[Buchgedanken] Judith & Christian Vogt: „Schildmaid. Das Lied der Skaldin“

Eine Rezension frisch aus Leipzig von der Nichtbuchmesse! #weiterlesen

Vor kurzem habe ich „Schildmaid. Das Lied der Skaldin“ von Judith & Christian Vogt gelesen. Das Buch ist 2022 in der Piper Verlag GmbH erschienen und dem Genre Historical Fantasy zuzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag und die Autoren für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de

Seit sieben Jahren baut die Einzelgängerin Eyvor ein Drachenboot in einem Fjord. Als sich immer mehr Außenseiterinnen um sie scharen, wird sie unerwartet zur Kapitänin eines Schiffes, das eigentlich niemals in See stechen sollte. Die Letzte, die sich ihr anschließt, ist Herdis, das Krähenkind: Verfolgt von Berserkern zwingt sie die Gruppe zum Aufbruch. Es beginnt ein tödliches Wettrennen vom skandinavischen Festland bis ins Land der Eisriesen hinein, an dessen Ende nichts Geringeres droht als Ragnarök, das Weltenende selbst.

„Schildmaid. Das Lied der Skaldin“ ist historische Phantastik, so spielt die Geschichte zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt im Zeitalter der Wikinger. Zugleich gehört das Buch aber auch der selbsternannten, immer dominanter werdenden, progressiven Phantastik an, dreht es sich doch um Themen wie Emanzipation, sowie sexuelle und geschlechtliche Identitäten, die von der – zumindest überlieferten – Norm abweichen, ähnlich (sowohl im Setting als auch in der Botschaft) wie Nora Bendzkos „Die Götter müssen sterben“.

Die Handlung ist im Großen und Ganzen spannend und abwechslungsreich, mit zwischenzeitlich kleineren Längen und Ungereimtheiten und einem Ende, das – sagentypisch – auslegungsbedürftig ist und – zumindest mich – nicht vollends überzeugt.

Die einzelnen Charaktere sind im Wesentlichen dreidimensional angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Dabei werden auch dem Antagonisten gute Eigenschaften zuerkannt, sodass die Charaktere runder und kompletter wirken. Insbesondere überzeugen hier Tinna, Herdis und Birger.

Das Setting ist gelungen und führt den Leser durch einen Großteil der nordischen Welt, vom heutigen Dänemark über Norwegen, England und die Faröer bis hinzu entlegensten Inseln. Der Schreibstil der Autoren liest sich dabei wie aus einem Guss, durch die Vielzahl von Namen und die teils authentische Schreibweise kommt es jedoch zu Abstrichen in der Lesbarkeit, die gerade noch okay sind und durch die teils kurzen Kapitel aufgefangen werden.

Die Buchgestaltung überzeugt auf ganzer Linie. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, der Buchsatz ist gelungen und verdient ein Lob dafür, größere Sinnabschnitte immer auf ungeraden Buchseiten starten zu lassen. Der Buchumschlag ist hochwertig auf Cover, Buchrücken und Coverrückseite geprägt und mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen – sehr edel. Auch das Covermotiv überzeugt, lediglich die Darstellung des Buchtitels auf dem Cover kann für Verwirrung sorgen.

Mein Fazit: „Schildmaid. Das Lied der Skaldin“ ist historische/progressive Phantastik, die durch ein tolles Setting und komplexe Charaktere brilliert, aber auch einige Längen hat. Für Liebhaber des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von 16 Jahren.

[Buchgedanken] Nora Bendzko: „Die Götter müssen sterben“

In der letzten Zeit habe ich „Die Götter müssen sterben“ von Nora Bendzko gelesen. Der Roman ist 2021 bei Knaur Taschenbuch im Knaur Verlag, Droemer Knaur Gmbh & Co. KG veröffentlicht worden und den Genres Dark Fantasy und Historical Fantasy zuzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.

