[Buchgedanken] Gustaf Skördeman: „Geiger“ (Sara Nowak 1)

Vor kurzem habe ich „Geiger“ von Gustaf Skördeman gelesen, den ersten Band um Kommissarin Sara Nowak. Das Buch ist 2021 bei Lübbe in der Bastei Lübbe AG erschienen, die Originalausgabe wurde 2020 unter dem gleichen Titel bei Bokförlaget Polaris veröffentlicht. Der Roman ist dabei als Thriller / Agententhriller einzuordnen, für die Übersetzung aus dem Schwedischen zeichnet Thorsten Alms verantwortlich.

Das Festnetz-Telefon klingelt, als sie am Fenster steht und ihren Enkelkindern zum Abschied winkt. Agneta hebt den Hörer ab. „Geiger“, sagt jemand und legt auf. Agneta weiß, was das bedeutet. Sie geht zu dem Versteck, entnimmt eine Waffe mit Schalldämpfer und tritt an ihren Mann heran, der im Wohnzimmer sitzt und Musik hört. Sie setzt den Lauf an seine Schläfe – und drückt ab. Als Kommissarin Sara Nowak von diesem kaltblütigen Mord hört, ist sie alarmiert. Sie kennt die Familie seit ihrer Kindheit …

„Geiger“ ist eine Mischung aus Thriller und Schwedenkrimi, Agenten- und Spionageroman. Dabei ist „Geiger“ der Beginn einer Trilogie um die Kommissarin Sara Nowak, der zweite Band „Faust“ ist ebenfalls bereits erschienen und wird in Kürze hier auch vorgestellt, da er mir als Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfgung gestellt worden ist.

Die Handlung in „Geiger“ ist dabei hochspannend und abwechslungsreich, eskaliert immer mehr und zieht Kreise bis in die hohe Weltpolitik, was dem ganzen etwas Glaubhaftigkeit nimmt, die Spannung aber nicht mindert. Hierbei werden neben der Spionage auch Themen wie Kindesmissbrauch, Einwanderung, familiäre Konflikte oder Prostitution behandelt, wobei der Handlungsstrang hinsichtlich der Prostitution aufgrund des in Schweden angewandten Nordischen Modells für hiesige Leser sehr ungewohnt anmutet. Leider endet das Buch für mich zudem ein, zwei Kapitel zu früh, da doch einige Punkte nicht aufgeklärt und so mutmaßlich in die Folgebände verlagert werden.

Das Setting begeistert durch die dargestellten Gegensätze zwischen High-Society und Rotlichtmilieu, zwischen ideologischem Fanatismus und fanatischem Ehrgeiz, zwischen Wahrheitssuche und Vergangenheitsbewältigung. Dabei ist Gustaf Skördemans Schreibstil trotz der schweren Themen leicht und flüssig lesbar.

Die einzelnen Charaktere sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei begeistern neben Sara vor allem Breuer und Agneta, während Saras Partner David noch sehr blass bleibt, wird für ihn doch ein großer, innerer Konflikt angelegt, der aber nichts zur Handlung beiträgt – eventuell wird ja auch darauf in einem der Folgebände noch zurückgegriffen.

Die Buchgestaltung ist gelungen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, das Cover ist atmosphärisch, das Titelmotiv zieht sich dabei über den gesamten Buchumschlag. Dabei ist das Buch mit einem farbigen Buchschnitt und einer leichten Prägung auf Titel, Buchrücken und Coverrückseite hochwertig ausgestattet und bietet zusammen mit Band zwei einen guten Gesamteindruck der Reihe mit hohem Wiedererkennungswert.

Mein Fazit? „Geiger“ ist ein sehr gutes Romandebüt, ein hochspannender Thriller, der mit einem tollen Setting und einer abwechslungsreichen Handlung glänzen kann, dabei aber auch etwas eskaliert und minimal zu früh endet. Für Liebhaber des Genres in jedem Fall bedenkenlos zu empfehlen – ab dem vom Verlag vorgeschlagenen Lesealter von 16 Jahren.