[Autoreninterview] Isabel Kritzer im Gespräch

Leider musste in diesem Jahr die liebgewonnene Tradition, auf der Leipziger Buchmesse ein Autoreninterview zu führen, aussetzen. Umso mehr freue ich mich, dass sich die bezaubernde Isabel Kritzer bereit erklärt hat, meine Fragen virtuell zu beantworten, sodass ich nach Nora Bendzko 2018 und Tina Skupin 2019 nun doch noch ein Interview präsentieren kann. Daher – ohne weitere Vorrede – Vorhang auf für Isabel!


Hallo Isabel, vielen Dank, dass Du Zeit für ein kurzes Interview gefunden hast. Magst Du Dich, für alle, die Dich noch nicht kennen, zu Beginn vielleicht kurz vorstellen?

97579621_707580239988649_6464864707575545856_n(1)Isabel: Hallo Erik. Sehr gern und vielen Dank, dass auch du dir die Zeit für ein Interview mit mir nimmst. Das ehrt mich sehr. Nun, zurück zu deiner Frage: Ich bin Autorin, Leserin, Bloggerin … (und vieles mehr).

Erst vor wenigen Monaten ist Dein neuester Roman, „America’s Next Magician“ erschienen, der die „Next-Magician“-Dilogie abschließt. Kannst Du bitte, ohne zu spoilern, kurz beschreiben, wovon die beiden Romane handeln?

Isabel: Genau. Meine Fantasydilogie ist romantisch und mythisch angehaucht. Es geht – in Schlagworten beschrieben – um: LÜGEN, LISTEN, LIEBE UND MAGIE. Josi, die Protagonistin, kämpft (in Band 1) während der californischen Regentschaftswahl in 2086 um ihr Leben, um den einen Menschen, den sie trotz aller Widrigkeiten liebt – vor der Kulisse einer Hightech-Stadt mit Drohnen und Glastürmen. Eine ägyptische Sphinx und ein Phönix stehen an ihrer Seite, als das Volk (in Band 2) zu rebellieren beginnt …

Zur Übersicht nochmal die Titel:51AjXFRDZCL._SX350_BO1204203200_

Die Bücher spielen ja in unserer Welt im Jahr 2086. Verheerende Überschwemmungen haben nur noch wenige bewohnbare Länder hinterlassen. Dieser sehr dystopische Ansatz greift ein immer wichtigeres Thema, den Klimaschutz, auf. Wie intensiv beschäftigen Dich die damit verbundenen Fragen persönlich?

Isabel: Klimaschutz ist ein Thema, das (so finde ich) uns alle beschäftigen sollte. So abgedroschen es inzwischen klingt: There is no Planet B. Natürlich ist Klimaschutz auch eine Frage von Wohlstand und verschiedensten anderen Faktoren wie etwa der Zeit und Möglichkeit. Dennoch glaube ich, dass wir alle mit einer Kleinigkeit, die wir beitragen, die Welt viel besser machen könnten. Wir müssen nicht unser Leben komplett verändern, wir können auch einfach mal öfter das Fahrrad nutzen, den Müll zur Abwechslung richtig trennen, etc. Das sind unter anderem Dinge, die ich tue.

Eine Frage, die Liebhaber der „Next-Magician“-Dilogie bestimmt brennend interessiert: Welcher Gilde ordnest Du Dich selbst zu und wer ist Dein Lieblingscharakter aus CnM/AnM?

Isabel: Das ist ja fast eine Fangfrage! Die Gilden sind so vielfältig wie meine Wünsche bezüglich der Magie, die ich gern beherrschen wollen würde. Aktuell plagt mich ein bisschen das Fernweh – fliegen zu können wäre also nicht schlecht. Und sich in ein Tier zu verwandeln (vielleicht gar ein Fabelwesen) noch besser – dementsprechend würde ich mich der Gilde der Gestaltwandler (Cuiny) zuordnen.

Haha – ich würde sehr gern mehrere Charaktere nennen … aber sagen wir so, die Fabelwesen haben es mir wirklich angetan. Ich hätte auch gern eine coole Haussphinx oder einen feurigen Phönix.

Schreibst Du aktuell bereits an einem neuen Projekt oder planst neue Ideen durch? Wenn ja: kannst Du bereits etwas verraten oder ein neues Projekt kurz pitchen?

Isabel: Ja, ich schreibe aktuell an einem neuen Projekt. Da es sich um ein Genre handelt, dass mich „back to the roots“ bringt, da es dem meines Debüts entspricht und ich dem Genre eine Weile abstinent war, lasse ich es langsam angehen und setze beim Schreibprozess auf Klasse statt Masse.

