Hochspannung im Doppelpack | Krimi-Buchpost

In den letzten Tagen erreichten mich diese beiden Bücher als Rezensionsexemplare im Rahmen von Leserunden auf Lovelybooks.de – vielen Dank dafür. „Bad Business. Deal mit dem Tod“ von Lucie Flebbe ist im Grafit Verlag in der Emons Verlag GmbH veröffentlicht worden, „Doch das Messer sieht man nicht“ von I.L. Callis direkt bei Emons. Bei beiden Büchern handelt es sich um Kriminalromane, die jedoch gänzlich andere Subgenres/Themen bedienen, haben wir hier doch einen (Wirtschafts-)Krimi im medizinischen Sektor und einen historischen Kriminalroman, der im Berlin der Goldenen Zwanziger spielt. So oder so ist sicherlich Hochspannung garantiert – ich freue mich schon darauf, in die verschiedenen Fälle einzutauchen.

Lest Ihr gern Kriminalromane?

[Buchgedanken] Matthias Wittekindt: „Spur des Verrats“ (Craemer und Vogel 2)

Vor kurzem habe ich auch „Spur des Verrats“ von Matthias Wittekindt gelesen. Das Buch ist 2023 im Wilhelm Heyne Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH erschienen und als historischer Kriminalroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Kopenhagen, 1910: Der 8. Internationale Sozialistenkongress ist ein Sammelbecken für Schwärmer, Umstürzler und Utopisten jeglicher Couleur. Mitten unter ihnen: Der preußische Geheimagent Albert Craemer. Getarnt als Genosse, hofft er, etwas über die Hintergründe eines Attentats zu erfahren, das sich kurz zuvor im Berliner Tiergarten ereignete. Seine Mission ist heikel: Nicht nur, weil Craemer fürchten muss, enttarnt zu werden – sondern auch, weil er den Mördern bereits viel näher ist, als er selbst es ahnt.

„Spur des Verrats“ ist der zweite Band der Reihe um Craemer und Vogel, wobei gerade Lena Vogel in diesem Band eine eher untergeordnete Rolle spielt. Das Buch ist hierbei als historischer Kriminalroman einzuordnen, auch wenn aufgrund der starken internationalen Verwicklungen auch ein (historischer) Spionagethriller hätte angenommen werden können. Dabei kann der Roman gut als Standalone gelesen werden, Vorwissen ist nicht erforderlich, zumindest habe ich beim Lesen nicht allzu viel vermisst, wurden doch die relevanten Beziehungen zwischen den Protagonisten auch in diesem Buch aufgegriffen und vorgestellt.

Die Handlung ist durchaus spannend, kommt aber relativ langsam in Schwung, da unglaublich viele Protagonisten und Handlungsstränge angelegt werden. Auch später entschleunigt diese immer mal wieder, zu einem richtigen Pageturner entwickelt sich der Roman somit nie. Dennoch vereint er eine tolle Kombination aus Kriminalroman, Spionagethriller, historischem Roman und durchaus humorvollen Szenen und Figuren zu einem tollen Gesamtpaket.

Das Setting ist naturgemäß brillant. So entführt der Autor den Leser ins frühe 20. Jahrhundert, nimmt ihn mit auf eine Reise durch Europa bis hin auf eine abgelegene, dänische Insel in ein Camp der Lebensreformer. Dabei hätte ich mir allerdings für einen Kriminalroman noch etwas mehr Einblicke in den damaligen Polizei- und Geheimpolizeiapparat gewünscht, etwas mehr interne Verstrickungen und Verwicklungen.

