[Jahresrückblick] 2019 als Autor

Nachdem ich bereits als Blogger und als Leser auf das vergangene Jahr zurückgeblickt habe, möchte ich heute 2019 als Autor Revue passieren lassen.  Dabei war das Jahr solide, wenn auch von der Zeichenzahl nicht allzu produktiv.

Erschienen sind fünf Bücher, an denen ich mich beteiligt habe.

  • „Der Schatten des Schwarzen Todes“ (Burgenwelt Verlag) mit meiner Kurzgeschichte „Das blutige Skalpell“
  • „Alien Eroticon“ (Eridanus Verlag) mit meiner Kurzgeschichte „Die Rache der Sis“
  • „Keksgekrümel“ (Chaospony Verlag) mit meiner Kurzgeschichte „Theodore und das Keksparadies“
  • „So(nett)“ (Sperling Verlag) mit drei Haikus von mir zum Titel „Alltagsimpressionen“ und
  • „Ich glaube, verliebt“ (Schreiblust Verlag) mit meiner Kurzgeschichte „Rosenkriege“, die früher bereits im Oldigor Verlag erschienen ist.

Zudem habe ich auch zwei Zusagen für Veröffentlichungen in 2020 gesammelt, von denen aber eine aufgrund einer voraussichtlichen Insolvenz wegfallen sollte, sodass nur noch die Kurzgeschichte „Das Sicherheitsupdate“ im Eridanus Verlag übrigbleiben wird.

Abgesehen von den Kurzgeschichten habe ich mich 2019 verstärkt um Romane bemüht, und hier unter anderem erfolgreich am „Write! Love! Sports!“-Wettbewerb des Piper-Verlags teilgenommen. Für 2020 ist es mein Ziel, das im Wettbewerb begonnene Manuskript zu beenden und als Rohfassung erneut Verlagen anzubieten. Zudem werde ich weiterhin, allerdings sehr selektiv und noch reduzierter, an Ausschreibungen teilnehmen. Es bleibt also spannend!

Abschließend werde ich aller Voraussicht nach auch 2020 meinen Bildungsurlaub in die Weiterbildung als Autor stecken. Nach einem fünftägigen Schreibkurs im Herbst 2019 an der Nordsee, werde ich dieses Jahr im Mai einen fünftägigen Schreibkurs in Köln besuchen. Vielleicht werde ich auch noch einen Schreiburlaub buchen, je nach Lust und Laune. Habt Ihr auch schon Schreibkurse, Fortbildungen oder Schreibretreats besucht?

[Veröffentlichung] „Rosenkriege“ – eine alte Geschichte im neuen Gewand

Wie bereits in den letzten Tagen angeteasert, habe ich heute eine tolle Nachricht zu verkünden. Der ein oder andere erinnert sich vielleicht an meine Kurzgeschichte „Rosenkriege“ – meine allererste Verlagszusage überhaupt, die mit einiger Verzögerung 2015 in der Anthologie „Coole Mädchen, große Liebe“ des Oldigor Verlags veröffentlicht wurde. Da nach der Insolvenz des Verlages alle Rechte an mich zurückgefallen sind, suchte ich seit einiger Zeit nach einer Möglichkeit, die Geschichte woanders unterzubringen, da sie mir besonders am Herzen liegt.

unnamed-200x300Daher freue ich mich ungemein, dass sie ab dem 20.06.2019 wieder erhältlich ist. Zusammen mit den Geschichten von 29 anderen Autoren und Autorinnen kann sie nunmehr in der Anthologie „Ich glaube, verliebt: Geschichten voll erster Liebe“ des Schreiblust Verlages gelesen werden. Erhältlich ist das Buch unter anderem *hier*.

Vielleicht wird so der ein oder andere neue Leser auch die Geschichte entdecken und sich, hoffentlich, auch ein kleines bisschen in die Protagonisten verlieben.

