[Buchgedanken] Halo Summer: „Froschröschen – Das wahre Märchen“

In den letzten Tagen habe ich „Froschröschen – Das wahre Märchen“ von Halo Summer gelesen. Das Buch ist 2018 im Selfpublishing erschienen, zuerst über Create Space, in der mir vorliegenden zweiten Auflage dann bei BoD. Es ist dem Genre Märchenadaption zuzurechnen, und mein zweites Buch der Autorin nach dem Storyteller-Award-Siegertitel „Aschenkindel – Das wahre Märchen„, einem meiner Jahreshighlights 2016.

51ZkMfRwMkL._SX311_BO1204203200_Rosalie von Rosalee lebt isoliert und streng behütet im Schloss ihrer Eltern, fern von allen spitzen Gegenständen, die die vefluchte Prinzessin noch vor ihrem 17. Geburtstag mit dem ganzen Schloss in einen hundertjährigen Schlaf versetzen sollen. Als eines Tages ein Frosch in ihr einsames Gefängnis einbricht, stürzt sich Rosalie in ein Abenteuer, das ihr Leben auf den Kopf stellt. Denn das kleine, grüne und harmlose Tier ist niemand geringeres, als Pendrazaphier, der Bruder der Fee, die Rosalie verflucht hat. Selbst mit einem Bann belegt, versucht der dunkle Prinz alles, um gegen seine Schwester zu bestehen. Doch als die Tage bis zu Rosalies Geburtstag immer schneller verstreichen, beginnt für beide ein verzweifelter Wettlauf gegen die Zeit.

„Froschröschen – Das wahre Märchen“ ist – wie nicht anders zu erwarten – ein würdiger Nachfolger von „Aschenkindel“ und begeistert mich erneut. Als moderne Märchenadaption ist der Roman frech und ungezwungen – und mischt aus den zugrundeliegenden Stoffen eine spannende und unverbrauchte Geschichte. Besser hätte ich mir die Rückkehr nach Amuylett kaum ausmalen können.

Humorvoll und spannend zugleich gelingt es Halo Summer, den Leser an die Seiten zu fesseln. Neben dem malerischen Setting, ist dies vor allen den tollen Charakteren zu verdanken. Dabei überzeugen nicht nur Rosalee als starke, weibliche Hauptfigur, sondern auch die Nebencharaktere – allen voran die humoristischen Sidekicks. Egal ob Humbolg, Kristyan, Bambi oder Isolde – sie alle werden von der Autorin mit eigenen Stärken, Schwächen, Zielen und Motiven versorgt. Durch das doch sehr begrenzte Setting wird der Roman jedoch keinesfalls überfrachtet, sondern ist in sich stimmig.

Halo Summers Schreibstil ist dabei frisch, frech und ausdrucksstark. Die Dialoge sprühen vor Wortwitz, der Spannungsbogen wird dauerhaft gehalten. Durch die zusätzlichen gefühlvollen Szenen wird der Leser auf allen Ebenen unterhalten – ein gelungener Spagat der Autorin zwischen Humor, Spannung und Liebe.

Einziger Kritikpunkt aus meiner Sicht ist die etwas komprimierte Zusammenfassung längerer Zeiträume. Hier hätte durchaus, auch im Sinne eines noch stärkeren Weltenbaus, noch Potential für ein oder zwei weitere Kapitel bestanden – aber im Zweifel ist es für Autoren kein schlechtes Zeichen, wenn man noch mehr und immer mehr aus ihrer Welt lesen will.

Die Buchgestaltung ist ebenfalls gelungen. Dem Satz, Lektorat und Korrektorat sind kleinere Fehler durchgerutscht, die sich aber noch im akzeptablem Rahmen halten. Auch das Cover überzeugt, reicht aus meiner Sicht allerdings nicht an das Ausnahmecover von „Aschenkindel“ heran. Ebenfalls wurde aus meiner Sicht die Chance vertan, für ein einheitliches Gesamtbild zu sorgen – zwar sind die Bücher Einzelbände, als Märchen aus der gemeinsamen Welt hätte man jedoch für einen höheren Wiedererkennungswert sorgen können.

Mein Fazit? „Froschröschen – Das wahre Märchen“ ist eine gänzlich überzeugende Märchenadaption, die vor allem durch tolle Charaktere und eine humorvolle und spannende Handlung begeistert. Auch wenn es nicht ganz an das noch brilliantere „Aschenkindel“ heranreicht, ist Halo Summer ein erneuter Platz in meinen Jahreshighlights wohl kaum zu nehmen. Sicherlich nicht mein letztes Buch der Autorin.

