[Buchgedanken] Stephan Ludwig: „Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller“

Vor kurzem habe ich „Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller“ von Stephan Ludwig gelesen. Das Buch ist 2023 bei FISCHER Scherz in der S. Fischer Verlag GmbH erschienen und als Cosy Crime einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Norbert Heinlein, Delikatessenhändler in dritter Generation, legt größten Wert auf Qualität und Tradition. Seine Kundschaft geht ihm über alles, er bedient sie mit ausgesuchter Höflichkeit. So auch seinen neuen Stammkunden Adam Morlok, einen charismatischen Geschäftsmann. Bis Morlok eines Tages durch ein Versehen Heinleins tot zusammenbricht. In seiner Panik lagert Heinlein Morloks Leiche kurzerhand im alten Kühlhaus im Keller zwischen. Doch statt einen Weg aus der Sache zu finden, gerät Heinlein immer tiefer hinein. Und es wird nicht bei einer Leiche im Keller bleiben – Morlok bekommt bald Gesellschaft im Kühlhaus …

„Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller“ ist mein erster Roman von Stephan Ludwig, dem Autor der Krimi-Bestsellerreihe um die Kommissare Zorn und Schröder, die auch hier einen Gastauftritt haben. Im Gegensatz zu der bekannten Reihe, ist der Roman um Norbert Heinlein jedoch kein klassischer Thriller oder Krimi, sondern vielmehr als Cosy Crime einzuordnen – oder auch als kulinarischer Kriminalroman, die Grenzen hier sind ohnehin fließend.

Die Handlung ist abwechslungsreich und kurzweilig, und vor allem sehr humorvoll, teils fast britisch-schwarzhumorig anmutend – was definitiv zum cosy Gefühl des Romans beiträgt. Dabei kann die Handlung gerade zu Anfang überzeugen, während sie in der zweiten Hälfte leider etwas abbaut, teils ins gänzlich Abstruse abgleitet. Auch das Ende lässt mich als Leser leicht unbefriedigt zurück, ist es doch nicht nur skurril, sondern auch zu offen, ohne einen regulären Krimiabschluss zu liefern. Nichtsdestotrotz spricht der Roman neben der Handlung auch wichtige Themen an wie die Verödung von Innenstädten, die Discounter-Mentalität, Sterbehilfe und häusliche Pflege oder auch Spendenbetrug – um nur einige zu nennen.

Das Setting ist gelungen. So entführt der Autor den Leser in eine – ich glaube nie näher benannte, gegebenenfalls auch fiktive – ostdeutsche Stadt, bei der es sich jedenfalls nicht – wie in der Fernsehserie zu Zorn/Schröder – um Halle an der Saale handelt, wie der Autor dem MDR in einem Interview verriet. Toll sind hierbei die kulinarischen Ausflüge zusammen mit Heinlein in die verschiedenen Aromenwelten der Gourmetküche, in Geschmäcke und Gerüche, die sich zu kulinarischen Meisterwerken zusammensetzen und mit Bildern gleichgesetzt werden.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei glänzen insbesondere Keferlein und auch Marvin, während Heinlein zwar anfangs brilliert, zum Ende hin aber stark nachlässt. Stephan Ludwigs Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, sehr humorvoll und lässt das Kopfkino sofort anlaufen.

Die Buchgestaltung überzeugt auf ganzer Linie. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, der Buchsatz ist schön anzusehen, lediglich die Briefe an Lupita hätte man noch etwas trennschärfer abgrenzen können. Der Umschlag ist auf Cover, Buchrücken und Coverrückseite hochwertig geprägt und mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen, wobei auf der vorderen Innenseite eine Karte zur Unterstützung der Handlung abgedruckt ist. Das Cover ist sehr simpel aber farblich toll, insbesondere der Farbverlauf im Buchtitel ist gelungen. Gegebenenfalls hätte man für den – so beworbenen – kulinarischen Krimi aber auch noch einige Rezepte unterstützend anhängen können.

Mein Fazit? „Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller“ ist ein humorvoller Cosy Crime Roman, der unglaublich stark beginnt, aber leider in der zweiten Hälfte auch etwas nachlässt. Dennoch bedenkenlos für Liebhaber des Genres zu empfehlen – nicht erst ab dem vom Verlag angegebenen Alter von 18, sondern meines Erachtens durchaus auch schon ab 16 Jahren.