 

Nachtrag zum Welttag des Buches: Meine Top 5

Inspiriert von Sarahs tollem Beitrag über die Bücherliebe und ihre Top 5-Listen der aktuellen und Allzeit-Lieblinge, möchte ich Euch heute auch meine Top 5 Bücher nachreichen. Einige Plätze sind dabei in Stein gemeißelt, einige schwanken je nach Tagesform. Dennoch möchte ich es mal auf eine Top 5 Liste beschränken. Dabei wird pro Reihe nur ein Buch gesetzt, das dann ggf. auch stellvertretend für die ganze Reihe steht. Wie immer ist die Reihung rein zufällig :).

  • Diana Gabaldon: „Feuer und Stein“ (Die Highland-Saga)

Seit zehntausenden Seiten (ja, ich habe die Bücher mehrfach gelesen^^) begleitet mich die Geschichte von Claire und Jamie. Eine wunderschöne Liebesgeschichte, ein fesselndes Historiendrama mit mystischen Einschlägen – und seit neuestem auch ein Serienhit. Ich liebe es. Ich brauche es. Und ich kann Band 9 gar nicht erwarten :).

  • Rebecca Gablé: „Das Lächeln der Fortuna“ (Die Waringham-Romane)

Ihre Werke zu den Rosenkriegen gehören zu dem Besten, was (nicht nur die deutschsprachige) historische Literatur hervorbringt. Ungemein detailverliebt, strotzend vor historischem Fachwissen und mit einer packenden Geschichte angereichert, kämpft sich die Familie Waringham durch eine meiner liebsten Epochen: die Zeit der Rosenkriege. Auch hier habe ich die Bücher schon mehrfach gelesen – in jeglichen Editionen :).

  • Kiera Cass: „Selection“ (Selection Series, 1-3 und 4-5)

Natürlich darf auch ein Young-Adult-Fantasyroman auf dieser Liste nicht fehlen. Ein neues Buch, das ich erst im letzten Jahr kennen und lieben gelernt habe. Die Geschichte von America Singer, die am Casting teilnimmt, bei dem die Frau des Kronprinzen von Illeá gesucht wird, hat mich regelrecht begeistert. Und diese Cover *hach*.

  • Bernhard Hennen: „Die Elfen“ (Die Elfenromane, Elfenritter-Romane)

Muss ich hier groß etwas zu schreiben? Aus meiner Sicht das Beste, was es an High-Fantasy-Epen derzeit auf dem Markt gibt. Emerelle, Ollowain. Es ist Jahre her und ist mir so prägnant im Gedächtnis geblieben. Ich muss alle 9? Bücher mal wieder lesen (mal abgesehen von den Drachenelfen-Büchern, die irgendwie auch dazugehören, aber die ich hier mal außen vor lasse).

  • John Green „Eine wie Alaska“ („Margos Spuren“, „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“)

John Greens Jugendromane strotzen vor Gefühlen. Sie sind Spiegelbilder der Gesellschaft, bilden die Wünsche, Sehnsüchte und Handlungen unserer Generation wieder. Sie sind zudem so toll geschrieben, und weisen faszinierende Protagonisten auf.

 

Damit ist die Top 5 bereits komplett. Ich möchte jedoch noch vier weitere Titel nennen, die ich entweder noch nicht beendet habe, oder die in anderen Kategorien spielen. Im Englischen wären das „honorable mentions“, die streng wörtliche Übersetzung „lobende Erwähnungen“ passt allerdings nicht so recht.

  • Julia Engelmann: „Eines Tages, Baby!“ (und Nachfolgebände)

Die Stimme einer Generation. Julia Engelmann ist ein lyrischer Superstar, ihre Texte eine Mischung aus Poetry-Slam und reiner Lyrik, ihr Schreibstil kraftvoll und bildhaft. Gefühlsstark, voller Wahrheit, wollen ihre Texte aufrütteln, zum Nachdenken anregen, oder einfach ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Wunderschön.

