[Buchgedanken] Julia Adrian: „Die Dreizehnte Fee – Entschlafen“

Wenn ich mich nicht verzählt habe, ist dies genau das 50. Buch, dass ich in der Rubrik „Buchgedanken“ auf meinem Blog vorstelle. Es hätte kein besseres Werk gegeben, um dieses Jubiläum zu feiern. Auf die nächsten 50! 🙂

Vor kurzem habe ich „Die Dreizehnte Fee – Entschlafen“, den Abschluss von Julia Adrians fulminanter Märchentrilogie gelesen. Das Buch ist 2016 im Drachenmond Verlag erschienen und als Märchen/Märchenadaption anzusehen. Die Rezensionen zu den Vorgängerbänden finden sich hinter folgenden Links: Band 1 | Band 2.61mvylp-cel-_sx340_bo1204203200_

Nachdem bereits fünf Feen dem Hexenjäger zum Opfer fielen, hat sich auch das Orakel, die sechste Fee, das Leben genommen. Lilith, der es nach und nach gelingt, die Geheimnisse um ihre Existenz und die von Pandora aufzudecken, sieht sich neuen Feinden gegenüber, deren Macht grenzenlos scheint. Nur mit ihren Kräften kann es ihr gelingen, diesen Kampf zu überstehen. Doch wessen Seite soll sie wählen? Und kann sie ihre alte Macht wiedererlangen, ohne erneut zur grauenvollen Königin zu werden?

Mit „Die Dreizehnte Fee – Entschlafen“ schließt Julia Adrian ihre preisgekrönte Trilogie um die dreizehnte Fee, Lilith, mit einem Paukenschlag ab. Das Buch knüpft nahtlos an die Handlung des Vorgängerbandes an und setzt diese rasant fort. Mit vielen unerwarteten Wendungen und tollen Einfällen gelingt es der Autorin, die Leser bis zuletzt in die Geschichte zu ziehen und den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten. Kleiner (und in der ganzen Rezension einziger) Wermutstropfen: Ich hätte einen anderen Untertitel gewählt. So wird in gewisser Weise doch schon das Ende etwas vorweggenommen – auch wenn Julia durch die geniale Umsetzung den Leser immer wieder auf falsche Pfade führt.

Apropos Ende: Nachdem ich seit dem zweiten Band befürchtet hatte, dass mir das Ende nicht gefallen wird (inhaltlich!), bin ich doch etwas besänftigt worden. Die Geschichte von Lilith endet nicht so, wie ich es mir wünschen würde, aber sie endet wohl so, wie sie zu enden hat. Damit hat die Autorin das Ende geschrieben, das die Geschichte verdient hat, und nicht das, was ich – und vielleicht andere Leser – erhofft hätte. Es gelingt hierbei besonders gut, auch die nebenbei eingeflochtenen Handlungsstränge in das Ende mit einzubeziehen – ein großes Lob dafür, dass sogar an den verwunschenen Prinzen gedacht wurde!

Zur Charakterentwicklung muss mittlerweile nicht mehr viel gesagt werden. Die Protagonisten entwickeln sich erwartungsgemäß weiter und man lernt schlussendlich mehr über die Motive von ihnen. Auch auf die Nebencharaktere wurde wieder viel Beachtung gelegt. Auch letzte Fragen zum Weltenbau werden durch den dritten Band der Reihe beantwortet.

