Vor kurzem habe ich auch „Die rastlosen Geister des Salon Nocturne“ von Stefanie Schuhen gelesen. Das Buch ist 2023 bei Piper Wundervoll in der Piper Verlag GmbH erschienen und dem Genre Urban Fantasy zuzuordnen. Auch diesen Roman habe ich im Rahmen der Tätigkeit als Lesejuror für den Phantastikpreis SERAPH 2024 gelesen. Die folgende Besprechung spiegelt hierbei lediglich einen individuellen Leseeindruck wider, sodass keine Rückschlüsse auf die Gesamtentscheidung der Jury getroffen werden können – vielen Dank an dieser Stelle für die Bereitstellung des digitalen Leseexemplars.
Die Bäckerin Jackie ist seit vielen Jahren durch einen Zauber an ihr Haus in Paris gefesselt, nur mithilfe der streunenden Katzen kann sie es manchmal verlassen. In dem dazugehörenden Café Salon Nocturne finden Mitglieder der magischen Gemeinschaft Hilfe und Zuflucht, und so hat sich Jackie mit ihrem Schicksal arrangiert. Doch dann wird sie von der Magiebehörde zur Mitarbeit angefordert, denn jemand experimentiert mit gefährlichen Bindungsritualen – mit fatalen Folgen. Ausgerechnet mit Gabriel Rivera soll sie zusammenarbeiten, jenem Mann, dessen Name Jackie schon so lange verfolgt …
„Die rastlosen Geister des Salon Nocturne“ ist der Debütroman von Stefanie Schuhen und als „Bestes Debüt“ für den SERAPH 2024 nominiert. Der Titel ist dabei leicht irreführend, geht es im Roman doch nur am Rande um die rastlosen Geister, sondern vielmehr um einen Fall von Magiemissbrauch. Und so ist auch das Genre nicht leicht zu bestimmen, zeigt der Roman doch Ansätze eines Romantasy-Titels – Folgeromane könnten den Fokus hier in diese Richtung weiter verschieben. Gleichsam liegt jedoch auch ein phantastischer Kriminalroman vor, haben wir doch sogar ein Ermittlerduo aus Jackie und Gabriel (jeweils mit Anhang). Da ich nicht weiß, ob überhaupt Fortsetzungen geplant sind und, wenn ja, in welche Richtung diese gehen, habe ich es vorliegend bei der relativ breiten Kategorisierung als Urban Fantasy belassen.
Die Handlung ist spannend und abwechslungsreich, zugleich aber gerade zu Beginn auch sehr cosy, ist der Handlungsort doch für die Kapitel aus Jackies Sicht mehr oder weniger auf den Salon Nocturne festgelegt. Kleines Manko ist hierbei das – trotz abgeschlossenem Fall – relativ offene Ende, das nach Fortsetzungen schreit. Auch verbleibt die Handlung – die dennoch viel Spaß macht – etwas an der Oberfläche, ist insgesamt relativ komplikationslos, was aber auch verständlich ist, wenn man sich die Mühe ansieht, die hier in die Einführung der magischen Gemeinschaft gesteckt wird.
Das Setting vermag nämlich auf ganzer Linie zu überzeugen. So entführt die Autorin den Leser ins Paris der Jetztzeit und lässt den Charme der Stadt dabei spürbar werden. Aufgepeppt durch eine Prise Magie und einen durchaus überzeugenden Weltenbau bzw. ein gelungenes Magiekonzept, träumt man sich gern an diesen Ort – wenn auch nicht ins Zwischenreich. Gleichsam bleibt aber auch noch genug Potential für etwaige Folgebände, das Konzept weiterzuentwickeln und zu verfeinern.
Auch die einzelnen Figuren können glänzen, sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei überzeugen neben Jackie auch Nebenfiguren wie Fatou und Roland – und ich würde mich freuen, irgendwann vielleicht auch mehr über Florence zu erfahren. Stefanie Schuhens Schreibstil lässt sich zudem leicht und flüssig lesen und das Kopfkino sofort anspringen.
Da ich ein digitales Exemplar gelesen habe, lassen sich keine Aussagen zur Ausstattung der Printausgabe sondern lediglich zum Lektorat, Korrektorat und – bedingt – zum Buchsatz treffen. Lektorat und Korrektorat haben größtenteils sauber gearbeitet, die durchgerutschten Kleinigkeiten schmälern das Lesevergnügen nicht. Gleiches gilt für den Buchsatz, der ebenfalls unauffällig ist.
Mein Fazit? „Die rastlosen Geister des Salon Nocturne“ ist ein durchweg gelungenes Debüt, das für Urban Fantasy zwar relativ cosy daherkommt, dennoch mit tollem Setting und spannenden Charakteren brilliert und Raum für Folgebände bietet. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – aus meiner Sicht durchaus schon ab etwa 14 Jahren, und nicht erst ab 16 wie vom Verlag empfohlen.