicht als Standalone zu lesen, da wesentliche und wichtige Aspekte offen bleiben. Allerdings endet das Buch immerhin nicht in einem allzu brutalen Cliffhanger.

Die Handlung generell ist spannend, abwechslungsreich und mit einigen unerwarteten Wendungen versehen. Manuela Schörghofer mischt hierbei munter Elemente verschiedenster Genres zu einem unterhaltsamen Roman. So ist das Buch am ehesten historischer Kriminalroman, ist doch die Suche nach den verschwundenen Mädchen zentrales Handlungselement. Aber natürlich gibt es auch eine wichtige Liebesgeschichte – und dem historischen Roman immanente politische Intrigen und Ränkespiele.

Das Setting überzeugt auf ganzer Linie. So entführt die Autorin den Leser in ein Doppelkloster der Prämonstratenser im bayrischen Alpenraum sowie in die angrenzenden Dörfer und Städte. Auch wenn das Setting fiktiv ist, erscheint es unglaublich authentisch und erlaubt es der Autorin, die Standesunterschiede und krassen Gegensätze zwischen Freien und Unfreien, zwischen Bauern, Händlern, weltlichen Adligen und Kirchenoberen deutlich zu machen. Lobend zu erwähnen sind hier auch die tollen Grundrisse des Doppelklosters, die sich auf den Coverinnenseiten finden.

Die einzelnen Charaktere sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei überzeugen neben Laya und Hilda insbesondere Hanno von Gladen, Philippa von Berg und Bruno von Ravenstein, während Ansgar noch etwas blass verbleibt, was sich aber im nächsten Teil der Reihe durchaus noch ändern kann. Manuela Schörghofers Schreibstil ist – trotz authentischer Sprache – gut und flüssig lesbar und lässt das Kopfkino anspringen.

Die Buchgestaltung ist gelungen. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, der Buchsatz ist simpel, aber fehlerfrei, die Geschichte um eine vorangestellte Dramatis Personae, ein Orts- und Flussnamensverzeichnis und ein Glossar ergänzt. Der Buchumschlag ist auf dem Cover und dem Buchrücken hochwertig geprägt und mit farbigen Coverinnenseiten versehen, das Covermotiv vermag jedoch mit der teils abgeschnittenen Person und dem Bruch zum Buchrücken nicht in Gänze zu überzeugen, während Buchrücken und Coverrückseite harmonisch ineinander übergehen und toll gestaltet sind. Zudem wirft der Romantitel bei mir auch nach Lektüre weiterhin Fragen auf.

Mein Fazit? „Das Gelübde der vergessenen Tochter“ ist ein gelungener Start in die Bergkloster-Dilogie, der vor allem mit seinem tollen Setting und einer spannenden Handlung punkten kann und nur kleinere Schwächen hat, die im Folgeband – auf den der Roman große Lust macht – mühelos aufgefangen werden können. Für Leser des Genres daher bedenkenlos zu empfehlen – allerdings nicht als Standalone.

[Buchgedanken] Hendrik Lambertus: „Der Zorn der Flut“

Vor Weihnachten habe ich auch „Der Zorn der Flut“ von Hendrik Lambertus gelesen. Das Buch ist 2022 im Rowohlt Taschenbuch Verlag, Rowohlt Verlag GmbH erschienen und als historischer Roman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Im Winter des Jahres 1361 ist die Natur besonders unbarmherzig, Wind und Wellen peitschen gegen das Land. Deichbauer Folkert sieht mit Sorge, wie verwundbar der vernachlässigte Flutschutz seine Heimat macht. Doch seine Warnungen verhallen ungehört. Auch sein Bruder Auke sorgt sich mehr um die Herrschaftsansprüche der dänischen Krone. Er kämpft mit allen Mitteln für die friesische Freiheit – und für seine große Liebe Griet. Von der wird als Tochter des dänischen Statthalters erwartet, zum Vorteil der Familie zu heiraten. Soll sie sich fügen? Oder rebellieren? Dann kommt der 16. Januar 1362. Die Deiche brechen. Und nach der Flut ist nichts mehr, wie es vorher war …

„Der Zorn der Flut“ ist ein Roman, über eine der größten Naturkatastrophen Deutschlands, die Marcellusflut 1362. Dabei beschränkt sich der Roman nicht nur auf die Schilderung der Flut und deren Folgen, sondern bettet diese in ein Gesamtkonstrukt aus politischer Lage und persönlichen Schicksalen ein. Als Leser erhält man so die Chance, in Romanform doch einiges über eher unbekannte, und dennoch umwälzende Ereignisse in der deutschen Geschichte zu lernen, die sonst etwas unter dem Radar verbleiben.

