[Buchgedanken] Christina Rey: „Ein kleines Stück von Afrika – Hoffnung“ (Das endlose Land 2)

Vor kurzem habe ich auch „Ein kleines Stück von Afrika – Hoffnung“ von Christina Rey gelesen. Das Buch ist 2023 bei Lübbe in der Bastei Lübbe AG erschienen und als (historische) Familiensaga einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über die Bloggerjury.

Nach dem Ersten Weltkrieg muss sich die jung verwitwete Ivory in Kenia großen Herausforderungen stellen. Denn ihre Entscheidung für einen neuen Mann an ihrer Seite sorgt für Aufruhr in der Gesellschaft und Ablehnung seitens ihrer Familie. Dennoch ist Ivy mit ihrem Mann und ihren kleinen Töchtern auf Edgecumbe Farm glücklich. Bis eines Tages ein Fremder anreist und Anspruch auf das Anwesen erhebt. Völlig mittellos und begleitet von der tiefen Sorge um ihre älteste Tochter muss Ivy mit ihrer Familie nach Nairobi übersiedeln. Dort verknüpft sich ihr Schicksal mit einer einst einflussreichen Adligen, die aus Indien nach Afrika floh …

„Ein kleines Stück von Afrika – Hoffnung“ ist der zweite und abschließende Band der Dilogie „Das endlose Land“. Dabei ist der Roman als (historische) Familiensaga einzuordnen, spielt er doch in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Allerdings kann man den Roman aus meiner Sicht, im Gegensatz zum ersten Band „Ein kleines Stück von Afrika – Aufbruch„, eher nicht als Standalone lesen, setzt er doch so einiges an Vorwissen des Vorgängerbandes voraus.

Die Handlung ist spannend und kurzweilig, wenn auch – mindestens – ein längerer Zeitsprung etwas irritierte. Hierbei setzt die Handlung grundsätzlich relativ zeitnah nach dem Ende des ersten Bandes ein und führt diese nahtlos fort – auch der Cast an Charakteren wird im Wesentlichen so übernommen und in einigen Punkten erweitert. Dabei entfernt sich die Handlung von der klassischen jagd- und liebesbasierten Zentrierung des ersten Bandes und stellt im vorliegenden Buch vielmehr auf die Beziehung der Kolonialmacht mit den Einwohnern ab, auf latenten oder offenen Rassismus und auf kulturelle Unterschiede. Man könnte das Buch sogar fast als Justizroman sehen, werden doch zwei wesentliche Verfahren in das Zentrum der Handlung gerückt.

Das Setting ist weiterhin natürlich sehr gelungen. So entführt auch dieser Band die Leser nach Kenia, auf das mittlerweile deutlich angenehmer geführte Resort – auch wenn es hier natürlich zu einem unschönen Rückfall kommt. Toll finde ich es zudem, dass Christina Rey den Leser dieses Mal auch nach Indien mitnimmt, an die Seite von Ranjana, die im ersten Band als Charakter bereits überzeugen und Interesse wecken konnte.

Die einzelnen Figuren sind vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei überzeugt vor allem Ranjana als wichtige Nebenfigur, während Sanele teils nicht gänzlich nachvollziehbar handelt. Christina Reys Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, teils authentisch und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung kann ebenfalls im Wesentlichen glänzen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben solide gearbeitet, der Buchdeckel ist auf dem Cover hochwertig geprägt und mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen, die toll gestaltet sind. Das Covermotiv fügt sich dabei gut in das Gesamtbild der Reihe ein und sorgt für einen Wiedererkennungswert, weiterhin wirkt die auf dem Titel befindliche Frau jedoch deplatziert und künstlich eingefügt. Auch wird das Covermotiv irritierenderweise zum Buchrücken hin teils fortgesetzt, teils unterbrochen – eine einheitliche Lösung hätte hier ebenfalls harmonischer gewirkt.

Mein Fazit? „Ein kleines Stück von Afrika – Hoffnung“ ist ein gelungener und spannender Abschluss der Dilogie, der gut an den Vorgängerband anknüpft und nur kleinere Schwächen hat. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – allerdings nicht ohne Band 1.