  • Theodor Fontane: „Effie Briest“ / Margaret Mitchell: „Vom Winde verweht“

Den Klassiker-Sonderpreis teile ich mal auf die obigen Werke auf, die mich beide fasziniert haben und die weniger als fünfzig Jahre auseinanderliegen. Scarlett und Effie sind beide stark und doch wankelmütig, sind mutig und schwach. Bilderbuchprotagonisten, tolle Handlungen und Settings – was will man mehr?

  • Julia Adrian: „Die Dreizehnte Fee – Erwachen“

Das Buch, das mich zuletzt in Euphoriestürme versetzt hat. Leider habe ich Teil 2 und 3 noch nicht gelesen, aber wenn das so weitergeht, hat die Märchenadaption auch die Chance, spätere Top-Listen zu knacken. Das Buch, das ich gern selbst geschrieben hätte!

 

Habt Ihr einige der Bücher gelesen? Was haltet Ihr von diesen? Oder habt Ihr eigene Top-Listen? Dann ab damit in die Kommentare! 🙂

 

 

Kostenloses Lesevergnügen

Da sich mittlerweile so einiges angesammelt hat, dachte ich, ich erstelle mal eine Übersicht, was es derzeit alles kostenlos von mir im Internet zu lesen gibt. Vielleicht kann ich dem einen oder anderen ja mit einem der Texte etwas Unterhaltung oder Abwechslung schenken :).

Kostenlos auf dem Blog abrufbar:

  • Rosenkriege“ (Teen Romance, ehemals erschienen im mittlerweile aufgelösten Oldigor Verlag)

Kostenlos auf externen Blogs abrufbar:

Kostenlose Veröffentlichungen

  • Die zweite Flasche Bier“ (Young Adult Romance) in dem kostenlosen e-Book „Liebesgeschichten. Shortlist des Lit.Love Schreibwettbewerbs“
  • Claire“ (Kürzestgeschichte) in der kostenlos downloadbaren Zeitschrift „Bierglaslyrik, Nr. 34, Thema Ratgeber“ – Seite drüü
  • Auf das Leben!“ (Kürzestgeschichte) in der kostenlos downloadbaren Zeitschrift „Bierglaslyrik, Nr. 35, Thema Abgang“ – Seite vier

Viel Spaß beim Lesen 🙂

 

[Buchgedanken] Toby Clements: „Krieg der Rosen – Winterpilger“

In der letzten Zeit habe ich den Auftaktroman „Winterpilger“ der historischen Rosenkriege-Saga von Toby Clements gelesen. Das Buch ist in Deutschland 2016 bei Bastei Lübbe erschienen und wurde 2014 unter dem Originaltitel „Kingmaker: Winter Pilgrims“ bei Random House veröffentlicht.

Thomas Everingham ist Mönch im Orden von St. Gilbert. In einer eiskalten Winternacht 516mm7rht0l-_sx334_bo1204203200_rettet er außerhalb der Klostermauern die Nonne Katherine, die von Sir Giles Rivens Männern angegriffen wird. Dabei verletzt Thomas den Sohn des Adligen schwer. Als die Soldaten im Kloster einfallen, müssen Thomas und Katherine fliehen und geraten über Umwege mitten in die Thronstreitigkeiten zwischen Lancaster und York. Und immer, immer wieder kreuzen sich ihre Wege mit denen von Sir Giles Riven…

„Winterpilger“ ist ein solider historischer Roman über meine absolute Lieblingsepoche: das britische Mittelalter, insbesondere die Rosenkriege. Und da ich fast alles verschlinge, was darüber geschrieben wird (Rebecca Gablé, Philippa Gregory etc.), musste ich das Buch einfach kaufen, als ich sah, dass es zudem für Fans von Rebecca Gablé empfohlen wurde. Womit wir auch gleich beim Knackpunkt wären: der Roman von Toby Clements kann schlichtweg mit Rebecca Gablés Meisterwerken nicht mithalten und lässt mich leicht enttäuscht zurück.