Die einzelnen Figuren sind aufgrund ihrer Vielzahl teils etwas eindimensional angelegt, können aber im weiteren Verlauf der Reihe durchaus noch entwickelt werden. Hierbei überzeugt vor allem Adler, während sein Kompagnon Habert etwas undurchsichtig verbleibt. Matthias Wittekindts Schreibstil ist dabei definitiv ungewöhnlich und etwas berichtartig – mir persönlich hat hier etwas Emotionalität gefehlt, ich hätte mir etwas mehr „Show, don’t tell“ gewünscht.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat und Korrektorat haben im Wesentlichen sauber gearbeitet, der Buchsatz ist unspektakulär aber ordentlich, allerdings hätten die Protokolle etwas innovativer gesetzt werden können. Auch auf die spoilernden Kapitelüberschriften hätte hier durchaus verzichtet werden können, die vorangestellte Karte unterstützt hingegen die Handlung gut. Das Titelbild ist ebenfalls schön anzusehen, wenn auch etwas beliebig und ohne Bezug zur Handlung. Zudem wird es zum Buchrücken hin unterbrochen.

Mein Fazit? „Spur des Verrats“ ist ein solider historischer Kriminalroman mit einem tollen Setting und einer spannenden Handlung, dabei leider aber auch etwas langatmig und mit einem ungewöhnlichen Schreibstil. Für Leser, die sich damit anfreunden können, dennoch bedenkenlos zu empfehlen.

Historischer Doppelpack | Lovelybooks-Buchpost

Auch diese beiden, Anfang des 20. Jahrhunderts spielenden, Romane erreichten mich vor kurzem als Rezensionsexemplare im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de – vielen Dank dafür! Während „Spur des Verrats“ von Matthias Wittekindt (Heyne Verlag) den Leser als historischer Kriminalroman ins deutsche Kaiserreich entführt, reist man in „Alle Feuer der Hölle“ von André Milewski (Selfpublishing) zur größten Naturkatastrophe des 20. Jahrhunderts auf die Insel Martinique. Ich bin schon ganz auf die Ausflüge in die Vergangenheit gespannt!

Mögt Ihr Bücher, die auf realen Ereignissen basieren?

[Buchgedanken] Andreas J. Schulte: „Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs“

Vor kurzem habe ich „Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs“ von Andreas J. Schulte gelesen. Das Buch ist 2023 in der Emons Verlag GmbH erschienen und als historischer Kriminalroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Spätsommer 1151. Hildegard von Bingen reist ins Kloster Disibodenberg, um den Verhandlungen über die Thronfolge beizuwohnen. Begleitet wird sie von Elisabeth, einer jungen, gewitzten Novizin. Doch kurz nach ihrer Ankunft geschieht ein Mord. Ein Giftanschlag, ist sich Hildegard sicher. Sie versucht, mit ihren medizinischen Kenntnissen dem Täter auf die Spur zu kommen – bis sie selbst unter Mordverdacht gerät. Nun liegt es an Elisabeth: Kann sie die Unschuld ihrer Äbtissin beweisen?

„Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs“ lässt sich aus meiner Sicht nicht so deutlich dem Genre des historischen Kriminalromans zuordnen, wie vom Verlag angegeben. So tritt der vermeintliche Kriminalfall erst sehr spät im Buch auf – bis zu diesem Zeitpunkt haben wir eher einen klassischen historischen Roman. Auch wird der „Fall“ in eine historisch-machtpolitische Intrige eingebettet, sodass hier viel für die Einordnung als historischer Roman spricht. Da es aber auch nicht gänzlich abwegig ist, habe ich es oben bei der Klassifizierung als historischer Kriminalroman belassen.

Die Handlung ist dabei durchaus spannend und abwechslungsreich und kann auch mit der einen oder anderen unerwarteten Wendung aufwarten, kommt allerdings etwas langsam in Schwung und hat – gerade zu Beginn – daher einige Längen. Punkten kann die Handlung jedoch mit Authentizität – so zeugt sie von guter Recherche und einer Liebe zur Geschichte. Als Leser hätte ich mir unterstützend allerdings eine Dramatis Personae gewünscht.