Die Handlung ist dabei durchaus spannend, wenn auch teils – zumindest in der ersten Hälfte – mit Längen versehen. Aufgrund der Vielzahl an Personen und Handlungsstränge, die angelegt werden müssen, ist auch der Start in die Geschichte schwierig, die Geschwindigkeit steigert sich aber mit dem Zusammenlaufen der Handlungsstränge.

Das Setting ist gelungen. So entführt Hendrik Lambertus den Leser nach Norddeutschland, hinein ins Spannungsfeld zwischen Hanse, Dänemark und Friesland, in eine Zeit voller Handel und Seeräuberei. Zum besseren Verständnis hätte ich mir an dieser Stelle allerdings noch eine Karte der wesentlichen Handlungsorte gewünscht – der Geschichte voran- oder nachgestellt.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Dabei gelingt dem Autor das ungewöhnliche Kunststück, einen der ersten Protagonisten konsequent unsympathischer werden zu lassen, bis man Auke weder Happy-End noch sonstiges Glück mehr wünscht. Janne und Griet überzeugen hingegen auf ganzer Linie, während Lentje so etwas wie die heimliche Sympathieträgerin des Romans ist.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, der Buchsatz ist unauffällig und schlicht. Das Covermotiv zieht sich über den ganzen Buchumschlag und bildet mit Buchrücken und Coverrückseite ein einheitliches Gesamtbild, ist zudem atmosphärisch und passt gut zur Geschichte. Die einzelnen Teile des Buches werden dabei jeweils erneut mit einer ganzseitigen Abbildung des Covermotivs eingeläutet – hier hätte man durchaus auch auf abweichende Motive zurückgreifen können, um die Thematik der Abschnitte besser aufzugreifen. Wie oben bereits erwähnt, hätte auch eine Karte zur Abrundung der Handlung und der Buchgestaltung beigetragen.

Mein Fazit? „Der Zorn der Flut“ ist ein historischer – und sehr informativer – Roman mit spannendem Setting und interessanten Protagonisten, der allerdings im ersten Teil auch einige Längen hat. Für Leser des Genres dennoch bedenkenlos zu empfehlen.

[Buchgedanken] Silke Elzner: „Die letzte Fehde an der Havel“

Vor kurzem habe ich „Die letzte Fehde an der Havel“ von Silke Elzner gelesen. Das Buch ist 2022 in der Gmeiner-Verlag GmbH erschienen und als historischer Roman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Als Carls Dorf von Dietrich von Quitzow überfallen wird, gerät sein Leben aus den Fugen: Der Raubritter schändet Carls Jugendliebe, und er selbst wird als Geisel verschleppt. Für Carl beginnt ein neues Leben als Waffenknecht auf Burg Kletzke, doch in ihm wächst ein unstillbarer Wunsch nach Rache. Als sich mit Friedrich von Hohenzollern ein neuer Landesherr ankündigt, sieht Carl die Chance gekommen, sich für all das Leid zu revanchieren …

„Die letzte Fehde an der Havel“ entführt den Leser ins mittelalterliche Brandenburg zu Beginn des 15. Jahrhunderts – eine Art Heimkommen für mich, spielen doch meine Heimatstadt und viele weitere Orte aus der näheren Umgebung eine tragende Rolle im Roman, der sowohl sprachlich authentisch als auch gut recherchiert daherkommt.

Insgesamt vermag das mittelalterliche Setting durchaus zu überzeugen. So beschreibt Silke Elzner in leicht und flüssig zu lesendem Schreibstil eine Zeit mit fließendem Übergang zwischen Fehdewesen und Raubrittertum, eine Zeit enormer Standesunterschiede, aber auch ungewöhnlicher Freundschaften und Bündnisse.

Die Handlung ist durchaus abwechslungsreich, wenn auch teilweise mit kleineren Längen versehen. Dabei mischt Silke Elzner genre- und zeittypische Themen wie Freundschaft und Liebe, Rache und Hass, Armut und Reichtum sowie Krankheit, Krieg und Tod zu einem spannenden Konglomerat. Erstaunlicherweise ist es der Autorin hierbei gelungen, mich als Leser zu fesseln, am Buch kleben zu lassen, obwohl mir der Protagonist von Kapitel zu Kapitel unsympathischer geworden ist, sich fast zum Antihelden entwickelt hat, dem man ein Happy-End nicht gönnt.