Troja wird fallen – und die Götter müssen sterben! So besagt es eine Prophezeiung von Artemis selbst, der mächtigen Göttin der Jagd, Herrin des Mondes und Hüterin der Frauen. Wenn die prunkvolle Stadt in Schutt und Asche liegt und das Schicksal der Götter besiegelt ist, sollen die Amazonen die Welt beherrschen. Doch Artemis segnet ausgerechnet Areto, die keine Kriegerin ist, mit ihren Kräften. Wie kann eine wie sie der Macht einer Göttin würdig sein? Aretos Erwählung spaltet die Amazonen in zwei Lager – ein Konflikt, der ihrem Volk im Trojanischen Krieg den Untergang bringen könnte.

Puh, das war ein wilder Ritt, auf den Nora Bendzko ihre Leser mitgenommen hat. „Die Götter müssen sterben“ ist im positiven Sinne unangepasst, brutal, erotisch und grenzüberschreitend. Es mischt die Genres von Dark Fantasy, Historical Fantasy und Mythic Fiction und bringt dem Leser die Welt der griechischen Götter- und Heldensagen näher – in einer Weise, auf die George R. R. Martin stolz wäre, metzelt sich die Autorin doch durch die Reihen von Freund und Feind und pflastert die Buchseiten mit Leichen von liebgewonnenen Charakteren.

Doch bevor ich genauer zur Handlung komme, möchte ich noch auf einige andere Punkte eingehen. So kann man zu Triggerwarnungen stehen, wie man will – meines Erachtens kann man, wenn man zu einem Buch des Genres Dark Fantasy greift, durchaus von den Tropes ausgehen, die hier verwendet worden sind, diese sind sicherlich in dem Genre keine Seltenheit. Nichtsdestotrotz ist die Triggerwarnung in dieser Allgemeinheit und Kürze durchaus noch angemessen, ich hätte mir aber gewünscht, dann konsequenterweise im ellenlangen Nachwort vielleicht zu den angesprochenen Themen Depression und Suizidalität Beratungs- und Kontaktstellen verlinkt zu bekommen. Auch ist es richtig und wichtig, dass Nora hier einen sehr diversen Cast an Protagonisten zusammengestellt hat und für Sichtbarkeit sorgt, die gerade in historischen Romanen aufgrund der Eindimensionalität der Geschichtssschreibung oftmals fehlt. Dennoch geht mir hier die konsequente Nutzung der sogenannten Neopronomen im Zusammenhang mit Iphito zu weit, gibt es doch noch keine allgemeine Sprachregelung dafür und mindert die Lesbarkeit.

Das Setting ist – erwartbar – brillant. Troja, Athen, Themiskyra – die Schauplätze sind spannend und gut gewählt, auch wenn ich mir teils noch anschaulichere Beschreibungen gewünscht hätte. Nichtsdestotrotz gelingt es Nora Bendzko, sofort das Kopfkino zum Laufen zu bringen, sodass man das Buch nicht aus der Hand legen möchte. Auch die Handlung fesselt den Leser, ist spannend, abwechslungsreich und wartet immer mal wieder mit unerwarteten Wendungen auf.

Die einzelnen Charaktere sind vielschichtig angelegt, haben Stärken, Schwächen, eigene Ziele und Motive. Besonders überzeugt haben hier Penthesilea, Phileas und Melanippe, aber auch einige der Götter und Helden wie Artemis und Achilles, sodass ich mir noch viele weitere Bücher über die verflochtene Götterwelt der Autorin wünschen würde. Dabei ist Noras Schreibstil schonungslos ehrlich und brutal, aber – im Wesentlichen – flüssig und leicht zu lesen.

Die Buchgestaltung vermag ebenfalls im Großen und Ganzen zu überzeugen. So haben Lektorat, Korrektorat und Buchsatz sauber gearbeitet, das Cover ist wunderschön, ein wahrer Eyecatcher und mit tollen Klappen versehen. Lediglich die farbigen Coverinnenseiten kommen hier etwas einfach daher, zudem hätte man durchaus auch auf eine etwas hochwertigere Prägung setzen können. Abschließend hätte ich mich – vor oder nach der Handlung – auch über ein Tableau der Götter- und Heldenwelt, einen Stammbaum des griechischen Olymps, sehr gefreut, hätte dieser doch, wie auch eine Karte, dem Leser prägnant und bildhaft relevante Informationen übermitteln können.