Von kleinen Streichen und großen Katastrophen | Doppelte Buchpost

Auch diese beiden Bücher erreichten mich vor kurzem als Rezensionsexemplare – vielen Dank dafür! „Battle of Schools – Angriff der Molchgehirne“ von Nicole Röndigs (cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH) kam dabei im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de zu mir, „Toxin“ von Kathrin Lange und Susanne Thiele (Lübbe Verlag in der Bastei Lübbe AG) über die Bloggerjury und durch die vermittelnde Agentur Buchcontact. Bei ersterem handelt es sich um ein von Tine Schulz illustriertes Kinder-/Jugendbuch, das einen in den Schulalltag zurückversetzt, letzteres ist nach „Probe 12“ der zweite Wissenschaftsthriller um die Journalistin Nina Falkenberg. Da ist Abwechslung vorprogrammiert!

Welches Buch ist zuletzt bei Euch eingezogen?

[Buchgedanken] Isabell Schönhoff: „Das Erbe der Greiffenbergs – Gegen den Wind“ (Chiemsee-Saga 1)

Vor kurzem habe ich auch „Das Erbe der Greiffenbergs – Gegen den Wind“ von Isabell Schönhoff gelesen. Das Buch ist 2023 bei Lübbe in der Bastei Lübbe AG erschienen und als Familiensaga einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über die Bloggerjury.

Am Ufer des malerischen Chiemsees ist der exklusive Flagship-Store des Feinkostunternehmens Greiffenberg eine Attraktion. Patriarch Ludwig leitet in dritter Generation die Geschicke mit harter Hand … und nach seinem Gutdünken. Die drei Kinder interessieren sich nicht fürs Geschäft, seine Frau Therese, ein ehemaliges Münchner Modell, pflegt ihr Image als Society-Lady, und Großmutter Elsa ist trotz ihrer 80 Jahre eine passionierte Bergwanderin. Dann kehrt Ludwig eines Tages nicht von einem Segeltörn zurück. Widerstrebend nimmt die älteste Tochter Pauline die Zügel in die Hand, ohne zu wissen, dass sie damit ein Intrigenkarussell in Gang setzt, das zur Zerreißprobe für die ganze Familie wird.

„Das Erbe der Greiffenbergs – Gegen den Wind“ ist der erste Band der Chiemsee-Saga rund um die Familie von Greiffenberg. Dabei habe ich es, trotz der starken Liebesgeschichte, bei der Eingruppierung als Familiensaga belassen, stehen doch die Geschicke der ganzen Familie im Mittelpunkt. So werden auch fleißig die personalen Erzählperspektiven ausgetauscht, auch wenn natürlich der Hauptaugenmerk auf den Erlebnissen von Pauline liegt. Ungewöhnlich ist zudem, dass die Geschichte in der Jetztzeit spielt, eine unverhoffte aber nicht unwillkommene Überraschung.

Die Handlung kann im Wesentlichen überzeugen, ist abwechslungsreich, wenn auch teils vorhersehbar und mit kleineren Längen im Mittelteil versehen. Größtes Manko ist aus meiner Sicht das Ende – hier hätte die Autorin zwingend ein Kapitel – oder auch nur einen Absatz – früher enden müssen. Dieser krasse Cliffhanger, dessen Inhalt zwar erwartbar war, zerstört vieles, was die sonst gute Handlung aufgebaut hat und lässt mich als Leser ratlos und unbefriedigt zurück. Auch werden diverse Handlungsstränge nicht aufgelöst – ganz schön viel bleibt offen. Abgesehen davon thematisiert das Buch ein Potpourri moderner und gesellschaftlich relevanter Themen wie toxische Beziehungen, faire Erzeugerpreise, ökologische Landwirtschaft und psychische Erkrankungen.