Insgesamt sind die Protagonisten vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Zwar bin ich mit Carl nicht warm geworden, überzeugt haben mich jedoch wichtige Nebencharaktere wie Rieke und Käthe sowie Dietrich als Antagonist. Gefreut hätte ich mich, wenn die Dramatis Personae der Geschichte nicht nach-, sondern vorangestellt worden wäre. So findet sich vor Beginn der Geschichte nur eine Karte der mittelalterlichen Mark Brandenburg, die das Verständnis dennoch fördert und unterstützt.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, der Buchsatz ist solide, auch wenn die Kapitelanfänge mitten auf der Seite doch etwas irritieren. Das Cover ist farblich und vom Motiv her durchaus ansprechend, ihm fehlt aber klar der Bezug zur Handlung oder zur Region. Der Rest des Buchumschlags ist unauffällig und schlicht.

Mein Fazit? „Die letzte Fehde an der Havel“ ist ein im Wesentlichen überzeugender historischer Roman, der vor allem durch sein Setting und eine spannende Handlung punktet, aber auch einige Längen und einen unsypathischen Protagonisten aufweist. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen, ab einem Lesealter von etwa 14 Jahren.

[Buchgedanken] Petra Schier: „Das Geheimnis des Pilgers“ (Pilger 2)

Zuletzt habe ich „Das Geheimnis des Pilgers“ von Petra Schier gelesen, nach „Das Kreuz des Pilgers“ der zweite Band ihrer mittelalterlichen Pilger-Trilogie. Das Buch ist 2022 bei HarperCollins in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH erschienen und als historischer Roman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Koblenz 1379: Erst seit Kurzem trägt Conlin den Titel Graf vom Langenreth, der für ihn mehr Pflicht als Ehre bedeutet, denn nun ist es an ihm, den guten Ruf und den Wohlstand der Familie zu retten, die sein Bruder zugrunde gerichtet hat. Doch um als Händler von Sicherheiten erfolgreich zu sein, braucht er Kapital. Als ausgerechnet seine Verlobte Reinhild ihn finanziell unterstützen will und dann auch noch ihr lang gehütetes Geheimnis ans Licht kommt, droht die noch junge Liebe zu scheitern.

„Das Geheimnis des Pilgers“ seatzt die Handlung von „Das Kreuz des Pilgers“ nahtlos fort, ist aber auch als Standalone lesbar – wie von mir, da ich den ersten Band ebenfalls bislang nicht kenne. Zwar ist es anfangs etwas mühsam, aufgrund der vielen Figuren in die Geschichte zu finden, die Autorin unterstützt dabei jedoch durch ein der Handlung vorangestelltes Personenverzeichnis und durch in die Geschichte eingebaute Erklärungen zu den Ereignissen des ersten Bandes.

DIe Handlung insgesamt ist – eher – vernachlässigbar, so passiert über das ganze Buch hinweg wenig, teils mutet es als Kammerspiel an, bei dem vielmehr die Beziehungen zwischen den einzelnen Personen im Fokus stehen als äußere Einflüsse oder Ereignisse. Dennoch ist das Buch spannend und abwechslungsreich, auch wenn einige Entwicklungen nicht immer ganz logisch erscheinen.

Dahingegen überzeugt das Setting auf ganzer Linie. So entführt Petra Schier den Leser in ein Koblenz zur Zeit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, in eine beschauliche Stadt zwischen aufblühendem Handel und altem Landadel. Zwar wird Koblenz durchaus auch mal verlassen, aufgrund des insgesamt jedoch sehr beschränkten Handlungsraumes und der starken Konzentration auf die Stadt kann man sich dennoch gut dahin träumen – auch dank der dem Text vorgestellten Stadtkarte, auf der man aber noch weitere, für die Handlung zentrale, Handlungsorte hätte vermerken können.

Die einzelnen Figuren sind im wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Dabei brillieren insbesondere Conlin und Reinhild, sowie Nebenollen wie Mariana, die nur zuletzt etwas schwächelt. Dahingegen bleiben Benedikt und Palmiro teils etwas blass und handeln nicht zwingend nachvollziehbar. Petra Schiers Schreibstil ist zudem leicht und flüssig lesbar und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

DIe Buchgestaltung ist gelungen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Buchumschlag ist mit dem Titelbild schön anzusehen und hochwertig gestaltet, auch wenn etwas der Bezug zur Handlung fehlt. Zusammen mit dem ersten Teil ergibt sich jedoch ein gutes Gesamtbild der Reihe mit Wiedererkennungswert.