 

[FBM2017] Tag 2 – Entspannt durchs Programm

Obwohl heute schon mehr auf dem Plan stand als gestern, hatte ich doch das Gefühl, dass ich das Programm heute etwas entspannter hinter mich gebracht habe. Aber das ist eh nur die Ruhe vor dem Sturm, der ab dem Wochenende losgeht.

20171012_100417Als erster Programmpunkt stand heute eine Buchvorstellung eines emerierten Professors meiner Alma Mater an. Prof. Gerd Theißen präsentierte seinen Roman „Der Anwalt des Paulus“, eine Darstellung und Auseinandersetzung mit dem Wirken des Apostels in Romanform. Durchaus mal etwas anderes, aber nicht minder spannend.

Bevor es dann weiter zum nächsten Programmpunkt ging, schrieb ich traditionell eine 20171012_123527Rezension aus dem Pressezentrum der Messe (kann hier abgerufen werden), ein Foto davon befindet sich in der Bildersammlung am Ende des Posts. Im Anschluss hatte ich die Chance, der Buchvorstellung von Julia Wolfs „Walter Nowak bleibt liegen“ zu lauschen, die ihr neuestes Werk auf der ARD-Bühne präsentierte, moderiert von Bärbel Schäfer. Allein die kurz vorgetragene Textstelle zeugte von so unglaublichem Sprachgefühl und -Verstand, dass ich mir (wie viele andere) immer noch verwundert die Augen reibe, dass das Buch den Sprung von der Longlist auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises verpasst hat.

Dann kam auch schon das Tageshighlight: Die Verleihung des Kindle-Storyteller-Awards und die Verleihung des Kindle-Storyteller-X-Awards. Fangen wir mit letzterem an. Der Storyteller-X-Award wird für außergewöhnliche, mutige und experimentelle Texte vergeben und gewonnen hat: Toralf Sperschneider mit „Kleine Kreise EGOismen“. Sehr schade, denn mit Kea von Garnier war eine Lyrikerin nominiert. LYRIK! Im Selfpublisher-Bereich. Auf der großen Bühne. Dass ich das noch erleben durfte (Bild von ihr mit dem Finalistenaward am Beitragsende). Mit der Verleihung des „richtigen“ Storyteller-Awards war ich indes hochzufrieden – die Gala wurde übrigens von Nazan Eckes moderiert. Gegen eine starke Konkurrenz aus u.a. Emma Wagner und Elke Bergsma setzte sich zuletzt Fantasy-Autorin, und fantastischer Leseherbst-/Lesefrühlings-Mitorganisatorin Mira Valentin 20171012_134000durch, die im Cosplay zu ihrem Buch „Der Mitreiser und die Überfliegerin“ erschienen war. Im Anschluss wurden fleißig Rezensions-/Leseexemplare von Amazon bereitgestellt und signiert. Ich habe allerdings nicht die Bücher aller acht Finalisten mitgenommen, sondern neben den Siegertiteln nur noch die, die mich wirklich interessiert haben (Emma Wagner, Kea von Garnier und einen weiteren Finalistentitel des X-Awards von Kera Rachel Cook). Ein Bild aller Bücher, die ich mir signieren lassen habe, ist ebenfalls am Beitragsende zu finden.

Am frühen Nachmittag dann meine obligatorische Weiterbildungsveranstaltung des 20171012_150409(0)Tages, organisiert von BoD zum Thema Blogger-Relations. Die Beauftrage für Blogrelations Ute Nöth (Carlsen), die Autorin Sarah Saxx, die Bloggerin Anabelle Stehl (stehlblueten.de) und der Moderator Thorsten Simon (BoD) diskutierten leidenschaftlich, auch unter Einbindung des Publikums, über die Zusammenarbeit von Autoren, Verlagen und Bloggern, über Wünsche und No Go’s. Eine tolle Veranstaltung, die ich ja auch im letzten Jahr bereits besucht hatte (damals mit Laura Newman für die Autorenseite).