Das Setting ist natürlich brillant. So entführt Isabell Schönhoff den Leser an den malerischen Chiemsee zwischen Biohof und High-Society-Villa, zwischen Dorfstammtisch und Partys der Schickeria. Dabei zeichnet die Autorin ein wundervolles Panorama der Landschaft mit ihren Beschreibungen – und zeigt die auch heute noch vorhandenen krassen Gegensätze zwischen den verschiedenen Gesellschaftsschichten anschaulich.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, lasen aber auch noch Entwicklungspotential für die Folgebände. Hierbei überzeugen vor allem Antonia und Elsa, während bei Pauline und vor allem bei Therese noch Luft nach oben verbleibt. Ich hoffe, dass die Autorin diese in den Folgebänden konsequent weiterentwickelt, abrundet und ihnen noch mehr Tiefe verleiht. Isabell Schönhoffs Schreibstil ist zudem leicht und flüssig zu lesen und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung kann ebenfalls größtenteils glänzen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Buchdeckel ist auf dem Cover hochwertig geprägt, mit Klappen und farbigen, allerdings eintönigen, Coverinnenseiten versehen – hier ist etwas Potential verschenkt worden. Auch das Covermotiv ist ansprechend und durchaus ein Eyecatcher, allerdings auch etwas austauschbar. Zudem wird es leider zum Buchrücken hin unterbrochen und sowohl dort als auch auf der Coverrückseite marginal abgewandelt wieder aufgegriffen – das hätte ebenfalls eleganter gelöst werden können.

Mein Fazit? „Das Erbe der Greiffenbergs – Gegen den Wind“ ist ein solider Start in die Familiensaga, der vor allem durch sein Setting, eine spannende Handlung und viel Innovation glänzt, zugleich aber auch kleinere Längen hat und in einem unnötig-massiven Cliffhanger endet. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von etwa 14 Jahren.

[Buchgedanken] Gustaf Skördeman: „Wagner“ (Sara Nowak 3)

Vor kurzem habe ich „Wagner“ von Gustaf Skördeman gelesen. Das Buch ist 2023 bei Lübbe in der Bastei Lübbe AG erschienen, die Originalausgabe wurde 2022 unter dem gleichen Titel im Bokförlaget Polaris veröffentlicht. Der Roman ist als Spionagethriller einzuordnen, für die Übersetzung aus dem Schwedischen zeichnet Thorsten Alms verantwortlich. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über die Bloggerjury.

Trotz höchster Sicherheitsvorkehrungen gelingt es Doppelagentin Agneta Broman, einen russischen Oligarchen in London zu ermorden. Zur gleichen Zeit wird in Stockholm der frühere Außenminister von einem bekannten Firmenchef enthauptet. Dieser unfassbar brutale Mord wird gefilmt – und das Video der Polizei zugespielt. Kommissarin Sara Nowak übernimmt die Ermittlungen und ahnt zu dem Zeitpunkt noch nichts von dessen internationaler Dimension. Als weitere hochrangige Personen sich gegenseitig umbringen, taucht eine erste Spur auf. Sie führt zu einer Ölförderfirma und einem russischen Oligarchen. Bald erkennt Sara, dass sie sich mit ihren Ermittlungen jemanden zum tödlichen Feind macht …

„Wagner“ ist nach „Geiger“ und „Faust“ der abschließende Teil der Bestsellertrilogie von Gustaf Skördeman um die Polizistin Sara Nowak und internationale Spionagenetzwerke aus dem kalten Krieg. Dabei setzt die Handlung zeitnah nach dem Ende des zweiten Bandes ein. Aufgrund der vielen Querverbindungen zu den früheren Büchern ist es jedoch sehr ratsam, diese bereits gelesen zu haben, da einige Handlungsstränge sich durch alle Bücher ziehen.

Die Handlung ist – erneut – hochspannend und kurzweilig. Gustaf Skördeman mischt dabei ein buntes Konglomerat aus internationalem Spionagethriller, Politthriller und Terrorismus, aus familiären Konflikten, Rache, jugendlichem Aktivismus und Fanatismus zu einem fesselnden Pageturner, der lediglich am Ende etwas schwächelt und leider etwas zu offen endet, sodass man als Leser nach mehr verlangt – etwas unbefriedigend für das komplette Ende einer mehrbändigen Handlung.

Das Setting ist gelungen, aber bereits bekannt aus den letzten Büchern, auch wenn der Autor den Leser auch aus Stockholm heraus nach Berlin, Leipzig, Eisenach und in den arabischen Raum führt – immerhin etwas Abwechslung. Mittlerweile irritiert aber – nach drei Bänden – die weiterhin konsequente Bezeichnung aller Straßennamen bei Autofahrten – dieses Mal sogar in Berlin. Für nicht-schwedische Leser sind die Namen aus Stockholm dabei weiterhin schwierig, auch wenn man sich im Laufe der Zeit etwas daran gewöhnt hat.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Dabei wurden die bekannten Figuren teils konsequent weiterentwickelt, insbesondere Ebba zeigt sich hier stark verbessert und als Leserliebling in diesem Teil. Neben ihr können aber auch Sara und Koslow brillieren. Gustaf Skördemans Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, temporeich und lässt das Kopfkino sofort anlaufen.