Es geht um einen New Adult Roman, der eine sehr bekannte Liebesgeschichte aufgreift und (wie ich das gerne mache) mit den starken Klischees auf unvorhergesehene (zumindest ist das der Plan) Weise bricht. Wir werden sehen …

Vor kurzem hast Du ja einen eigenen Youtube-Channel eröffnet. Welche Inhalte möchtest Du dort mit Deinen Lesern teilen, und was fasziniert Dich an dem Medium Video?

Isabel: Das stimmt! Ich möchte dort meine Leseleidenschaft zum Ausdruck bringen, Empfehlungen mit anderen teilen und über Bücher schwärmen. Vielleicht werde ich auch den ein oder anderen Einblick ins Autorenleben geben. Videos sind toll, um sich trotz Distanz einander nah zu fühlen und das habe ich besonders in der Zeit der Pandemie zu schätzen gelernt. Da ich schon immer gerne damit herumexperimentiere, war es einfach an der Zeit für einen eigenen Channel.

So viele Autoren wie es gibt, so viele verschiedene Schreibroutinen entwickeln sie. Bist Du eher ein Plotter oder ein Discovery Writer? Wie ausgereift sind Deine Ideen, bevor Du die ersten Worte zu Papier bringst?

Isabel: Ich plotte immer zuerst und gärtnere danach. Soll heißen: Je nachdem wie vielschichtig die Story ist (mein Fantasybuch „Sisu – Älter als die Erde“ hat z.B. drei Zeitleisten, die ineinander greifen), desto mehr oder weniger plotte ich. Allgemein bin ich aber ein Freund davon, loszulegen, wenn das Gerüst steht – denn im Prozess ergeben sich manchmal fantastische Dinge. Hier ist es aber wichtig, auch konsequent zu sein, diese weiter „mitzunehmen“ und in die folgende Handlung zu integrieren. Ich plotte also fortlaufend mit.

Hast Du literarische Vorbilder? Wenn ja, wer und warum?

Isabel: Uhhh … von S. E. Phillips habe ich z.B. alle Bücher und finde sie sooo grandios! Allerdings schreibt sie ein anderes Genre als ich.

Als Autor liest man ja in aller Regel auch viel. Nicht nur aus Interesse, sondern auch, um sich selbst weiterzubilden und von Kollegen zu lernen. Welches Buch hat Dich in letzter Zeit sehr beeindruckt, welches würdest Du den Lesern unbedingt ans Herz legen wollen?

Isabel: In letzter Zeit haben mich 3 Bücher überzeugt. Das war einmal ein Roman: „Redwood Dreams – Es beginnt mit einem Knistern“ (Redwood-Reihe, Band 5), dann ein New-Adult Buch (Einzelband): „A Wish for Us“ und aktuell lese ich den ersten Band einer Fantasytrilogie, der Suchtpotenzial hat: „Heartless – Der Kuss der Diebin“.

Viele Autoren organisieren sich untereinander, um sich besser zu vernetzen und Synergieeffekte nutzen zu können. Dabei reicht das von Schreibgruppen bis hin zu Interessenverbänden und sogar Kollektiven, die gemeinsam veröffentlichen. So habe ich in den letzten Jahren unter anderem Mitglieder des Nornennetzes als auch der Märchenspinnerei interviewt. Wie stehst Du zu solchen Gruppierungen und was sind für dich Vor- und Nachteile davon?

Isabel: Netzwerke sind immer gut und wichtig – für den Austausch, für Tipps, Motivation und vieles mehr. Man profitiert von den Erfahrungen anderer oder kann seine eigenen weitergeben. Ich habe auch verschiedene Gruppen, denen ich angehöre (z.B. Schreibgruppe) oder die ich betreue (z.B. Testlesergruppe und Bloggerteam). Ich denke, man sollte sich ein Umfeld mit den Menschen schaffen, die einen voranbringen – sei es durch Kritik oder Lob – und denen man ebenfalls helfen möchte.

Und zum Abschluss hier noch einige kurze Fragen, mit der Bitte, Dich schnell und aus dem Bauch heraus für eine der Antworten zu entscheiden.

  • Ganz klassisch: Kaffee oder Tee? – Kaffee
  • Rayn oder Ivan? – Rayn
  • Frühaufsteher oder Morgenmuffel? – Morgenmuffel
  • Harry Potter oder Herr der Ringe? – Harry Potter
  • Ein Zukunftstraum: Deutscher Buchpreis oder Spiegel-Bestsellerliste? – Spiegel-Bestseller
  • Facebook oder Instagram? – Instagram

Vielen Dank für deine Zeit und das tolle Interview!

