[Buchgedanken] André Milewski: „Alle Feuer der Hölle“ (Vulkane 2)

Vor kurzem habe ich „Alle Feuer der Hölle“ von André Milewski gelesen. Das Buch ist 2023 im Selfpublishing veröffentlicht worden und als historischer Roman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Autor für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Im Jahr 1902 genießt die Stadt St. Pierre auf der Karibikinsel Martinique den Ruf, die „Perle der Antillen“ zu sein. Der deutsche Handelskapitän Leonhard Mahler ist auf der Suche nach guten Zucker- und Rumgeschäften in die Stadt gekommen. Derweil wächst in der Stadt die Spannung unter der Bevölkerung. Wahlen stehen an. Als im April des Jahres die ersten Rauchschwaden aus dem Vulkan Mont Pelée aufsteigen, ahnt man in St. Pierre noch nichts Böses. Doch als das Grollen immer lauter wird und Asche wie Schnee vom Himmel fällt, wächst die Sorge. Doch fliehen kommt nicht in Frage, denn die Politiker wollen unbedingt den Wahltermin einhalten, und zwar mit der größtmöglichen Zahl von Leuten. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf …

„Alle Feuer der Hölle“ ist der lose verknüpfte, zweite Band von André Milewskis Reihe über berühmte Vulkanausbrüche. Schon im Vorgänger „Der Choral der Hölle“ trat zwar Leonhard Mahler, einer der Protagonisten des Romans, bereits in Erscheinung – grundsätzlich sind die Bücher jedoch alle als Einzelbände angepriesen und sollen unabhängig voneinander lesbar sein. Zumindest mir haben wenige Informationen gefehlt – sodass ich bestätigen kann, dass „Alle Feuer der Hölle“ als Standalone lesbar ist.

Die Handlung ist spannend, wenn natürlich auch hinsichtlich der historischen Ereignisse genrebedingt vorhersehbar. Allerdings kommt die Handlung dabei nur langsam im Schwung, aufgrund der Vielzahl an Handlungssträngen fehlt es anfangs an Stringenz. Dabei mischt der Roman die Aspekte der Katastrophe mit diversen Liebesgeschichten, einer kritischen Betrachtung des Kolonialismus und diversen weiteren Themen. Daher habe ich den Roman auch nicht als klassischen (historischen) Katastrophenroman, sondern generell als historischen Roman eingruppiert.

Das Setting kann naturgemäß überzeugen. So entführt der Autor den Leser nach Martinique, in das beginnende 20. Jahrhundert, in eine Welt voller technischer Neuerungen und erster Unabhängigkeitsbestrebungen der Kolonien. Dabei kann der Roman hier durch eine gute Recherche und ein authentisches Setting punkten, fällt dafür allerdings auch gelegentlich in eine Art Bericht zurück, insbesondere zum Ende hin. Gleichzeitig ist das Buch hier auch erschreckend anschaulich, schonungslos brutal und daher nichts für zarte Gemüter oder junge Leser:innen.

Die einzelnen Figuren sind aufgrund der Vielzahl teils nur eindimensional angelegt, haben aber dennoch im Wesentlichen eigene Ziele und Motive. Hierbei glänzen insbesondere Louis Mouttet und Isabella als wichtige Nebencharaktere, während Leonhard nicht immer ganz nachvollziehbar handelt. André Milewskis Schreibstil lässt sich dabei trotz der Authentizität noch leicht und flüssig lesen und das Kopfkino sofort anspringen, wenn auch teils etwas die Nähe zu den Figuren und die damit verbundene Emotionalität fehlt.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat und/oder Korrektorat halten sich noch im Rahmen, die durchgerutschten Fehler schmälern den Lesefluss nicht wesentlich, der Buchsatz ist ordentlich, auf die teils spoilernden Kapitelüberschriften hätte man aber verzichten können. Die Geschichte wird dabei durch eine Dramatis Personae und eine Karte abgerundet, der Buchumschlag ist relativ eintönig, aber in genretypischer Grundfarbe. Das Covermotiv kann zwar überzeugen, die Farbgebung mutet allerdings skurril an.

