[Buchgedanken] Nika S. Daveron: „Fine Line – Create Your Character“ (Fine Line 1)

In der letzten Zeit habe ich „Fine Line – Create Your Character“ von Nika S. Daveron gelesen. Vielen Dank an dieser Stelle an die Autorin für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Das Buch ist in der mir vorliegenden Ausgabe 2019 im Selfpublishing erschienen, die Erstausgabe wurde 2015 veröffentlicht. „Fine Line – Create Your Character“ ist als Fantasy-Roman einzuordnen, kann aber auch mit Thriller-Elementen aufwarten.

41tLeXKYJxLElayne ist ganz besessen von dem Spiel Fine Line, einem eigentlich typischen Onlinespiel. Doch bald stellt sie fest, dass an Fine Line eigentlich gar nichts normal ist, nachdem sie der Gilde Xanadu beitritt. Denn die Gilde hat durch eine spezielle Technologie die Möglichkeit, in den Körper ihrer Avatare einzutauchen. Anfangs gefällt Elayne dieses phänomenale Spielgefühl, doch schon bald entbrennt ein Kampf um Leben und Tod, als jemand versucht, diese Technologie zu stehlen.

„Fine Line – Create Your Character“ ist der Auftakt zu einer Buchreihe um das Computerspiel „Fine Line“ und greift das klassische Motiv auf, dass Menschen mit ihren Avataren verschmelzen, wenn auch auf eher ungewohnte Weise über einen technischen Ansatz. Da es diesem – zumindest noch – an Plausibilität fehlt, ist „Fine Line“ als Fantasyroman und nicht als Science Fiction einzuordnen. Dies kann sich aber durchaus im Verlauf der Reihe noch drehen.

Die Handlung ist spannend und durch den Wechsel zwischen realer und fiktiver Welt abwechslungsreich. Zudem gelingt es Nika S. Daveron auch, durch unvorhergesehene Wendungen immer mal wieder an der Spannungsschraube zu drehen. Zwar bietet der Roman – wie üblich in einer Reihe – leider am Ende einen Cliffhanger, dieser ist erfrischenderweise aber sehr mild ausgeprägt. Dennoch kann der Roman nicht wirklich als Standalone gelesen werden, da zum Ende hin kaum Handlungsstränge ausreichend aufgelöst sind.

Der Schreibstil der Autorin lässt sich gut und flüssig lesen, ist vor allem authentisch an der Gamer-Szene orientiert, was für einen durchschnittlichen Leser allerdings auch erstmal eine Umstellung sein kann. Da jedoch Elayne auch erst in die Szene hineinwächst, werden Begriffe wie TeamSpeak und Tank geduldig erklärt, sodass der Leser mit ihr zusammen die Gamingwelt kennenlernen kann – was auch dadurch erleichtert wird, dass man aufgrund der Ich-Perspektive von Elayne sich gut mit ihr identifizieren kann.

Das Setting überzeugt im Wesentlichen, die einzelnen Welten im Spiel hätten allerdings noch bildgewaltiger beschrieben werden können, um den Leser noch mehr mit auf die Reise zu nehmen, um das Kopfkino zu erleichtern. Lobend erwähnen möchte ich zudem die Lösung, die die Autorin im Bereich der Triggerwarnung gewählt hat. Zwar bin ich weiterhin der Überzeugung, dass man in den meisten Fällen auf sie verzichten kann und vielmehr Hilfsangebote für Betroffene in den Mittelpunkt stellen sollte, aber mit einem Hinweis, dass man für mögliche Triggerwarnungen Kontakt mit der Autorin vorab aufnehmen soll, kann ich mich ebenfalls anfreunden.

Da relativ viele Charaktere in dem Roman angelegt und eingeführt werden, ist es nachvollziehbar, dass die Entwicklung der einzelnen Charaktere noch etwas im Hintergrund bleibt. Dies ist für eine Reihe aber nicht unüblich, und daher hoffe ich, dass in den nächsten Bänden die Motive, Stärken und Schwächen der vielen Charaktere noch stärker herausgearbeitet werden. Dass sich gerade Elayne hier teils auch unlogisch und nicht nachvollziehbar verhält, liegt nunmal auch an der Krankheit (über die man sicher in den Triggerwarnungen informiert worden wäre).

Die Buchgestaltung hat hingegen leichte Schwächen zu bieten. So sind dem Lektorat und Korrektorat kleinere Fehler durchgerutscht, die sich aber noch im Rahmen halten und den Lesefluss nicht beeinträchtigen. Der Buchsatz verzichtet leider auf die automatische Silbentrennung am Zeilenende, sodass ein uneinheitliches Zeilenbild entsteht. Das Cover passt gut zur Geschichte und bietet ein durchaus ansprechendes Titelbild. Farblich ist es jedoch eher unauffällig und relativ einfach gedruckt. Insgesamt ergibt es aber mit dem zweiten Teil ein einheitliches Reihenbild.

Mein Fazit: „Fine Line – Create Your Character“ ist ein im Wesentlichen gelungener Auftakt in die phantastische Buchreihe über das Computerspiel „Fine Line“. Der Roman punktet im Wesentlichen mit einer spannenden Handlung und einer authentischen Sprache, kleinere Schwächen in der Logik, Charakterentwicklung und Buchgestaltung fallen dagegen nicht so sehr ins Gewicht. Für Liebhaber des Genres oder von Rollenspielen bedenkenlos zu empfehlen.

Eine bunte Vielfalt – Buchpost im Dreierpack

Auch in den letzten Tagen erreichten mich wieder einige Bücher – und die Vielfalt könnte kaum größer sein. So reichen die Genres von Science-Fiction über Romantasy bis hin zum historischen Roman. Vielen Dank an dieser Stelle auch an Manuela Schörghofer und Nika S. Daveron für die Bereitstellung der Rezensionsexemplare zu „Fine Line – Create your Character“ und „Die Sündenbraut“, dem zweiten Roman der Autorin nach „Die Klosterbraut„. Und muss ich zu Emily Bold noch etwas sagen? Ihre Romane begleiten mich seit Jahren, „Stolen: Verwoben in Liebe“ ist mein elftes Buch von ihr. Ist der Buchschnitt nicht wunderschön?