Um nicht falsch verstanden zu werden. „Winterpilger“ ist kein schlechtes Buch, aber es hat doch einige kleinere Schwachstellen und schöpft sein Potential nicht vollends aus. Dass ich als Rosenkriege-Fanatiker die Nachfolgebände lesen werde – geschenkt. Aber ich hätte mir mehr erwartet.

Die Ausgangslage ist ähnlich wie bei „Das Lächeln der Fortuna“. Dem Protagonisten ist von einem Adligen Unrecht widerfahren, und er begibt sich in die Unwirren des Krieges, um sein Recht einzufordern. Doch Toby Clements gelingt es nicht, eine starke Bindung zu den Charakteren herzustellen. Was aus meiner Sicht daran liegt, dass das Buch insgesamt zu stark ins Beschreiben abdriftet („Show, don’t tell …“). Dazu kommt, dass die an und für sich interessante und spannende Handlung einige Längen aufweist, die den Spannungsbogen unterbrechen, und kleinere Logikbrüche vorhanden sind. Was mir dahingegen gut gefällt ist die (aber auch selbstverständliche) ausführliche Recherche und die Darstellung der einzelnen Schauplätze, die man zusammen mit den weltfernen Protagonisten Thomas und Katherine erkundet.

Leicht frustriert war ich auch von dem Ende, das nicht nur einige, wirklich zentrale Fragen, die über den ganzen Roman aufgebaut worden sind, unbeantwortet ließ, sondern auch sehr, sehr offen gestaltet ist. Leicht unglücklich fand ich auch, dass der Roman im Präsens erzählt wurde, was aber auch daran liegen kann, dass ich generell mit dieser Erzählzeit nicht warm werde, vor allem bei historischen Romanen.

Begeistert bin ich von der hochwertigen Aufmachung des Romanes. Ein wunderschönes, aufwendig geprägtes und für historische Romane passendes Cover, mit aufklappbaren, illustrierten Coverinnenseiten. Vorangestellt sind eine Karte, Stammbäume und die Dramatis Personae. Leider sind in der Buchkorrektur – ungewöhnlich! – doch einige kleinere Fehler durchgerutscht, die aber den Lesefluss nicht stören.

Mein Fazit? „Krieg der Rosen – Winterpilger“ ist ein solider historischer Roman mit leichten Schwächen. Er überzeugt durch die Recherche, lässt jedoch die Bindung zu den Charakteren vermissen. Für Genrefans dennoch zu empfehlen, an die bahnbrechenden Werke von Rebecca Gablé (und übrigens auch an die von Philippa Gregory) kommt er jedoch nicht heran.

Immer wieder gern: Liebster Award

Bereits vor einiger Zeit hat mich Michaela von Textflash für den „Liebster Award“ nominiert. Vielen Dank dafür! Natürlich beantworte ich gern die gestellten Fragen (und weise auch mal dezent darauf hin, dass Michaela vor kurzem einen neuen Roman veröffentlicht hat – mehr dazu ebenfalls auf ihrem Blog).