Das Setting ist hochinteressant und gelungen. so entführt Andreas J. Schulte den Leser ins 12. Jahrhundert, in eine machtvolle Epoche der Kirche – und in die Zeit der faszinierenden Hildegard von Bingen. Erstaunlich, wie selten Teile ihres Lebens in historischen Romanen vorkommen – umso schöner, dass der Autor hier mit dem Emons Verlag eine klaffende Lücke gefüllt hat. Dabei gelingt es dem Autor gut, die Standesunterschiede, die Macht, die Intrigen und den Lebensstil der damaligen Zeit einzufangen und für den Leser erlebbar zu machen.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Neben Elisabeth, die hier als Protagonistin auf ganzer Linie brilliert, können auch wichtige Nebencharaktere wie Gertrudis und Pater Herbrand überzeugen. Andreas J. Schultes Schreibstil ist dabei leicht und flüssig lesbar, authentisch und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben ordentlich gearbeitet, der Buchdeckel ist auf Cover, Coverrückseite und Buchrücken hochwertig geprägt und mit Klappen versehen, farbige Coverinnenseiten mit Lageplänen der Klöster (die mir generell gefehlt haben) hätten hier für ein noch runderes Gesamtprodukt sorgen können. Das Covermotiv, die Gestaltung insgesamt, ist zudem etwas eintönig und schlicht.

Mein Fazit? „Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs“ ist ein historischer Kriminalroman mit tollem Setting und faszinierenden Charakteren, der lediglich zu Anfang etwas schwächelt. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von etwa 12 Jahren.

[Buchgedanken] Mathias Berg: „Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens“ (Kriminalistinnen 1)

Vor kurzem habe ich „Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens“ von Mathias Berg gelesen. Das Buch ist 2023 in der Emons Verlag GmbH erschienen und als historischer Kriminalroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Düsseldorf, 1969: Erstmals werden Frauen zu Kriminalbeamtinnen ausgebildet – ein Novum, das Widerstände in der Behörde und der Bevölkerung hervorruft. Die zweiundzwanzigjährige Lucia Specht lässt sich davon nicht abhalten. Sie ist fasziniert vom Beruf der Kriminalistin und fest entschlossen, der Enge ihrer Heimatstadt zu entkommen. Als ein junges Hippiemädchen brutal ermordet wird, nimmt sich Lucia unter Mithilfe ihrer Kolleginnen des Falls an – und beweist, dass sie das Zeug zur Ermittlerin hat.

„Der Tod des Blumenmädchens“ ist ein Roman über die ersten Kriminalistinnen der Geschichte. Zwar sind noch keine Folgebände angekündigt (zumindest, soweit ich es gefunden habe), da der Autor das Buch aber als Band 1 einer „Retro-Krimireihe“ bewirbt, bin ich zuversichtlich, was Fortsetzungen angeht – denn genau darauf ist das Buch auch ausgelegt. Aus meiner Sicht handelt es sich aber nicht um einen Retro-Krimi, sondern vielmehr um einen (bereits) historischen Kriminalroman – auch wenn die Eingruppierung als zeitgeschichtlichen Kriminalroman des Verlags ebenfalls passt. Darüber hinaus ist „Der Tod des Blumenmädchens“ auch ein feministischer Roman, behandelt er doch auch fernab der Aufnahme der Frauen in der Polizei weitere, zeitgeschichtlich-feministische Themen wie die Strafbarkeit von Abtreibungen und die notwendige Erlaubnis des Ehemannes, dass die Frau arbeiten darf.

Die Handlung ist hierbei kurzweilig, abwechslungsreich und durchaus spannend und mit unerwarteten Wendungen versehen. Zwar hätte der Fall durchaus noch etwas komplexer sein können, durch den gleichzeitigen Fokus auf die Ausbildung der Kriminalistinnen hätte dies das Buch aber vielleicht auch etwas überfrachtet – hier kann ja nach nunmehr angelegten Figuren gegebenenfalls im nächsten Band der Reihe noch etwas nachgelegt, können die offenen Handlungsstränge noch intensiver miteinander verknüpft werden. Positiv überrascht hat mich zudem das Ende, das dafür sorgt, dass das Buch als Standalone gelesen werden kann, aber auch genug Potential für die Folgebände lässt und nicht den einfachsten Ausweg aus der Handlung sucht.