Die Buchgestaltung kann ebenfalls glänzen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Buchdeckel ist auf Cover, Coverrückseite und Buchrücken hochwertig geprägt und mit farbigen Coverinnenseiten versehen. Das Titelmotiv zieht sich gut über den kompletten Umschlag und bildet ein tolles Gesamtbild. Dabei wird das Design durch eine tolle typographische Gestaltung des Titels und den Farbschnitt abgerundet, insgesamt entsteht so auch ein guter, einheitlicher Gesamteindruck der Reihe mit Wiedererkennungswert.

Mein Fazit? „Wagner“ ist ein im Wesentlichen gelungener Abschluss der Trilogie, der zwar zum Ende hin etwas schwächelt, dennoch weiterhin hochspannend ist und mit tollen Charakteren glänzt. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab dem vom Verlag vorgeschlagenen Lesealter von 16 Jahren – und nicht als Standalone.

[Buchgedanken] Alicia Zett: „Wie Wellen im Sturm“ (Liebe ist 1)

Vor kurzem habe ich „Wie Wellen im Sturm“ von Alicia Zett gelesen, den ersten Band der „Liebe ist“-Trilogie. Das Buch ist 2023 im One Verlag in der Bastei Lübbe AG erschienen und als Young Adult Romance einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Breitstellung eines Rezensionsexemplars über die Bloggerjury.

Die 16-jährige Louise hat das Gefühl, nicht dazuzugehören. In der Schule verbringt sie die Pausen meist allein, und in ihrer Freizeit flüchtet sie sich in ihre Fantasy-Geschichten, denn Schreiben ist Louises größte Leidenschaft. Als sie durch ihre Schriftstellerei ein Stipendium für das renommierte Internat Schloss Mare an der Nordseeküste erhält, steht ihr Leben plötzlich Kopf. Im Fußballteam des Internats findet sie schnell Anschluss, und zum ersten Mal fühlt sich Lou angenommen. Nur aus Kapitänin Mika wird sie nicht richtig schlau. Umso verwirrter ist Lou, als sie bemerkt, dass ihre wachsenden Gefühle für Mika weitaus mehr als nur freundschaftlich sind …

„Wie Wellen im Sturm“ ist ein Roman an der Grenze vom Jugendbuch zu Young Adult, zumindest was die angegebene Zielgruppe mit 14+ angeht. Zwar spielen in dem Roman durchaus jugendtypische Themen eine Rolle wie das Coming-Out, Mobbing oder auch familiäre Probleme – aber aufgrund der starken Fokussierung auf die Liebesgeschichte und des Alters der Protagonisten (16) tendiere ich doch zur Eingruppierung als (queere) Young Adult Romance. Ich bin mal gespannt, welche Richtung die Folgebände einschlagen, in jedem Fall ist der Roman ein frühes Jahreshighlight.

Die Handlung ist spannend und abwechslungsreich. Dabei wird die Haupthandlung immer wieder von einer von Lou verfassten Geschichte unterbrochen – quasi ein Buch im Buch, aber auch eine Metaebene, sind die Hauptfiguren doch Louises Träumen und Gefühlen angepasst. Diese Metaebene wird durch die letzten beiden Sätze noch verstärkt – ein toller Abschluss der Geschichte. Auch ist das Buch zwar Teil einer Reihe, aber komplett als Standalone lesbar. So kehrt man zwar in den Folgebänden wieder ans Internat Schloss Mare zurück, diese drehen sich aber jeweils um andere Hauptprotagonisten – auch wenn man die aus dem nächsten Teil in diesem Band bereits kennen und schätzen lernen durfte.