  1. Wem würdest du gern drei Wünsche erfüllen?
    – Meinem Bruder! Und natürlich auch meinen Eltern :).
  2. Welche Leute sollten sich deiner Meinung nach mal miteinander unterhalten?
    – Taylor Swift und Grace Vanderwaal – das wäre das Duett des neuen Jahrtausends ;).
  3. Welcher Musiker hat den passenden Song zu deinem Buch bzw. zu einem deiner Texte geschrieben?
    – (Die beiden eben erwähnten Sängerinnen mal ausgeklammert) Jördis Tielsch. Es passen fast alle ihre Lieder, aber „Wenn du mich suchst“ passt zum Beispiel wunderbar zu „Rosenkriege“
  4. Wenn du ein Musikinstrument sein könntest, welches wärest du?
    – Eine Orgel! Der Klang ist einfach wunderschön.
  5. Angenommen, du bekommst eine einstündige Audienz bei einem Glaubensführer, egal, welcher Religion er vorsteht. Welche Themen würdest du mit ihm diskutieren?
    – Die Möglichkeit, im Rahmen einer Friedensvision Einfluss auf die Konflikte in der Welt zu nehmen. Und natürlich über die Dinge, die den Glauben ausfüllen.
  6. Jemand schenkt dir einen Gutschein für einen Sprachkurs, der so lange dauert, bis du die Sprache perfekt beherrscht. Welche Sprache würdest du lernen?
    – Wenn mir auch die Zeit dazu geschenkt werden würde, wohl Japanisch oder Chinesisch :). Wenn nicht, würde ich bei einer einfacheren europäischen Sprache bleiben – vermutlich Französisch.
  7. In wie vielen Sprachen kannst du „danke“ sagen?
    – Spontan fallen mir 6 ein, aber sicherlich vergesse ich einige.
  8. Kannst du die Frage Nr. 8 formulieren?
    – Leider nicht :).
  9. Welche(n) verstorbene(n) Autor(in) würdest du gern mal treffen?
    – Puh, da gibt es so viele … Terry Pratchett, Margaret Mitchell, Jane Austen, Theodor Fontane, Marion Zimmer Bradley etc. – aber, wenn ich mich entscheiden müsste, wohl C. S. Lewis.
  10. Erzählst du mir deinen Lieblingswitz?
    – Hmm. Schwierig. Ich bin ein großer Freund von Flachwitzen ;). „Wie nennt man einen unentschlossenen japanischen Krieger?“ – „Nun-ja!“
  11. Gibt es etwas, das ich deiner Meinung nach in diesem Fragenkatalog vergessen habe?🙂
    – Nein 🙂

 

Normalerweise wäre es jetzt angezeigt, diverse neue Leute zu nominieren :). Da das Spiel sich aber schneeballartig bereits mehrfach über alle Bekannten ausgebreitet hat, setze ich mal eine Nominierungsrunde aus :). Aber versprochen – bei der nächsten Nominierung (die zweifellos irgendwann kommt) gibt es auch wieder neugestellte Fragen von mir! :).

[Kurzgeschichte] „Rosenkriege“

Passend zum Valentinstag morgen hier eine Kurzgeschichte von mir. Im Februar 2014 geschrieben, wurde dieses 2015 in der Anthologie „Coole Mädchen, Große Liebe“ veröffentlicht. Da der Verlag mittlerweile geschlossen hat, und das Buch vom Markt genommen ist, teile ich sie mit Euch auf diesem Wege – ich hoffe, Ihr habt etwas Spaß an der Geschichte :).

 