Mein Fazit? „Die Götter müssen sterben“ ist ein unglaublich dichter, athmosphärischer und spannender Dark-Fantasy-Roman, der vor allem durch eine tolle Handlung und ein brillantes, mythologisches Setting punkten kann und nur kleine Schwächen aufweist. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – aufgrund der expliziten Sexszenen und der exzessiven Gewalt alledings nicht für Leser unter 17, vielleicht auch erst ab 18 Jahren.

[Buchgedanken] Laura Ventur: „Whalea“ (Whalea 1)

In der letzten Zeit habe ich „Whalea“ von Laura Ventur gelesen. Das Buch ist 2021 im Selfpublishing über epubli erschienen und dem Genre Fantasy zuzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an die Autorin für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über die vermittelnde Agentur Literaturtest.

Zwei Leben, zwei Welten. Strikt voneinander getrennt und dennoch untrennbar miteinander verwoben durch die Zeit. Obwohl Rosa, Wächterin in Whalea, überzeugt ist, ihr lang gehütetes Geheimnis in den Tiefen ihrer fantastischen Dimension unauffindbar versteckt zu haben, spült das Schicksal ihr die Vergangenheit vor die Füße: Ben. Doch als der Frankfurter Banker Ben von Thalau unfreiwillig in Whalea auftaucht, stellt das nicht nur ihr Leben auf den Kopf. Denn Menschen sind in ihrer Welt strengstens verboten. Und er hat alle Hände voll zu tun, in der whaleanischen Realität nicht den Verstand zu verlieren. Für Rosa und ihre Gefährten beginnt ein beispielloser Spießrutenlauf. Sie müssen den Fremden wieder nach Hause bringen, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Dafür ist Rosa bereit, alle Tabus zu brechen. Nur so kann sie ihr Geheimnis bewahren. Allerdings hat sie die Rechnung ohne Ben gemacht. Der hat ganz andere Pläne.

„Whalea“ ist – trotz des sehr kindlichen Covers – ein Fantasyroman für jugendliche und erwachsene Leser, kombiniert er doch in einem bunten Genremix aus Urban-, High- und historical Fantasy erwachsenere Themen wie Gesellschaftskritik und Hexenvebrennung mit einer Fantasywelt, die eher für junge Leser gezeichnet ist. Anzumerken ist dabei zwingend, dass „Whalea“ – wenn auch nirgends angegeben – nur Auftakt zu einer Buchreihe sein kann, da es als eigenständiger Roman nicht wirklich funtioniert.

Denn zum Ende hin werden kaum Handlungsstränge aufgelöst, nahezu alle Probleme bleiben offen und das Buch endet in diversen Cliffhangern, was einen als Leser etwas ratlos und unbefriedigt zurücklässt. Abgesehen davon ist die Handlung jedoch durchaus spannend und abwechslungsreich, wenn auch – zumindest in der Gegenwart – die ganz großen Konflikte fehlen, wohingegen die Vergangenheitsebene auf ganzer Linie überzeugt.

Das Setting in Whalea wird im Wesentlichen anschaulich beschrieben, insgesamt lässt der Bau einer komplexen Fantasyswelt aber noch Luft nach oben – was bei der Dünne des Buches nicht verwundert. Ich hoffe daher, dass in den Folgebänden (so es sie geben wird) die Hintergrundgeschichte von Whalea, die einzelnen Rassen und Völker und das Magiekonzept noch etwas weiter ausgearbeitet werden, man nach und nach mehr über die Welt erfährt

Die einzelnen Protagonisten sind im Wesentlichen vielschichtig ausgearbeitet, wenn auch die Handlungsmotive, insbesondere von Rosa und ihren Gefährten, nicht immer klar aufgeklärt und ersichtlich sind. Dennoch überzeugen hier vorallem die – teils auch humorvoll angelegten – Nebenfiguren, insbesondere Olivia und Rasmus.

Dem Lektorat und Korrektorat sind nur kleinere Fehler durchgerutscht, die das Lesevergnügen nicht wesentlich schmälern, der Buchsatz ist gelungen und wird mit tollen Illustrationen unterstützt und aufgewertet, wenn auch die der Geschichte vorangestellte Karte dazu im Vergleich blass bleibt. Das Covermotiv kommt jedoch sehr kindlich rüber und vermag auch – trotz der abgebildeten Protagonisten – keinen wirklichen Bezug zur Handlung herstellen, auch die Coverrückseite kann nicht überzeugen.