Mein Fazit? „Alle Feuer der Hölle“ ist ein solider historischer Roman mit tollem Setting und einer spannenden Handlung, die aber etwas langsam in Fahrt kommt. Für Leser des Genres dennoch bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von nicht unter 16 Jahren

Von neuen Wegen und alten Erinnerungen | Lovelybooks-Buchpost

Vor kurzem erreichten mich auch diese beiden Bücher über Lovelybooks.de – vielen Dank dafür. „Erinnerung und Lüge“ von Anne-Marie Garat (Goya Verlag, JUMBO Neue Medien & Verlag GmbH) kam dabei als Rezensionsexemplar im Rahmen einer Leserunde zu mir, „Neue Wege der Lust“ von Alisha Schmidt (Selfpublishing, Books on Demand) als Gewinn einer Buchverlosung. Ein Sachbuch und Ratgeber, eine Familiensaga und Generationenroman: so unterschiedlich waren meine Neuzugänge wohl noch nie. Ich bin auf beide Bücher jedenfalls schon sehr gespannt!

Welches Buch ist zuletzt bei Euch eingezogen?

[Buchgedanken] Anja Lehmann: „Kingdom of Silk“ (Lost Kingdom Saga 1)

Vor kurzem habe ich „Kingdom of Silk“ von Anja Lehmann gelesen, den ersten Band der Lost Kingdom Saga. Das Buch ist 2023 im Selfpublishing veröffentlicht worden und als High Fantasy einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an die Autorin für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Als Crystal den ersten Teil eines geheimnisvollen Amuletts findet, ahnt sie nicht, dass sie dadurch eine uralte Magie freisetzt. Überraschend wird sie an den Königshof gerufen, um ihrem Reich und dem weißen König zu dienen. Von außen betrachtet, erscheint ihr Leben perfekt, doch merkt sie schnell, dass die glänzende Fassade ihres neuen Zuhauses ein düsteres Geheimnis birgt. Bald schon findet sich Crystal inmitten eines perfiden Spiels um die Macht der uralten Magie wieder, wobei auch der Hauptmann der Königsgarde besonderes Interesse an ihr zeigt. Wird er Crystal bei ihrer Suche nach Antworten unterstützen, oder verfolgt er nur seine eigenen Ziele?

„Kingdom of Silk“ ist der erste Band der Trilogie „Lost Kingdom Saga“ – und so felsenfest der High Fantasy zuzuordnen, dass kaum andere Genres in Betracht kommen und teils auf Verkaufsportalen vorgeschlagene Eingruppierungen wie Dark Fantasy oder History gänzlich abwegig erscheinen. Dabei ist der Roman leider nicht als Standalone lesbar, da de facto keine Handlungsstränge aufgelöst, sie teils noch nicht einmal am Ende des Bandes zusammengeführt werden, was mich als Leser frustriert zurücklässt.

Die Handlung kommt aufgrund der vielen verschiedenen, personalen Erzählperspektiven nur sehr schwer in Schwung und wird wenig stringent erzählt, nimmt in der zweiten Hälfte aber durchaus an Fahrt auf und wird kurzweilig und abwechslungsreich. Dabei bietet der Roman viel Potential für die Folgebände, auch wenn man das Ende – wie bereits angesprochen – besser hätte ausbalancieren können, genau wie die Handlungsstränge insgesamt, die doch sehr stark auseinanderklaffen.

Das Setting ist im Wesentlichen gelungen. So entführt die Autorin den Leser nach Favoria, in eine mittelalterlich anmutende High Fantasy Welt, die aus sieben verschiedenen Reichen besteht, die alle verschieden aufgebaut und mit Besonderheiten versehen sind. Gerade im Hinblick auf die Entstehung der Reiche, das Magiekonzept und den Hintergrund besteht beim Weltenbau jedoch noch kleinerer Nachholbedarf, der hoffentlich mit den nächsten Büchern gedeckt wird.

Die einzelnen Figuren sind aufgrund der schieren Masse teils noch etwas eindimensional und/oder vage, können in den weiteren Bänden aber ebenfalls konsequent weiterentwickelt werden. Bislang überzeugen vor allem Kim und Trisha, während Crystal noch etwas blauäugig und Olley relativ farblos ist. Anja Lehmanns Schreibstil ist hingegen gut und flüssig zu lesen und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung ist durchwachsen. Während das Cover und der Buchumschlag als Ganzes, auch wenn er irritierenderweise Brüche zwischen Cover, Buchrücken und Coverrückseite enthält, überzeugen und aus der Feder von Alexander Kopainski stammen, sind Lektorat und Korrektorat doch durchaus fehlerbehaftet, sodass ich mehrfach ins Stocken geraten bin. Der Buchsatz hingegen kann wieder glänzen und wird durch eine, allerdings etwas kleinformatige, Karte der Welt unterstützt.

