[Buchgedanken] Julien Appler: „Die Suche nach den Splittern des Bahir: Ankunft in Aurelija“ (Bahir 1)

Vor kurzem habe ich „Die Suche nach den Splittern des Bahir: Ankunft in Aurelija“ von Julien Appler gelesen. Das Buch ist 2022 bei tredition im Selfpublishing erschienen und dem Genre Fantasy zuzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Autor für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Alistair erwacht in einer anderen Welt – in einem Computerspiel. Er erinnert sich weder an seinen Namen noch an seine Herkunft. Das einzige was er weiß, teilt ihm eine Stimme aus dem Spiel mit. Hält er sich nicht an die Anweisungen, wird sein Charakter gelöscht. Als Barbar muss er nicht nur gegen Riesenhornissen, Monster und dunkle Wesen kämpfen, sondern auch noch die Splitter des Bahir finden und damit Aurelija vor dem Untergang beschützen. Doch wovor muss er Aurelija schützen?

„Die Suche nach den Splittern des Bahir: Ankunft in Aurelija“ lässt sich bereits schwer einem Genre zuordnen. So gehört das Buch unzweifelhaft zum Genre der Phantastik, ließe sich aber dank des Klappentextes über das Aufwachen im Computerspiel (für das viel spricht, aber die „reale“ Welt kommt schlichtweg im Buch nicht vor) auch der Science-Fiction zuordnen. Das gänzliche Fehlen der parallelen Welt lässt somit auch die Unterscheidung zwischen Low und High Fantasy nicht wirklich gesichert zu, sodass ich es bei der groben Eingruppierung als „Fantasy“ belassen habe.

Die Handlung ist durchaus spannend, hat teils aber auch Längen, gerade in der ersten Hälfte, die etwas Abwechslung vermissen lässt. Leider lässt auch das Ende noch viel zu viele Fragen offen – so wird quasi kein Handlungsstrang zufriedenstellend aufgelöst, sodass das Buch eigentlich nicht als Standalone lesbar ist. Schade, denn im Vergleich zur wirklich spannenden Prämisse des Buches wird hier viel Potential verschenkt.

Das Setting ist solide. Der Autor entführt den Leser in eine Gamingwelt, die dieser mit dem unwissenden Protagonisten zusammen entdeckt – eine tolle Kombination. Dass hierbei der Weltenbau naturgemäß etwas auf der Strecke verbleibt, ist daher vernachlässigbar, sofern dieser in den nächsten Teilen konsequent weiter ausgebaut wird. Nichtsdestotrotz hätte ich mich über ein unterstützendes Glossar zur Welt, gegebenenfalls auch eine Karte sehr gefreut – das sehr kurze Glossar zur Gamingsprache ist da eher überflüssig, spielen doch die eingebauten Charakterattribute bislang auch kaum eine Rolle.

Aufgrund der Kürze des Buches bleibt zudem wenig Zeit, die Charaktere zu entwickeln – auch dies muss in den Folgebänden konsequent weitergetrieben werden. Bislang überzeugen noch Nebencharaktere wie Mahri und Elira am ehesten, während insbesondere Yves noch gar nicht eingeschätzt werden kann und Alistair teils etwas blass verbleibt. Julien Applers Schreibstil lässt sich hierbei leicht und flüssig lesen. Insbesondere die humorvollen Statusnachrichten vermögen hier zu punkten und die Handlung aufzulockern, wohingegen manchmal etwas mehr Beachtung von „Show, don’t tell“ für eine noch straffere und packendere Erzählweise gesorgt hätte.

Die Buchgestaltung ist noch okay, das Korrektorat hat sauber gearbeitet, dem Lektorat sind jedoch – sofern es durchgeführt wurde – durchaus Dinge durchgerutscht. Der Buchsatz ist durchwachsen, Quests und Zeitsprünge sind in der Regel grafisch toll (aber auch nicht durchgängig gleich) dargestellt, gleiches hätte ich mir jedoch auch für die Statusmeldungen gewünscht, die sich in der jetzigen Form vom Schriftbild nicht absetzen. Der Buchumschlag ist eher eintönig, insbesondere irritiert mich immer noch der Schreibfehler im Titel (so ist das „in“ auf dem Cover groß, im Innenteil klein geschrieben).

Mein Fazit? „Die Suche nach den Splittern des Bahir: Ankunft in Aurelija“ ist ein Fantasy-Reihenauftakt mit toller Prämisse, aber durchaus auch Schwächen in Handlung und Buchgestaltung, sowie Entwicklungspotential beim Weltenbau und der Charaktergestaltung. Bei konsequenter Umsetzung mit den Folgebänden durchaus für genreaffine Leser zu empfehlen – allerdings nicht als Standalone und ab einem Lesealter von etwa 12 Jahren.