Isabel: Sehr gerne – und nur das Beste für dich!


Wer Isabel näher kennenlernen, oder noch mehr über ihre Bücher erfahren möchte, findet ihre Kanäle, unter anderem den angesprochenen Youtube-Channel, unter folgenden Links:

Abschließen möchte ich mit der Hoffnung, dass im nächsten Jahr wieder ein Live-Interview auf der LBM durchgeführt werden kann. Bis dahin: bleibt gesund! Und bis hoffentlich ganz bald.

[Autoreninterview] Tina Skupin im Gespräch

Wie bereits im Bericht zum Messedonnerstag erwähnt, habe ich auch auf der diesjährigen LBM mir wieder eine Autorin geschnappt und live für Euch interviewt – entwickelt sich hier vielleicht eine Tradition? =) Nach Nora Bendzko im letzten Jahr stellte sich dieses Mal Tina Skupin, Hybridautorin und Verlagskollegin beim Verlag ohneohren und beim Burgenwelt Verlag, meinen Fragen. Und nun möchte ich Euch – ohne weitere Vorrede – ihre Antworten auch nicht länger vorenthalten :).

Erik: Hallo Tina, schön, dass du die Zeit für das Interview gefunden hast. Magst du dich für alle Leser, die dich noch nicht kennen, vielleicht kurz vorstellen?

20190321_115401Tina: Schön, dass ich da sein darf. Mein Name ist Tina Skupin, ich schreibe Fantasy, vor allem Urban Fantasy. Ich habe – mit dem neuen – insgesamt fünf Bücher veröffentlicht. Zudem wohne ich in Stockholm, deswegen haben alle meine Bücher einen Hintergrund in der nordischen Mythologie.

Erik: Bevor wir genauer auf deine Werke eingehen: Wir treffen uns ja hier auf der Messe. Ist dies dein erstes Mal in Leipzig? Was erwartest du dir von der Messe und was fasziniert dich daran?

Tina: Es ist tatsächlich mein zweites Mal als Autorin, mein drittes Mal überhaupt. Ich habe früher in Halle gewohnt und dort gearbeitet, deswegen war ich schon einmal auf der Messe. Das war damals riesig, wahnsinnig und erschlagend – ich bin natürlich am Samstag gegangen und wusste es nicht besser. Es war alles voller Bücher und Autoren und noch mehr Bücher. Leipzig ist toll! Was ich mir erwarte? Nette Gespräche, vor allem mit den Lesern. Normalerweise sitzt man als Autor in einem stillen Kämmerlein und hat höchstens über das Internet Kontakt mit den Lesern, was noch dadurch verstärkt ist, dass ich in Schweden wohne. Hier kann ich mit den Leuten immer direkt eins zu eins reden – das ist das beste an der Messe.

Erik: Gerade ist ja der zweite Teil der Valkyrie-Reihe erschienen. Bitte erklär doch den Lesern – möglichst spoilerfrei – was sie von der Reihe erwarten können und was deine Protagonisten ausmacht.

41i6tR4OSNLTina: Valkyrie ist eine klassische Urban-Fantasy-Reihe im Stil der „Dresden Files“ und Seanan McGuire. Meine Protagonistin ist die Walküre Frida, die am Hofe Odins gedient hat, und die plötzlich 1.000 Jahre später in der Zukunft im modernen Stockholm aufwacht. Asgard ist verschwunden, die Norsen leben unerkannt unter den Menschen. Sie muss sich zum einen zurechtfinden, zum anderen möchte sie auch herausfinden, was passiert ist. Im zweiten Band geht es darum, dass die übrigen Norsen, die auch 1.000 Jahre geschlafen haben, alle erwachen und dadurch eine Flüchtlingsproblematik in der Stadt herrscht. Es gibt immer mehr von den Norsen, die sich in der modernen Welt überhaupt nicht auskennen. Daher droht die Entdeckung – und nur Frida kann dies verhindern und eine Lösung finden.

Erik: Du veröffentlichst ja auch Bücher über die Märchenspinnerei. Letztes Jahr hatte ich Nora (Bendzko, Anm. d. Red.) zum Interview, die Teil des Nornennetzes ist. Was ist für dich das Besondere an Autorennetzwerken, was für Vorteile bieten diese dem einzelnen Autor?