Mein Fazit? „Kingdom of Silk“ ist ein solider Start in die High Fantasy Trilogie um die Welt Favoria, der vor allem in der zweiten Buchhälfte mit einer abwechslungsreichen Handlung und einer spannenden Welt punkten kann, allerdings auch etwas fehlerbehaftet ist und keine Handlungsstränge auflöst, sodass er nicht als Standalone gelesen werden kann. Für Leser des Genres, die sich an mehrere Bände binden wollen, dennoch zu empfehlen, in der Hoffnung, dass der Weltenbau und die Charakterentwicklung konsequent vorangetrieben wird – und ab einem Lesealter von etwa 16 Jahren.

Gewinne im Doppelpack | Buchverlosungen auf Lovelybooks

Vor kurzem erreichten mich auch diese Bücher als Gewinne von Buchverlosungen auf Lovelybooks.de. „Wie erfolgreiche Menschen reden“ von Julia Reichert (Selfpublishing) ist ein Ratgeber im Bereich (Neuro-)Rhetorik, „Diese unstillbare Sehnsucht nach Liebe“ von Silke Ellenbeck (DeBehr Verlag) eine zweibändige historische Romanbiografie über Prinzessin Feodora zu Reuss-Köstritz, Prinzessin von Sachsen-Meiningen. Ich bin schon ganz auf die beiden unterschiedlichen Werke gespannt.

Redet Ihr gern vor fremden Menschen?

Historischer Doppelpack | Lovelybooks-Buchpost

Auch diese beiden, Anfang des 20. Jahrhunderts spielenden, Romane erreichten mich vor kurzem als Rezensionsexemplare im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de – vielen Dank dafür! Während „Spur des Verrats“ von Matthias Wittekindt (Heyne Verlag) den Leser als historischer Kriminalroman ins deutsche Kaiserreich entführt, reist man in „Alle Feuer der Hölle“ von André Milewski (Selfpublishing) zur größten Naturkatastrophe des 20. Jahrhunderts auf die Insel Martinique. Ich bin schon ganz auf die Ausflüge in die Vergangenheit gespannt!

Mögt Ihr Bücher, die auf realen Ereignissen basieren?

Ausflüge in unbekannte Welten | Doppelte Buchpost

Auch diese beiden Bücher erreichten mich vor kurzem als Rezensionsexemplare im Rahmen von Leserunden auf Lovelybooks.de – vielen Dank dafür! Während „Kingdom of Silk“ von Anja Lehmann (erschienen im Selfpublishing) den Leser in die fantastische Welt Favoria entführt, geht es in „Im Tal“ von Tommie Goerz (ars vivendi Verlag) auf einen abgelegenen Hof in die fränkische Schweiz. Zwei ganz unterschiedliche Reisen, zwei ganz konträre Settings. Ich bin schon ganz auf die Ausflüge in die unbekannten Welten gespannt.

Wohin würdet Ihr gern einmal reisen?

Vom Tod in all seinen Facetten | Doppelte Buchpost

Wer meine anderen Profile verfolgt, hat bereits mitbekommen, dass in der letzten Zeit viele Bücher angekommen sind, die ich Euch hier noch nicht gezeigt habe, was ich – zusammen mit weiteren Rezensionen – in den nächsten Tagen nachholen möchte. Den Anfang machen heute „Tod in Siebenbürgen“ von Lioba Werrelmann (Eichborn Verlag) und „Der überaus durchschnittliche Thomas Schmidt und der Keksberg der Persephone“ von Nicole Reckzeh (Selfpublishing). Letzteres erreichte mich dabei über eine Rezensionsanfrage der Autorin – vielen Dank dafür; „Tod in Siebenbürgen“ kam eher unerwartet zu mir, ist doch die Bewerbung für die Leserunde damals erfolglos geblieben. Da ich allerdings bereits andere Bücher von Lioba – unter dem Pseudonym „Lilly Bernstein“ – gelesen habe, freue ich mich schon auf den Regionalkrimi, der mich nach Siebenbürgen entführt.

Welches SP-Buch habt Ihr zuletzt gelesen?

