[LBM2024] Tag 2 – Ein phantastischer Tag

Gestern stand auch schon der zweite Tag der Leipziger Buchmesse an, bei dem sich (fast) alles um die Phantastik drehte; ein Tag mit: Anna Benning, David Friedrich, Kathrin Tordasi, Tess Tjagvad, Lena Anlauf, Franzi Kopka, Carina Schnell, Ursi Breidenbach, Heike Abidi, Florian Schäfer, Elif Siebenpfeiffer, Mary Stormhouse, Markus Heitz, Theresa Hannig, Mikkel Robrahn, Anabelle Stehl, Natasha Pulley und Christoph Hardebusch.

Mein Tag begann dabei noch ganz entspannt. Nachdem ich mir einige Bücher bei Chest of Fandoms gekauft habe und Anabelle Stehl, die dort Standdienst hatte und die ich heute auch in der Signierstunde treffe, ein Friendship Bracelet als Vorbereitung für die Eras-Tour schenkte, stand die erste Signierstunde an: Anna Benning (unten abgebildet) signierte den dritten Band von „Dark Sigils“. Im Anschluss: meine erste Veranstaltung des Tages. Der Poetry-Slammer David Friedrich las aus „doll“ und erzählte aus seinem Leben und – vor allem – von seinen Ängsten und Problemen – sehr nahbar und aufwühlend.

Im Anschluss schlenderte ich etwas durch die Hallen, traf am Stand von DELIA die Autorinnen Heike Abidi und Ursi Breidenbach (unten abgebildet), ließ mir von ihnen Bücher signieren und verbrachte meine Pause mit Lena Anlauf, der Autorin von „Geniale Ohren“ (ebenfalls unten abgebildet), bevor ich die Lesung von Kathrin Tordasi aus „Night Owls“ besuchte, ein Buch, in dem übrigens keine Eulen vorkommen – vielen Dank an die witzige Nachfrage einer anderen Lesungsteilnehmerin.

Danach ging es für mich erstmals in den Signierbereich in Halle 4, in dem ich meinen heutigen Tag wohl größtenteils verbringen werde. Für den LYX Verlag signierte Tess Tjagvad den dort erschienenen Roman „In Case We Trust“, Auftaktband der Reihe „Gold, Bright & Partners“. Für mich als Jurist und Liebhaber von New-Adult-Romance natürlich ein match made in heaven. Ich kann es kaum erwarten, das Buch zu lesen – vielen Dank auch für die toll abgehaltene und organisierte Signierstunde.

Mein restlicher Tag stand dann ganz im Zeichen des SERAPH. Zuerst besuchte ich die Preisverleihung auf der Messe, auf der Carina Schnell den Preis für das beste Buch für „A Breath of Winter“ gewann (hier und unten abgebildet) und Mary Stormhouse den für den besten Indie-Titel für „Draußen“. In der von mir als Juror mitbetreuten Kategorie „Bestes Debüt“ (sehr spannend, seinen Namen als Juror auf dem großen Bildschirm zu lesen), gewannen Florian Schäfer und Elif Siebenpfeiffer für „Fast verschwundene Fabelwesen“ (unten abgebildet). Ebenfalls nominiert war Franzi Kopka, die ebenfalls den SERAPH verdient gehabt hätte (unten abgebildet).

Der Tag endete dann für mich mit der Langen Nacht der Phantastik, auf der neben den Preisträger:innen auch bekannte Autor:innen wie Mikkel Robrahn (unglaublich witzig), Markus Heitz, Theresa Hannig und als internationaler Gast Natasha Pulley lasen (rechts abgebildet mit Christoph Hardebusch als Dolmetscher). Obwohl es bereits ein unglaublicher Quest war, überhaupt dorthin zu kommen (LVB-Streik sei dank), war der Saal gut gefüllt – und ich gönnte mir zum Tagesabschluss noch den Preisträgerroman von Carina Schnell, der mit wundervollen Page Overlays daherkommt und den ich mir auf der Veranstaltung auch noch signieren ließ.

Apropos Signatur. Der heutige Tag steht ganz im Zeichen diverser Signierstunden und Meet & Greets. Mein Rücken beschwert sich jetzt schon ;).