Das Setting ist – wie nicht anders zu erwarten – gelungen. Ich meine: ein Internat, das Fokuskurse im kreativen Schreiben anbietet, Bestsellerautoren einlädt, tolle Sportprogramme hat, elitär ist und am Meer liegt – was will man, sowohl als Leser als auch als Schüler, mehr? Zudem entführt die Autorin den Leser auch noch auf eine Reise nach London, auf einen ländlichen Bauernhof und in eine pulsierende Touristenstadt am Meer. Handlungsorte, an die man sich aufgrund der tollen Ich-Perspektive mit Lou zusammen träumen kann.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig ausgearbeitet, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Neben Lou, der man naturgemäß nah ist, überzeugen hier auch Mika (und das nicht nur aufgrund des tollen Namens) und, hach, eigentlich fast alle – ein toller Cast an Charakteren. Alicia Zetts Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, humor- und gefühlvoll und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Auch die Buchgestaltung brilliert. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, der Buchsatz ist wundervoll und kann insbesondere mit dem Satz der Geschichte in der Geschichte glänzen (auch die Korrekturanmerkungen von Lou überzeugen hier). Der Buchdeckel ist auf dem Cover, Buchrücken und der Coverrückseite hochwertig geprägt und mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen. Das Covermotiv ist farblich toll und vor allem aufgrund der Typographie ein wahrer Eyecatcher, aber auch die Illustration von Lou und Mika überzeugt – alles in allem ein sehr gelungenes Cover, das sich zudem gut in das Gesamtbild der Reihe anpasst und für einen einheitlichen Gesamteindruck mit Wiedererkennungswert sorgt.

Mein Fazit? „Wie Wellen im Sturm“ ist ein unglaublich toller und gefühlvoller Auftakt in die Trilogie, ein Roman mit brillanten Protagonisten und tollem Setting. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen, ab dem vom Verlag vorgeschlagenen Lesealter von 14 Jahren.

Von jungen Urlaubern und Detektiven | Jugendbücher im Doppelpack

Vor kurzem erreichten mich auch diese beiden Bücher als Rezensionsexemplare – vielen Dank dafür <3. „Gideon Green – Das Leben ist nicht schwarz-weiß“ von Katie Henry (Magellan Verlag) kam dabei im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de zu mir, das von Laura Rosendorfer illustrierte „Herzenssachen – Sternenzelt & Sommerträume“ von Corinna Wieja (One Verlag) über die Bloggerjury von Bastei Lübbe. Obwohl beide Bücher sich an eine jüngere Zielgruppe richten, könnten sie unterschiedlicher nicht sein, handelt es sich doch um einen Jugenddetektivroman mit Film-Noir Referenzen und eine Kombination aus Urlaubs-Kurzroman und Mitmachbuch. Ich bin schon ganz auf die Ausflüge in die unterschiedlichen Genres gespannt!

Mögt Ihr Jugendbücher?

[Buchgedanken] Birgit Borchert: „Spuren einer fernen Zeit: Die Senckenberg-Saga“ (Senckenberg 1)

Vor kurzem habe ich „Spuren einer fernen Zeit: Die Senckenberg-Saga“ von Birgit Borchert (bibo Loebnau) gelesen. Das Buch ist 2023 bei Lübbe in der Bastei Lübbe AG erschienen und als Familiensaga einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über die Bloggerjury.

Frankfurt, 1907. Als die junge Sophie von Mayden den großen Lichthof des neuen Senckenberg-Museums betritt, ist sie wie gebannt vom Anblick eines riesigen Dinosauriers. Sie spürt: Eines Tages will sie diese faszinierenden Urzeitwesen selbst erforschen. Doch als Frau ist ihr der Weg zum Paläontologie-Studium versperrt. Außerdem erwarten ihre Eltern baldmöglichst eine standesgemäße Heirat. Sophie aber hat andere Pläne. Ihre Beharrlichkeit verhilft ihr zu einer Anstellung im Museum. Dort verliebt sie sich in den Doktoranden Paul Klüver, der aus einfachen Verhältnissen stammt und in Sophie nur eine verwöhnte Bürgertochter sieht. Eine spektakuläre Expedition führt beide nach Afrika, wo Sophie ihm und sich selbst beweisen will: Für ihren großen Traum ist sie bereit, alles aufs Spiel zu setzen …

„Spuren einer fernen Zeit“ ist hoffentlich der erste Band der „Senckenberg-Saga“, denn gefühlt hat die Geschichte der Familie „von Mayden“ gerade erst angefangen – es gäbe noch so viel mehr zu entdecken und zu erzählen, vor allem auch über Charlotte. Zwar ist mir noch kein angekündigter zweiter Band bekannt, ich habe aber mal die hoffnungsvoll klingende Einordnung des Romans als Familiensaga vom Verlag übernommen – das schreit ja nach weiteren Teilen, sonst hätte man das Buch nämlich auch als klassischen historischen Roman eingruppieren können. Das Buch entstammt übrigens der Feder von bibo Loebnau, die den Roman unter ihrem Geburtsnamen veröffentlicht hat.