Mein Fazit: „Whalea“ ist ein im Wesentlichen gelungener Debütroman, der allerdings nur als Reihenauftakt Sinn macht und nicht als Standalone gelesen werden kann und sollte, da er kaum Handlungsstränge auflöst. Das Buch vermag dabei durch eine grundsätzlich interessante und abwechslungsreiche Handlung zu überzeugen, deren Schwächen hoffentlich im Rahmen der nächsten Bände angegangen werden. Mit Veröffentlichung weiterer Teile bedenkenlos zu empfehlen – sollte das unterbleiben besteht Frustgefahr.

[Buchgedanken] Gunnar Kunz: „Lagunenrauner“

In der letzten Zeit habe ich „Lagunenrauner“ von Gunnar Kunz gelesen. Das Buch wurde in der jetzigen Form 2021 im Verlag Monika Fuchs veröffentlicht, die Erstveröffentlichung erschien 2013 unter dem gleichen Titel im Thienemann Verlag (nunmehr Thienemann-Esslinger Verlag GmbH). Der Roman ist als historische Urban Fantasy für Jugendliche einzuordnen, bzw. als fantastisches Jugendbuch. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag Monika Fuchs für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.

Venedig 1500. Schwarzer Nebel kriecht auf die Stadt zu, schlängelt sich durch die Lagune, füllt die Kanäle mit etwas Finsterem. Und bringt Krankheit und Tod. Marco, Sohn eines Glasbläsers, und seine Freundin Chiara, die Maskenmacherin, scheinen als Einzige in der Lage zu sein, Venedig zu retten. Doch dabei müssen sie nicht nur gegen uralte Magie kämpfen, gegen Intrigen und Verrat, sondern sich auch dem Flüstern der Lagune ausliefern – und den Fischmenschen, die der Legende nach tief unter der Stadt hausen.

„Lagunenrauner“ ist historische Urban Fantasy für Jugendliche – eher noch für die „Young Adult“-Zielgruppe. Dabei verknüpft der Autor die fantastischen Motive gut mit jugendtypischen Themen wie der ersten, zarten Liebe, einem Wissensdrang und -durst sowie der Rebellion gegen die Eltern (in diesem Fall die erziehungsberechtigten Onkel und Tante) ohne den Schwerpunkt zu stark ins fantastische oder Jugendbuchgenre abgleiten zu lassen.

Auch wenn Urban Fantasy in vielen Definitionen mit Contemporary Fantasy gleichgesetzt wird und damit als Gegenstück der historischen Fantasy gilt, verbleibe ich hier bei der Eingruppierung des Verlages, um klarzustellen, dass es sich um eine historische Geschichte handelt, die in der realen Welt spielt, die lediglich um fantastische Elemente ergänzt wird. Als – somit – historische Urban Fantasy fehlt es dem Roman allerdings – wie der Autor im Nachwort auch zugibt – an historischer Korrektheit, da sowohl das Stadtbild als auch das politische System, die Lebensdaten historischer Persönlichkeiten und auch die Sinkgeschwindigkeit Venedigs angepasst wurden. Egal wie man das Genre nun bezeichnet, sprengt diese massive Abweichung jedoch aus meiner Sicht die Genregrenzen, da die Gesetze der realen Welt geändert, die Geschichte umgeschrieben wird. Hier hätte ich mir mehr Korrektheit gewünscht – die man ohne Zweifel auch den Lesern hätte zutrauen können. Dass der Autor die Möglichkeit dazu gehabt hätte, zeigt auch die unzweifelhaft gute Recherche.

Abgesehen davon ist die Handlung spannend und abwechslungsreich. Der Autor beschreibt das Setting der Stadt Venedig um 1500 bildhaft und anschaulich und verleiht dem Wasser durch Marco eine Stimme, die die Natur des Wassers als – weder gute, noch schlechte – Urgewalt gut einfängt. Dabei lässt sich der Schreibstil des Autors gut und flüssig lesen.

Die einzelnen Charaktere sind größtenteils vielschichtig und dreidimensional angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Insbesondere Chiara und Alessandro begeistern mich hier, während Leonardo zwar lustig, aber überzeichnet wirkt.

