[Buchgedanken] Tom Voss: „Eiszeit für Beck“ (Nick Beck 2)

Vor einiger Zeit habe ich „Eiszeit für Beck“ von Tom Voss gelesen, den zweiten Band der Reihe um Nick Beck und Cleo Torner nach dem Auftaktroman „Hundstage für Beck“. Das Buch ist 2021 als FISCHER Taschenbuch in der S. Fischer Verlag GmbH erschienen und als Kriminalroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag (und die Glücksfee) für die Bereitstellung eines Leseexemplars im Rahmen einer Buchverlosung auf Lovelybooks.de.

Es ist Winter in Hamburg, und entsetzliche Morde erschüttern die Stadt. Der Elbripper ist zurück, nachdem er fast zwei Jahre lang verschwunden war. Elf Opfer gehen schon auf sein Konto. Und Nick Beck hat auf der Jagd nach ihm seine Kollegin im Einsatz verloren. Daraufhin nahm er Abstand vom LKA-Dienst und ließ sich versetzen. Aber jetzt wird er reaktiviert, denn niemand kennt den Serienmörder so gut wie er. Doch irgendetwas ist anders: Die Rituale des Killers scheinen sich verändert zu haben. Hat der Elbripper seinen Modus geändert? Oder haben es Nick Beck und Cleo Torner mit einem Nachahmer zu tun? Nur eines ist klar: Der Täter ist gefährlicher als je zuvor …

„Eiszeit für Beck“ ist der zweite Band um Nick Beck und Cleo Torner, wobei letztere in diesem Roman eher eine untergeordnete Rolle spielt – gleichsam aber die Sympathieträgerin bleibt. Die Handlung setzt kurz nach dem Ende des Vorgängerbandes an und schreibt diese nahtlos weiter, weicht aber überraschenderweise von den im Epilog des ersten Bandes angedeuteten Geschehnissen stark ab und löst gleich zu Beginn das große Mysterium auf, das die Buchreihe über mehrere Bände hätte tragen können – sehr antiklimaktisch.

Abgesehen davon ist die Handlung durchaus spannend und abwechslungsreich, teils überraschend und insgesamt stärker als die des ersten Bandes. So trifft man altbekannte Charaktere wieder, lernt aber vereinzelt auch neue Protagonisten wie Bekka kennen. Durch die Verlagerung der Handlung in die Metropole Hamburg geht dabei dem Roman etwas das Flair eines Regionalkrimis ab, das dem ersten Teil noch anhaftete. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Reihe hier entwickelt.

Das Setting ist in Konsequenz durchaus mondäner, auch wenn der Autor versucht, die Großstadt auf andere Weise zu zeigen, indem er die Handlung in die Vororte und vor allem zu Lost Places bringt. Dabei beschreibt Tom Voss, dessen Schreibstil sich gut und flüssig lesen lässt, anschaulich, hätte aber durchaus noch detaillierter sein können, um das Grauen beim Leser noch zu erhöhen.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen dreidimensional angelegt, haben Stärken und Schwächen. Neben Cleo überzeugen vor allem Nebencharaktere wie Lola, während Nick Beck sich zwar im Vergleich zum ersten Teil deutlich steigert, zum Schluss aber gesammelte Sympathiepunkte wieder verspielt, sodass er noch mindestens einen dritten Teil braucht, um insgesamt zu überzeugen.

Die Buchgestaltung ist im großen und ganzen ordentlich, Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet. Der Buchumschlag ist relativ einfach gearbeitet, das Cover farblich auffällig und vom Motiv her eher austauschbar, sorgt aber von der Gestaltung für einen einheitlichen Gesamteindruck der Reihe.

Mein Fazit? „Eiszeit für Beck“ setzt die Reihe um Nick Beck gelungen fort. Dabei steigert sich das Buch im Vergleich zum Vorgänger mit einer spannenden, und teils unerwarteten Handlung, löst aber zugleich einen der Kernpunkte der Reihe direkt zu Anfang antiklimaktisch auf. Für Liebhaber von Kriminalromanen bedenkenlos zu empfehlen, allerdings nicht als Standalone und nicht unter einem Lesealter von 16.

Kalt, kälter, Kluftinger | Vorweihnachtliche doppelte Buchpost

Heute, am zweiten Weihnachtstag, möchte ich Euch die beiden Bücher zeigen, die mich kurz vor Weihnachten über Verlosungen auf Facebook und Lovelybooks.de erreichten – vielen Dank an die Glücksfee und den Ullstein Verlag sowie die S. Fischer Verlage. „Eiszeit für Beck“ von Tom Voss ist nach „Hundstage für Beck“ der zweite Teil der Krimi-Reihe um Ermittler Nick Beck und „Morgen, Klufti, wird’s was geben“ das Weihnachtsbuch um den berühmten Kommissar Kluftinger von Volker Klüpfel und Michael Kobr. Ich bin schon ganz auf die gänzlich verschiedenen Ermittler gespannt.

Habt Ihr Lieblingsfiguren aus Regionalkrimis? Welche Reihe könnt Ihr besonders empfehlen?

Familien im Fokus | Doppelte Buchpost

In den nächsten Tagen werde ich Euch wieder einige Neuzugänge und Buchbesprechungen präsentieren. Den Anfang machen heute zwei Romane, die mich im Rahmen von Leserunden auf Lovelybooks.de als Rezensionsexemplare erreichten – vielen Dank dafür! Dies ist zum einen Hanni Münzers „Solange es Liebe gibt“, eine Familiensaga aus dem Tinte & Feder Verlag, und zum anderen „Hundstage für Beck“ von Tom Voss, das ich bereits *hier* besprochen habe. Wenn man die Cover betrachtet, könnten sie sowohl von den Farben als auch von der Stimmung her kaum unterschiedlicher sein – aber Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an :). Kennt Ihr eines der Bücher oder die Autoren bereits?