Auch wenn ich es bei jeder Rezension getan habe, möchte ich auch hier wieder den Schreibstil der Autorin loben. Mit ihrer Sprache, mit ihren Sätzen malt Julia Bilder aus Worten, lässt die Zeilen lebendig werden. Mehr als ein schriftstellerisches Vorbild: unerreichbar. Und dies führt zu einem persönlichen Wermutstropfen: Wie soll man selbst jemals einen Bruchteil dieser Perfektion erreichen? Nicht einmal in den kühnsten Vorstellungen, würde ich es wagen, davon zu träumen…

Erneut möchte ich die Buchgestaltung loben, die perfekte Umsetzung von Julias Geschichte. Das Cover, ein wahrer Eyecatcher, wurde vom wundervollen Alexander Kopainski entworfen (mein Lieblingscover der Reihe), die Coverinnenseiten sind erneut teilweise ausklappbar. Lektorat (prominent: Ava Reed) und Korrektorat (Michaela Retetzki) überzeugen ebenfalls auf ganzer Linie. Für den  perfekten Gesamteindruck sorgen Buchsatz (Marlena Anders), Illustration (So Lil’Art) und Layout (Astrid Behrendt). Auch dieses Mal befinden sich am Ende wieder Bilder aus einem Fanart-Zeichenwettbewerb, die aufzeigen, wie Leser die Geschichte der Fee interpretieren und visualisieren.

Mein Fazit: „Die Dreizehnte Fee – Entschlafen“ ist der krönende Abschluss einer der besten Buchreihen, die ich je gelesen hab. Mit tollen Charakteren und immer neuen Einfällen gelingt es der Autorin, die Leser bis zur letzten Seite zu fesseln. Für Fantasyliebhaber ein absolutes Muss – und bereits jetzt sicher eines meiner Jahreshighlights 2017.

Um einer drohenden Leseflaute zu entgehen (was soll nach der Fee schon kommen?), bin ich fürs Folgebuch zu einem Bestseller-Feelgood-Liebesroman gewechselt. Wie mir „Das Päckchen“ von J. Vellguth gefallen hat, könnt ihr dann in meiner 51. Buchbesprechung in Kürze nachlesen ;). Damit ist die Fantasy-Pause aber bereits auch schon wieder hinfällig, da ich im Anschluss den Spontankauf „Das Lied der Elfen“ von Terry Brooks hier zu liegen habe :).

[Buchgedanken] Julia Adrian: „Die Dreizehnte Fee – Entzaubert“

(Achtung: Die hier enthaltene Kurzzusammenfassung enthält leichte Spoiler bezüglich der Handlung des Vorgängerbandes)

Vor einiger Zeit habe ich „Die Dreizehnte Fee – Entzaubert“, den zweiten Teil von Julia Adrians zauberhaften Märchenreihe gelesen. Ob dieser mich ebenso begeistern konnte, wie der Erste (bereits jetzt ein absolutes Jahreshighlight für mich), möchte ich Euch jetzt mitteilen :). Das Buch ist 2015 im Drachenmond Verlag erschienen und am ehesten als Märchenadaption einzugruppieren.515l1uy1nxl-_sx310_bo1204203200_

Bereits fünf Feen sind unter dem Schwert des Hexenjägers gefallen, bevor er sich Lilith, der dreizehnten Fee, zuwendet. Diese wartet im Schloss ihrer Schwester, der Eishexe, auf das Urteil der verbliebenen Feen. Weshalb ist sie damals verraten worden? Und warum gerade jetzt erwacht? Noch immer hat Lilith keine Antworten auf die drängendsten Fragen gefunden. Einzig das Orakel, ihre Schwester Kassandra, könnte Licht ins Dunkel bringen, doch deren Macht schwindet mit jeder Sekunde. Wird es Lilith gelingen, die Rätsel noch rechtzeitig zu lösen, bevor ihre große Liebe, der Hexenjäger, alle Feen vernichtet?

Insgesamt kommt „Die Dreizehnte Fee – Entzaubert“ nicht ganz an die Brillanz des ersten Teils heran, ist (da ich mit dem dritten Band nahezu fertig bin) wohl der schwächste Teil der Reihe. Um dies ganze aber mal in die richtige Perspektive zu rücken, bevor jemand das falsch versteht: „Entzaubert“ ist eines der besten Bücher, das ich in den letzten Jahren gelesen habe und würde auf einer Skala von 1 bis 10 lockere 11 Punkte erreichen. Nur hat Julia Adrian mit dem ersten Band ein „Überbuch“ vorgelegt, das mich so begeistert, so zerstört hat, wie kein anderes seit langem.

