Vor kurzem habe ich auch „Der Traum der Lady Flower“ von Kristin MacIver gelesen. Das Buch ist 2024 im Knaur Verlag, Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, erschienen und als historischer Liebesroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars nach Rezensionsanfrage.
Schottland, 1485: Lady Flower, die älteste Tochter von Gregor MacKay träumt davon, bei einer Tierheilerin im entfernten Dorf Portskerra das Heilen zu lernen, um die Hochlandrinder ihres Clans zu versorgen. Ihre Eltern haben jedoch andere Pläne für die fürsorgliche Tochter: Sie soll einen Lord heiraten. Ausgerechnet Flowers heimliche Jugendliebe Cailan Sinclair, ein Frauenheld mit unentrinnbarer Vergangenheit, soll einen Ehemann für sie finden. Obwohl es zwischen Flower und Cailan knistert und funkt, weicht Flowers Traum von Cailans Pflichten als Clanerbe so weit ab, dass eine gemeinsame Zukunft für sie undenkbar ist. Bis ein verheißungsvoller Kuss alles verändert und sich die junge Frau fragen muss: Wie viel ist sie bereit, für die wahre Liebe aufzugeben?
„Der Traum der Lady Flower“ ist der Auftaktband der Trilogie „Celtic Dreams“ um die MacKay-Schwestern Flower, River und Leaf – und der Debütroman von Kristin MacIver. Dabei lässt sich das Buch als Standalone lesen – jeder Roman behandelt die Geschichte der jeweiligen Schwester abschließend, auch wenn es sicherlich Überschneidungen gibt und ich daher empfehlen würde, auch dieses Buch zu lesen, bevor man sich den Folgebänden widmet. Der Roman lässt sich jedoch nicht direkt einem Genre zuordnen – balanciert er doch für mich auf der Grenze zwischen historischem Liebesroman und Historical Romance – auch wenn diese Differenzierung für den ein oder anderen akademisch erscheinen mag. Schlussendlich habe ich mich jedoch für die Einstufung als historischen Liebesroman erschienen, da zumindest einige Sexszenen ausgeblendet wurden und das Buch auch so vom Verlag beworben wird.
Die Handlung ist durchaus spannend und abwechslungsreich. Auch wenn mich der Anfang nicht ganz überzeugte, nahm das Buch schnell an Fahrt auf und faszinierte mich mit dem Fortgang der Handlung immer stärker. Dabei reichert Kristin MacIver die historische Liebesgeschichte mit dem Thema Rollenklischees im Mittelalter an und streut auch das Thema Posttraumatischer Belastungsstörung und Flashbacks mit ein. Positiv ist hier zu erwähnen, dass im Nachwort – bei der nachgestellten Triggerwarnung – auch explizit auf Hilfsangebote verwiesen wird.
Das Setting ist naturgemäß brillant, entführt uns die Autorin doch in die schottischen Highlands im ausklingenden Mittelalter und zeigt ein Leben zwischen Rinderweiden, Clanstrukturen und dynastischer Politik. Dabei verwischt Kristin MacIver insbesondere in den Figuren Finley und Hailey die damaligen Standesunterschiede und lässt auch ganz am Rand die schottische Geschichte der letzten Jahrhunderte anklingen – hier hätte ich mir noch einen stärkeren Fokus, ein stärkeres schottisches Selbstbewusstsein gewünscht.
Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Dabei überzeugen insbesondere wichtige Nebencharaktere wie Leaf (ich freue mich so auf ihren Band!), Rhona und Artair, während gerade Cailan etwas blass verblieb – und man ihm nicht wirklich ein Happy End wünschte. Nur Finleys eigenes Glück sorgt dafür, dass man als Leser:in Cailans‘ mit Flower toleriert. Kristin MacIvers Schreibstil ist zudem leicht und flüssig zu lesen, balanciert mehr auf der Seite der Lesbarkeit in Abwägung zur historischen Authentizität und lässt das Kopfkino sofort anspringen.
Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz sind einige Kleinigkeiten durchgerutscht, die das Lesevergnügen aber nicht wesentlich schmälern. Der Buchumschlag ist mit Klappen und toll gestalteten Coverinnenseiten versehen, das Covermotiv ist wunderschön anzusehen, auch wenn etwas der Bezug zur Handlung fehlt und es leider drastisch zum Buchrücken hin unterbrochen wird. Insgesamt bilden die einzelnen Bände aber immerhin einen tollen Gesamteindruck mit Wiedererkennungswert.
Mein Fazit? „Der Traum der Lady Flower“ ist ein gelungener Auftakt in die Liebesromanreihe, der vor allem mit seinem Setting und tollen Nebencharakteren überzeugt. Für Leser:innen des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von 16 Jahren.