Das Setting ist naturgemäß gelungen. So entführt der Leser den Autor ins Düsseldorf Ende der 60er Jahre, in eine Zeit zwischen Flower Power, feministischem Lesezirkel und verkrusteten Strukturen. Dabei wird der krasse Unterschied zwischen Pott und florierender Großstadt in der Figur von Lucia mehr als deutlich – was nicht zuletzt am Dialekt liegt, den ihre restliche Familie spricht. Highlight des Settings sind übrigens die tollen Szenelokale und Clubs – wer nach der Lektüre nicht selbst ins Creamcheese möchte, dem ist wohl auch nicht mehr zu helfen.

Die einzelnen Charaktere sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Aufgrund der Fülle an Kriminalistinnen und anderen Figuren sind zwar noch nicht alle bis ins Detail ausgearbeitet, neben Lucia können dennoch wichtige Nebencharaktere wie Otto, Toni und Mieze überzeugen. Mathias Bergs Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen und lässt das Kopfkino sofort anspringen. Ältere Begriffe und dialektische Gespräche lassen sich im Regelfall aus dem Konsens erschließen und stören so ebenfalls nicht den Lesefluss, sondern sorgen vielmehr für Authentizität.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Buchdeckel ist auf dem Buchrücken leicht geprägt, Cover und Coverrückseite sind zudem farblich toll gestaltet, wenn auch ungewöhnlich für einen Krimi. Das Covermotiv kann allerdings nicht in Gänze überzeugen, genau wie auch die etwas konservative Typographie auf dem Cover und die Komposition des Umschlags generell. Es bleibt zudem abzuwarten, ob es zumindest gelingt, mit den Folgebänden einen einheitlichen Gesamteindruck der Reihe mit Wiedererkennungswert zu erzeugen.

Mein Fazit? „Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens“ ist ein toller Auftakt in die historische Krimireihe, der vor allem mit einer abwechslungsreichen Handlung, einem tollen Ende und interessanten Figuren überzeugen kann. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von etwa 16 Jahren.

Historische Krimis im Doppelpack | Lovelybooks-Buchpost

Auch diese beiden Bücher erreichten mich vor kurzem als Rezensionsexemplare im Rahmen von Leserunden auf Lovelybooks.de – vielen Dank dafür! Sowohl „Francobaldi – Das Geheimnis der Illuminaten“ von Elisabeth Schinagl (Allitera Verlag) als auch „Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs“ von Andreas J. Schulte (Emons Verlag) sind dabei als historischer Kriminalroman einzuordnen – auch wenn sie die Leser jeweils in gänzlich andere Epochen entführen. Ich bin schon gespannt darauf, ob ich mich im 12. oder im 18. Jahrhundert mehr zuhause fühle :).

In welche Zeit würdet Ihr gern einmal reisen?

[Buchgedanken] Jörg Kohn: „1799 – Die Schatten von Oldenburg“ (von Marburg 1)

Vor einiger Zeit habe ich den historischen Kriminalroman „1799 – Die Schatten von Oldenburg“ von Jörg Kohn gelesen. Das Buch ist 2022 in der Gmeiner-Verlag GmbH veröffentlicht worden, die Erstausgabe erschien 2021 unter dem Titel „1799 – Oldenburger Morde“ und Autorennamen „Jörg Hartmut Kohn“ bei BoD. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Oldenburg, Juni 1799. Die Nachricht vom Tod seiner Eltern reißt den jungen Studenten Johannes Friedrich von Marburg aus seiner feuchtfröhlichen Abschlussfeier. Zusammen mit drei Hausangestellten fielen Carl Ludwig Freiherr von Marburg und seine Frau einem äußerst ungewöhnlichen Verbrechen zum Opfer. Da die Untersuchungen der herzoglichen Polizeidragoner nicht vorankommen, beginnt Johannes auf eigene Faust zu ermitteln. Als er herausfindet, dass seine Eltern unmittelbar vor ihrem Tod eine Reisebekanntschaft aus Frankreich beherbergten, begibt er sich auf die gefährliche Suche nach der Unbekannten …

„1799 – Die Schatten von Oldenburg“ ist ein Roman, der sich stark der Historie widmet, den historischen Ereignissen viel Platz einräumt, diese erklärt und in den Mittelpunkt der Handlung stellt. Aufgrund der Prämisse des Romans, dem doch immer mitschwingenden Kriminalfall, würde ich das Buch dennoch als historischen Kriminalroman einordnen – und schlussendlich wird das Buch auch als solcher beworben.