Die Buchgestaltung überzeugt hingegen auf ganzer Linie. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, das Cover ist gelungen, zieht sich als Bild über den kompletten Buchumschlag und wirkt insgesamt zielgruppengerechter und erwachsener als das Coverbild der Vorauflage. Die mitgelieferte Karte ist zudem wunderschön anzusehen, wenn auch leicht spoilernd, wenn man sie zu früh studiert.

Mein Fazit? „Lagunenrauner“ ist ein im Wesentlichen überzeugender historischer Fantasyroman, der vor allem durch eine abwechslungsreiche Handlung und ein gelungenes Setting punktet, es aber leider an historischer Genauigkeit vermissen lässt. Für Liebhaber fantastischer Romane dennoch bedenkenlos zu empfehlen – allerdings nicht unter dem bei Amazon gelisteten Lesealter von 14 Jahren.

[Buchgedanken] Sandra Karin Foltin: „Pilgrims Oak: Das Jahr der verschwundenen Mädchen“

Vor einiger Zeit habe ich „Pilgrims Oak: Das Jahr der verschwundenen Mädchen“ von Sandra Karin Foltin beendet. Der Roman ist 2020 im Selfpublishing erschienen und dem Genre Historical Fantasy / Historical Mystery zuzurechnen. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an die Autorin für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.

1790 lebt die fünfzehnjährige Margaret auf Pilgrims Oak. Als auf benachbarten Plantagen Sklavenmädchen spurlos verschwinden, soll ein Gärtner verurteilt werden. Doch Maggie glaubt nicht an seine Schuld. Nachdem auch ein befreundetes Mädchen vermisst wird, versuchen sie und ihre Freundin Lizzy herauszufinden, was mit den Kindern passiert. Unterstützt werden beide von Lizzys Mutter, einer Hoodoopriesterin. Die beiden Heranwachsenden lernen fremdartige Wesen kennen, Geister, die um Hilfe bitten, und gefangene Seelen. Dass Maggie sich überdies in den Verlobten ihrer Schwester verliebt, macht die Jagd nach dem Täter nicht leichter. Die Freundinnen geraten immer tiefer in mysteriöse Geschehnisse und müssen bald um ihr eigenes Leben sowie das ihrer Lieben bangen.

„Pilgrims Oak“ ist – um das vorwegzunehmen – ein im Wesentlichen gelungenes Buch, eine Reise in die Geschichte der USA zur Zeit der Sklaverei und bietet interessante Einblicke in die Kultur und Überzeugungen der Hoodoo-Anhänger. Dabei werden insbesondere die Unterschiede innerhalb der Gesellschaft ausdrucksstark porträtiert, genau wie das damals vorherrschende Rollenmodell der Frau.

Die in zwei Zeitebenen spielende Handlung ist in aller Regel spannend und bietet auch die ein oder andere unerwartete Wendung. Trotz der durchaus auch überraschenden Geschehnisse am Ende der Handlung, hätte auf die zweite, aktuellere, Zeitebene aus meiner Sicht aber verzichtet werden können – der kleine Handlungstwist am Ende kompensiert die Spoiler des ersten Kapitel für die spätere Handlung nicht. Und auch der Ausgang der Love Story vermag mich nicht endgültig zu überzeugen – zwar historisch sicherlich korrekt, hätte man hier durchaus auch andere Lösungen finden können.

Das Setting hingegen brilliert auf ganzer Ebene. Eine alte Baumwollplantage in den Sümpfen, eine geschichtsträchtige Eiche – die Autorin setzt dem Leser dank ihres flüssigen Schreibstils Bilder in den Kopf, lässt ihn sich nach Louisiana träumen und dem Alltag entfliehen.