Die Handlung ist durchaus spannend und abwechslungsreich, wenn auch mit kleineren Längen versehen. Zudem irritiert es, dass unzählige Zufälle nacheinander die Handlung vorantreiben, auch wenn natürlich nicht verkannt wird, dass in der beschriebenen Zeit durchaus der ein oder andere Zufall zur Hilfe kommen musste, um eine solche Karriere wie die von Sophie voranzutreiben – nur in der Menge ist dies hier etwas zu heftig. Dahingegen bestechen die fundierte Recherche und die Liebe zur Wissenschaft, die hier auf jeder Seite durchscheinen.

Das Setting brilliert auf ganzer Linie. So entführt Birgit Borchert den Leser nach Frankfurt und Marburg, vor allem aber auch ins heutige Tansania auf eine faszinierenden Forschungsexpedition. Dabei werden die Auswüchse der Kolonialpolitik, die damals noch krassen Standes- und Geschlechterunterschiede und das alltägliche Leben gut und anschaulich dargestellt – und vor allem der Ausflug in die Welt der Wissenschaften hat mich unglaublich fasziniert. Ein kleiner Wermutstropfen ist die historisch inkorrekte Vorverlagerung des Marburg-Aufenthalts von Aldous Huxley, hat das Treffen mit Ausnahme einer amüsanten Anekdote doch wenig handlungstreibenden Effekt.

Die einzelnen Charaktere sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Dabei kann vor allem Charlotte als Scene Stealer und absoluter Leserliebling glänzen, aber auch Rahel und Robert von Mayden vermögen zu überzeugen, während auch Sophie grundsätzlich brilliert, teils aber nicht nachvollziehbar handelt – genau wie Paul. Birgit Borchers Schreibstil hingegen lässt sich – trotz der authentischen Sprache – im Wesentlichen gut und flüssig lesen und zeugt von der bereits gelobten, bestechenden Recherche.

Die Buchgestaltung ist ebenfalls gelungen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben ordentlich gearbeitet, der Buchdeckel ist auf Cover, Buchrücken und Coverrückseite hochwertig geprägt und mit Klappen und wundervollen farbigen Coverinnenseiten versehen. Auch die Gestaltung des Umschlags überzeugt, auch wenn ich mir hier noch etwas mehr Bezug zur Handlung gewünscht hätte. Lediglich die der Geschichte angehängten Nachbemerkungen (Nachwort, Chronologie, Personenverzeichnis, Recherche- und Literaturhinweise) sprengen etwas den Rahmen.

Mein Fazit? „Spuren einer fernen Zeit – Die Senckenberg-Saga“ ist eine im Großen und Ganzen überzeugende Familiensaga mit brillantem Setting und einem hochspannenden Thema und nur kleineren Schwächen – gern mehr davon, insbesondere von Charlotte! Für Leser des Genres und wissenschaftlich interessierte Menschen daher bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von etwa 14 Jahren.

[Buchgedanken] Malin Persson Giolito: „Mit zitternden Händen“

Vor kurzem habe ich „Mit zitternden Händen“ von Malin Persson Giolito gelesen. Der Roman ist 2023 bei Lübbe in der Bastei Lübbe AG erschienen, die Originalausgabe wurde 2022 unter dem Originaltitel „I dina händer“ bei Wahlström & Widstrand veröffentlicht. Das Buch ist hierbei als Kriminalroman einzuordnen, für die Übersetzung aus dem Schwedischen zeichnet Thorsten Alms verantwortlich. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über die Bloggerjury.