[Buchgedanken] Cleo Bennet: „Improper, Miss Trivett!“

Vor einiger Zeit habe ich „Improper, Miss Trivett!“ von Cleo Bennet gelesen. Das Buch ist 2022 im Selfpublishing über tredition veröffentlicht worden und als historischer Erotikroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

England 1810: Auf seinem Landgut lockt Mr. Teversham die büchervernarrte Gouvernante Miss Bird mit seiner erotischen Büchersammlung in eine bizarre Hörigkeit. 1865 stößt die junge Emily Trivett in der Bibliothek von Uppington Hall auf den Roman, der Miss Birds pikantes Abenteuer beschreibt. Während Emily fasziniert dem Zusammenhang zwischen der Fiktion, dem Herrenhaus und ihrer schrulligen Großtante Mabel nachspürt, entgeht ihr völlig, dass der Bibliothekar von Uppington sich beileibe nicht nur für das Abstauben ehrwürdiger Folianten interessiert.

„Improper, Miss Trivett!“ ist ein Roman, der sich nur schwerlich einordnen lässt und am ehesten aufgrund des Settings als historischer Erotikroman beschrieben werden kann. Gleichsam ist der Roman teils aber auch satirisch, fast an der Grenze zur Karikatur- und ist eine Erzählung, die sich über mehrere Ebenen erstreckt, werden im Buch doch weitere von den Protagonisten gelesene Bücher (bzw. Auszüge) abgedruckt, in denen die dortigen Potagonisten weitere – dort abgedruckte – Bücher lesen.

Demzufolge spielt die Handlung auf mehreren Ebenen – und in diversen Zeiten. Auf die kurz vor Schluss zusätzlich eingestreute, weitere Handlungsperspektive von Mabel hätte man hier durchaus aber verzichten können. Insgesamt hat das Buch – gerade zu Anfang – doch einige Längen, ist unterhaltsam, aber teils grotesk drüber und lässt – zumindest im ersten Teil – als Erotikroman gerade die Erotik etwas vermissen, was sich aber später legt.

Das Setting vermag hingegen auf ganzer Linie zu überzeugen. So entführt Cleo Bennet den Leser ins viktorianische England – vor allem in die ländliche Provinz, zwischen Kirchgang, Bibliothek und Müßiggang – übertrieben eskapistisch und daher vielleicht nicht in jedweder Einzelheit authentisch, aber umso humorvoller.

Die einzelnen Charaktere sind eher eindimensional gestaltet um ihre Rollen zu spielen – insbesondere in den Nebenrollen wie den Kneebones, den Wilberforces oder Mr. Atwood. Lediglich Mr. Blake kann hier glänzen und überrascht, frustriert den nach Action suchenden Leser aber gleichermaßen durch seine stoische Ruhe. Cleo Bennets Schreibstil lässt sich dabei leicht und flüssig lesen.

Die Buchgestaltung ist durchwachsen. Lektorat und Korrektorat sind nur Kleinigkeiten durchgerutscht, der Buchsatz macht hingegen einen leicht verwirrenden und unausgegorenen Eindruck – hier hätte etwas mehr Klarheit, etwas mehr Linie und ein weniger an Schriftarten und Formatierungen sicherlich gut getan. Das Covermotiv ist wunderschön und ein absoluter Eyecatcher – wenn auch etwas der Bezug zur Handlung fehlt. Der restliche Buchumschlag ist schlicht und eher eintönig.

Mein Fazit? „Improper, Miss Trivett!“ ist ein unterhaltsamer und im letzten Teil doch erotischer Erotikroman, aber auch mit Längen und teils schematischen Charakteren. Für Leser des Genres dennoch zu empfehlen – ab einem Lesealter von 18 Jahren.

Vorweihnachtliche Neuzugänge | Doppelte Buchpost

Kurz vor Weihnachten trudelten auch diese beiden Bücher bei mir ein. „Mein perfektes Ich kann mich mal“ von Jürgen Seibold (Piper Verlag) kam dabei mit tollen Goodies als Gewinn einer Buchverlosung, „Die Suche nach den Splittern des Bahir – Ankunft in Aurelija“ von Julien Appler (Selfpublishing, Tredition) als Rezensionsexemplar im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de zu mir. Zwei der Bücher, mit denen ich ganz früh im neuen Jahr starten werde.

Welches Buch begleitet Euch zum Jahreswechsel?

Abwechslung im Doppelpack | Lovelybooks-Buchpost

Und auch heute geht es mit zwei Büchern weiter, die mich vor kurzem als Rezensionsexemplare im Rahmen von Leserunden auf Lovelybooks.de erreicht haben. Dabei bedienen sowohl „Improper, Miss Trivett!“ von Cleo Bennet (Selfpublishing, Tredition) als viktorianischer Erotikroman als auch „Lovelock of Majestic War 1“ von Tatsuya Shihira (Manga Cult) als Manga ungewöhnliche Genres auf meiner Leseliste. Da ist Abwechslung garantiert!