Mein Fazit: „Das Geheimnis des Pilgers“ ist ein überzeugender historischer Roman, der vor allem aufgrund spannender Charaktere und einem tollen Setting punktet, dafür aber auch etwas Handlung vermissen lässt. Für Leser des Genres daher bedenkenlos zu empfehlen.

[Buchgedanken] Manuela Schörghofer: „Das Spiel der Ketzerin“

Vor kurzem habe ich „Das Spiel der Ketzerin“ von Manuela Schörghofer gelesen, mein dritter Roman der Autorin nach „Die Klosterbraut“ und „Die Sündenbraut„. Das Buch ist 2021 bei HarperCollins in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH erschienen und als historischer Roman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag und die Autorin für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.

Rheinland im 13. Jahrhundert: Als ihr Vater in Ungnade fällt, entgeht die Grafentochter Alida von Erkenwald nur knapp einem Mordanschlag und muss vor ihrem Widersacher fliehen. Sie versteckt sich bei Salomon ben Isaak, einem Juden aus Coellen, der sie zu ihrem Schutz als seine Tochter ausgibt und ihr verspricht, ihr bei der Rettung ihres Vaters zu helfen. Gemeinsam machen sie sich auf die Reise, doch ihre Verfolger sind ihr auf der Spur. Als Alida verbotene Gefühle für ihren Feind entwickelt, weiß sie nicht mehr, wem sie noch trauen kann …

„Das Spiel der Ketzerin“ entführt den Leser erneut ins deutsche Mittelalter, in eine Zeit voller Intrigen, Machtspiele und persönlicher Fehden, von denen der Roman einige enthält. Eingebettet in den historischen Konflikt zwischen Friedrich II. und Heinrich VII. erzählt die Autorin die Geschichte der fiktiven Adelsfamilie von Erkenwald und lässt den Leser mit den Figuren die politischen und religiösen Konflikte der Zeit entdecken.

Dabei brilliert der Roman vor allem durch sein gelungenes Setting – und eine sehr authentische Sprache, die von einer gewissenhaften Recherche zeugt. Auch wenn der Leser durch die vorangestellten Dramatis Personae, Orts- und Flussbezeichnungen, Glossar und Erklärung der historischen Begebenheiten fast etwas erschlagen wird (vielleicht hätte man die letzteren beiden ans Ende stellen können), ist es doch allemal besser, als ihn gänzlich allein zu lassen.

Die Handlung der Geschichte ist spannend und kurzweilig, wenn auch in Teilen etwas vorhersehbar, was dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch tut, da es Manuela Schörghofer gelingt, immer mal wieder auch durch eine unerwartete Wendung die Erwartungen des Lesers zu durchbrechen. Zudem wird die Schwerpunktsetzung eingehalten, die Liebesgeschichte gut ausbalanciert, sodass hier gerade – nicht wie teils beworben – kein historischer Liebesroman vorliegt sondern ein historischer Roman.

Die einzelnen Charaktere sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Dabei überzeugen vor allem auch die Nebencharaktere wie Miriam und Dankwart, aber auch Konrad als Antagonist macht eine gute Figur, wenn auch seine Motivation lange unklar bleibt – ggf. hätte man die Ereignisse zwischen ihm und dem Grafen von Erkenwald als Prolog der Handlung voranstellen können.

Die Buchgestaltung überzeugt auf ganzer Linie, Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, wenn man von der Informationsflut am Anfang absieht. Das Covermotiv zieht sich über den gesamten Buchumschlag, ist wunderschön anzusehen (bislang das beste der Autorin), leicht geprägt auf dem Titelbild und Buchrücken und wartet mit farbigen, informativen Coverinnenseiten auf.

Mein Fazit? „Das Spiel der Ketzerin“ ist ein gelungener historischer Roman, der vor allem durch sein tolles Setting und eine authentische Sprache punktet – wahrscheinlich das bislang beste Buch der Autorin, in jedem Fall aber das schönste. Für Liebhaber des Genres bedingungslos zu empfehlen.