Tina: Ich bin ja Hybridautorin, habe sowohl als Selfpublisherin als auch im Verlag veröffentlicht. Als Selfpublisher ist man im Grunde sehr allein, als Teil von einem Netzwerk kann man sich gegenseitig unterstützen, zum Beispiel bei der Werbung. So sind wir als Märchenspinnerei ja auch auf der Leipziger Buchmesse, was für einen einzelnen Selfpublisher nicht zu stemmen, als Gruppe aber möglich ist. Fast noch wichtiger und bemerkenswerter finde ich es, dass man sich gegenseitig, sowohl im Schreibprozess, als auch bei den Veröffentlichungswegen und Problemen unterstützt, bei den ganzen Kleinigkeiten und Schwierigkeiten, denen man sich als Selfpublishingautor stellen muss.

Erik: Pitche doch mal dein aktuelles Schreibprojekt!

Tina: Ich habe derzeit zwei Projekte, mit einem bewerbe ich mich gerade, das andere schreibe ich. Beim einen handelt es sich um ein Space Naval-Projekt, beim anderen um Steampunk Sissi. Welches davon soll ich vorstellen?

Erik: Als Sissi-Fan fällt mir die Entscheidung da nicht schwer – bitte einmal Steampunk Sissi.

Tina: Jeder kennt Sissi, aber nicht mit Flammenwerfern. Es ist Sissi, die Zeit der Habsburger in einem Paralleluniversum, in dem es auch Monster und Geister gibt, um die sich das Ministerium für Monster, Drachen und anderes unnatürliches Gewürm kümmert. Und dann gibt es Sissi und die Liebesgeschichte zwischen ihr und Franz, die auch mit in die Geisterwelt reinspielt.

Erik: Bist du eher der Plotter oder der Discovery-Writer?

Tina: Sowohl als auch. Ich bin, von meiner Ausbildung her, Wissenschaftlerin und habe einen Doktor in Geografie. Deswegen bin ich das Forschen unglaublich gewöhnt, und hole mir bei neuen Ideen immer einen Stapel Bücher und beginne zu forschen. Daher kommen die ganzen Plotideen. Ich sammele dann Ideen, bis ich irgendwann an einem Punkt bin, an dem ich den Protagonisten, den Antagonisten und ungefähr das Hauptdrama kenne. Ich weiß, wo ich hin will, den Schluss, und kenne die ersten drei Kapitel ganz genau. Das ist der Moment, an dem ich beginne, zu schreiben. Ich kann aber tatsächlich nicht erst komplett plotten, das habe ich sogar beim letzten Projekt probiert. Ich lerne die Leute aber erst durchs schreiben kennen, anders geht das für mich nicht. Ich schreibe dann einen sehr schnellen ersten Entwurf, die großen Projekte immer innerhalb des NaNos. Wenn dieser fertig ist, weiß ich genau, wie das Buch aussehen soll. Dann mache ich mir einen genauen Szenenplan und schreibe das Buch quasi nochmal.

Erik: Hast du einen besonderen Buchtipp für uns?

51Ou2IQAX8L._SX326_BO1204203200_Tina: Anna Holubs: „Der Meerschaum“ ist ein Buch in der Märchenspinnerei. Es handelt sich um einen skandinavischen Thriller, eine Adaption der Meerjungfrau. Luzia Pfyls: „Das Ministerium der Welten“ gefällt mir als Serie auch sehr gut, das war auch eine meiner Inspirationen für Sissi.

Erik: Wer sind deine schriftstellerischen Vorbilder und warum?

Tina: Ich würde sagen Seanan McGuire und Terry Pratchett. Beide schaffen es, ganz tiefgründige, menschliche Zusammenhänge zu beschreiben und diese so darzustellen, dass es nicht predigend wird, sondern, dass man es verstehen kann und einen anderen Blickwinkel auf verschiedene, komplexe Zusammenhänge entwickelt. Pratchett hat ja viel darüber geschrieben, was es bedeutet Mensch zu sein, was es bedeutet, als Menschen zusammenzuleben. Das ist bei Seanan auch so. Sie thematisiert in ihren Werken, was es ausmacht, als Familie zusammenleben, was Leben und Tod bedeutet. Und sie hat dies so geschrieben, dass man es auch am Flughafen lesen kann, dass es jedem einfach zugänglich wird.

Erik: Wenn du dir eine Sache für deine Schreibzukunft wünschen würdest, was wäre dies?

Tina: Ich würde mir wünschen, noch mehr Leute zu erreichen, noch mehr Leute in meine Welt mitzunehmen. Das ist das Beste am Schreiben. „Der Ruf des Schicksals“ ist ja gerade herausgekommen und zwei Blogger haben sich die Mühe gemacht, das Buch zu kaufen, live zu lesen und mich mitlesen zu lassen. Es ist ein großes Geschenk, live zu sehen, wie die Sachen, die man geschrieben hat, funktionieren, wie sie rüberkommen und in den Köpfen der Leser zünden. Das ist das allerbeste.

