[Buchgedanken] Kameron Hurley: „Soldaten im Licht“

Kurz unterbreche ich die Messeberichterstattung für eine weitere Rezension, da ich vor einigen Tagen „Soldaten im Licht“ von Kameron Hurley beendet habe. Das Buch ist 2022 in der Panini Verlags GmbH erschienen, die Originalausgabe wurde 2019 unter dem Titel „The Light Brigade“ bei SAGA PRESS, einem Imprint von Simon & Schuster inc. veröffentlicht. Der Roman ist dem Genre Science-Fiction zuzurechnen, für die Übersetzung zeichnet Helga Parmiter verantwortlich. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Die Lichtbrigade – so nennen Veteranen des Marskriegs diejenigen Kameraden, die zurückkommen … und nicht mehr sie selbst sind. Diese Konzern-Kämpfer wurden in Licht umgewandelt, um schnell zu interplanetaren Schlachtfeldern versetzt werden zu können. Doch bei dieser Transformation geschieht etwas mit ihnen. Diejenigen, die die Prozedur überleben, halten sich exakt an die Missionsvorgaben – koste es was es wolle. Dietz, ein frischgebackener Infanterist, muss feststellen, dass seine Erinnerungen an die Einsätze nicht mit denen seines Zuges übereinstimmen. Sie erzählen eine ganz andere Geschichte des Krieges, die ganz und gar nicht dem entspricht, was die Konzernleitung ihren Soldaten weismachen will. Licht oder Schatten? In den Wirren des Krieges ist der Unterschied manchmal nur noch marginal.

„Soldaten im Licht“ ist der neue Roman der Gewinnerin zweier Hugo Awards, die sie für einen Essay und als bester Fan-Autor erhalten hat. Das Buch lässt sich dem Genre Science-Fiction oder auch dem Untergenre Military Sci-Fi zuordnen, gleichsam finden sich dystopische Ansätze. Aufgrund der sehr futuristischen Technik und dem Aspekt der Zeitreisen würde ich es jedoch bei der allgemeinen Kategorisierung als klassische Science-Fiction belassen, auch wenn der Krieg natürlich eine zentrale Rolle spielt.

Die Handlung ist, nun ja, durchaus spannend, aber vor allem eines, nämlich verworren. Als Leser verzweifelt man schier – wie der Protagonist – und versucht, sich zurechtzufinden. Dabei ist die Atmosphäre wirklich toll, die Erlebnisse eindringlich, die einzelnen Szenen durchweg stark. Und doch, es bleibt eine gewisse Frustration, auch über das viel zu offene Ende, das kaum Fragen beantwortet und sicherlich zumindest einige der Leser unbefriedigt zurücklässt.

Das Setting hingegen vermag zu überzeugen. Kameron Hurley entführt den Leser in eine sehr dystopische Welt, in der Konzerne die Regierungen abgelöst haben; in eine Zukunft, in der Menschen wieder in Klassen eingeteilt sind, die das Leben vorbestimmen und Wechsel fast unmöglich machen. Dabei wird gerade der Krieg in all seiner Grausamkeit und Idiotie gut dargestellt, was „Soldaten im Licht“ auch zum Antikriegsbuch macht. Der Schreibstil der Autorin ist hierbei eindringlich und schonungslos, aber dennoch gut und flüssig lesbar und lässt das Kopfkino anspringen.

Durch die enorme Masse an Figuren, durch die ständigen Wechsel und ja, auch Tode, ist es nahezu unmöglich, alle vielschichtig und detailliert auszuarbeiten. Hierbei überzeugen vor allem Andria, Jones und Munoz als wichtige Nebencharaktere, während Norberg als Antagonistin ebenfalls solide ist. Dietz als Ich-Erzähler bleibt hingegen, trotz der Perspektive, geheimnisvoll und verschlossen, verwehrt dem Leser etwas den Zugang zum Charakter, auch wenn man die Verzweiflung und Verwirrtheit der Figur gut spüren kann.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Buchdeckel ist auf dem Cover und Buchrücken hochwertig geprägt, mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen. Das Covermotiv, das sich auch auf dem Buchrücken und den Coverinnenseiten wiederfindet – etwas mehr Abwechslung hätte hier auch nicht geschadet -, ist dennoch gut anzusehen, sehr eindrucksvoll und ein wahrer Eyecatcher, auch wenn dessen Wirkung auf dem Cover durch die doch etwas penetrant-große und das Cover sogar überschreitende Schrift gemindert wird.

Mein Fazit? „Soldaten im Licht“ ist ein solider Science-Fiction Roman, der vor allem durch seine Message und sein Setting punkten kann, dessen Handlung aber auch sehr verworren daherkommt. Für Liebhaber des Genres dennoch zu empfehlen – allerdings nicht unter 16 Jahren.

Von Debütanten und Preisträgern | Doppelte Lovelybooks-Buchpost

Vor kurzem erreichten mich mal wieder zwei Bücher als Rezensionsexemplare im Rahmen von Leserunden auf Lovelybooks.de – vielen Dank dafür! „Freischwimmer“ von Gabriel Herlich ist dabei ein im Pendragon Verlag erschienenes Debüt, ein Roadmovie als Entwicklungsroman, während „Soldaten im Licht“ von Kameron Hurley (Panini Verlags GmbH) neue epische Military Science-Fiction der Hugo Award Gewinnerin von 2014 ist. Krasser könnten die Unterschiede gar nicht mehr sein – und genauso groß ist auch die Vorfreude auf die beiden Bücher.

Lest Ihr lieber Debüts oder Romane etablierter Autoren?