Rosenkriege

„Ihr Ende fanden die Rosenkriege in der Schlacht von Bosworth Field, als Henry Tudor die Truppen Richard III. schlug und als Henry VII. den Thron bestieg. Durch seine Heirat mit Elisabeth of York vereinte er schließlich die beiden Linien und beendete die jahrzehntelange Spaltung Englands.“
Anerkennend schaute ich auf. Maries Auffassungsgabe überraschte mich stets aufs Neue – in weniger als einer Stunde hatte ich ihr alles beigebracht, was ich über die Rosenkriege wusste. Mit einem leichten Seufzer schloss ich mein Buch und lächelte sie an. „Wird schon schiefgehen.“
Wir erhoben uns gleichzeitig und sie warf sich in einer eleganten und fließenden Bewegung ihre Tasche über die Schulter. Ich hatte mir immerhin dieses Mal nicht das Knie an der Tischkante gestoßen – eine massive Verbesserung zu unserer letzten Lernstunde. Maries Gegenwart brachte mich immer aus dem Konzept und machte aus mir einen ungeschickten und tollpatschigen Trottel.
Wobei ich ehrlicherweise zugeben muss, dass ich auch sonst nicht gerade das Selbstbewusstsein und die Ausstrahlung eines Liam Hemsworth besaß. „Bis gleich. Ach ja, und danke“, flüsterte sie und hauchte mir im Vorbeigehen mit ihren rubinroten und samtweichen Lippen einen Kuss auf die Wange. Bitte lass meine Knie nicht zittern, flehte ich in Gedanken und schaffte es immerhin, bis sie sich umgedreht hatte. Ich seufzte und folgte ihr mit meinen Blicken, bis sie die Cafeteria verlassen hatte. Es schien wirklich ein guter Tag zu werden. Zumindest bis ich versuchte, ebenso schwunghaft meinen Rucksack über die Schulter zu werfen und dabei seinen kompletten Inhalt auf den Boden schüttete. Achselzuckend begann ich meine Sachen vom Boden aufzusammeln – es hätte deutlich schlimmer kommen können. Wenn sie nur wüsste, wie sehr mich ihre gehauchten Küsse und freundschaftlichen Umarmungen immer aus der Fassung brachten.
„Weiß Marie eigentlich, dass du sie liebst?“
Ich schaute verwirrt auf. Paul – mein bester Freund, und der Einzige, dem ich meine Liebe gestanden hatte, stand neben dem Tisch. „Nein. Und das wird auch so bleiben“, sagte ich seufzend. So sehr es auch schmerzte und mich innerlich zerriss, so glücklich war ich auch darüber, ‚nur‘ ihr Freund zu sein. Die vielen gemeinsamen Stunden und die tollen Erlebnisse miteinander und ja, auch die flüchtigen Berührungen hier und da. Schon erbärmlich, womit ich mich zufriedengab, resümierte ich mit einem vernichtenden Urteil über mich. „Wie du meinst“, bemerkte Paul. „Aber wenn du so weitermachst, befürchte ich, gehst du noch irgendwann vor die Hunde.“ Ich verschwieg, dass ich das ebenfalls befürchtete, um die Diskussion nicht weiter anzuheizen. Auch wenn ich wusste, dass er recht hatte, so konnte und wollte ich doch nichts ändern, aus Angst Marie zu verlieren. „Ich schaff das schon. Ich muss los, Geschichte, bis später“, antwortete ich lediglich und warf mir meinen Rucksack, dieses Mal etwas behutsamer über die Schulter.