Zum Abschluss ließ ich es mir nicht nehmen, die Veranstaltung eines der 20171012_163528deutschsprachigen Schriftsteller der letzten Jahre zu besuchen. Auf dem Blauen Sofa hatte Daniel Kehlmann Platz genommen, um sein neuestes Werk „Tyll“ vorzustellen, ein historisches Buch zur Zeit des 30-jährigen Krieges. Die erste Veranstaltung, die so voll war, dass ich keinen Sitzplatz mehr bekommen habe :D. Danach ließ ich die Messe gemütlich ausklingen und schlenderte ein erstes Mal durch die Halle des Ehrengastes, Frankreich. Oh, und ich wurde heute zum ersten Mal auf meine Ravenclaw-Utensilien angesprochen – nicht wie erwartet von einem Blogger oder Zeilenspringer, sondern von einer der Betreuerinnen im Pressebereich. Ich habe ihr bereits für Sonntag meinen Schal angekündigt 😀 – nun muss ich ihn wohl dann auch tragen, oh man, das wird heiß.

Hier noch die versprochenen weiteren Messeimpressionen, heute allerdings nur ein paar wenige.

[Jahresrückblick] Lesehighlights 2016

Langsam aber sicher neigt sich 2016 dem Ende zu. Deshalb möchte ich die Gelegenheit nutzen, Euch meine Lesehighlights des Jahres zu präsentieren. Eigentlich wollte ich die Liste auf drei Bücher beschränken, aber nach reiflicher Überlegung habe ich die Zahl auf fünf erhöht, da ich mich sonst nicht hätte entscheiden können. Mit dabei: Kiera Cass, Manuela Inusa, Emily Bold, Halo Summer und Alexandra Kleeman.

Im vergangenen Jahr habe ich rund 35-40 Bücher gelesen, was ich von der Menge her ganz okay finde. Für 2017 hoffe ich, auch wenigstens 26 Bücher lesen zu können, damit es hier auf dem Blog nicht allzu langweilig wird ;).

Aber nun genug der Vorrede – auf zu den Platzierungen :).

Mein absolutes Lesehighlight 2016 ist die Selection-Reihe von Kiera Cass. Ich habe die Bände 1-4 gelesen und den fünften nahezu beendet. Die Reihe hat mich begeistert, amüsiert und zu Tränen gerührt. Kiera Cass ist es gelungen, über alle Bände hinaus durchweg exzellente Jugendbücher zu schreiben, die zu den Besten gehören, die das Genre in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Meine Besprechungen der ersten vier Bände können hier abgerufen werden: Band1, Band2, Band3, Band4.

Auf einem geteilten zweiten Rang stehen Halo Summers „Aschenkindel“ (Rezension) und Alexandra Kleemans „A wie B und C“ (Rezension). „Aschenkindel“ gelingt es, dem Märchengenre einen modernen Glanz zu verleihen. Eine charmant-freche Handlung kombiniert mit einem tollen Schreibstil sorgen dafür, dass der „Kindle-Storyteller-Award“ 2016 zurecht an Halo Summer ging – ein absoluter Stern am SP-Himmel. „A wie B und C“ ist das Debüt von Alexandra Kleeman, einer amerikanischen Autorin. Es ist bizarr, sprengt alle Konventionen und verfolgt einen in den Träumen. Die unangepasste, dystopische und gesellschaftskritische Story ist vielleicht das ungewöhnlichste Buch, das ich je gelesen habe – aber mit Sicherheit auch eines der Werke, das mir am Längsten in Erinnerung bleiben wird.

Und auf den geteilten dritten Platz möchte ich zwei Bücher von Hybridautorinnen setzen, die vor Gefühlen nur so strotzen. Emily Bolds „Lichtblaue Sommernächte“ (Rezension) ist eine Ode an das Leben, gefühlsstark, romantisch und traurig zugleich. Der Schicksalsroman beeindruckt mit einer atmosphärischen Handlung, die den Leser packt, nicht mehr loslässt und zu Tränen rührt. Ganz anders Manuela Inusas „Jane Austen bleibt zum Frühstück“ (Rezension). Der Feel-Good-Roman um Penny Lane Rogers und Jane Austen überzeugt mit toll herausgearbeiteten gegensätzlichen Charakteren und unerwartet-humorvollen Szenen. Zusammen mit einer umfassenden Recherche und einem überzeugenden Ende hat mich auch Manuela Inusas Blanvalet-Debüt überzeugt.