Die Handlung ist durchaus spannend, hat teils aber auch ihre Längen und einige unnötige Wendungen. Zwar wird der zugrundeliegende Kriminalfall abschließend gelöst, dennoch endet der Roman ärgerlicherweise in einem unnötigen und heftigen Cliffhanger, der einer Fortsetzung verlangt, wofür die Geschichte auch genug Potential liefert.

Das Setting überzeugt im Wesentlichen. Jörg Kohn nimmt den Leser mit auf eine Reise in ein Norddeutschland, das nach der französischen Revolution an der Schwelle zum 19. Jahrhundert steht. Dabei ist der Schreibstil des Autors authentisch und zeugt von guter Recherche, wenn auch teils die Lesbarkeit der Authentizität geopfert wurde – hier hätte man durchaus auch etwas bedachter vorgehen können.

Die einzelnen Figuren sind dabei vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei überzeugen vor allem Lürssen, Sartorius und Klara, während Johannes als Protagonist doch teils sehr naiv und unlogisch agiert und so insgesamt blass verbleibt. Auch hier könnte aber in einem Folgeband durchaus noch nachgebessert, die Entwicklung des Charakters vorangetrieben werden.

Die Buchgestaltung ist insgesamt solide. Lektorat und Korrektorat haben ordentlich gearbeitet, der Buchsatz ist gelungen und verdient sich ein Lob allein schon dafür, die Kapitel auf ungeraden Seiten zu starten. Dabei werden den Kapiteln umfangreiche literarische Zitate vorangestellt, die zumindest in der Häufigkeit den Lesefluss doch leicht mindern. Der Buchumschlag ist mit einfarbigen Coverinnenseiten versehen – hier hätte ich mir durchaus auch eine Karte der norddeutschen Lande vorstellen können. Das Covermotiv ist zwar ansehnlich, wird aber zum Buchrücken hin unterbrochen und dort, zusammen mit der Coverrückseite einfach nochmal dargestellt – etwas skurril und ungewöhnlich.

Mein Fazit? „1799 – Die Schatten von Oldenburg“ ist ein historischer Kriminalroman mit einer spannenden Handlung und tollen Nebenfiguren, aber auch kleineren Längen und einem ärgerlichen Cliffhanger am Ende. Für Leser des Genres dennoch bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von etwa 14 Jahren.

[Buchgedanken] Alex Beer: „Felix Blom – Der Häftling aus Moabit“ (Felix Blom 1)

Vor kurzem habe ich „Felix Blom – Der Häftling aus Moabit“ gelesen, den ersten Band der neuen Reihe von Alex Beer. Der Roman ist 2022 bei Limes in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH erschienen und als historischer Kirminalroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines unkorrigierten Vorableseexemplars über die vermittelnde Agentur Buchcontact.

Berlin, 1878: Der Gauner Felix Blom wird nach drei Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen. Doch in Freiheit ist nichts mehr so, wie es mal war: Sein Hab und Gut gepfändet, seine Verlobte ist mit jemand Neuem liiert. Alle Versuche, an Geld oder Arbeit zu kommen, scheitern. Aber dann hat Blom eine geniale Idee: Warum sich nicht mit der neuen Nachbarin zusammentun? Die ehemalige Prostituierte Mathilde führt eine Privatdetektei, allerdings sind die Aufträge rar, da man ihr als Frau diese Arbeit nicht zutraut. Ihr erster Fall führt die beiden gleich auf die Spur eines mysteriösen Mörders, der seinen Opfern Briefe mit der Botschaft zukommen lässt: „In wenigen Tagen wirst Du eine Leiche sein.“ Als auch Blom eine solche Karte unter seiner Tür durchgeschoben bekommt, wird die Sache persönlich …

