[Buchgedanken] Hannah Lechner: „Sehnsucht am Tegernsee“

Vor kurzem habe ich „Sehnsucht am Tegernsee“ von Hannah Lechner gelesen. Das Buch ist 2023 in der Emons Verlag GmbH erschienen und als Liebesroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Eine junge Frau zwischen Liebe und Loyalität. Eine berührende Liebesgeschichte aus dem Herzen Bayerns. Nach einer gescheiterten Beziehung verliebt sich Kira Wagner in Felix, der seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt, und ihr Leben gerät in Turbulenzen. Zur selben Zeit erbt sie von ihrem Onkel ein Hotel am Tegernsee. Der sympathische Noah bietet ihr viel Geld für das Anwesen – Geld, mit dem Kira Felix eine wichtige Operation ermöglichen könnte. Doch ihr Onkel hat ihr zu Lebzeiten das Versprechen abgenommen, das Hotel niemals zu verkaufen. Kira muss eine folgenschwere Entscheidung treffen.

„Sehnsucht am Tegernsee“ lässt sich bereits nicht so ganz einfach einem Genre zuordnen. So ist das Buch durchaus ein Liebesroman – auch wenn das Ende dafür eher unüblich ist und die Love Interests nicht ganz klar sind. Darüber hinaus ist das Buch aber auch Familiensaga, wird doch die Geschichte der Familie Wagner/Sollinger über mehrere Generationen hinweg beleuchtet. Und nicht zuletzt ist das Buch auch Entwicklungsroman, sowohl hinsichtlich Kira als auch bezüglich Felix und – teils – sogar Schicksalsroman.

Die Handlung ist abwechslungsreich, kurzweilig und mit unerwarteten Wendungen versehen. Dabei mischt Hannah Lechner die romantischen Storylines gut mit den schweren Themen, die den Roman durchziehen und durchaus Schwerpunkte setzen, aber nie die schönen Szenen gänzlich überlagern. Allerdings ist das Finale dann doch sehr unbefriedigend, werden doch viele zentrale Fragen nicht beantwortet – und viele Handlungsstränge schlichtweg offen gelassen und nicht aufgelöst.

Das Setting ist wunderschön. So entführt die Autorin den Leser nach Bayern, in die Vielfalt des Landes zwischen Stadtleben (Bayreuth) und bezaubernder ländlicher Idylle (Rottach-Egern am Tegernsee). Dabei sind es vor allem die Szenen in den Bergen, die Wanderungen zu Wallfahrtskapellen und Hütten, die den Leser hier zum Träumen bringen, die für wunderschöne Bilder vor dem inneren Auge sorgen.

Die einzelnen Charaktere sind, zumindest größtenteils, vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei überzeugen vor allem Noah, Rudi (:D) und Georg, während Leonie etwas eindimensional verbleibt. Kira und Felix sind zusammen wirklich toll, haben aber auch unverständliche, nicht nachvollziehbare Momente, die etwas irritieren. Hannah Lechners Schreibstil ist im Übrigen leicht und flüssig lesbar, und lässt das Kopfkino sofort anlaufen.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Buchdeckel ist auf dem Cover, der Coverrückseite und dem Buchrücken hochwertig geprägt. Das Covermotiv ist wunderschön, wird leider aber zum Buchrücken hin unterbrochen. Insgesamt macht das Buch einen wertigen Eindruck, Klappen und/oder farbige Coverinnenseiten hätten hier die Gestaltung jedoch noch abrunden können.

Mein Fazit? „Sehnsucht am Tegernsee“ ist ein in vielen Punkten überzeugender Roman, der vor allem durch sein Setting und die abwechslungsreiche und ausbalancierte Handlung brilliert, leider jedoch ein zu offenes Ende hat. Dennoch bedenkenlos zu empfehlen.