„Die Dreizehnte Fee – Entzaubert“ schließt nahtlos an den Vorgängerband an und erzählt die Geschichte von Lilith weiter. Bemerkenswert ist, dass mit Fortschreiten der Serie die Charaktere auch konsequent weiterentwickelt werden, was vor allem bei Lilith zu immer stärker ausgeprägten, fast schizophrenen Charakterzügen führt. Dabei tauchen auch liebgewonnene Nebencharaktere aus dem ersten Band (Uhrmacher) wieder auf und nehmen eine größere Rolle in der Geschichte ein. Gleichzeitig lernt man in dem Roman die anderen Feen besser kennen, ihre Geschichten und Schicksale, ihre verschiedenen Charaktereigenschaften und magischen Fähigkeiten.

Womit ich auch schon beim einzigen, hauchzarten Kritikpunkt wäre, der auch mehr dem persönlichen Geschmack entspringen kann. Durch die ganzen Rückblenden, in denen die Vergangenheit Pandoras und die Geschichten der Feenkinder erzählt werden, ist mir die Handlung etwas zu entschleunigt. Zwar tragen die Rückblenden durchaus zum Verständnis bei, und sind – wie alles in dem Buch – exzellent geschrieben, aus meiner Sicht ist jedoch die Balance – minimal – verschoben, der Fokus einen Hauch zu stark auf die Rückblenden gelegt, im Verhältnis zum restlichen Text. Nichtsdestotrotz gelingt es Julia Adrian, den Spannungsbogen immer aufrecht zu erhalten und den Leser durch unerwartete Wendungen immer wieder in eine neue Richtung zu lenken.

Wie schon angemerkt, habe ich sonst nichts auszusetzen. Der Schreibstil ist erneut grandios, der Weltenbau gelungen. Mit ihrer bildgewaltigen Sprache schafft die Autorin ein Kopfkino, das die jetzigen und vergangenen Ereignisse in Pandora vor dem geistigen Auge des Lesers zum Leben erweckt. Auch die Wahl der Ich-Perspektive von Lilith erweist sich erneut als Glücksgriff, so kann der Leser ihre Gedanken und Gefühle, ihre ambivalente Entwicklung nachvollziehen und miterleben.

Das Cover ist – wie könnte es anders sein – vom talentierten Alexander Kopainski entworfen worden und, erneut, ein Meisterwerk. Lektorat und Korrektorat (Michael Lohmann), Buchsatz (Astrid Behrendt), und Illustration (Svenja Jarisch) sorgen dafür, dass dieses Buch erneut liebevoll gestaltet und zusammengestellt wurde. Hier trifft der Verlagsslogan „Bücher mit Herzblut“ voll und ganz zu – es sind alles kleine Schätze. Die Coverinnenseiten sind teils ausklappbar und als kleines Gimmick wurden am Ende des Buches noch einige Bilder von einem Malwettbewerb zur Romanreihe abgedruckt.

Mein Fazit: „Die Dreizehnte Fee – Entzaubert“ schließt nahtlos an den Vorgängerband an und ist ein gelungenes, phantastisches Buch. Der Roman punktet vor allem durch bildgewaltige Sprache, ein tolles Setting und eine konsequente Weiterentwicklung der Protagonisten. Muss man als Liebhaber von phantastischen Geschichten gelesen haben – und auch, wenn einem das Genre fremd ist, sollte man der Autorin eine Chance geben und sich verzaubern lassen.

Julia Adrians Reihe setzt bereits jetzt Maßstäbe und gehört zum Besten, was die deutsche Phantastik hervorgebracht hat. Daher blicke ich, mit einem weinenden und einem lachenden Auge, zum dritten Teil, den ich gerade lese. Ich kann das Ende kaum erwarten, und möchte doch nicht, dass es ein Ende nimmt. Gibt es ein größeres Kompliment, das man einem Autor machen kann?