[Buchgedanken] Mairghread Scott: „Sea Serpent’s Heir – Das Vermächtnis der Seeschlange 1: Die Piratentochter“ (Sea Serpent’s Heir 1)

Vor kurzem habe ich auch „Sea Serpent’s Heir – Das Vermächtnis der Seeschlange 1: Die Piratentochter“ von Mairghread Scott gelesen. Das Buch ist 2023 bei CROCU, im Cross-Cult Verlag erschienen und als Graphic Novel einzuordnen, die Originalausgabe wurde 2022 bei Image Comics, Inc. veröffentlicht. Die Zeichnungen stammen aus der Feder von Pablo Tunica, für die Übersetzung zeichnet Frank Neubauer verantwortlich. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Für Aella ist das Leben auf der Insel Kinamen der Inbegriff von unendlicher Langeweile. Sie träumt von großen Abenteuern jenseits des Horizonts, während sie ihre Tage mit Fischen und einem wachsamen Blick auf ihre Tanten verbringt. All das soll sich jedoch ändern, als ein uraltes Übel in ihr erwacht: Xir, jene Schlange, die um ein Haar die Welt zerstört hätte. Es kommt noch schlimmer! Eine fanatische religiöse Organisation hat auf Kinamen Einzug gehalten, um Xir ein für alle Mal zu vernichten … Als Aella sich gezwungen sieht, um ihr Leben zu kämpfen, merkt sie schnell, dass ihre ganze Welt überhaupt nicht so ist, wie es stets den Anschein machte. Auch ihre Tanten wissen mehr, als sie zugeben mögen – und was genau will die berüchtigte Piratenkönigin überhaupt von Aella?

„Sea Serpent’s Heir – Das Vermächtnis der Seeschlange 1: Die Piratentochter“ ist der Auftakt in die gleichnamige Graphic Novel Reihe aus der Feder der bekannten Comic- und Zeichentrickfilmautorin Mairghread Scott. Neben Pablo Tunica als Zeichner ist auch Ariana Maher als Lettererin an dem Projekt beteiligt. Während „Die Piratentochter“ dabei auf Verkaufsplattformen teils als Comic eingeordnet wird, habe ich es als Graphic Novel klassifiziert, da ich dies stimmiger finde – die Gattungsgrenzen sind hier aber ohnehin fließend.

Die Handlung ist spannend und kurzweilig, am Anfang aber auch leicht verworren und unübersichtlich. Dabei wird die Geschichte durch die tollen Zeichnungen nicht nur abgebildet, sondern unterstützt und ergänzt – die unglaublich detailverliebten Bilder tragen hier im Wesentlichen zu der Tiefe der Handlung bei, die eine Mischung aus Fantasy-, Piraten- und Coming-of-Age Geschichte ist mit ersten Anklängen für eine romantische Storyline. Letztere ist allerdings in diesem Band noch nicht wirklich entwickelt.

Das Setting ist stimmig, aber vom Weltenbau noch nicht vollends ausgereift. So entführt die Autorin den Leser in ein nicht näher bestimmtes Reich / eine nicht näher bestimmte Welt mit Inseln, in der die Kirche des ersten Lichts als Dämonenjägerin aktiv ist. Leider fehlen hier noch diverse Hintergrundinformationen zur Weltenentwicklung oder zum Magiekonzept – die nächsten Teile können dies aber sukzessive nachholen und ein überzeugendes Gesamtbild präsentieren.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen noch schematisch gezeichnet, etwas eindimensional angelegt. Aella als Protagonistin kann hier trotzdem, gerade auch mit ihrer Zerrissenheit, überzeugen, während vor allem Oren als Antagonist etwas farblos verbleibt. Mairghread Scotts Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen und harmoniert gut mit der Bildsprache von Pablo Tunica.

Die Buchgestaltung ist gelungen. Lektorat und Korrektorat haben gut gearbeitet, das Lettering ist ausgezeichnet. Der Buchumschlag ist auf dem Cover, der Coverrückseite und dem Buchrücken leicht geprägt, die Handlung wird mit einer nachgestellten Karte abgerundet. Das Covermotiv ist unglaublich detailverliebt und ein wahrer Eyecatcher – wirklich toll gestaltet. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Cover über die Reihe hinweg entwickeln und ob ein einheitlicher Gesamteindruck entsteht.