Auch die Charaktere sind im Wesenlichen dreidimensional angelegt, haben Stärken und Schwächen, Ziele und Motive. Dabei überzeugen mich vor allem Lizzy und Graham sowie Mr. Avery und Heddi.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat und Korrektorat sind nur kleinere Dinge durchgerutscht, die sich noch im Rahmen halten und den Lesefluss nicht mindern. Der Buchsatz bietet allerdings mangels fehlender Silbentrennung kein einheitliches Gesamtbild – und auch der Sinn hinter drei verschiedener Trennern (*, ** und ***) erklärt sich mir nicht und verwirrt. Auch das Cover bietet Stärken und Schwächen. So ist positiv zu bewerten, dass ein klarer Bezug zur Handlung da ist und sich das Grundbild über den kompletten Buchumschlag zieht. Allerdings ist das Motiv insgesamt etwas zu düster und die fehlenden Kontraste machen es schwer erkennbar

Mein Fazit: „Pilgrims Oak: Das Jahr der verschwundenen Mädchen“ ist ein im Wesentlichen überzeugender historischer Roman mit sehr ausgeprägten Fantasy-/Mystery-Aspekten, der vor allem durch sein tolles Setting brilliert und nur kleinere Schwächen bietet, die das Lesevergnügen kaum schmälern. Für Liebhaber von Mysteryromanen bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von 16.

[Buchgedanken] Tanja Bruske: „Schlüssel der Zeit 1“

In der letzten Zeit habe ich den ersten Band der „Schlüssel der Zeit“-Reihe von Tanja Bruske gelesen, erschienen 2019 im mainbook Verlag, Frankfurt. Vielen Dank an dieser Stelle an den Verlag und die Autorin für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares. Das Buch ist dem Genre Historical Fantasy zuzuordnen und enthält die drei Novellen „Der Ruf der Schlösser“, „Der Hexer von Bergheim“ und „Das Geheimnis der Kommende“

51RRF0LtNBL._SX340_BO1204203200_Ihren 17. Geburtstag hat sich Keyra eigentlich anders vorgestellt: Zuerst dieser Albtraum, dann blamiert sie sich vor ihrer ganzen Klasse, und ihr Vater lässt sie mal wieder im Stich. Wenigstens von ihrer Großmutter bekommt sie ein besonderes Geschenk: eine Kette mit einem Anhänger in Form eines Schlüssels. Keyra ahnt noch nicht, dass dieses Schmuckstück sie wenig später in das Abenteuer ihres Lebens stürzt – denn mit seiner Hilfe hört sie im Wilhelmsbader Kurpark ein Schloss singen, das eine Tür in die Vergangenheit öffnet … Dies ist nur der Anfang einer Reihe unglaublicher Reisen in die Vergangenheit. Keyra bekommt es mit Hexenjägern und einem rücksichtslosen Ritter zu tun und erfährt von ihrer besonderen Bestimmung: Sie ist eine Zeitwächterin!

„Schlüssel der Zeit 1“ ist eine Sammlung von Kurzromanen/Novellen, eine episodenhafte Erzählung der Geschichte von Keyra Kelly. In jeder der drei Episoden lernt man eine andere Geschichtsepoche kennen – so spielen sie im 15., 17. und 19. Jahrhundert. Der Handlungsort ist stark lokal begrenzt – was einerseits den Reiz der Reihe ausmacht, andererseits aber auch eintönig werden kann. Ich bin schon gespannt, wie die Autorin die Folgeepisoden ausgestaltet.

Auch wenn kleinere Logikfehler – sofern man bei fantastischen Zeitreiseromanen davon sprechen kann – vorhanden sind, gelingt es der Autorin doch, im Wesentlichen eine spannende und stringente Handlung zu erschaffen, die Potential für viele weitere Episoden bietet und durch die Abwechslung überzeugt. Dabei punktet die Geschichte vor allem auch vom lokalen Setting, das durch die Vergleiche der damaligen und heutigen Zeit den Leser einlädt, vielleicht auf einer Reise die Spielorte der Episoden zu besichtigen. Gleichsam lernt man als Leser nicht nur die Region kennen, sondern erfährt auch viel über die Vergangenheit – fast zu viel (dass ich das als Geschichtsfanatiker mal sage …). Da man zusammen mit Keyra lernt, zusammen mit ihr über ihren Aufträgen brütet, sind die geballten Informationen gerade noch so im Rahmen – vielleicht hätte sich der ein oder andere Fakt aber auch gut in ein Nachwort / eine Anmerkung packen lassen. Auch die Wege, Fahr- und Laufstrecken sind teils etwas zu präsent – die stetige Wiederholung der Ortsnamen führt mehr zu Verwirrung, als das es für Klarheit sorgt – eine Karte des Kinzigtals mit den Handlungsorten zu Beginn des Buches wäre noch ein kleines, zusätzliches Gimmick gewesen.