Wunderschöne Buchpost | Historische Buchbox mit ganz viel Liebe

Vor kurzem erreichte mich eine tolle, mit viel Liebe verpackte, Buchbox von Manuela Schörghofer, die mir ihren neuesten Roman „Das Spiel der Ketzerin“ mit vielen tollen Goodies – Wellness für die Seele und den Körper – als Rezensionsexemplar zusandte. Vielen Dank dafür schon einmal an die Autorin und den Verlag HarperCollins.

„Das Spiel der Ketzerin“ ist nach „Die Klosterbraut“ und „Die Sündenbraut“ mein dritter historischer Roman von Manuela – und hat das Cover, das mir von allen drei Titeln am besten gefällt. Sieht es nicht toll aus? =)

Jetzt bin ich schon ganz gespannt darauf, erneut ins Mittelalter einzutauchen – und kann es kaum erwarten, bald mit dem Lesen zu beginnen!

[Buchgedanken] Eva-Isabel Schmid: „Paracelsus – Auf der Suche nach der unsterblichen Seele“ (Paracelsus 1)

Vor kurzem habe ich „Paracelsus – Auf der Suche nach der unsterblichen Seele“, den ersten Band einer Dilogie über den berühmten Arzt, von Eva-Isabel Schmid gelesen. Das Buch ist 2020 in der Piper Verlag GmbH erschienen und als historischer Roman zu klassifizieren. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag und die vermittelnde Agentur Literaturtest für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.

Basel im Spätmittelalter auf dem Sprung zur Renaissance. Der junge Medizinstudent Paracelsus und sein Freund Caspar erhalten von der katholischen Kirche eine Sondergenehmigung zum Sezieren von Leichen. Zu nur einem Zweck: Sie sollen die Existenz der menschlichen Seele beweisen. Als der grausame neue Bischof die Macht erlangt, werden die beiden der Ketzerei beschuldigt. Ihre Forschung wird verboten. Während Caspar sein Leben nun der Medizin widmet, wendet sich der ehrgeizige Paracelsus dem Okkultismus zu. Die zwei Freunde finden sich gefangen in einem Netz aus Inquisition, politischen Intrigen und einem blutigen Bürgerkrieg.

„Paracelsus – Auf der Suche nach der unsterblichen Seele“ ist ein gelungenes Debüt, ein guter Auftakt in eine Dilogie mit vielen Stärken und nur einigen Schwächen. Dabei brilliert der Roman vor allem durch ein tolles und authentisches Setting der spätmittelalterlichen Stadt Basel, das das Kopfkino sofort anlaufen lässt.

Gewöhnungsbedürftig hingegen ist der Schreibstil der Autorin, der sich ohne weiteres gut lesen lässt, jedoch sehr von der Aneinanderreihung kurzer Sätze dominiert wird, was bei Kämpfen durchaus seinen Charme hat, bei Beschreibungen jedoch etwas fremd anmutet.

Die Handlung ist spannend und abwechslungsreich und setzt sich aus mehreren Handlungssträngen zusammen. Jedoch habe ich mich selbst ertappt, gedanklich viel mehr Fokus auf den Handlungsstrang von Jacob und der Stadt zu legen, viel mehr Interesse an der Zerrissenheit Basels als an Paracelsus‘ Suche nach der unsterblichen Seele zu zeigen.

Ein weiterer Lichtblick des Romanes sind die tollen Nebencharaktere, insbesondere Jacob und Laurencz sind echte Sympathieträger und treiben die Handlung voran, aber auch Simon ist faszinierend und bietet Potential für eine tolle Rolle im zweiten Band der Dilogie. Lediglich mit Paracelsus bin ich (noch) nicht so recht warmgeworden.

Die Buchgestaltung ist im Wesentlichen gelungen, Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet. Der Buchumschlag vermag allerdings nicht zu überzeugen. Während das Covermotiv noch ganz ansehnlich – wenn auch kein Eyecatcher – ist, sind Buchrücken und Coverrückseite einfarbig, wirken lieblos und ergeben keinen einheitlichen Buchumschlag, was ich bei einem Roman in dem Preissegment schon erwartet hätte – genau wie eine hochwertige Prägung auf dem Cover. Abschließend hätte man auch über eine Karte im Innenteil oder eine Auflistung der Dramatis Personae nachdenken können.

Mein Fazit? „Paracelsus – Auf der Suche nach der unsterblichen Seele“ ist ein gelungenes Debüt, das vor allem durch ein wunderbares Setting und tolle Charaktere glänzt. Trotz kleinerer Schwächen bedenkenlos für Liebhaber historischer Romane zu empfehlen – ab 16 Jahren.