Erik: Zum Abschluss und zur Auflockerung hier noch ein paar Gegensatzpaare mit der Bitte, dich spontan und ohne groß nachzudenken festzulegen:

  • Kaffee oder Tee -> Kaffee
  • Harry Potter oder Herr der Ringe -> Herr der Ringe
  • Low oder High Fantasy -> Urban Fantasy
  • Katzen- oder Hundemensch -> Hundemensch
  • Spiegel-Bestsellerliste oder Deutscher Buchpreis -> Spiegel-Bestsellerliste.

Erik: Vielen Dank für das offene Gespräch und die Antworten. Dir noch eine tolle Messe und weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern!

Tina: Vielen Dank.

[Jahresrückblick] Blogstatistiken 2018

Nach meinem Jahresrückblick aus Autorensicht (und bevor ich in Kürze meine Lesehighlights des Jahres präsentiere), möchte ich heute aus Bloggersicht auf das vergangene Jahr zurückblicken.

Erneut habe ich an einigen Conventions und Veranstaltungen teilgenommen, mich etwas vernetzt. Auch wenn der Blog weiterhin deutlich zu den kleineren Buchblogs gehört, bin ich doch mit der Entwicklung sehr zufrieden, bin dankbar für jeden Leser und jede Leserin, für jeden, dem meine Beiträge gefallen oder der mich auf Messen anspricht (immer ein tolles Erlebnis) :). Ihr geht mir die nötige Energie, um mit vollem Elan in ein hoffentlich genauso tolles 2019 zu starten :).

Doch nun zu den nackten Zahlen und Daten.

  • Aufrufe: 4.226 (Vorjahr: 3.691) – Steigerung um 14,5%
  • Besucher: 2.462 (Vorjahr: 2.001) – Steigerung um 23,0%
  • Gefällt-mir-Klicks (WordPress): – 779 (Vorjahr: 541) – Steigerung um 44,0%
  • Kommentare (WordPress): 110 (Vorjahr: 186) – Rückgang um 40,9%
  • WordPress-Follower: 108 (Vorjahr: 81) – Steigerung um 33,3%
  • Facebook-Follower: 332 (Vorjahr: 294) – Steigerung um 12,9%

Bis auf den Rückgang der Kommentare (der allerdings stark mit teils fehlerhafter Funktionalität im Zuge der DSGVO zusammenhängt), sind das tolle Zahlen. Nochmal vielen, vielen Dank für jeden einzelnen Leser 🙂

Der erfolgreichste Blogbeitrag war übrigens erneut einer meiner Berichte von der LLC, diesmal von Tag 2 (78 Aufrufe), die stärkste Rezension die zu Nora Bendzkos „Kindsräuber“ mit 50 Aufrufen. Das Interview mit Nora zu dem Buch schrammte mit 73 Aufrufen und Platz 2 auch nur knapp an der Beitragskrone vorbei :D.

Und jetzt seid ihr gefragt. Was gefällt Euch? Was fehlt Euch? Wovon wollt Ihr mehr? Rein damit in die Kommentare :).

[Autoreninterview] Nora Bendzko im Gespräch

Ich wünsche Euch allen einen frohen ersten Mai. Wie bereits mehrfach in der letzten Zeit erwähnt, bot sich mir auf der Leipziger Buchmesse die tolle Gelegenheit, ein Interview mit Nora Bendzko zu führen. Nun möchte ich Euch nicht mehr länger auf die Folter spannen. Daher – ohne lange Vorrede – Vorhang auf für: Nora Bendzko!

Erik:
Hallo Nora, schön, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Zuerst möchte ich dir noch einmal zu der Shortlist-Platzierung in der Kategorie „Bester Independent Titel“ bei der diesjährigen Verleihung des „Seraph“ gratulieren. Auch wenn es am Ende nicht für den Sieg gereicht hat, wurde dein Buch „Kindsräuber“ von der Jury zu einem der drei besten phantastischen Indie-Titel im Jahr 2017 gewählt. Wie fühlt sich das an?