[Buchgedanken] Julien Appler: „Die Suche nach den Splittern des Bahir: Ankunft in Aurelija“ (Bahir 1)

Vor kurzem habe ich „Die Suche nach den Splittern des Bahir: Ankunft in Aurelija“ von Julien Appler gelesen. Das Buch ist 2022 bei tredition im Selfpublishing erschienen und dem Genre Fantasy zuzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Autor für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Alistair erwacht in einer anderen Welt – in einem Computerspiel. Er erinnert sich weder an seinen Namen noch an seine Herkunft. Das einzige was er weiß, teilt ihm eine Stimme aus dem Spiel mit. Hält er sich nicht an die Anweisungen, wird sein Charakter gelöscht. Als Barbar muss er nicht nur gegen Riesenhornissen, Monster und dunkle Wesen kämpfen, sondern auch noch die Splitter des Bahir finden und damit Aurelija vor dem Untergang beschützen. Doch wovor muss er Aurelija schützen?

„Die Suche nach den Splittern des Bahir: Ankunft in Aurelija“ lässt sich bereits schwer einem Genre zuordnen. So gehört das Buch unzweifelhaft zum Genre der Phantastik, ließe sich aber dank des Klappentextes über das Aufwachen im Computerspiel (für das viel spricht, aber die „reale“ Welt kommt schlichtweg im Buch nicht vor) auch der Science-Fiction zuordnen. Das gänzliche Fehlen der parallelen Welt lässt somit auch die Unterscheidung zwischen Low und High Fantasy nicht wirklich gesichert zu, sodass ich es bei der groben Eingruppierung als „Fantasy“ belassen habe.

Die Handlung ist durchaus spannend, hat teils aber auch Längen, gerade in der ersten Hälfte, die etwas Abwechslung vermissen lässt. Leider lässt auch das Ende noch viel zu viele Fragen offen – so wird quasi kein Handlungsstrang zufriedenstellend aufgelöst, sodass das Buch eigentlich nicht als Standalone lesbar ist. Schade, denn im Vergleich zur wirklich spannenden Prämisse des Buches wird hier viel Potential verschenkt.

Das Setting ist solide. Der Autor entführt den Leser in eine Gamingwelt, die dieser mit dem unwissenden Protagonisten zusammen entdeckt – eine tolle Kombination. Dass hierbei der Weltenbau naturgemäß etwas auf der Strecke verbleibt, ist daher vernachlässigbar, sofern dieser in den nächsten Teilen konsequent weiter ausgebaut wird. Nichtsdestotrotz hätte ich mich über ein unterstützendes Glossar zur Welt, gegebenenfalls auch eine Karte sehr gefreut – das sehr kurze Glossar zur Gamingsprache ist da eher überflüssig, spielen doch die eingebauten Charakterattribute bislang auch kaum eine Rolle.

Aufgrund der Kürze des Buches bleibt zudem wenig Zeit, die Charaktere zu entwickeln – auch dies muss in den Folgebänden konsequent weitergetrieben werden. Bislang überzeugen noch Nebencharaktere wie Mahri und Elira am ehesten, während insbesondere Yves noch gar nicht eingeschätzt werden kann und Alistair teils etwas blass verbleibt. Julien Applers Schreibstil lässt sich hierbei leicht und flüssig lesen. Insbesondere die humorvollen Statusnachrichten vermögen hier zu punkten und die Handlung aufzulockern, wohingegen manchmal etwas mehr Beachtung von „Show, don’t tell“ für eine noch straffere und packendere Erzählweise gesorgt hätte.

Die Buchgestaltung ist noch okay, das Korrektorat hat sauber gearbeitet, dem Lektorat sind jedoch – sofern es durchgeführt wurde – durchaus Dinge durchgerutscht. Der Buchsatz ist durchwachsen, Quests und Zeitsprünge sind in der Regel grafisch toll (aber auch nicht durchgängig gleich) dargestellt, gleiches hätte ich mir jedoch auch für die Statusmeldungen gewünscht, die sich in der jetzigen Form vom Schriftbild nicht absetzen. Der Buchumschlag ist eher eintönig, insbesondere irritiert mich immer noch der Schreibfehler im Titel (so ist das „in“ auf dem Cover groß, im Innenteil klein geschrieben).

Mein Fazit? „Die Suche nach den Splittern des Bahir: Ankunft in Aurelija“ ist ein Fantasy-Reihenauftakt mit toller Prämisse, aber durchaus auch Schwächen in Handlung und Buchgestaltung, sowie Entwicklungspotential beim Weltenbau und der Charaktergestaltung. Bei konsequenter Umsetzung mit den Folgebänden durchaus für genreaffine Leser zu empfehlen – allerdings nicht als Standalone und ab einem Lesealter von etwa 12 Jahren.