Lest Ihr gern mal einen Manga oder einen Graphic Novel?

[Buchgedanken] L. A. Gunn: „London’s Lost – Band 1“ (London 1)

In der letzten Zeit habe ich den ersten Band von „London’s Lost“ gelesen, einer Detektivromanreihe in der Tradition von Sherlock Holmes. Das Buch von L. A. Gunn erschien in der jetzigen Ausgabe 2021 im Selfpublishing bei Tredition, die Erstveröffentlichung erfolgte 2019 unter gleichem Titel ebenfalls im Selfpublishing über Books on Demand. Die Geschichte ist dabei als historischer Kriminalroman für Jugendliche einzuordnen. Vielen Dank auch an dieser Stelle an die Autorin für die Bereitstellung eines unkorrigierten Vorabexemplars, in dem händisch einige der Tippfehler ausgebessert worden sind – was für ein Einsatz!

Ein ungleiches Ermittlerduo nimmt unter der Obhut von Sherlock Holmes die Arbeit auf: June, ein taffes Waisenkind aus der Baker Street und Lihla, ein vorlautes Mädchen aus der Oberschicht, treten in die Fußstapfen des Meisterdetektivs und stoßen dabei auf eine Polizeiakte, die es nicht geben sollte; schon gar nicht in der Tasche von Lihlas Vater – die Akte von Jack the Ripper.

Auch wenn „London’s Lost“ nicht als Jugendbuch, sondern als Kriminalroman angepriesen wird, richtet er sich meines Erachtens doch primär an junge Leser. So sind die Protagonistinnen im Großteil des Romans etwa 15 Jahre alt und neben den Kriminalfällen scheinen gerade jugendliche Probleme und Konflikte durch wie die Suche nach der eigenen Identität, das Loslösen vom Elternhaus und die Rebellion gegen familiäre Strukturen.

Dabei wird die Geschichte episodenhaft erzählt, eingebettet in eine große Rahmenhandlung, die mir allerdings etwas zu kurz kommt. Denn es ist gerade diese Rahmenhandlung, die den Reiz des Buches ausmacht, die ein unglaubliches Potential trägt und von einem Hauch des Geheimnisvollen umschwebt wird. Dahingegen sind die kleinen, eingestreuten Kriminalfälle zwar unterhaltsam und nett, ihnen fehlt aber die Tiefe, die Spannung eines wirklichen Krimis.

Das Setting hingegen vermag auf ganzer Linie zu überzeugen. L. A. Gunn fängt das viktorianische London zur Jahrhundertwende gut ein, beschreibt es für den Leser anschaulich, sodass er sich gut in die Zeit versetzen kann. Dabei gelingt es der Autorin ebenfalls, das Kopfkino des Leser anzuwerfen – auch wenn der dauerhafte Wechsel in der Erzählperspektive nach dem Prolog doch sehr irritiert.

Die einzelnen Charaktere bleiben – auch aufgrund der, episodentypischen, Fluktuation – relativ farblos, wovon sich auch die dauerhaft auftretenden Nebencharaktere nicht wirklich absetzen können, vielleicht mit Ausnahme von Gwen. June und Lihla werden als Hauptprotagonisten jedoch ordentlich entwickelt, zeigen Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive und erlauben es dem Leser so, sich in sie hineinzuversetzen, mit ihnen mitzufiebern.

Die Buchgestaltung zeigt sich insgesamt durchwachsen. Zum Korrektorat kann ich dabei nichts sagen, da das mir vorliegende Exemplar noch unkorrigiert war. Dabei sind einige Fehler händisch korrigiert worden, einige auch nicht – ich gehe aber davon aus, dass auch diese in der Endversion bereinigt sind. Während der Buchsatz sehr gelungen ist, zeigt das Lektorat jedoch einige Schwächen. Das Cover allerdings ist wunderschön anzusehen und vermittelt eine tolle Grundstimmung. Zudem zieht sich das Titelbild gut über den gesamten Buchrücken – ich hätte mir aber einen noch stärkeren Bezug zur Geschichte gewünscht. Auch auf die sehr allgemein gehaltene Triggerwarnung hätte man aus meiner Sicht verzichten können, Blut, Gewalt und Tod sind in Kriminalromanen sehr übliche Tropes, die nahezu in jedem Buch des Genres vorkommen.

Mein Fazit: „London’s Lost – Band 1“ ist ein im wesentlichen gelungener Kriminalroman für junge Leser, der vor allem durch sein tolles Setting punkten kann, aber in der Handlung und Gewichtung leichtere Schwächen hat, die hoffentlich im nächsten Band ausgebügelt werden. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter, je nach Entwicklung, von 12-14.