„Felix Blom – Der Häftling aus Moabit“ ist ein historischer Kriminalroman, der im Berlin in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach der Reichsgründung spielt und damit beweist, dass preußische Kriminalromane in letzter Zeit immer stärker auf den Buchmarkt drängen. So habe ich ja auch Ralph Knobelsdorfs Bücher über Wilhelm van der Heyden gelesen, die mich ebenfalls ins Polizeigebäude am Molkenmarkt geführt haben – eine tolle Entwicklung, denn die Epoche ist wirklich hochspannend.

Apropos spannend – auch die Handlung des Buches ist hochspannend, abwechsungsreich und kurzweilig und vermag mit der ein oder anderen unerwarteten Wendung zu überraschen. Dabei ist es interessant, als Ermittler nicht einen Polizisten, sondern einen – mehr oder minder geläuterten – früheren Verbrecher zu begleiten, der zusammen mit einer ehemaligen Prostituierten eine Detektei betreibt – eine skurille, aber auch erfrischende Kombination, die noch viele Entwicklungsmöglichkeiten für die Folgebände lässt, da die beiden zusammen noch nicht annähernd ihr Potential ausgeschöpft haben. Hierbei lässt sich der Roman durchaus – überraschend – auch als Standalone lesen, da die wesentlichen Handlungsstränge aufgelöst werden – nicht selbstverständlich für den Beginn einer Reihe.

Generell überzeugt das Setting auf ganzer Linie. Alex Beer entführt den Leser in ein Berlin auf dem Weg zur Weltstadt, in ein Preußen kurz nach der Gründung des Kaiserreichs. Industrialisierung, politische Unruhen und Umwälzungen, Standesdünkel und ein perfider Racheplan werden hier von der Autorin zu einem tollen Gemisch verwoben, das im Kopf des Lesers – nicht zuletzt auch dank dem flüssig und leicht zu lesenden Schreibstil der Autorin – sofort Bilder heraufbeschwört und die Geschichte vor dem inneren Auge ablaufen lässt.

Die einzelnen Figuren sind dabei im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive – auch wenn Alex Beer einen relativ großen Verschleiß an Figuren in diesem Band hat, da diverse Nebenfiguren versterben. Vor allem überzeugen hierbei Mathilde und Bruno, während ich auch sehr lang ein Fan von Cronenberg war – ein Gefühl, das zuletzt doch merklich abgeflaut ist.

Die Buchgestaltung ist – soweit man das beurteilen kann – solide. Da es sich um ein unkorrigiertes Leseexemplar handelt, sind natürlich noch Fehler enthalten – wenn auch einer der Schnitzer ungewöhnlich groß ist. Gleiches gilt für die Umschlaggestaltung, da dies ebenfalls ja nicht dem regulären Exemplar entspricht. Lediglich zum Covermotiv können daher Aussagen getroffen werden, das immerhin einen Bezug zu Berlin auweist, in Gänze aber etwas unscheinbar daherkommt.

Mein Fazit? „Felix Blom – Der Häftling aus Moabit“ ist ein vielversprechender Beginn in eine neue historische Krimireihe, der vor allem durch eine abwechslungsreiche und überraschende Handlung punktet und sogar als Standalone lesbar ist. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen.

[Buchgedanken] Ralph Knobelsdorf: „Ein Fremder hier zu Lande: Ein neuer Fall für Wilhelm von der Heyden“ (Heyden 2)

Vor kurzem habe ich „Ein Fremder hier zu Lande“ von Ralph Knobelsdorf gelesen, nach „Des Kummers Nacht“ der zweite Band der Reihe um Wilhelm von der Heyden. Der Roman ist 2022 bei Lübbe in der Bastei Lübbe AG erscheinen und als historischer Kriminalroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über die Bloggerjury.