20180316_170223Nora:
Es fühlt sich gigantisch an. Ich konnte das anfangs nicht ganz glauben, weil bereits „Wolfssucht“ für den Deutschen Phantastik Preis nominiert war. Ich habe zwar meine Leserschaft und diese wächst auch beständig, kann es jedoch immer noch nicht fassen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ein so ungewöhnlicher Genre-Mix so gut bei den Leserinnen und Lesern ankommt. Die Preisverleihung selbst war auch unglaublich. Ich saß zusammen mit Janna Ruth im Publikum, wir haben über das Jahr verteilt zusammen gemeinsame Aktionen gemacht. Es war ein fantastisches Gefühl, zusammen im Publikum zu sitzen und uns gegenseitig die Hände zu halten, gerade wenn man bedenkt, wie knapp die Entscheidung war. Es war ja nach den Angaben der Jury ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Da darf man auch als Nicht-Gewinnerin stolz sein.

Erik:
Du hast ja gerade Janna schon erwähnt. In ihrer Dankesrede für den „Seraph“ hat sie ihrem Autorenkollektiv, der „Märchenspinnerei“ gedankt. Du bist ja ebenfalls Mitglied in solchen Gruppierungen, zum Beispiel dem „Nornennetz“, einer Vereinigung phantastischer Autorinnen. Welche Vorteile bietet die Mitgliedschaft in Autorenvereinigungen und warum engagierst du dich in ihnen?

Nora:
Es ist generell toll, mit Kolleginnen zu arbeiten und keine Einzelkämpferin zu sein. Man sitzt ja zuhause viel allein am Schreibtisch und hat dann die Wahl: Entweder man bleibt Einzelkämpferin und sieht andere nur als Konkurrenz, oder man bündelt die Kräfte, sodass alle davon profitieren, und die eigenen Leser auch die Bücher anderer Autoren entdecken können. Die Welt ist nicht klein, sondern hat Platz für mehrere Autoren. Auch das Arbeiten ist angenehmer und die Zusammenarbeit macht Spaß und bringt einem persönlich viel. Im Nornennetz organisiere ich mich zudem, da es ein Kollektiv von Frauen ist. Wenn es um Probleme von Frauen – nicht nur, aber auch in dieser Branche – geht, kann es wichtig sein, eine andere Frau im eigenen Rücken zu haben. Mir ist es wichtig, dass es dort Leute gibt, denen ich diese Probleme berichten kann, Menschen, die mir zuhören und helfen. Deshalb bin ich vor allem im Nornennetz.

Erik:
Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Nora:
Ich habe sehr früh damit angefangen, kann aber nicht genau sagen, ob es im Kindergarten oder bereits in der Schule war. Erst als ich etwa vierzehn Jahre alt war, ist mir aber wirklich bewusstgeworden, dass ich Romane schreiben möchte. Dabei ist lange Zeit nichts Verwertbares bei rumgekommen, bis auf 300 Seiten einer Trilogie. Vielleicht schreibe ich sie irgendwann komplett neu. Mit 17 oder 18 Jahren hatte ich dann meine ersten Veröffentlichungen und bin aktiv in Autorenforen gegangen. Das Schreiben hat mich schon immer begleitet, war immer in mir drin. Bereits bevor ich schreiben konnte, habe ich mit Stempeln eigene Geschichten „gemalt“, und habe Märchen geliebt. Mein Vater hat mir zudem als Kind öfters Tolkien vorgelesen.

Erik:
Du hast ja gerade deine ersten Veröffentlichungen angesprochen. Wenn ich nichts übersehen habe, sind ja all deine Veröffentlichungen bisher im Fantasy-Genre erfolgt. Kannst du dir vorstellen, auch irgendwann mal andere Genres zu erkunden und in ihnen zu veröffentlichen?

Nora:
Ja, das kann ich mir absolut vorstellen. Ich schreibe dunkle Phantastik, mag alles, was phantastisch ist und einen dunklen Touch hat. Gerade schreibe ich zum Beispiel an einer Science-Fiction-Geschichte und würde auch gern mal Steampunk schreiben. Ich könnte mir auch vorstellen, etwas Humoristisches zu schreiben und habe in dem Genre bereits mit einer Kurzgeschichte mal einen Wettbewerb gewonnen, was mich sehr überrascht hat. Ich probiere mich gern aus und es wird noch viel Neues von mir kommen. Ich weiß aber mit Sicherheit, dass ich nie Millionärs-Romanzen schreiben werde.

Erik:
Hast du dich bewusst für den Weg des Selfpublishing entschieden oder es auch bereits bei Verlagen versucht? Und planst du für die Zukunft, weiterhin Indie-Autorin zu sein, oder hast du gegebenenfalls Interesse, als reine Verlags- oder auch als Hybridautorin mit Verlagen zusammenzuarbeiten?