Einige Minuten später begann der Geschichtsunterricht wie angekündigt mit einem Test über das englische Mittelalter. Während alle darüber fluchten, dass unser neuer Lehrer ein Faible für außerlehrplanmäßige Geschichtsepochen hatte, war das für mich ein unverhoffter Glücksgriff im neuen Schuljahr geworden. Meine Leidenschaft für Geschichte war es gewesen, die Marie, eine sonst exzellente Schülerin und früher eher flüchtige Bekannte als richtige Freundin, dazu brachte, einmal wöchentlich in unserer gemeinsamen Freistunde vor dem Geschichtskurs das Thema der Woche durchzusprechen. Mittlerweile trafen wir uns auch, wenn es gar keine neuen Themen gab, und redeten über Gott und die Welt. Ich hatte mich schon seit ihrem Schulwechsel letztes Jahr zu Marie hingezogen gefühlt. Aber spätestens seit unserem ersten längeren Treffen war ich ihr hemmungslos und hoffnungslos verfallen.
Ich sah von meinem Blatt auf und starrte Marie an, die zwei Reihen vor mir saß. Wie hübsch sie doch war. Ihr schulterfreies rotes Top war hinten tief ausgeschnitten und gewährte einen Blick auf ihren makellosen, elfenbeinfarbenen Rücken. Und als ob sie diesen Anblick nicht stören wollte, hatte sie ihre atemberaubenden blonden Haare zu einem kunstvollen um den Kopf gewickelten Zopf geflochten. Und auch wenn ich es leider von meinem Platz nicht sah, so konnte ich mir lebhaft vorstellen, wie sie mit gerunzeltem Gesicht – süß auf ihrer Lippe kauend – über den Fragen brütete.
„So und jetzt konzentrieren wir uns alle wieder auf den Test.“ Die Stimme des Lehrers riss mich zu meinem Bedauern in die Wirklichkeit zurück. Erschrocken stellte ich mit einem Blick auf die Uhr fest, dass mittlerweile rund fünf Minuten vergangen waren. Mit leicht gerötetem Kopf schaute ich mich verstohlen um, ob jemand außer Herrn Franek bemerkt hatte, wie unverhohlen ich Marie angestarrt hatte. Doch nur Paul, der zwei Tische neben mir saß, schaute in meine Richtung.
Ich seufzte erleichtert und sah verblüfft, wie Herr Franek mir zuzwinkerte. Auch wenn ich mich fast nie im Unterricht beteiligte, hatte mich mein Interesse für Geschichte wohl zu seinem Lieblingsschüler gemacht, und gerade in den letzten Wochen hatten wir öfters vor und nach den Unterrichtsstunden über die Rosenkriege debattiert. Er als Anhänger des Hauses York, ich als glühender Lancastrianer, was wohl auch an den Romanen von Rebecca Gablé lag. Und wie es Marie vorhin treffend formuliert hatte, schlussendlich hatte das Haus Lancaster auch gewonnen, stellte ich mit einem süffisanten Grinsen fest und richtete meinen Blick wieder auf den Test. Die fehlenden Minuten machten mir nicht wirklich zu schaffen, ich beantwortete die restlichen Fragen in Windeseile und hatte zum Schluss der Stunde sogar noch die Zeit, eine rote Rose auf das Blatt zu malen. Einerseits, weil ich seit Monaten in dieser depressiv-melancholisch-verliebten Stimmung festhing, andererseits, weil diese das Symbol des Hauses Lancaster war – diese Spitze konnte ich mir nun wirklich nicht verkneifen. Als ich am Ende der Stunde als Letzter nach vorne ging, um meinen Test abzugeben, nahm mich Herr Franek nach einem beiläufigen Blick auf den Test zur Seite, wobei er die gezeichnete Rose mit einem Stirnrunzeln quittierte. „So kann das nicht weitergehen mit dir. Du gehst mir noch vor die Hunde.“ Ohne es zu wissen, benutzte er fast die gleichen Worte wie Paul vorhin, um mich auf meine missliche Lage hinzuweisen. Nur, dass er es nicht dabei beließ. „Ich weiß, ich bin als gescheiterter Single nicht wirklich der, von dem du Ratschläge annehmen solltest. Aber vielleicht denkst du ja mal bis zur nächsten Geschichtsstunde drüber nach, ob du wirklich so weiter vor dich hinträumen und vegetieren willst. Das ist doch kein Leben, Junge. Mensch du bist fünfzehn – du sollst das Leben genießen und nicht schon in dem Alter als melancholischer Zyniker enden.“ Anscheinend selbst erschrocken von dem Ausbruch verließ Herr Franek schnell das Klassenzimmer und ließ mich etwas geschockt und grübelnd zurück.