Hier jetzt noch die versprochenen restlichen Bilder!

[LBM2024] Tag 1 – Die Ruhe vor dem Sturm

Gestern startete die Leipziger Buchmesse für mich und – wie immer – ließ ich es am ersten Tag eher ruhig angehen, mit: Eva Almstädt, Anika Beer, Frauke Angel, Uschi Glas, dem LYX Verlag, Nina MacKay, Jacqueline Mayerhofer, Julia Nowak, Elythe_Art, Nirix_Art, Barbi Markovic, Tom Holert und Ki Hyang-Lee.

Mein Tag begann dabei damit, dass ich gemütlich durch die Hallen schlenderte und mir beim LYX Verlag (Wahnsinn, was dort am ersten Tag bereits los ist!) die Sonderausgabe der „World“-Reihe von Anabelle Stehl kaufte. Während meines Hallenbummels traf ich dabei viele bekannte Gesichter (sprecht mich ruhig an – im Tunnelblick sehe ich Euch manchmal nicht!), unter anderem Nina MacKay und Jacqueline Mayerhofer. Im Anschluss stand dann mein erster Programmpunkt des Tages an: Eine Buchvorstellung von Eva Almstädt zu „Ostseefinsternis“ für Bastei Lübbe. Zwar habe ich noch kein Buch der Ostseekrimis gelesen, aber einen Nordseekrimi, den Eva mir dann auch bereitwillig signierte.

Danach ging es für mich erstmals in die Haupthalle der Manga Comic Convention (sie wird immer größer und beansprucht nun schon 1,5 Hallen). Dort stellte der Panini Verlag „Bier – Die Graphic Novel“ vor, ein Buch über die Geschichte des Bieres, mit spannenden und witzigen Fakten unterlegt. Die Zeit in der Halle nutzte ich auch, um in der Artist Gallery mir das in oder andere Print zur Unterstützung der Künstler:innen zu kaufen – dieses Mal von Elythe_Art und Nirix_Art.

Auch am Nachmittag schlenderte ich wieder durch die Hallen, ließ mir Bücher von Anika Beer und Frauke Angel signieren, schaute mir Isabella Benz‘ neuen Roman beim Weltenbaum Verlag an und traf mich am Nachbarstand auch mit Julia Schoch-Daub vom „Feuer und Flamme Lektorat“, die als Julia Nowak „Schatten und Licht: Ein Leben zwischen Liebe und Krieg“ veröffentlicht hat. Lokale Autor:innen und Buchmenschen halten einfach zusammen – schöne Grüße nach Wilhelmsfeld.

Meine vorletzte Veranstaltung war dann ein deutscher Superstar. Denn auf der Bühne von ARD, ZDF und 3sat stellte Uschi Glas, die vor kurzem 80 Jahre alt geworden ist (alles Gute nachträglich!), ihr Buch „Ein Schätzchen war ich nie“ vor, erzählte anekdotisch aus ihrem Leben und warf mit Weisheiten um sich – sie darf das! Auch stark: ihr wöchentliches Engagement für die Befreiung der von der Hamas verschleppten israelischen Geiseln und ihre karitative Arbeit in Deutschland in einem Verein, der Schülern ein Frühstück bietet, die hungrig in die Schule kommen. Ein absolutes Vorbild!

Den Abschluss machte dann ein Programmblock auf der gleichen Bühne. In kurzen Abständen hintereinander wurden die Preisträger, des kurz zuvor verliehenen Preises der Leipziger Buchmesse mit ihren Werken dem Publikum präsentiert: Ki Hyang-Lee in der Kategorie Übersetzung, Tom Holert in der Kategorie Sachbuch/Essay und Barbi Markovic (im Bild) in der Kategorie Belletristik.

Damit endete auch schon der Messedonnerstag für mich. Der heutige Tag steht natürlich ganz im Zeichen des Phantastikpreises Seraph, für den ich ja in diesem Jahr die Kategorie „Bestes Debüt“ als Juror mitbetreuen durfte. Ich bin schon ganz gespannt, ob es einer meiner Favoriten ganz nach oben geschafft hat!