20180316_170205Nora:
Mein erstes Galgenmärchen war „Wolfssucht“, damit habe ich es nicht bei Verlagen versucht. Ich hatte es zwar ursprünglich für eine Verlagsausschreibung geschrieben, aber der Verlag ist damals verschwunden. Ich mochte die Story jedoch gern und fand das entsprechend schade. Ich kannte damals bereits mehrere Selfpublisher und habe damit geliebäugelt, da man so komplett unabhängig sein kann. Da „Wolfssucht“ eine Novelle war, tat es nicht weh, das Selfpublishing auszuprobieren. Damals gab es den Begriff der „Galgenmärchen“ noch nicht. Da es mir so viel Spaß gemacht hat, wollte ich aber dann eine Reihe daraus machen. So sind die „Galgenmärchen“ entstanden, die ich weiterhin als Independent-Titel veröffentlichen möchte. Ich sehe mich selbst jedoch als Hybridautorin. Verlag und Selfpublishing sind für mich zwei verschiedene Medien, gewisse Leser geben im Verlag und Buchhandel anderen Titeln eher eine Chance als beim Selfpublishing, und umgekehrt. Letzteres gibt mir die Möglichkeit, mich als Autorin zu versuchen und Titel, in denen Herzblut steckt, auszuprobieren. Es gibt aber auch Titel, die ich gern im Verlag sehen würde, wie meine Science-Fiction-Geschichte oder ein romantisches High-Fantasy-Projekt.

Erik:
Die Bücher deiner „Galgenmärchen“-Reihe, die du eben angesprochen hast, sind ja dunkelfantastische Märchenadaptionen, die zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges spielen. Wie bist du auf diese Idee gekommen, und was macht diese Kombination für dich besonders faszinierend?

Nora:
Ich wollte ein Setting haben, das sich wie das „dunkle Mittelalter“ anfühlt, aber noch nicht so ausgelutscht ist. Durch die Realverfilmung von „Krabat“ bin ich auf diese Zeit gekommen, da sie genau das Gefühl transportiert hat, was ich für meine Geschichten wollte. Es ist eine Zeit des Umbruchs, die stark mit Aberglauben und Religionskämpfen behaftet ist. Damals gab es eine starke Hexenverfolgung und die Pest, die als Strafe Gottes galt. Gleichzeitig gab es viele Innovationen wie Handfeuerwaffen, die das Kriegswesen komplett verändert haben. Ich fand diesen Wechsel von der mittelalterlichen Welt hin zur Moderne faszinierend. Wenn man die Märchen mit dieser Zeit verknüpft, kann man das Gefühl des dunkelromantischen Mittelalters mit der Moderne so problemlos verbinden.

Erik:
Du hast ja oben bereits einen kurzen Einblick in deine Zukunftsplanung als Autorin gegeben. Kannst du uns etwas näher beschreiben, auf was für Projekte von dir wir uns in Zukunft freuen können?

20180316_170145Nora:
Mein Science-Fiction-Projekt läuft unter dem Arbeitstitel „Roboter Engel“ und spielt in der fernen Zukunft nach einem atomaren Krieg, der die Welt fast komplett vernichtet hat. Es existiert nur noch ein Staat, der sogenannte „Weltstaat“, in dem Roboter den Menschen dienen. Mein Protagonist ist ein Roboter, der durch einen Baufehler in der Lage ist, die Gefühle von Menschen nachzuvollziehen. Eigentlich werden solche Roboter vom System vernichtet, ihm gelingt es aber, seinen Defekt zu verstecken. Eines Tages wird er jedoch aufgedeckt und muss fliehen. Der Roboter trifft dann auf weitere ausgestoßene Menschen und Massen, die sich vor der Gesellschaft verstecken. Daraus entwickelt sich eine große Geschichte, die sich letztendlich um den Fall des Staates dreht.

Mein Romantasy-Projekt „Die Schönheit des Biests“ spielt in einer abgeschlossenen Fantasy-Welt und dreht sich um einen Helden, der eines Tages die Welt retten soll. Diese Prophezeiung erfüllt sich jedoch nicht, er scheitert. Thema der Geschichte ist, was mit gefallenen Helden passiert. Das Mädchen, mit dem er die Welt retten sollte, erkennt ihn nach seinem Fall nicht mehr. Die weitere Handlung dreht sich darum, wie die beiden dennoch in den Wirren des Krieges zueinanderfinden, und was wahre Liebe ist.

Erik:
Wie viele ja sicherlich bereits wissen, bist du auch als erfolgreiche Sängerin unterwegs. Wie schaffst du es, beides unter einen Hut zu bringen? Und wenn du dich für eine Sache entscheiden müsstest: Was würdest du wählen?