Zwei Tage später, am Valentinstag, wie ich gefrustet feststellte, hatten wir unsere nächste Geschichtsstunde. Und ich sollte sogleich erfahren, was Herr Franek mit seiner Ankündigung gemeint hatte, ich solle doch mal über mein Leben nachdenken und die Initiative ergreifen.
Nach einer spannenden und interessanten Geschichtsstunde – wobei ich der Einzige zu sein schien, der dem Unterricht wirklich Beachtung schenkte, gab unser Lehrer uns die korrigierten Tests zurück. Ich brauchte meinen nicht einmal umzudrehen, um zu wissen, dass ich die volle Punktzahl erreicht hatte. Doch als Herr Franek dann plötzlich eine rote Rose hervorzauberte, erfüllten sich meine schlimmsten Befürchtungen. „Nun denn. Heute ist ja bekanntlich Valentinstag. Und wenn ich mir den Test so anschaue, wissen zumindest einige von euch auch, dass das Haus Lancaster die Rosenkriege gewonnen hat. Und was wäre passender, als den besten Test mit einer roten Rose, dem Symbol des Hauses, zu belohnen.“
Ich stöhnte innerlich. Bestimmt hatte ich ihn mit meiner gekritzelten Rose auf dem Test überhaupt erst auf diese Idee gebracht. Natürlich war mir klar, dass ich die Rose bekommen würde. Und wenn ich am Valentinstag nicht als der größte Depp rüberkommen wollte, musste ich sie weiterverschenken. Was sollte ich schon mit einer roten Rose? Als Herr Franek die Rose auf meinen Tisch legte, steckte er mir unauffällig einen Zettel zu. Lediglich eine Zeile stand in seiner fein säuberlichen Handschrift drauf: Zeig, dass Du in der Lage bist, Deinen persönlichen Rosenkrieg zu gewinnen.
Natürlich reichte ich die Rose nicht sofort weiter. Ich hasste es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, und nahm meinem Lehrer immer noch übel, dass er mir die Rose nicht erst nach der Stunde überreicht hatte. Doch das war noch nicht seine letzte Überraschung gewesen.
Nachdem sich die allgemeine Aufregung über die Tests gelegt hatte und die Stunde offiziell beendet war, rief er Marie zu sich, um mit ihr kurz über ihren Test zu reden, der wie ich im Vorbeigehen bemerkte, ebenso fehlerfrei war wie meiner. Erstaunt blieb ich stehen.
„Tja, Marie, was soll ich sagen. Mit diesem Test hättest du dir eigentlich auch eine Rose verdient“, begann er. Dann sah er mich an und fragte: „Findest du nicht auch?“
Ich war völlig überrumpelt von der Frage. Dass Herr Franek sofort ging, ohne eine Antwort abzuwarten, machte die Sache nicht besser. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt. Nervös stellte ich meinen Rucksack ab und versuchte krampfhaft, die Kontrolle über mein Denken und über meine Hände wiederzuerlangen. Schlussendlich gab ich mir einen Ruck, sah Marie in die Augen und gab ihr die Rose. „Nun denn, frohen Valentinstag. Irgendwann hättest du es eh erfahren.“ Ich schluckte. „Und bitte, lass uns trotzdem weiterhin Freunde bleiben und so tun, als ob nichts …“ Mitten im Satz stockte ich. Marie hatte mir ihren Finger auf die Lippen gelegt.
„Danke“, sagte sie schlicht und hauchte mir einen zarten Kuss auf die Lippen. Nur mühsam blieb ich bei Bewusstsein. Das hatte ich mir stundenlang ausgemalt. „Sehen wir uns nach der Schule im Park?“
Unfähig zu sprechen nickte ich nur.
„Bis dann“, verabschiedete sie sich und schenkte mir ein strahlendes Lächeln, die Rose fest in ihrer Hand.
Glücklich setzte ich mich auf den Boden und starrte an die Wand.
Sekunden, Minuten, Stunden später – ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, kam Herr Franek zurück und lächelte mich an. „Gut gemacht, Henry. Du machst deinem Namen alle Ehre.“
Der Vergleich mit Henry of Lancaster holte mich in die Wirklichkeit zurück. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass ich doch erst seit etwas mehr als zehn Minuten am Boden saß.
„Jetzt aber zurück zum Unterricht“, ermahnte er mich und ich spurtete in meinen Biologiekurs. Die Vorhaltungen der Lehrerin hörte ich mir gar nicht an und setzte mich auf meinen Platz. Ich schien über allen Wolken zu schweben. Den restlichen Tag dachte ich nur noch daran, wie es sein würde, Marie nach der Schule zu sehen. Meinen Tag, ja mein ganzes Leben mit ihr zu teilen. Ich beschloss, dass das heute der erste Tag meines neuen, meines besseren Lebens sein würde. Und dieses Mal würde das auch für immer halten. Versprochen.

Ich wünsche allen einen schönen Valentinstag!

Liebe Grüße,
Erik