[Buchgedanken] Olli Jalonen: „Die Himmelskugel

In der letzten Zeit habe ich den historischen Roman „Die Himmelskugel“ von Olli Jalonen in der Übersetzung von Stefan Moster gelesen. Das Buch ist 2021 im mareverlag veröffentlicht worden, die finnische Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel „Taivaanpallo“ bei Otava Publishing Company Ltd. Vielen Dank an dieser Stelle an den Verlag und die vermittelnde Agentur Literaturtest für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.

Mitten im Atlantik, auf der Insel St. Helena, träumt der achtjährige Angus einen großen Traum: Er will in die Fußstapfen des Sternenforschers Edmond Halley treten und dessen Gehilfe im fernen London werden. Angus übt für seine Laufbahn als Wissenschaftler, indem er tagsüber Vögel zählt und nachts die Position der Sterne markiert, wie Halley es ihm bei seinem Besuch auf der Insel beigebracht hat. Als es unter dem tyrannischen Gouverneur zu Unruhen kommt, rückt die Erfüllung von Angus‘ Traum unverhofft näher: Mit einem geheimen Brief wird er als blinder Passagier an Bord eines Schiffes geschickt, um in England die Hilfe des geschätzten Herrn Halley zu erbitten…

„Die Himmelskugel“ ist – trotz des Rückblicks auf vergangene Zeiten – ein visionärer Roman; ein Buch über die Aufklärung und frühe Wissenschaft, über Treue, Loyalität und Hoffnung, und wurde mit dem „Finlandia-Preis“ ausgezeichnet. Dabei wird das Geschehen ausschließlich aus Sicht des Protagonisten Angus erzählt, im Fließtext gibt er erzählend Gedanken, Gefühle und Gespräche wieder.

Diese ungewöhnliche Form, der Mangel an Struktur, das gänzliche Fehlen richtiger Dialoge machen hierbei einerseits den Reiz des Buches aus, erfährt man doch alles gefiltert aus der Sicht eines anfangs noch sehr jungen Kindes, sorgen andererseits aber auch dafür, dass insbesondere der Einstieg ins Buch durchaus schwer fällt, ist es doch ganz anders, als man es als Leser gewohnt ist. Wenn man sich aber darauf einlässt, erfährt man eine faszinierende Welt, wächst und lernt mit Angus mit, erkundet und bereist faszinierende Orte.

Und auch wenn mich das Ende etwas ratlos zurücklässt und die Geschichte etwas langsam in Gang kommt, ist die Handlung doch größtenteils spannend und voller neuer Entwicklungen und Erkenntnisse, versucht man doch, mit Angus die Zusammenhänge überhaupt erst zu verstehen, wobei vieles im Dunklen bleibt, weil es das Bewusstsein des Kindes sprengt, ihm gänzlich unbekannt und fremd ist.

Das Buch brilliert nicht zuletzt durch sein wunderbares Setting, die Gegenüberstellung von London und St. Helena, von Wissenschaft und Religion und verschiedensten Gesellschaftsschichten und porträtiert so das Leben am Ende des 17. Jahrhunderts in einer Welt, die für nahezu alle Menschen sehr überschaubar ist, sieht man von Visionären wie Edmond Halley ab.

Die Buchgestaltung überzeugt im Wesentlichen. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, der Buchsatz ist ebenfalls stimmig und passt sich der Erzählweise von Olli Jalonen an. Das Cover spiegelt den Inhalt wieder, zieht sich leider jedoch nicht über den gesamten Buchumschlag und wird am Buchrücken unterbrochen, bevor sich das Bild auf der Coverrückseite fortsetzt. Das Buch unter dem Umschlag ist schlicht, bietet aber immerhin farbige Coverinnenseiten, die das Titelbild aufgreifen.

Mein Fazit: „Die Himmelskugel“ ist ein literarisch wertvoller historischer Roman, der mit einem brillanten Setting und einer ausgeklügelten Erzählweise punktet – wenn man sich darauf einlässt. Für Liebhaber anspruchsvoller Literatur bedenkenlos zu empfehlen – kein Buch für zwischendurch!

Ran an den SuB mit Ava 2018 – Jahresfazit

Bevor ich mich in den nächsten Tagen dem Januar-Thema für die SuB-Abbau-Challenge 2019 widme, möchte ich erstmal auf das vergangene Jahr zurückblicken. Alles zur Challenge im Jahr 2018 ist *hier* zu finden.

Von den 36 geplanten Büchern habe ich 28 gelesen und damit insgesamt sechs Monate komplett abgeschlossen – ein guter, aber für 2019 ausbaufähiger Wert :).

Unter den 28 Büchern waren sowohl SP-Bücher als auch Bücher von kleinen und von großen Verlagen. Es waren Bücher deutschsprachiger und internationaler Autoren, literarische Werke und Genreliteratur. Es fanden sich preisgekrönte Bücher, Einzelbände und Reihen, ein Buch eines Autorenduos und sogar eine Lyriksammlung. Alles in allem eine sehr bunte Mischung! Noch ein Fun Fact am Rande: Von den 28 gelesenen Büchern wurden sage und schreibe 25 von Frauen verfasst, lediglich drei von männlichen Autoren (Daniel Kehlmann und 2x Terry Brooks). Auch von den acht nicht gelesenen Büchern ist nur ein weiteres von einem männlichen Autoren geschrieben worden („Hundert Jahre Einsamkeit“ von Gabriel Garcia Marquez).

Zum Abschluss hier noch die Cover einiger meiner Highlights aus den 28 Werken.