[Buchgedanken] Tom Voss: „Hundstage für Beck“ (Nick Beck 1)

In der letzten Zeit habe ich „Hundstage für Beck“ von Tom Voss gelesen, den ersten Band einer Reihe um den Ermittler Nick Beck. Der Roman ist 2021 bei FISCHER Taschenbuch, S. Fischer Verlag GmbH, veröffentlicht worden und als Kriminalroman einzugruppieren. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks. Bei Tom Voss handelt es sich um ein neues Pseudonym des Autors Sven Koch, der auch bereits als Pierre Lagrange Krimis für die S. Fischer Verlage veröffentlicht hat.

Nordbek – der kleine Ort im Hamburger Norden hat außer Natur und Einsamkeit nicht viel zu bieten. Genau der richtige Ort für den gefallenen LKA-Ermittler Nick Beck, der sich nach einem traumatischen Einsatz in die Provinz versetzen lässt. Hier ertränkt er allabendlich seinen Frust in Alkohol. Als er eines Nachts auf einer einsamen Landstraße eine junge Frau überfährt, die nur mit einem BH bekleidet war, lässt er die Leiche in Panik verschwinden. Doch bald wird ihm klar, dass die Schäden an seinem Auto nicht darauf hindeuten, dass er die Frau wirklich überfahren hat. Sie muss schon tot auf der Straße gelegen haben. Nur was ist passiert? Kurzerhand platziert Beck die Leiche so, dass sie gefunden wird. Zusammen mit Cleo Torner vom LKA Hamburg, die ihn bei den Ermittlungen unterstützen soll, versucht Nick Beck dem Verbrechen auf die Spur zu kommen. Dabei stößt er auf menschliche Abgründe, die tiefer sind, als er sich hätte vorstellen können.

„Hundstage für Beck“ ist ein klassischer Auftakt in eine Krimireihe. Ein Ermittler versetzt an einen neuen Einsatzort, eine Tote, ländliche Idylle und viel Lokalkolorit. Was „Hundstage für Beck“ jedoch von vergleichbaren Büchern unterscheidet, ist, dass Nick Beck bereits am Anfang sämtliche Sympathien verliert. Durch seine Sucht fällt er von einer Katastrophe in die nächste, und ist vielmehr damit beschäftigt, sich selbst vor (gerechtfertigten) Konsequenzen zu retten, als eigentlich wirklich zu ermitteln, verletzt er doch unzählige Gesetze und quasi alle Regeln vernünftiger Polizeiarbeit.

Nichtsdestotrotz ist die Handlung natürlich dennoch spannend, abwechslungsreich und hält auch immer mal wieder einige unerwartete Wendungen für den Leser bereit, wenn auch Teile zumindest vorhersehbar sind. Dabei wird die Spannung vor allem dadurch ergänzt, dass man als Leser nicht nur dem Täter, sondern auch dem Protagonisten am Ende eine gerechte Strafe wünscht.

Das Setting brilliert auf ganzer Linie, dörfliche Idylle, High-Society und mafiöse Strukturen wechseln sich mit nüchternen Ermittlungsräumen und hierarchischen Polizeistrukturen ab. Abgründe des Landlebens, organisierte Kriminalität und Machtvakuen – der Autor erschafft hier eine Kulisse, die die Spannung bereits regelrecht garantiert.

Dabei wird die Geschichte aus diversen Perspektiven erzählt, um immer mehr Puzzlestücke aufzudecken. Die einzelnen Perspektiven wechseln meist kapitelweise, teils aber auch innerhalb eines Kapitels, was nicht immer zur Übersicht beiträgt. Dennoch gelingt es dem Leser gut, den einzelnen Handlungssträngen zu folgen, sich in die Figuren hineinzuspüren – auch wenn man das, insbesondere bei Nick, gar nicht so wirklich will. Etwas kurz kommt mir hierbei die Jugendclique um Fee, Morten, Marie und Rasmus, die noch so viel mehr Drama, so viel mehr Gewicht hätte haben können, sind doch gerade die Verwicklungen der Personen untereinander unglaublich spannend.

Die einzelnen Figuren sind dabei durchaus gut angelegt, insbesondere überzeugen Cleo, Marie und Morten. Nick bleibt hingegen – auch dank seiner Sucht – etwas eindimensional. Während es Tom Voss gelingt, die einzelnen Handlungsstücke rund um den Fall gut aufzulösen, bleibt dies jedoch leider gerade hinsichtlich der einzelnen Charaktere aus. So wird weder Cleos und Chris‘ Beziehung geklärt, noch Nicks Zukunft, was den Leser etwas enttäuscht zurücklässt.

Die Buchgestaltung überzeugt im Wesentlichen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, das Cover ist eindrucksvoll, zieht sich über den gesamten Buchumschlag und gibt die Stimmung des Buches gut wieder. Mir fehlt hier jedoch etwas der Bezug zur Geschichte, wenn man bedenkt, dass der Unfall auf der Straße im Dunklen geschehen ist – und es ist eindeutig klargestellt, dass es nur einen kleinen Blutfleck auf der Straße gab, während auf dem Cover doch eine größere Lache zu sehen ist.

Mein Fazit? „Hundstage für Beck“ ist ein gelungener Kriminalroman, der vor allem durch eine spannende Handlung und ein brillantes Setting überzeugt, bei der Figur des Ermittlers aber noch Luft nach oben lässt und nicht alle Handlungsstränge zufriedenstellend auflöst. Für Leser des Genres dennoch bedenkenlos zu empfehlen.