Nora:
Meine Proben laufen komplett getrennt vom Schreiben. Ich habe To-Do-Listen, die für jede Aktivität Prioritätspunkte haben. Jeder Tag hat einige Stunden, die Zeit fürs Schreiben oder für die Musik enthalten. Je nachdem, wo gerade die Priorität liegt, arbeite ich dann daran. Man muss dafür sehr flexibel sein. Es gibt auch Zeiten, wo ich nur schreibe oder mich rein um die Musik kümmere. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich das Schreiben wählen. Ich könnte eher die Musik abschalten als das Schreiben, da es mich noch mehr erfüllt. Situationen, die man bei der Musik erlebt, kann man auch im Schreiben wiederfinden. Zum Beispiel ähneln Lesungen Konzerten, und auch das Verfassen von Songtexten kann man als lyrische Betätigung sehen.

Erik:
Welche Autoren haben dich in deinem literarischen Werdegang am stärksten beeinflusst und inspiriert?

Nora:
Edgar Allen Poe und die Schwarze Romantik haben großen Einfluss auf mich ausgeübt. Vieles, was ich mache, geht in diese Richtung. Ich mag die großen Worte, das Dunkelromantische. Bei mir geht es nicht nur düster und kalt zu wie beim Horror, sondern auch um Todessehnsucht und Androiden. An Poe habe ich schriftstellerisch bewundert, dass man keinen großen Wortschatz braucht, um seine Werke toll zu finden. Aber wenn man sich bildet, genau anschaut, was er macht, merkt man, dass kein Wort zufällig gewählt ist. Es fühlt sich nicht zu trocken, nicht zu groß an. Viele haben das Vorurteil, dass hohe Literatur anstrengend ist. Bei Poe ist sie aber spannend und faszinierend, das können nur wenige Autoren. Das ist der Anspruch, den ich auch an mich habe. Es wäre toll, wenn es bei meinen Texten genau so wäre. Darüber hinaus bin ich von Kafka und dem Kafkaesken beeinflusst. Als Teenager habe ich sein Gesamtwerk gelesen, ich musste es überall hin mitnehmen. Auch habe ich das Gesamtwerk von Hans Christian Andersen gelesen. Derzeit schreibe ich zwar Adaptionen von Grimms Märchen, doch haben mich seine Kunstmärchen sehr beeinflusst, da sie über einfache Volkserzählungen weit hinausgehen.

Erik:
Plottest du deine Romane im Voraus oder bist du eher ein Discovery-Writer?

Nora:
Ich bin ein totaler Plotter. Ich kann nicht mal eine Kurzgeschichte beginnen, wenn ich nicht bereits etwas geplottet habe. Natürlich kommen im Schreibprozess noch Ideen und ich ändere entsprechend, aber ich plotte und recherchiere viel im Voraus.

Erik:
Magst du den Lesern zum Abschluss noch einen Buchtipp mitgeben? Was MUSS man unbedingt gelesen haben, außer dem Gesamtwerk von Kafka?

Nora:
Ich habe „Im Bann der zertanzten Schuhe“ von Janna Ruth neulich gelesen und fand es großartig. Besonders schön für mich war, dass es typische Fantasy-Elemente aufgegriffen hat, aber darüber hinausgeht. So spielen Kriegstraumata eine große Rolle, und das schwierige Thema ist sehr gut aufgearbeitet worden. Ich habe zudem selten eine Romance gelesen, die nicht nur reiner Fanservice ist, sondern auch wirklich funktioniert. Bei Janna Ruth war die Liebesgeschichte nicht drin, weil sie zwingend rein musste, sondern weil sie Sinn gemacht hat und die Figuren dadurch rund geworden sind.

Erik:
Das muss ich unbedingt lesen! Nochmal vielen Dank an dich Nora, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast. Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß auf der Messe und natürlich viel Erfolg für deine aktuellen und zukünftigen Projekte.

Nora:
Vielen Dank!

Und wer nun genauso gespannt auf Noras Bücher ist wie ich, für den habe ich tolle Neuigkeiten. Nicht nur erscheint im Rahmen der Challenge „Ran an den Sub mit Ava 2018“ in wenigen Tagen meine Rezension zu „Kindsräuber“, sondern Nora hat für Euch in den nächsten Tagen auch ein tolles Gewinnspiel vorbereitet. Daher schaut doch öfters bei mir oder auf ihrer Seite vorbei, damit Ihr es nicht verpasst. Es lohnt sich!