Was waren Eure Messehighlights? Worauf freut Ihr Euch noch?

[Buchgedanken] Ume S. Winter: „Selbstkorrektur“

Vor kurzem habe ich auch „Selbstkorrektur“ (oder richtiger „<SELBST>/KORREKTUR“) von Ume S. Winter gelesen. Der Roman ist 2023 im Dunkelstern Verlag erschienen und dem Genre dystopischer Thriller zuzuordnen. Ich habe das Buch als Lesejuror für den Seraph gelesen, die Besprechung hier spiegelt allerdings nur meine individuelle Meinung wider und ist daher kein Vorgriff auf das (gesamte) Juryvoting. Vielen Dank an dieser Stelle auch für die Bereitstellung eines (digitalen) Leseexemplars.

Dank der KIs kennen die Menschen weder Hunger, Gewalt noch Ungleichheit. Lys Deĵoro ist Wächterin und zuständig für den Schutz der Gesundheits-KI Meneva. Bis die friedvolle Welt aus den Fugen gerät, als Lys’ Wächterkollegen ermordet werden. Ihre Ermittlungen führen sie schließlich zum Hauptverdächtigen im Mehrfachmord, dem Schriftsteller Yu Kishida. Eine undurchsichtige Jagd nach der Wahrheit beginnt, die nichts mit der vorherrschenden Realität gemeinsam hat. Wer entscheidet über den Wert der Wahrheit, wenn sie den Tod bringt und die Lüge das Leben?

„Selbstkorrektur“ (für die Rezension habe ich mich für diese einfache Schreibweise entschieden) ist naturgemäß das Debüt von Ume S. Winter, anders hätte es auch nicht für den Seraph 2024 in der Kategorie „Bestes Debüt“ nominiert werden können. Dabei kann man den Roman durchaus in mehr als ein Genre eingruppieren. So ist der Roman natürlich als Science-Fiction anzusehen, bietet gleichsam aber auch starke Elemente eines Thrillers. Auch kann man das Setting, die Welt, durchaus als dystopisch beschreiben. Daher habe ich mich für die Kategorisierung als dystopischen Thriller entschieden, die beide Elemente der Handlung gut abbildet.

Apropos Handlung. Die ist durchaus spannend, wenn auch teils etwas ambitioniert komplex im Vergleich zur Kürze des Romans – und kommt dennoch überraschenderweise nicht ganz ohne Längen aus – hier hätte man etwas besser ausbalancieren können. Dafür mischt Ume S. Winter ein explosives Gesamtpaket aus behandelten Themen wie Terrorismus, künstliche Intelligenz, totale Überwachung und Zukunftsvisionen, die die Grenze zwischen Utopie und Dystopie verschwimmen lassen – inklusive eines kleinen philosophischen Exkurses.

Das ganze wird unterstützt durch ein futuristisches Setting, das durchaus begeistern kann, auch wenn – ebenfalls – fast etwas zu viel Informationen in den Roman gepackt worden sind, um den ambitionierten Weltenbau nicht nur aktuell zu erklären, sondern auch mit einem historischen Abriss der Entwicklung in den letzten Jahrhunderten zu unterfüttern – gegebenenfalls hätte man hier noch im Nachgang der Handlung mit einem Glossar oder einer Zeitlinie unterstützen können. Toll werden auch die unterschiedlichen Schauplätze gezeichnet, sei es die Großstadt, das Rebellenversteck oder die futuristische Zuflucht auf der versteckten Insel.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei überzeugen neben Lys vor allem wichtige Nebencharaktere wie Aster und Elea, während Yu für mich nicht wirklich greifbar wurde. Der Schreibstil von Ume S. Winter lässt sich dabei grundsätzlich durchaus leicht und flüssig lesen und das Kopfkino anspringen, lediglich in den sehr technischen Passagen stockt der Lesefluss etwas.