Billy und Dogge sind seit Kindesbeinen eng befreundet. Dass sie aus sehr unterschiedlichen Eltern­häusern kommen, hat sie nie gestört. Während Dogge meist von seinen wohlhabenden Eltern allein gelassen wurde, ist Billy, aus einer Einwandererfamilie stammend, umgeben von einer Bastion der Liebe aufgewachsen. Als kriminelle Banden Billys Wohnviertel mehr und mehr beherrschen, werden sowohl Dogge als auch Billy rekrutiert. Allzu gerne schließen sich die beiden an – angelockt durch schnelles Geld und leichten Zugang zu Drogen. Doch dann will Billy mit Hilfe seiner Mutter aussteigen …

„Mit zitternden Händen“ ist der neue Roman der Autorin, die mit „Im Traum kannst du nicht lügen“ einen Welterfolg landete, der auch von Netflix unter dem Titel „Quicksand“ verfilmt wurde. Und so ist es keine Überraschung, dass auch „Mit zitternden Händen“ für den Streaminggiganten als Serie adaptiert wird. Dabei ist der Roman zwar als Kriminalroman bezeichnet, er zeigt aber auch Aspekte eines (Jugend-) Thrillers – die Übergänge sind hier ohnehin fließend – und ist im allerweitesten Sinne auch Gegenwartsliteratur, ist der Roman doch durchaus auch ein teils gesellschaftskritisches Porträt verschiedener Milieus der schwedischen Gesellschaft und der organisierten Kriminalität.

Die Handlung ist hierbei hochspannend und kurzweilig – und immer mal wieder mit unerwarteten Wendungen versehen. Dabei wird sie in zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt. So wechseln sich Abschnitte der aktuellen Handlung mit Blicken in die Vergangenheit von Billy und Dogge ab. So wichtig und gleichberechtigt beide Zeitabschnitte sind, hätte ich mir hier jedoch gewünscht, dass die einzelnen Passagen länger, die Wechsel daher etwas reduzierter sind, da es durch die nun doch sehr häufigen Wechsel der Handlung etwas an Stringenz fehlt.

Das Setting brilliert auf ganzer Linie. So zeigt Malin Persson Giolito die Gegensätze der schwedischen Gesellschaft am Beispiel zweier benachbarter Vororte, beschreibt anschaulich den Klammergriff der organisierten Kriminalität in strukturschwachen Regionen und Gesellschaftsschichten – mit einer bestürzenden und beklemmenden Perspektive für die Jugend. Und auch bei der Polizeiarbeit werden hier interessante Aspekte näher beleuchtet, sei es das Thema Opferschutz oder auch Strafmündigkeit und Jugendkriminalität.

Die Charaktere sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei überzeugen vor allem wichtige Nebencharaktere wie Nadja, Leila und Tusane, während Dogge in manchen Situationen etwas blass verbleibt – und auch Farid nicht immer nachvollziehbar handelt. Malin Persson Giolitos Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, atmosphärisch unglaublich stark und lässt das Kopfkino sofort anlaufen.

Die Buchgestaltung kann ebenfalls größtenteils glänzen. Lektorat und Korrektorat haben größtenteils sauber gearbeitet und nur Kleinigkeiten übersehen, der Buchsatz ist solide. Der Buchumschlag ist genretypisch gestaltet, das Cover ansehnlich, die Coverrückseite jedoch ein wahrer Eyecatcher – sehr innovativ gestaltet. Das unter dem Umschlag befindliche Buch ist hingegen eher schlicht.

Mein Fazit? „Mit zitternden Händen“ ist ein atmosphärisch unglaublich starker Kriminalroman, der vor allem mit seinem tollen Setting und einer hochspannenden Handlung punktet, durch die ständigen Wechsel der Erzählzeit aber etwas an Stringenz verliert. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von 16 Jahren.

Von starken Frauen und großen Gefühlen | Doppelte Buchpost

Auch diese beiden Bücher erreichten mich vor kurzem als Rezensionsexemplare – vielen Dank dafür! „Wunder gibt es immer wieder“ von Beate Sauer (Heyne Verlag) kam dabei im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de zu mir, „Ein kleines Stück von Afrika – Hoffnung“ von Christina Rey (Lübbe Verlag) über die Bloggerjury von Bastei Lübbe. Ersteres stellt dabei den Auftakt in die Fernsehschwestern-Saga dar und dreht sich um Eva und ihre Träume Mitte der 50er Jahre, während Christina Reys Roman der zweite Band der Afrika-Reihe ist und sich um Ivory und ihren Weg in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg dreht. Zwei starke Frauen, zwei spannende Schicksale. Ich freue mich schon darauf :).