Was waren Eure Lesehighlights 2016? Was hat Euch begeistert, fasziniert – oder vielleicht auch enttäuscht? Habt Ihr die obigen Bücher auch gelesen? Dann ab damit in die Kommentare! 🙂

Ich wünsche jedenfalls jetzt schonmal ein frohes Weihnachtsfest! 🙂
Erik

[Buchgedanken] Emma C. Moore: „Finian Blue Summers“

In den letzten Tagen habe ich einen der Finalisten des diesjährigen „Kindle Storyteller Awards“ gelesen: „Finian Blue Summers“ von Emma C. Moore. Das Buch ist 2016 im Selfpublishing erschienen und eine Mischung aus Liebes- und Schicksalsroman. Bei Emma C. Moore handelt es sich um ein offenes Pseudonym der Autorin Marah Woolf. Auch hier vielen Dank an Amazon für das Presseexemplar im Rahmen der Preisverleihung des „Kindle Storyteller Awards“ auf der Frankfurter Buchmesse.

Die neunzehnjährige Rayne ist eine weltbekannte Violinistin und begeistert Millionen 51c-epkakjl-_sx336_bo1204203200_Menschen mit ihrer Musik. Doch während ihre dominanten Eltern sie von Konzert zu Konzert hetzen und jede Facette von Raynes Leben genau planen, wünscht sie sich doch nur, ihre eigenen Wünsche auch einmal erfüllen zu können. Daher sammelt sie diese heimlich in einem Wunschglas. Als ihre Eltern Rayne dann verweigern, ihre sterbende Großmutter ein letztes Mal zu besuchen, weiß diese sich nicht mehr zu helfen, flüchtet sich ins Schweigen und wird in eine Nobelklinik eingeliefert. Dort lernt sie den charmanten und sympathischen Praktikanten Finian Blue Summers kennen, und ein neues Leben beginnt.

„Finian Blue Summers“ ist ein Roman über das Leben und die Liebe, der vor Gefühlen nur so strotzt. Mit vielen überraschenden Wendungen gelingt es der Autorin, den Leser immer wieder zu packen und bei der Stange zu halten – selten fiel es mir schwerer, eine halbwegs spoilerfreie Rezension zu schreiben. Die Geschichte wird kapitelweise abwechselnd in der Ich-Perspektive aus Sicht von Rayne und Finian erzählt. Auch wenn ich mit mehreren Ich-Erzählern üblicherweise nicht so recht warm werde, hat mir dies hier ausnehmend gut gefallen, konnte man so doch eine Bindung zu beiden Protagonisten aufbauen und mehr über die Beweggründe und Motive der beiden erfahren.

Ohnehin lebt der Roman von seinen toll ausgearbeiteten Charakteren. Nicht nur die Hauptfiguren, sondern auch die Nebenfiguren (egal ob Niam, Cassie oder Sheryl) sind absolute Sympathieträger und bringen die Geschichte voran. Die Protagonisten, mit all ihren Stärken und Schwächen, entwickeln sich während der Handlung weiter und verharren nicht in ihren anfänglichen Verhaltensmustern. Neben den Charakteren überzeugt auch die Handlung, die dem Leser jedoch mit ihren Irrungen, Wirrungen und überraschenden Wendungen viel abverlangt. In diesem Sinne ist „Finian Blue Summers“ (ähnlich wie das bereits besprochene Buch „Lichtblaue Sommernächte„) auch ein ausdrucksstarkes Plädoyer für das Leben, für die Sehnsucht und das Verwirklichen von Träumen und Wünschen.

Das Cover ist gut gelungen, nach dem Lesen der Geschichte erkennt man auch jeweils die Bedeutung der einzelnen Elemente auf dem Cover. Lektorat und Korrektorat haben solide gearbeitet, kleinere Fehler im Text und im Buchsatz sind bei der Endkorrektur aber durchgerutscht, was den Lesefluss und das Lesevergüngen jedoch nicht mindert. Zudem ist der Schreibstil der Autorin flüssig und leicht lesbar.

Mein Fazit? „Finian Blue Summers“ ist ein rundum überzeugender Liebesroman, nicht nur für Leser des Genres zu empfehlen. Ein würdiger Finalist des „Kindle Storyteller Awards“ und – neben Aschenkindel – eine weitere Perle auf dem Selfpublishermarkt.

[Buchgedanken] Halo Summer: „Aschenkindel. Das wahre Märchen“

Bevor ich Euch morgen wieder tolle Neuigkeiten von mir präsentiere (als kleiner Wink mit dem Zaunpfahl verweise ich mal auf die Jahreszahl 2017), möchte ich Euch heute noch ein Buch vorstellen, das ich fast in einem Zug verschlungen habe und das definitiv zu meinen Lesehighlights des Jahres gehört.