März 1856. An der Königsmauer, der berüchtigten Bordellgasse Berlins, wird die Leiche einer jungen Frau aus gutem Haus gefunden. Auf den ersten Blick ist klar: Sie wurde stranguliert. Der Leichenbeschauer entdeckt jedoch seltsame Kerben am Schienbein, die er bereits bei drei anderen Opfern nachgewiesen hat. Sie alle waren Prostituierte, keiner der Morde wurde aufgeklärt. Haben es der junge Kriminalkommissar Wilhelm von der Heyden und sein Kollege Vorweg mit dem ersten Serienmörder der Stadt zu tun? Der Druck auf sie wächst von Tag zu Tag: Sollte die Presse von den Fällen erfahren, wird Angst die Stadt erfassen …

„Ein Fremder hier zu Land“ setzt die Handlung des Vorgängerbandes nahtlos fort, es empfiehlt sich daher, auch den ersten Teil zu kennen. Dabei bleibt das Stammpersonal unverändert erhalten, neue Charaktere treten eher in Nebenrollen auf, sodass man schnell wieder in der Geschichte ist. Diese wird sowohl aus der Sicht der Protagonisten, als auch aus Sicht des Täters erzählt – Kapitel die jetzt nicht wirklich viel zur Handlung beigetragen haben.

Abgesehen von dieser etwas unnötigen Perspektive ist die Handlung jedoch unglaublich spannend, abwechslungsreich und kurzweilig. Ralph Knobelsdorf verknüpft mehrere Fälle zu einem tollen Gesamtgeflecht und sorgt immer mal wieder mit unerwarteten Wendungen für Überraschungen – auch was das Privatleben der Protagonisten angeht. Sein Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen.

Auch das Setting vermag – wie schon bereits im ersten Band – auf ganzer Linie zu überzeugen. So entführt der Autor den Leser erneut ins Berlin der 1850er Jahre – einen kurzen Ausflug ins ausländische Leipzig inklusive. Man begleitet die Protagonisten durch eine Zeit des Umbruchs, durch eine gesellschaftlich und politisch hochspannende Phase.

DIe einzelnen Protagonisten entwickeln sich im Verlauf der Handlung – auch über beide Teile hinweg – weiter, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Insbesondere überzeugen hier neben Wilhelm und Vorweg auch Anna und Agnes. Es würde mich freuen, diese Entwicklung noch über weitere Bände begleiten zu können.

Die Buchgestaltung ist ebenfalls gelungen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben größtenteils sauber gearbeitet, das Buch ist mit einer hochwertigen Prägung auf dem Cover, farbigen Coverinnenseiten und einem farbigen Buchschnitt versehen. Dem Titelbild fehlt zwar etwas der Bezug zur Handlung, es sieht dennoch gut aus und sorgt insgesamt mit der Buchgestaltung für einen tollen Gesamteindruck der Reihe mit hohem Wiedererkennungswert.

Mein Fazit: „Ein Fremder hier zu Lande“ ist die gelungene Fortsetzung der historischen Krimireihe um Wilhelm von der Heyden, die vor allem durch ein tolles Setting und eine kurzweilige, spannende Handlung brilliert. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab dem vom Verlag empfohlenen Lesealter von 16 Jahren.

Rückkehr nach London | Ein viktorianischer Krimi-Doppelpack

Bevor es in der nächsten Woche dann mit einigen Rezensionen weitergeht, möchte ich Euch heute noch einmal zwei Bücher zeigen, die mich vor kurzem als Doppelpack erreichten. „Callander Square“ und „Nachts am Paragon Walk“ von Anne Perry sind der zweite und dritte Teil der Krimireihe um Thomas & Charlotte Pitt, die den Leser ins viktorianische London des 19. Jahrhunderts entführt. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Adrian Verlag für die Bereitstellung der Rezensionsexemplare über die vermittelnde Agentur Buchcontact.

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