Aussagen zur Buchgestaltung sind aufgrund des digitalen Leseexemplars nur eingeschränkt möglich. Lektorat und Korrektorat sind zwar Kleinigkeiten durchgerutscht, diese schmälern das Lesevergnügen jedoch kaum. Beim Buchsatz hätte ich mir jedoch, gerade in den Quellcode-/Programmierpassagen bzw. bei der Kommunikation mit der KI, eine stärkere Trennung vom restlichen Text, eine vielleicht auch grafische Visualisierung gewünscht. Dieses Chaos setzt sich – dem Anschein nach – auch auf dem Cover fort, das auch etwas klarere Linien und Strukturen hätte vertragen können.

Mein Fazit? „Selbstkorrektur“ ist ein spannender, dystopisch anmutender Thriller, der unglaublich wichtige Themen anspricht, sein Potential aber nicht vollends ausschöpft. Für anspruchsvolle Leser des Genres dennoch bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von 16 Jahren.

[Buchgedanken] Stefanie Schuhen: „Die rastlosen Geister des Salon Nocturne“

Vor kurzem habe ich auch „Die rastlosen Geister des Salon Nocturne“ von Stefanie Schuhen gelesen. Das Buch ist 2023 bei Piper Wundervoll in der Piper Verlag GmbH erschienen und dem Genre Urban Fantasy zuzuordnen. Auch diesen Roman habe ich im Rahmen der Tätigkeit als Lesejuror für den Phantastikpreis SERAPH 2024 gelesen. Die folgende Besprechung spiegelt hierbei lediglich einen individuellen Leseeindruck wider, sodass keine Rückschlüsse auf die Gesamtentscheidung der Jury getroffen werden können – vielen Dank an dieser Stelle für die Bereitstellung des digitalen Leseexemplars.

Die Bäckerin Jackie ist seit vielen Jahren durch einen Zauber an ihr Haus in Paris gefesselt, nur mithilfe der streunenden Katzen kann sie es manchmal verlassen. In dem dazugehörenden Café Salon Nocturne finden Mitglieder der magischen Gemeinschaft Hilfe und Zuflucht, und so hat sich Jackie mit ihrem Schicksal arrangiert. Doch dann wird sie von der Magiebehörde zur Mitarbeit angefordert, denn jemand experimentiert mit gefährlichen Bindungsritualen – mit fatalen Folgen. Ausgerechnet mit Gabriel Rivera soll sie zusammenarbeiten, jenem Mann, dessen Name Jackie schon so lange verfolgt …

„Die rastlosen Geister des Salon Nocturne“ ist der Debütroman von Stefanie Schuhen und als „Bestes Debüt“ für den SERAPH 2024 nominiert. Der Titel ist dabei leicht irreführend, geht es im Roman doch nur am Rande um die rastlosen Geister, sondern vielmehr um einen Fall von Magiemissbrauch. Und so ist auch das Genre nicht leicht zu bestimmen, zeigt der Roman doch Ansätze eines Romantasy-Titels – Folgeromane könnten den Fokus hier in diese Richtung weiter verschieben. Gleichsam liegt jedoch auch ein phantastischer Kriminalroman vor, haben wir doch sogar ein Ermittlerduo aus Jackie und Gabriel (jeweils mit Anhang). Da ich nicht weiß, ob überhaupt Fortsetzungen geplant sind und, wenn ja, in welche Richtung diese gehen, habe ich es vorliegend bei der relativ breiten Kategorisierung als Urban Fantasy belassen.

Die Handlung ist spannend und abwechslungsreich, zugleich aber gerade zu Beginn auch sehr cosy, ist der Handlungsort doch für die Kapitel aus Jackies Sicht mehr oder weniger auf den Salon Nocturne festgelegt. Kleines Manko ist hierbei das – trotz abgeschlossenem Fall – relativ offene Ende, das nach Fortsetzungen schreit. Auch verbleibt die Handlung – die dennoch viel Spaß macht – etwas an der Oberfläche, ist insgesamt relativ komplikationslos, was aber auch verständlich ist, wenn man sich die Mühe ansieht, die hier in die Einführung der magischen Gemeinschaft gesteckt wird.