Am letzten Wochenende bin ich endlich dazu gekommen, Halo Summers „Aschenkindel“ zu lesen, den Gewinner des diesjährigen „Kindle Storyteller Awards“. Das Taschenbuch ist 2016 bei CreateSpace im Selfpublishing erschienen und ist eine Neuinterpretation des Märchens „Aschenputtel“. Als Gewinnertitel des Storyteller Awards wird es zudem in Kürze bei HarperCollins im Verlagsprogramm erscheinen. Ich möchte die Gelegenheit auch noch nutzen, Amazon zu danken, die auf der diesjährigen FBM im Rahmen der Preisverleihung interessierten Pressevertretern ein Exemplar jedes Shortlist-Titels überreicht haben. Mittelfristig werde ich hier auf dem Blog demnach alle Shortlisttitel besprechen, aber – auch aus persönlichem Interesse – zu Beginn führte kein Weg an „Aschenkindel“ vorbei. (Als nächstes auf der Liste: „Finian Blue Summers“ von Emma C. Moore)

„Aschenkindel. Das wahre Märchen“ ist genau das, was der Titel verspricht. Die 17-jährige aschenkindelClaerie Farnflee lebt nach dem Tod ihres Vaters mit ihrer Stiefmutter und ihren zwei Stiefschwestern zusammen, die sie Tag für Tag aufs Neue ausbeuten und tyrannisieren. Hinzu kommt, dass nach dem Tod ihres Vaters die Familie an Ansehen und vor allem an Vermögen verloren hat. Dennoch ist Claerie glücklich. Als ihre – nicht sonderlich begabte – gute Fee sie daher überreden will, den Ball des Kronprinzen zu besuchen, auf dem dieser sich eine Braut suchen möchte, ist Claerie nicht sonderlich begeistert, hat sie den Kronprinzen doch bereits auf seinem achten Geburtstag als trotziges, weinerliches Kind kennengelernt. Als sie dann jedoch im verbotenen Wald auf einen mysteriösen Fremden trifft, nimmt ihr Schicksal eine unerwartete Wendung.

Bereits nach den ersten Sätzen war ich fest überzeugt, dass mir das Buch gefallen würde. Ein tolles Cover, das für eine gute Grundstimmung sorgte, ein faszinierendes Genre und meine favorisierte Erzählperspektive hatten zur Folge, dass ich mich richtig auf das Buch freute. Dass es mich nahezu restlos begeistert hat, war dann selbst für mich jedoch noch eine kleine Überraschung.

Der Autorin gelingt es, dem klassischen Märchen einen komplett neuen Anstrich zu verpassen, ohne dabei die ursprüngliche Fassung aus den Augen zu verlieren. Claerie ist nicht nur sanft, genügsam und freundlich, sie ist schlagfertig, stark und unbeugsam. Sie ist auch impulsiv, abenteuerlich, treu und bescheiden. Und obwohl all dies in ihrem Charakter bereits von Anfang an veranlagt ist, entwickelt sie sich kontinuierlich während der Handlung weiter – genau wie der Kronprinz und der geheimnisvolle Fremde aus dem Verbotenen Wald. Die einzelnen Protagonisten sind dabei detailreich und vielschichtig ausgearbeitet und sorgen dafür, dass sich der Leser sofort mit ihnen identifizieren kann.

Der Schreibstil der Autorin ist leicht und flüssig, die Handlung spannend und kurzweilig. Lediglich der Zeitsprung kurz vor dem Ende hat mich leicht gestört, hat er das Buch doch so abrupt enden lassen – hier hätten ein paar mehr Kapitel, die auf das große Finale zusteuern, nicht geschadet. Die Welt, die Halo Summer hier erschaffen hat, bietet in jedem Fall viel Raum für weitere tolle Geschichten. Ich würde mich freuen, noch tiefer in die Geschichte von Amberling und dem kinyptischen Kaiserreich eintauchen zu können und freue mich schon darauf, weitere Bücher der Autorin zu lesen.

Das Cover ist wunderschön und ein toller Eyecatcher, wenn auch auf der Coverrückseite im unteren Bereich die Lesbarkeit des Klappentextes aufgrund der weißen Schriftfarbe nicht gänzlich optimal ist. Lektorat und Korrektorat haben (sofern durchgeführt) ebenfalls gut gearbeitet, lediglich beim Buchsatz sind kleinere Satzfehler vorhanden, die aber nicht gravierend sind und den Lesefluss nicht hemmen. Ich bin jedenfalls bereits jetzt auf die Umsetzung des Buches durch HarperCollins gespannt.