Mein Fazit? „Sea Serpent’s Heir: Das Vermächtnis der Seeschlange 1: Die Piratentochter“ ist ein solider Auftakt in die Reihe, der vor allem durch seine detailverliebten Zeichnungen glänzt, am Anfang allerdings etwas unübersichtlich ist. Für Leser von Graphic Novels bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von etwa 14 Jahren.

[Buchgedanken] Debbie Tung: „Quiet Girl: Geschichten einer Introvertierten“

Vor einiger Zeit habe ich „Quiet Girl: Geschichten einer Introvertierten“ von Debbie Tung (Text und Illustration) gelesen. Das Buch ist 2022 im Imprint Graphix der Loewe Verlag GmbH erschienen, die Originalausgabe wurde 2017 unter dem Titel „Quiet Girl in a Noisy World: An introvert’s story“ bei Andrews McMeel Publishing veröffentlicht. Das Buch ist als Graphic Novel einzuordnen, für die Übersetzung zeichnet Katharina Hartwell verantwortlich. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über die vermittelnde Agentur Literaturtest.

Debbie geht nicht gerne unter Leute. Sie schreibt lieber Textnachrichten als zu telefonieren und steht auf Partys immer abseits. Ein perfekter Tag ist für Debbie, wenn es draußen regnet und sie mit einer Tasse Tee und einem Buch auf dem Sofa liegen kann. Natürlich fragt sie sich, ob etwas mit ihr nicht stimmt. Aber sie ist eben einfach glücklich mit sich selbst. Und mit Jason, der sie so akzeptiert, wie sie ist. Auch ohne viele Worte. Was soll daran verkehrt sein?

„Quiet Girl: Geschichten einer Introvertierten“ ist nicht mehr und nicht weniger als einfach ein herzerwärmendes Buch, das in kleinen Comics das Leben einer introvertierten, jungen Frau zeigt. Ohne große Storyline, aber dafür mit ganz viel Herz. Jeder, der auch nur ein Stück weit introvertiert ist, findet sich in den tollen Zeichnungen wieder, fühlt, leidet und freut sich mit Debbie zusammen, wenn sie nach dem schwierigen Alltag wieder in einem Buch versinken kann. Dabei ist neben Debbie Jason der heimliche Star der Geschichte, akzeptiert er sie doch so, wie sie ist.

Die einzelnen Illustrationen sind in schwarz-weiß gehalten, warten aber teils mit liebevollen Details auf. Dabei ziehen sich einige Illustrationsstrecken thematisch durch das ganze Buch, gelegentlich werden aber auch Listen, Vergleiche oder ähnliches illustriert dazwischengesetzt.

Im Laufe des Buches stolpert Debbie irgendwann über einen Blog mit Persönlichkeitstest, der ihr erklärt, dass sie introvertiert ist und dass dies nichts schlimmes sei. Was ich mir gewünscht hätte, ist, dass am Ende des Buches vielleicht ebenfalls Links zu Artikeln, Blogs, Ratgebern o.ä. aufgelistet worden wären, sodass man sich auch als Leser noch selbst einen Überblick verschaffen kann.

Die Buchgestaltung überzeugt auf ganzer Linie. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Umschlag ist auf dem Cover, Buchrücken und der Coverrückseite hochwertig geprägt und sowohl auf dem Titel als auch der Coverrückseite mit Illustrationen versehen, die sich in minimal abgewandelter Form auch im Buch finden. Wunderschön anzusehen – einfach ein tolles Gesamtpaket.

Mein Fazit? „Quiet Girl – Geschichten einer Introvertierten“ ist ein liebevoller und berührender Graphic Novel, der vor allem mit tollen Illustrationen und viel Herz glänzen kann. Für Leser von illustrierten Büchern, insbesondere, aber nicht nur, für junge Menschen ab dem vom Verlag vorgeschlagenen Lesealter von 14 Jahren bedenkenlos zu empfehlen.