Welche Protagonistin hat Euch zuletzt nachhaltig begeistert?

[Buchgedanken] Thorsten Pilz: „Weite Sicht“

Vor kurzem habe ich „Weite Sicht“ von Thorsten Pilz gelesen. Das Buch ist 2023 bei Lübbe in der Bastei Lübbe AG erschienen und als Familiensaga einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über die Bloggerjury.

Vier Frauen, vier Leben. Charlotte, die nach dem Tod ihres Mannes in Frage stellt, woran sie so lange glaubte. Gesine, die Hilfe braucht und nicht weiß, wie sie darum bitten soll. Sabine, die einsam ist und sich nicht damit abfindet. Und die Dänin Bente, der Freigeist, die Unruhestifterin, die fürchtet, nicht mehr genug Zeit zu haben für das, was sie noch vorhat. Nach vielen Jahren taucht Bente plötzlich wieder in Hamburg auf und wirbelt Charlottes Leben durcheinander. Mit ihrem Humor, ihrer Begeisterung für die Schriftstellerin Karen Blixen und ihrer Abenteuerlust. Vier Frauen, vier Leben. Und doch ist das, was ihnen die Sicht auf Neues verstellt, nur mit vereinten Kräften zur Seite zu schieben.

„Weite Sicht“ ist der Debütroman von Thorsten Pilz – und ich habe mich bereits mit der Genrezuordnung schwer getan. So liegt keine klassische Familiensaga vor, aber definitiv ein Roman über Familie – echte und selbst gewählte. Gleichsam sind aber auch Aspekte eines Entwicklungs- und Schicksalsroman vorhanden – und auch durchaus Argumente für die Klassifizierung als Gegenwartsliteratur. Aufgrund der jedoch wirklich starken Zentrierung um das Thema „Familie“ habe ich es schlussendlich bei der Eingruppierung als Familiensaga gelassen.

Die Handlung ist eher sekundär, passiert doch – etwas zugespitzt gesagt – fast gar nichts, wird die Geschichte doch vielmehr durch die Beziehungen untereinander und durch jeweils intrinsische Motive der Charaktere vorangetrieben als durch externe Handlungselemente. Dies ist in der Schlichtheit und Klarheit auch vollkommen okay – ich hätte mir lediglich gewünscht, dass die rar eingestreuten Handlungselemente etwas intensiver behandelt worden wären. Toll jedoch, dass die Handlung zeigt, dass auch im Alter von über 70 neue Liebe, neue Lebensabschnitte und drastische Veränderungen möglich sind.

Das Setting ist gelungen. So entführt der Autor den Leser nach Hamburg in die High Society zwischen Reederfamilie und Kulturstiftung, und in einen Vorort von Kopenhagen am Oresund – malerischer Sandstrand inklusive. Dabei zeigt Thorsten Pilz vor allem die stillen Seiten der Orte, die Alster am frühen Morgen, das Geburtshaus von Karen Blixen – oder auch den Berliner Teufelsberg. Eine bewusste Ruhe und Entschleunigung, die sicher auch dem Alter der Protagonistinnen geschuldet ist.

Die einzelnen Charaktere sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei überzeugt vor allem die dänische Wahlverwandtschaft mit Bente, Mogens und Troels, während Sabine nicht zwingend nachvollziehbar handelt. Der Schreibstil von Thorsten Pilz ist dabei leicht und flüssig lesbar, lässt das Kopfkino sofort anlaufen.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, der Buchsatz ist ordentlich, auch wenn die Überschrift der Kapitel mit fortlaufender Handlungsdauer unnötig erscheint. Der Buchumschlag ist mit Klappen ausgestaltet, das Titelbild zieht sich gut über den kompletten Umschlag und sorgt für einen tollen Gesamteindruck, auch wenn der Bezug zur Handlung etwas fehlt.

Mein Fazit? „Weite Sicht“ ist ein im Großen und Ganzen, vor allem sprachlich, überzeugendes Debüt mit tollem Setting und interessanten Charakteren und nur kleineren Schwächen in der Handlung. Bedenkenlos zu empfehlen – ab dem vom Verlag empfohlenen Lesealter von 16 Jahren – vielleicht auch ein, zwei Jahre früher.