In den letzten Tagen habe ich den vierten Teil der Romanreihe um den Zauberlehrling Peter Grant gelesen: „Der Böse Ort“. Der Urban-Fantasy-Roman von Ben Aaronovitch erschien 2014 bei dtv und wurde ursprünglich unter dem Titel „Broken Homes“ 2013 bei Gollancz, London, veröffentlicht.
Noch immer hält die Jagd nach dem Gesichtslosen die magische Abteilung der Londoner Polizei auf Trab. Ein verstorbener Stadtplaner und ein Einbruch in eine alte Villa eines bekannten deutschen Architekten führen Peter Grant zum Skygarden Tower, einer berühmt-berüchtigten Sozialwohnanlage im Süden von London. Doch welche Vision hat der Architekt Erik Stromberg mit dem Bau verfolgt? Weshalb interessiert sich der Gesichtslose so sehr für den Turm? Und was haben eine Baumnymphe und eine russische Nachthexe mit der Sache zu tun? Fragen über Fragen, auf die Peter Grant schnell Antworten finden muss, denn ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
„Der Böse Ort“ ist – wie auch bereits aus der Kurzbeschreibung ersichtlich – eine direkte Weiterführung der ersten drei Bände, da sie den zentralen Konflikt zwischen dem Folly (die magische Abteilung der Polizei) und dem gesichtslosen Magier behandelt. Ein Spannungsbogen ist vorhanden, und das Buch ist abwechslungsreich und humorvoll wie die Vorgänger. Jedoch fehlt mir im vierten Teil die eigenständige Handlung. Bisher gelang es Ben Aaronovitch immer exzellent, den zentralen Konflikt der gesamten Buchreihe im Hintergrund der einzelnen Fälle (man denke an das „Stille Volk“ aus Band 3) weiterzuentwickeln, während in diesem Teil der Konflikt dominiert und klar im Vordergrund steht. Das wäre an und für sich kein Probblem – wenn dann der durchaus epische Endkampf auch eine Entscheidung gebracht und sich nicht in einen Cliffhanger zu den nächsten Bänden gerettet hätte.
Zudem hat der Autor die Chance vertan, den Cliffhanger aus Band 3 („sprechender Fuchs“) und Abigail als Charakter noch stärker ins Buch zu integrieren. Abgesehen davon ist der Schreibstil von Ben Aaronovitch weiterhin ein wahrer Genuss. Wortwitz und Einfallsreichtum, pointierte Klischees und geniale Szenen wie die Frühlingscour sorgen dafür, dass trotz leichter Schwächen in der Handlung „Der Böse Ort“ erneut zu einem tollen Lesevergnügen wird und mich nach mehr lechzen lässt. Beeindruckend ist auch die Verknüpfung der Themen „Magie“ und „Architektur“, die nicht nur auf eine tolle Recherche schließen lässt, sondern auch die magische Welt des Romanes weiter ausbaut und mit Leben füllt.
Das aufwendig geprägte Cover, der Buchsatz, Lektorat und Korrektorat können auf der ganzen Linie überzeugen. Zudem bieten die Cover der Reihe einen starken Wiedererkennungswert.
Mein Fazit? „Der Böse Ort“ ist ein grundsolider Urban-Fantasy-Roman, der die Reihe um Peter Grant nahtlos fortführt. Leichte Schwächen in der Handlung trüben jedoch aufgrund des brillianten und humorvollen Schreibstils des Autors das Lesevergnügen kaum. Für Fans der Reihe, von humoristischer oder Urban-Fantasy bedenkenlos zu empfehlen.