Durch die episodenhafte Erzählung wird man immer wieder mit neuen Charaktern konfrontiert, sodass man – außer im Beispiel von Keyra – wenig zu einer konsequenten Charakterentwicklung sagen kann. Auch wenn die Nebencharaktere der Gegenwart regelmäßig in den einzelnen Novellen auftauchen, nehmen doch die Abenteuer in der Vergangenheit die zentrale Rolle ein. Hier wird viel Raum für die weiteren Episoden gelassen, gerade auch, was Keyras Interesse an Ben angeht – oder bezüglich der familiären Probleme, vor denen sie steht.

In der Buchgestaltung finden sich leider leichte Schwächen. Satz, Lektorat und Korrektorat sind da durchaus einige Fehler durchgerutscht, zudem sind die eingestreuten historischen Dokumente zwar interessant anzusehen, aber nicht wirklich lesbar. Auch das Cover vermag nicht vollends zu überzeugen. So ist die Titelseite zwar durchaus ansehnlich, aber etwas eintönig und lässt den Bezug zur Geschichte vermissen, da dort von einem Schlüssel aus Bergkristall die Rede ist. Auch wird hier viel Potential verschenkt – wenn man schon ein solch lokales Buch schreibt, hätten regionale Aspekte duchaus auch auf dem Cover Einklang finden können. Viel gravierender finde ich aber die Coverrückseite, auf der einfach Textfelder über das Hintergrundbild gelegt worden sind – ein krasser Bruch – vor allem, wenn man den ohnehin hellen Hintergrund berücksichtigt, auf dem sich der Klappentext ganz organisch und harmonisch eingefügt hätte.

Mein Fazit? „Schlüssel der Zeit 1“ ist eine spannende, episodenhafte regionale Reihe aus dem Genre „Historical Fantasy“, die vor allem durch ein tolles Setting und eine abwechslungsreiche Handlung überzeugen kann und dabei kleinere Logikfehler leicht vergessen lässt. Leider sind in der Buchgestaltung einige Mängel vorhanden – für Liebhaber regionaler Geschichte dennoch bedenkenlos zu empfehlen.

Buchpost zu Pfingsten

Pünktlich zum langen Wochenende erreichte mich gestern erneut Buchpost, die ich Euch natürlich nicht vorenthalten möchte. Es handelt sich um „Schlüssel der Zeit 1“ von Tanja Bruske. Vielen Dank an dieser Stelle an die Autorin und den mainbook Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares noch vor dem Publikationsdatum am 10.06.2019. Ich bin ja immer auf der Suche nach neuen Autoren – und daher schon ganz gespannt auf diese lokal-historisch-fantastische Serie.

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Wie mir das Buch gefallen hat, könnt Ihr dann in wenigen Wochen hier auf dem Blog nachlesen. Bis dahin – Euch allen ein frohes Pfingstwochenende!

[Buchgedanken] Nora Bendzko: „Kindsräuber“ (Ein Galgenmärchen)

In der letzten Zeit habe ich Nora Bendzkos „Kindsräuber“ gelesen. Die Märchenadaption ist Bestandteil ihrer dunkelfantastischen Gagenmärchen-Reihe und am ehesten dem Genre „Historical Fantasy“ zuzuordnen. Das Buch ist 2017 im Selfpublishing erschienen und landete bei der diesjährigen Seraph-Verleihung auf der Shortlist der „Besten Independent Romane“. Eine signierte Ausgabe davon könnt Ihr noch bis zum 11.05.2018 auf meiner Facebook-Seite gewinnen, ein Interview mit der Autorin *hier* nachlesen.

51ozlfbz6tl-_sx327_bo1204203200_Seit ihrer Kindheit besitzt Alene die Gabe, die Geister der Toten zu sehen. Nur mit Mühe schlagen sie und ihr Vater sich durch das von Hunger und Krieg gebeutelte Prag. Doch dann wird die Stadt vom Rumpelstilzchen heimgesucht, und ein Kind nach dem anderen verschwindet. Aus Angst, ihr eigenes ungeborenes Kind zu verlieren, greift Alene nach jeder Gelegenheit, dem Geist zu entfliehen. Doch ihr bleiben nur drei Tage. Drei Tage, eine Lösung auf das Rätsel zu finden, und ihren drohenden Tod zu verhindern.

