[Buchgedanken] Kenzie H. Taft: „Bis nächsten Monat, Prinzessin – Band 1“

In den letzten Tagen habe ich den ersten Band der Dilogie „Bis nächsten Monat, Prinzessin“ von Kenzie H. Taft gelesen. Vielen Dank an dieser Stelle an die Autorin für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Der Roman ist 2020 im Selfpublishing veröffentlicht worden und wohl am ehesten dem Genre Dark Romance zuzuordnen.

51m6C2YqaUL._SX311_BO1204203200_Johanna lernt den deutlich älteren Chris bei einer Firmenfeier kennen. Zunächst ist sie von ihm alles andere als angetan, doch mit der Zeit bauen sie eine lockere Freundschaft voll zweideutiger Scherze auf und verbringen viel Zeit miteinander. Aus der kollegialen Bekanntschaft entwickelt sich ein prickelndes, leidenschaftliches Verhältnis. Johanna verliebt sich schließlich in Chris, der in vielerlei Hinsicht sehr erfahren ist und ihr aufzeigt, wie man das Leben in vollen Zügen genießen kann. Ein- bis zweimal im Monat hat sie ihn für sich allein und lebt nur für diese Zeit mit ihm. Doch warum will Chris partout keine Beziehung mit Johanna? Als sie den Grund erfährt, warum er sie immer wieder auf den nächsten Monat vertröstet, bricht Johanna zusammen.

„Bis nächsten Monat Prinzessin – Band 1“ ist ein solider Auftakt in eine Buchreihe, der den Leser nicht kalt lässt. Aufgrund der gewählten Erzählperspektive, der Erzählung in Ich-Perspektive aus der Sicht von Johanna, ist man nah an der Protagonistin und leidet, lacht und liebt mit ihr zusammen. Dabei gelingt es der Autorin, das Gefühlschaos, den Spagat zwischen Verzweiflung und Liebe greifbar und für den Leser spürbar zu machen.

Genrebedingt wartet das Buch mit teils deftiger Sprache, expliziten Sexszenen und Abhängigkeitsverhältnissen bis hin zu vergewaltigungsähnlichen Szenen auf, insgesamt aber noch so dosiert, dass der Roman knapp an der Grenze zwischen Romance und Erotik balanciert und diese nicht einreißt. Das durch die emotionale Abhängigkeit hervorgerufene, teils irrationale Verhalten der Protagonistin wird glaubhaft und eindringlich geschildert. An diesem Punkt hätte ich mir aber durchaus auch einige Punkte gewünscht. Einer Triggerwarnung bedarf es m.E.n. nicht, aber am Ende, gern auch in der Danksagung, hätte man auf weiterführende Informationen und Hilfsangebote zu diesem Problemkreis verweisen können.

Das Setting ist schön, allerdings etwas austauschbar. Die Wohnung, die Umgebung – all das wird toll beschrieben, von der Waldwanderung bis hin zu den kleinen idyllischen Dörfern – hier hätte man durch das Einstreuen von konkreten Ortsnamen (sofern ich sie nicht überlesen habe) noch mehr Authentizität erzeugen und dem Leser ein noch klareres Bild vermitteln können.

Die Handlung ist spannend, ein wahres Auf und Ab, eine Gefühlsachterbahn, die in einem allerdings moderaten Cliffhanger kulminiert, für den sich die Autorin nicht hätte entschuldigen müssen – das geht deutlich schlimmer. Allerdings erschließt sich mir der Sinn des Prologes (noch) nicht so recht. Es kann sein, dass sich das mit Teil 2 jedoch noch ändert.

Die Buchgestaltung ist hingegen insgesamt durchwachsen. Während das Korrektorat noch solide ist, hat das Lektorat – sofern durchgeführt – einige Schwächen, die leicht ausgemerzt hätten werden können. Auch der Buchsatz überzeugt nur teilweise. Positiv ist zu erwähnen, dass jedes Kapitel, jeder Monat, auf einer ungeraden Buchseite anfängt. Dahingegen ist durch den Verzicht auf die Silbentrennung am Zeilenende das Satzbild sehr unregelmäßig. Zudem ist auch – dafür kann die Autorin allerdings wohl eher nichts – die Druckqualität nicht sehr hoch. Das Cover ist unauffällig – hier wäre mit mehr Bezug zur Handlung noch deutlich mehr rauszuholen gewesen.

Mein Fazit? „Bis nächsten Monat Prinzessin – Band 1“ ist ein im Wesentlichen gelungener Einstieg in eine Dark-Romance-Dilogie, die den Leser schockt, aber auch mitreißt – schonungslos und brutal, aber auch sehr gefühlvoll. Für Leser des Genres – trotz Schwächen in der Buchgestaltung – bedenkenlos zu empfehlen, allerdings erst ab 18 Jahren.