Vor kurzem habe ich auch „Eine Dame mit Geheimnissen“ von Hannah Conrad gelesen, dem Pseudonym des Autorenquartetts Monika Pfundmeier, Frieda Bergmann, Persephone Haasis und Laila El Omari. Das Buch ist 2023 im Wilhelm Heyne Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH erschienen und als historische Familiensaga einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

München, 1827. Seit sieben Jahren arbeitet Nanette als Gouvernante bei den von Seybachs, seit sieben Jahren hütet sie ein düsteres Geheimnis. Als nach und nach ihre Schützlinge Johanna, Maximilian und Isabella – dank ihrer Hilfe – Glück und Liebe finden, sucht Nanette einen neuen Sinn in ihrem Leben. Heimlich beteiligt sie sich an der Veröffentlichung pikanter Fortsetzungsromane des Autors Anonymus, die für viel Empörung bei der biederen Münchner Gesellschaft sorgen und zugleich von einer wachsenden Leserschaft verschlungen werden. Nur der Zeitungsverleger Ferdinand von Rückl macht ihr das Leben schwer. Ständig fordert er sie heraus, die Diskussionen mit ihm sind hitzig. Gleichzeitig übt das Feuer, das Nanette in ihm lodern sieht, eine enorme Anziehungskraft auf sie aus. Ein prickelndes Spiel beginnt …
„Eine Dame mit Geheimnissen“ ist nach „Eine fast perfekt Debütantin“, „Ein Graf auf Abwegen“ und „Wirbel um die Komtess“ der abschließende Band der Reihe um das Lilienpalais und erneut als historische Familiensaga einzuordnen – auch wenn die Protagonistin offiziell kein Mitglied der Familie ist, ist sie doch unumstößlich mit den von Seybachs verbunden. Hierbei irritiert jedoch, dass das Buch nicht zeitlich nach den anderen Bänden spielt, sondern parallel zu den Vorgängern. Da deren Geschehen somit hier auch am Rande erwähnt wird, kann „Eine Dame mit Geheimnissen“ als Standalone gelesen werden, empfehlen würde ich es aber nicht.
Die Handlung ist abwechslungsreich und wartet immer mal wieder mit unerwarteten Wendungen auf – leider sind Kernpunkte allerdings auch etwas vorhersehbar und Teile des Endes nicht zwingend logisch. Aufgrund des für die Reihe unüblich großen Zeitraums, den das Buch abdeckt, ist zudem die Handlung nicht so dicht wie in den Vorgängerbänden. Dennoch gelingt es Hannah Conrad natürlich wieder, den Leser zu fesseln, schließlich haben sich die Geheimnisse um Nanette ja bereits in den ersten Bänden aufgebaut, sodass man voller Erwartung den Auflösungen entgegengefiebert hat.
Das Setting ist naturgemäß brillant und aus den Vorgängerbänden bekannt. Mal wieder entführen die Autorinnen den Leser ins München des 19. Jahrhunderts, in eine pulsierende, sich gerade entwickelnde Stadt voller Bälle, Kultur und hoher Politik. Dabei mischt sich die Geschichte um Adel und Standesunterschiede dieses Mal ähnlich wie im Vorgängerband mit dem Thema Frauen in der Kunst – dieses Mal allerdings mit dem Schwerpunkt auf Literatur.
Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Da dieser Roman die Dauer aller anderen Romane abdeckt, ist das Charakterportfolio relativ groß – viele treten nur ganz am Rande auf. Positiv überrascht bin ich hier von Gustl, einer tollen Nebenrolle, die für Charme und Witz sorgt. Der Schreibstil von Hannah Conrad ist dabei leicht und flüssig zu lesen, zwar nur teils authentisch – aber das wird ja auch im Nachwort erneut angesprochen.
Die Buchgestaltung vermag natürlich erneut zu überzeugen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben ordentlich gearbeitet, der Buchumschlag ist auf dem Cover hochwertig geprägt und mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen – unter anderem mit einer tollen Karte von München. Das Cover ist schön anzusehen und fügt sich gut in die Reihe mit tollem Wiedererkennungswert ein – allerdings fehlt erneut etwas der Bezug zur Handlung.
Mein Fazit? „Eine Dame mit Geheimissen“ ist der gelungene Abschluss der „Lilienpalais“-Reihe, der vor allem durch sein Setting und die Charaktere überzeugt, aber auch kleinere Schwächen hat und somit nicht ganz an die Brillanz der anderen Bände heranreicht. Für Leser des Genres und Liebhaber der Reihe bedenkenlos zu empfehlen.