Mein Fazit? „Aschenkindel“ ist eine rundum gelungene Märchenadaption, die vor allem mit plastischen und dreidimensionalen Charakteren punktet. Ein tolles Beispiel dafür, dass sich in der Masse an Selfpublishing-Titeln wahre Schätze verbergen. Bitte mehr davon – und von Halo Summer!

[FBM2016] Märchen an die Macht! (Tag 2)

Auch in den zweiten Messetag startete ich pünktlich um neun Uhr, ließ es aber sehr ruhig angehen. Anfangs ließ ich mich etwas durch die Hallen treiben, 20161020_101901.jpgbevor ich um 10 Uhr die Buchvorstellung von Stefan Aust zu seiner Biographie über den Journalisten Konrad Heiden, laut Titel „Hitlers erster Feind“, besuchte. Konrad Heiden war ab den 20er Jahren Journalist und betrachtete, aber vor allem beschrieb, den Aufstieg des Nationalsozialismus aus nächster Nähe. Dabei war er einer der wenigen und vielleicht der erste überhaupt, der die große Gefahr erkannte, in die das Land und die Gesellschaft steuerte. Austs Buch enthält zur Illustration seines Lebensweges daher auch viele Texte aus der Feder Heidens, die das Zeitgeschehen mit einem brillianten, fast sarkastischen Ton beschreiben.

Im Anschluss besuchte ich zwei interessante Vorträge in der Selfpublishing-Area zum Thema „Beziehungen zwischen Bloggern und Autoren“ und „Die eigene Stimme finden – Tipps aus dem Lektorat“. Für letzteres hatte der mit Random House verbundene Distributor twentysix einen Lektor aus dem Heyne Verlag aufgeboten, der viele verschiedene, aber oftmals auch bereits allgemein bekannte Hilfestellungen gab, wie man an seinen Texten arbeiten und diese verbessern kann.

20161020_121626.jpgVor der Mittagspause besuchte ich dann noch ein Interview für den Spiegel mit der Autorin Sibylle Lewitscharoff, die ihr neuestes Buch „Das Pfingstwunder“ vorstellte. Das hochinteressante Gespräch drehte sich dabei um Themen wie die Bedeutung von Dantes „Göttlicher Komödie“ und Höllenvorstellungen in der heutigen Zeit. Bisher die ansprechendste Buchdiskussion, die ich in diesem Jahr auf der Messe besucht habe – ich werde mir den Roman direkt mal vormerken.

Nach der Pause stand das Highlight des Tages auf dem Programm: Die Verleihung des 51m6od6ktbl-_sx311_bo1204203200_Kindle Storyteller Awards 2016. Von 1.900 eingereichten Romanen hatten es fünf durch die Wahl der Kindle-Leser auf die Shortlist geschafft, aus denen eine Jury um Astrid Korten und Poppy J. Anderson dann den Preisträger ermittelte, der nicht nur mit 10.000 Euro, einem gigantischen Marketingpaket von 20.000 Euro, sondern vor allem auch mit einem HarperCollins-Verlagsvertrag nach Hause fahren durfte. Gewonnen hat Halo Summer mit „Aschenkindel – das wahre Märchen“, was mich besonders gefreut hat, da das Cover wunderschön ist und „Märchen“ als Buchgenre oftmals nicht genug an Beachtung finden. Da Amazon zudem für Pressevertreter Belegexemplare aller Shortlist-Titel verteilt hat (da hat sich die Pressekarte mal richtig gelohnt :)), werde ich „Aschenkindel“ auch hier auf meinem Blog besprechen, und eventuell auch noch den ein oder anderen der vier „unterlegenen“ Romane vorstellen.20161020_140144.jpg

Abschließend schlenderte ich noch etwas über die Messe, besuchte nochmal den Stand der „Zauber zwischen Zeilen“-Autorinnen und holte mir erste Impressionen aus der Vorstellung des Gastlandes Niederlande/Flandern. Da ich dann mit leichten Kopfschmerzen kämpfte, beendete ich auch den Donnerstag ungeplant bereits eine Stunde vor Messeende.

Alles in allem also eher ein ruhiger Tag, was auch für den Freitag geplant ist, bevor ab Samstag jedwede Ruhe schon durch die Menschenmassen der Publikumstage unmöglich wird.