Wie aus der Inhaltsangabe schon ersichtlich, greift „Kindsräuber“ das grimmsche Märchen „Rumpelstilzchen“ auf und adaptiert dieses auf innovative Weise vor dem historischen Hintergrund des 30-jährigen Krieges. Auch wenn ich (als Kurpfälzer) der Autorin die Rollen, die Friedrich von der Pfalz und Elizabeth Stuart in der Geschichte spielen, etwas übel nehme, so ist es ihr doch gelungen, eine überzeugende, beklemmende Grundstimmung zu schaffen, die sich noch am ehesten mit „Stolz und Vorurteil und Zombies“ vergleichen lässt.

„Kindsräuber“ ist spannend von der ersten, bis zur letzten Seite und überzeugt mit einem tollen Setting der historischen Stadt Prag. Der Spannungsbogen wird durchgängig gehalten und effektvoll mit Spannungsspitzen bis aufs äußerste gespannt. Es gelingt der Autorin zudem, allen Charakteren eigene Motive zu geben, die die Handlungen nachvollziehbar machen. Noras Schreibstil lässt sich größtenteils flüssig lesen, kleinere Holpler stammen eher aus der verwendeten historischen Sprache.

Der Buchsatz ist leicht gewöhnungsbedürftig, aber größtenteils fehlerfrei. Auch Lektorat und Korrektorat sind kleinere Fehler durchgerutscht, die aber nicht so gravierend sind, dass sie das Lesevergnügen schmälern. Das Cover fügt sich gut ins Gesamtkonzept der Reihe ein und schafft einen hohen Wiedererkennungswert, ist mir persönlich aber zu verwaschen und gewollt künstlerisch.

Mein Fazit? „Kindsräuber“ ist ein dunkelfantastischer Roman, der vor allem durch ein tolles Setting und ein innovatives Konzept punkten kann. Kleinere Schwächen in der Bucherstellung werden dabei durch die spannende Handlung mehr als ausgeglichen. Für Fans dunkler Phantastik oder von Thrillern, die auf der Suche nach etwas neuem, ungewöhnlichen sind, bedenkenlos zu empfehlen. Allerdings nicht für Leser unter 16 Jahren!

 

Verlagsvertrag zum Lutherjahr

Ganz besonders freue ich mich, Euch heute wie versprochen noch eine tolle Neuigkeit von mir verkünden zu dürfen.

Passend zum 500-jährigen Reformationsjubiläum 2017 habe ich gestern einen weiteren Verlagsvertrag für eine Kurzgeschichte unterschrieben. Voraussichtlich im März 2017 erscheint im Burgenweltverlag die historische Anthologie „Luther – aus dem Leben einer Legende“ mit meiner Geschichte „Heilige Anna, hilf!“. Meine historisch-fantastisch angehauchte Geschichte basiert auf einer weitverbreiteten Legende über den Reformator – umso gespannter bin ich, auch die anderen Geschichten zu lesen, um noch weitere tolle, skurille und besondere Begebenheiten aus seinem Leben kennenzulernen.

Ich freue mich, endlich wieder in meinem Lieblingsgenre zu veröffentlichen. Auch wenn es dieses Mal kein rein historischer Text ist, steckt doch viel Recherche dahinter (vielen Dank an die Universitätsbibliothek Heidelberg für ihren großen Bestand an Lutherbiographien ;)). Vielleicht sollte ich mich in Zukunft auch wieder stärker auf meine Stammgenres Romance und History konzentrieren, nachdem die Ausflüge in die diversen Gattungen der Fantasy in diesem Jahr eher mit durchwachsenem Erfolg gekennzeichnet waren.

In jedem Fall ein versöhnlicher Abschluss für das Jahr 2016 und ein toller Start in die besinnliche Adventszeit. Und wer weiß – vielleicht kommt ja noch ein kleines Weihnachtswunder dazu.

Ich wünsche Euch einen frohen ersten Advent!
Erik