Von Sehnsüchten und schwierigen Entscheidungen | Doppelte Buchpost

Auch diese beiden Bücher erreichten mich vor kurzem als Rezensionsexemplare im Rahmen von Leserunden auf Lovelybooks.de – vielen Dank dafür! Sowohl in „Sehnsucht am Tegernsee“ von Hannah Lechner (emons Verlag) als auch in „Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller“ von Stephan Ludwig (FISCHER Scherz, S. Fischer Verlage) werden die Protagonisten vor schwierige Entscheidungen gestellt, müssen zwischen Liebe und Loyalität wählen, oder sich um Leichen im Keller kümmern. Egal ob große Gefühle, Humor oder eine gehörige Portion Spannung – in jedem Fall versprechen die Bücher daher ein unglaubliches Lesevergnügen.

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[Buchgedanken] Eva Almstädt: „Akte Nordsee – Am dunklen Wasser“ (Jacobsen/John 1)

Zuletzt habe ich „Akte Nordsee – Am dunklen Wasser“ von Eva Almstädt gelesen, den Auftakt zu ihrer Nordseekrimireihe um die Anwältin Fentje Jacobsen und den Journalisten Niklas John. Das Buch ist 2022 bei Lübbe in der Bastei Lübbe AG erschienen und als Regionalkrimi einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über die Bloggerjury.

Fentje Jacobsen entspricht nicht dem klassischen Bild einer Rechtsanwältin. Sie betreibt ihre Kanzlei vom Bauernhof ihrer Großeltern in Nordfriesland aus. Dort rauben ihr die beginnende Demenz der Oma, eine renitente 14-jährige Nichte und der leichtsinnige Bruder den letzten Nerv. Als Fentje beauftragt wird, einen jungen Mann zu vertreten, der des Mordes an seiner Freundin verdächtigt wird, stößt sie auf einen alten, sehr ähnlichen Fall. Fast zeitgleich verschwinden zwei Schülerinnen aus einem nahe gelegenen Internat. Bei ihren Nachforschungen lernt sie den weltgewandten, ehrgeizigen Journalisten Niklas John kennen. Trotz unterschiedlicher Ziele beginnen sie gemeinsam zu ermitteln …“

„Akte Nordsee – Am dunklen Wasser“ ist erkennbar ein Auftakt zu einer Krimireihe, geht er doch sehr gemächlich los, da erst alle Figuren eingeführt und deren Welten erklärt werden müssen. Im Verlauf der Handlung nimmt die Geschichte allerdings an Fahrt auf. Dabei ist das Buch gut als Standalone lesbar, werden doch alle relevanten, mit dem Kriminalfall verknüpften, Handlungsstränge aufgelöst – ein milder Cliffhanger verbleibt lediglich, was die persönliche Beziehung zwischen den Protagonisten angeht.

Die Handlung ist insgesamt durchaus spannend und abwechslungsreich, teils aber auch vorhersehbar. Hierbei wandelt der Roman an der Grenze zur Cosy Crime, haben wir doch polizeiferne Ermittler, insgesamt eher wenig Action und ein idyllisches Setting – hier punktet vor allem die Kanzlei im ehemaligen Kuhstall als innovative Abwechslung zu einem großstädtischen Kanzleisitz.

Neben dem Mordfall mischt Eva Almstädt weitere, durchaus gesellschaftlich relevante, Themen wie Mobbing an Schulen und die Loverboy Masche (oder zumindest eine Art davon) in den Roman mit ein. Diese verbleiben aber dezent im Hintergrund und lenken nicht zu sehr vom Haupthandlungsstrang ab. Dennoch hätte ich mir im Anschluss vielleicht eine kurze Information mit Ansprechpartnern oder einer Linksammlung zur Unterstützung Betroffener gewünscht.