Von Hexen und Heiden | Doppelte Buchpost

Auch diese beiden Bücher erreichten mich vor kurzem. „Friede“ von Marion Merkelbach (MHM Verlag) kam dabei über eine Buchverlosung auf Lovelybooks.de zu mir, „Rumpelhexe 2 – Flucht aus dem Märchenland“ von Manuela Efthimiadis (Selfpublishing) als Rezensionsexemplar nach Anfrage der Autorin – vielen Dank dafür. Ich bin schon ganz auf die Ausflüge ins Mittelalter und ins Märchenland gespannt.

Welches Buch ist zuletzt bei Euch eingezogen?

[Buchgedanken] Cleo Bennet: „Improper, Miss Trivett!“

Vor einiger Zeit habe ich „Improper, Miss Trivett!“ von Cleo Bennet gelesen. Das Buch ist 2022 im Selfpublishing über tredition veröffentlicht worden und als historischer Erotikroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

England 1810: Auf seinem Landgut lockt Mr. Teversham die büchervernarrte Gouvernante Miss Bird mit seiner erotischen Büchersammlung in eine bizarre Hörigkeit. 1865 stößt die junge Emily Trivett in der Bibliothek von Uppington Hall auf den Roman, der Miss Birds pikantes Abenteuer beschreibt. Während Emily fasziniert dem Zusammenhang zwischen der Fiktion, dem Herrenhaus und ihrer schrulligen Großtante Mabel nachspürt, entgeht ihr völlig, dass der Bibliothekar von Uppington sich beileibe nicht nur für das Abstauben ehrwürdiger Folianten interessiert.

„Improper, Miss Trivett!“ ist ein Roman, der sich nur schwerlich einordnen lässt und am ehesten aufgrund des Settings als historischer Erotikroman beschrieben werden kann. Gleichsam ist der Roman teils aber auch satirisch, fast an der Grenze zur Karikatur- und ist eine Erzählung, die sich über mehrere Ebenen erstreckt, werden im Buch doch weitere von den Protagonisten gelesene Bücher (bzw. Auszüge) abgedruckt, in denen die dortigen Potagonisten weitere – dort abgedruckte – Bücher lesen.

Demzufolge spielt die Handlung auf mehreren Ebenen – und in diversen Zeiten. Auf die kurz vor Schluss zusätzlich eingestreute, weitere Handlungsperspektive von Mabel hätte man hier durchaus aber verzichten können. Insgesamt hat das Buch – gerade zu Anfang – doch einige Längen, ist unterhaltsam, aber teils grotesk drüber und lässt – zumindest im ersten Teil – als Erotikroman gerade die Erotik etwas vermissen, was sich aber später legt.

Das Setting vermag hingegen auf ganzer Linie zu überzeugen. So entführt Cleo Bennet den Leser ins viktorianische England – vor allem in die ländliche Provinz, zwischen Kirchgang, Bibliothek und Müßiggang – übertrieben eskapistisch und daher vielleicht nicht in jedweder Einzelheit authentisch, aber umso humorvoller.

Die einzelnen Charaktere sind eher eindimensional gestaltet um ihre Rollen zu spielen – insbesondere in den Nebenrollen wie den Kneebones, den Wilberforces oder Mr. Atwood. Lediglich Mr. Blake kann hier glänzen und überrascht, frustriert den nach Action suchenden Leser aber gleichermaßen durch seine stoische Ruhe. Cleo Bennets Schreibstil lässt sich dabei leicht und flüssig lesen.

Die Buchgestaltung ist durchwachsen. Lektorat und Korrektorat sind nur Kleinigkeiten durchgerutscht, der Buchsatz macht hingegen einen leicht verwirrenden und unausgegorenen Eindruck – hier hätte etwas mehr Klarheit, etwas mehr Linie und ein weniger an Schriftarten und Formatierungen sicherlich gut getan. Das Covermotiv ist wunderschön und ein absoluter Eyecatcher – wenn auch etwas der Bezug zur Handlung fehlt. Der restliche Buchumschlag ist schlicht und eher eintönig.

Mein Fazit? „Improper, Miss Trivett!“ ist ein unterhaltsamer und im letzten Teil doch erotischer Erotikroman, aber auch mit Längen und teils schematischen Charakteren. Für Leser des Genres dennoch zu empfehlen – ab einem Lesealter von 18 Jahren.