Das Setting vermag nämlich auf ganzer Linie zu überzeugen. So entführt die Autorin den Leser ins Paris der Jetztzeit und lässt den Charme der Stadt dabei spürbar werden. Aufgepeppt durch eine Prise Magie und einen durchaus überzeugenden Weltenbau bzw. ein gelungenes Magiekonzept, träumt man sich gern an diesen Ort – wenn auch nicht ins Zwischenreich. Gleichsam bleibt aber auch noch genug Potential für etwaige Folgebände, das Konzept weiterzuentwickeln und zu verfeinern.

Auch die einzelnen Figuren können glänzen, sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei überzeugen neben Jackie auch Nebenfiguren wie Fatou und Roland – und ich würde mich freuen, irgendwann vielleicht auch mehr über Florence zu erfahren. Stefanie Schuhens Schreibstil lässt sich zudem leicht und flüssig lesen und das Kopfkino sofort anspringen.

Da ich ein digitales Exemplar gelesen habe, lassen sich keine Aussagen zur Ausstattung der Printausgabe sondern lediglich zum Lektorat, Korrektorat und – bedingt – zum Buchsatz treffen. Lektorat und Korrektorat haben größtenteils sauber gearbeitet, die durchgerutschten Kleinigkeiten schmälern das Lesevergnügen nicht. Gleiches gilt für den Buchsatz, der ebenfalls unauffällig ist.

Mein Fazit? „Die rastlosen Geister des Salon Nocturne“ ist ein durchweg gelungenes Debüt, das für Urban Fantasy zwar relativ cosy daherkommt, dennoch mit tollem Setting und spannenden Charakteren brilliert und Raum für Folgebände bietet. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – aus meiner Sicht durchaus schon ab etwa 14 Jahren, und nicht erst ab 16 wie vom Verlag empfohlen.

[Buchgedanken] Tina Ariam: „Die Moritat der Organspenderin“

Vor kurzem habe ich „Die Moritat der Organspenderin“ von Tina Ariam gelesen. Das Buch ist 2023 im Wreaders Verlag erschienen und dem Genre Steampunk zuzuordnen. Es ist das erste Buch, das ich im Rahmen der Tätigkeit als Lesejuror für den Phantastikpreis SERAPH 2024 gelesen habe. Die folgende Besprechung spiegelt hierbei lediglich einen individuellen Leseeindruck wieder, sodass keine Rückschlüsse auf die Gesamtentscheidung der Jury getroffen werden können.

Rye, England, ca. 1884. Durch die unkenntlich gemachten Gesichter weiß Henri nie, wer auf ihrem Operationstisch landet. Für die örtlichen Schmuggler entnimmt sie den Leichen ihre Organe. Für die wirklich wichtigen Kunden stiehlt sie das Wissen der Toten. Doch dann liegt plötzlich der britische Thronfolger auf ihrem Tisch.

„Die Moritat der Organspenderin“ ist der Debütroman von Tina Ariam, sonst könnte er auch schlecht als „Bestes Debüt“ für den SERAPH nominiert sein, gleichzeitig aber wohl auch Auftakt für eine Buchreihe, ist eine Fortsetzung doch angeteasert, die allerdings von der Prämisse doch sehr an „Kingsman“ erinnert. Das Buch lässt sich dabei relativ eindeutig dem Genre Steampunk zuordnen, spielt es doch in der viktorianischen Zeit, die in dieser Realität von Luftschiffen und technischen Gerätschaften dominiert wird. Etwas irritierend, dass das Buch zwar genau datiert ist, die englische Königin aber ausgetauscht wurde – gleiches gilt wohl auch für den restlichen europäischen Hochadel, der mit echten Titeln aber fiktiven Personen durchsetzt wurde.

Die Handlung ist durchaus abwechslungsreich und spannend, wenn auch mit kleineren Logiklücken versehen. Gern hätte ich mir auch noch mehr Moritaten gewünscht, die in den Text eingebaut worden wären, um noch mehr Atmosphäre zu schaffen. Gerade im zweiten Teil nimmt die Handlung jedoch deutlich an Fahrt auf und entwickelt sich durchaus zum Pageturner – auch dank der Reise auf dem Luftschiff, die hier für einen spannenden Wechsel des Handlungsortes sorgt.