Die einzelnen Charaktere sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Was selten vorkommt: In diesem Buch begeistern mich derzeit beide Protagonisten, sind abwechslungsreich, interessant und humorvoll. Aber auch Nebencharaktere wie Sofia und – ja – Blofeld vermögen zu überzeugen.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, der Buchsatz ist fehlerlos, aber auch unauffällig. Der Umschlag ist auf dem Titel und dem Buchrücken leicht geprägt und mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen, das Cover ist atmosphärisch gelungen und zieht sich über den kompletten Umschlag, sodass ein tolles Gesamtbild entsteht. Es ist aber auch noch etwas austauschbar/beliebig, sodass es an den Folgebänden ist, hier für ein einheitliches Reihendesign mit Wiedererkennungswert zu sorgen.

Mein Fazit? „Akte Nordsee – Am dunklen Wasser“ ist ein Regionalkrmi nah am Cosy Crime, der vor allem durch seine Protagonisten und ein ungewöhnliches Setting punktet, gerade am Anfang aber auch etwas zäh beginnt – dennoch ein gelungener Start in die Reihe. Für Liebhaber des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab dem vom Verlag empfohlenen Lesealter von 16 Jahren, vielleicht auch ein, maximal zwei Jahre früher.

[Buchgedanken] Mascha Vassena: „Mord in Montagnola“ (Tessin 1)

Vor kurzem habe ich „Mord in Montagnola“ von Mascha Vassena gelesen. Das Buch ist 2022 im Eichborn Verlag in der Bastei Lübbe AG erschienen und als Regionalkrimi einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über die Bloggerjury.

Kaum kehrt Moira, Übersetzerin und frisch getrennt, nach Jahren in das Tessiner Dörfchen Montagnola zurück, wird ein Toter in einer Nevèra, einem der dort typischen historischen Eiskeller, gefunden. An den polizeilichen Ermittlungen beteiligt ist auch Moiras Jugendliebe Luca Cavadini, inzwischen leitender Rechtsmediziner des Kantons, der sie bald als Dolmetscherin um Hilfe bittet. Die Befragungen in der Dorfgemeinschaft gestalten sich schwierig, doch bald wird klar, dass es im beschaulichen Tessin nicht gar so friedlich zugeht, wie es zunächst den Anschein hat.

„Mord in Montagnola“ ist ein in Tessin handelnder Regionalkrimi mit viel Lokalkolorit, der an der Grenze zu Cosy-Crime balanciert, erfüllt er doch einige der gängigen Genremerkmale wie eine fachfremde Ermittlerin. Insgesamt ist er aber, zumindest für meinen Geschmack, nicht cosy genug, sondern teils rasant, teils doch gewaltsam, sodass ich bei der Einstufung als (klassischer) Regionalkrimi verblieben bin.

Die Handlung ist dabei kurzweilig, abwechslungsreich und mit einigen, unerwarteten Wendungen versehen, die zum Ende hin allerdings teils auch etwas abstrus werden. Dabei bleibt die Liebesgeschichte erfrischend im Hintergrund und lässt den Fokus auf der Lösung des Falles, der gänzlich abgeschlossen wird, sodass das Buch auch als Standalone lesbar ist. Andererseits bleiben jedoch auch genügend weitere Ansatzpunkte, um die Figuren weiterzuentwickeln und eine mögliche Reihe – was ich sehr befürworten würde – zu begründen.

Das Setting ist naturgemäß traumhaft, entführt es den Leser doch in die italienischsprachige Schweiz, nach Lugarno und nach Montagnola, ein kleines Dörfchen in der malerischen Alpenregion. Zwischen Osteria und Nevèra, zwischen Strandpromenade und bergigen Serpentinen lernt der Leser die Region kennen und lieben, insbesondere auch durch Moiras Vater, einen der absoluten Sympathieträger des Romans.

Die einzelnen Figuren sind dabei im Wesentlichen dreidimensional angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Neben dem oben bereits erwähnten Ambrogio überzeugen hier vor allem Chiara und – in einer kleinen Nebenrolle – Luna (von der ich gern in einem nächsten Band mehr lesen würde), während Luca etwas blass bleibt.

Die Buchgestaltung ist im Wesentlichen gelungen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet. Der Buchumschlag ist mit Klappen und farbigen, aber nicht näher gestalteten Coverinnenseiten versehen, das Covermotiv schön anzusehen, allerdings fehlt mir etwas der Bezug zur Handlung.

Mein Fazit? „Mord in Montagnola“ ist ein gelungener, erfrischender Regionalkrimi mit tollem Setting und einer kurzweiligen, spannenden Handlung, die lediglich zum Ende hin etwas abfällt. Für Liebhaber des Genres bedenkenlos zu empfehlen, ab dem vom Verlag vorgeschlagenen Lesealter von 16 Jahren.

[Buchgedanken] Frauke Scheunemann: „Der Tote im Netz“ (Usedomkrimi 1)

In der letzten Zeit habe ich „Der Tote im Netz“ von Frauke Scheunemann gelesen, den ersten Teil ihrer Usedom-Krimi-Reihe um Franziska Mai und Kay Lorenz. Das Buch ist 2022 bei FISCHER Scherz, S. Fischer Verlag GmbH, erschienen und als Regionalkrimi einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Im Seebad Heringsdorf auf Usedom herrscht Aufruhr: Bäderland-Radio, der kleine Ostsee-Lokalsender, soll von einem größeren Konkurrenten geschluckt werden. Radioreporterin Franziska Mai ist zwar der Liebe wegen auf die Insel gezogen, aber nun gilt es, ihren Job zu retten. Ihre Idee: ein neues Format, bei dem die Usedomer alles auf den Tisch bringen können, was ihnen unter den Nägeln brennt. Und Franziska versucht zu helfen. Aber bald geht es nicht mehr um Nachbarschaftsstreitigkeiten, sondern um den Mord an einem Fischer, der tot in sein eigenes Netz gewickelt im Hafen von Zeglin gefunden wird – in seine Brust das Wort »Rache« eingeritzt. Franziska wittert ihre Chance und mischt sich in die Ermittlungen ein. Und kommt nicht nur Kommissar Kay Lorenz ins Gehege, sondern auch dem Mörder gefährlich nahe.

„Der Tote im Netz“ ist ein vielversprechender Reihenauftakt, der Elemente klassischer Regionalkrimis mit Eigenschaften des Genres Cosy Crime mischt und so eine humorvolle und locker-leichte Lektüre kreiert. Gewaltszenen werden im Wesentlichen ausgespart und der Fokus stärker auf die Beziehung zwischen den Protagonisten gelegt.

Die Handlung ist abwechslungsreich, gelegentlich aber auch voraussehbar. Gerade zum Ende hin verschwimmt teils die Schwerpunktsetzung zwischen dem Haupthandlungsstrang und einem Nebenhandlungsstrang, der zudem nie aufgelöst wird. So vermag auch das Ende an und für sich nur in Teilen zu überzeugen, bietet dafür aber Ansatzpunkte für die Folgebände.

Das Setting ist ländlich-idyllisch und entführt den Leser nach Usedom, in eine Welt zwischen Provinzradio und Hafenkneipe. Und auch wenn der Hauptteil der Handlung leider in einem ausgedachten Ort spielt, gelingt es der Autorin doch, das Flair der Küste und die Eigenart der Insulaner einzufangen, sodass das Kopfkino sofort anspringt – auch dank dem leicht und flüssig zu lesenden Schreibstil von Frauke Scheunemann.

Die einzelnen Charaktere sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, besonders überzeugen bislang aber die Nebencharaktere. So sind Greta und Janis absolute Sympathieträger des Romans, während bei Kay und Franzi noch etwas Luft nach oben ist, die die Folgebände aber gut ausfüllen kann. Lediglich die Antagonisten bleiben bislang etwas blass.

Die Buchgestaltung kann ebenfalls überzeugen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Umschlag ist auf dem Titel und Buchrücken hochwertig geprägt und mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen. Das Covermotiv ist schön anzusehen, aber etwas belanglos und lässt Bezug zur Handlung vermissen. Zudem gehen Buchrücken und Coverrückseite harmonisch ineinander über, zwischen Cover und Buchrücken ist jedoch ein harter Bruch.

Mein Fazit? „Der Tote im Netz“ ist ein gelungener Auftakt in die Krimireihe, der vor allem durch sein Setting und mit Humor punkten kann, gerade zum Ende hin aber auch noch kleinere Schwächen hat, die jedoch im Folgeband ausgeräumt werden können. Für Liebhaber des Genres bedenkenlos zu empfehlen, etwa ab einem Lesealter von 13 Jahren.