Das Setting kann dadurch auf ganzer Linie glänzen. So entführt die Autorin den Leser nicht nur ins „viktorianische“ (aufgrund einer anderen Königin ja nicht der passende Name) England nach Rye, sondern auch mit einem Luftschiff über die Wolken – und nach Wien ins Schloss Schönbrunn. Dabei ist das Steampunk-Setting sehr klassisch, aber nichtsdestotrotz begeisternd – insbesondere die Ausstattung der Ikarus IX lässt den Leser träumen und sich ebenfalls an Bord wünschen.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig ausgearbeitet, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive – auch wenn die inneren Stimmen, ein so interessantes und innovatives Konzept, noch stärker in den Fokus hätten gestellt werden können. Insgesamt überzeugen insbesondere wichtige Nebencharaktere wie Ludwig und Eustace, aber auch Henri kann glänzen, während Scott noch etwas blass verbleibt, im nächsten Band aber konsequent weiterentwickelt werden kann. Tina Ariams Schreibstil lässt sich zudem leicht und flüssig lesen und das Kopfkino sofort anspringen.

Aussagen zur Buchgestaltung lassen sich nur bedingt treffen, da ich ein digitales Exemplar gelesen habe und daher nichts zur Ausstattung des Prints sagen kann. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz lassen sich jedoch durchaus beurteilen. Und während der Buchsatz hier durchaus ansehnlich ist – kleinere Satzfehler können auch an meinem Leseprogramm liegen – haben Lektorat und Korrektorat doch einige Schwächen, die sich auch kontinuierlich durchs Buch ziehen und bei mir für Irritationen sorgen – was das Lesevergnügen dann doch leicht schmälert.

Mein Fazit? „Die Moritat der Organspenderin“ ist ein durchaus gelungenes Debüt, das vor allem mit einem brillanten Setting und einigen innovativen Ideen punktet, aber auch kleinere Schwächen, insbesondere auch im Lektorat/Korrektorat hat. Für Leser des Genres dennoch bedenkenlos zu empfehlen – ab dem vom Verlag vorgeschlagenen Lesealter von 16 Jahren.

[LBM2024] Leipzig – ich komme!

Auch in diesem Jahr verschlägt es mich wieder zur Leipziger Buchmesse, denn heute trudelte die offizielle Akkreditierung als Blogger in meinem Postfach ein – vielen Dank an die Messe für die gute langjährige Zusammenarbeit und die unglaublich schnelle Bearbeitung der Anfrage! Ich werde daher an allen Messetagen vor Ort sein – und freue mich schon auf eine wirklich tolle Zeit. Ein erstes kleines Highlight ist in diesem Jahr sicherlich die Verleihung des SERAPH, für den ich als Lesejuror an der Kategorie „Bestes Debüt“ mitwirke.

Wen von Euch sehe ich in Leipzig? Was sind Eure ersten Messehighlights?

Mein Frühjahr wird phantastisch!

Und natürlich möchte ich Euch auch auf diesem Wege die phantastischen Neuigkeiten nicht vorenthalten! Ich kann es immer noch nicht ganz glauben, aber ich darf für den diesjährigen Phantastik-Literaturpreis Seraph als Teil der Lesejury meine Wunschkategorie „Bestes Debüt“ mitbetreuen. Den Seraph verfolge ich schon seit Jahren, habe in Leipzig die Preisverleihungen besucht, mit Bekannten mitgefiebert und auch schon den ein oder anderen nominierten oder prämierten Titel gelesen 😍.

Wie viel mir die Phantastik bedeutet, könnt Ihr auch dem Bild entnehmen, ist sie doch das Genre, in dem ich am häufigsten selbst veröffentlicht habe – zumindest, wenn man es breit betrachtet, ich habe mal die Untergenres Science-Fiction und Mystery dazugestellt :). Und daher freue ich mich ungemein, nun neue, starke Stimmen in der Phantastik entdecken zu dürfen – und zumindest einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass die bestimmt tollen Werke die Anerkennung finden, die ihnen gebührt 🥰.

Viel Spaß, Erfolg und eine tolle Lesezeit an dieser Stelle auch den Lesejurorinnen für die anderen Kategorien eule_und_buch und frolleinmina_schreibt – auf ein tolles, gemeinsames Abenteuer 🤗!