[Buchgedanken] Caryl Lewis: „Ein Sommer voller Wunder“

Vor kurzem habe ich „Ein Sommer voller Wunder“ von Caryl Lewis gelesen. Das Jugendbuch ist 2023 in der arsEdition GmbH erschienen, die Originalausgabe wurde 2022 unter dem Titel „Seed“ bei Macmillan Children’s Books, einem Imprint von Pan Macmillan veröffentlicht. Illustriert wurde das Buch von George Ermos, für die Übersetzung zeichnet Diana Steinbrede verantwortlich. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Marty hat nicht viel. Im Gegensatz zu seiner Mutter, die Milliarden von Dingen besitzt: Zeitungen, löchrige Schuhe, rostige Rasenmäher, kaputte Bilderrahmen – sie hebt einfach ALLES auf! Marty tut sein Bestes, um sich um sie zu kümmern und fragt sich, ob sich jemals etwas ändern wird. Doch an Martys Geburtstag macht sein Großvater ihm ein außergewöhnliches Geschenk: Einen magischen Kürbissamen! Die Kürbispflanze, die daraus erwächst, wird immer größer und bringt Marty, seinen Opa und seine beste Freundin Gracie auf eine unmögliche, wundervolle Idee. Und schon sind die drei mittendrin in einem wilden Abenteuer voller Hoffnung, Träume und Wunder! 

„Ein Sommer voller Wunder“ ist ein Roman an der Grenze vom Kinder- zum Jugendbuch, wobei ich es bei der Eingruppierung als (phantastisches) „Jugendbuch“ belassen habe, wird es doch für Leser ab 9 Jahren empfohlen – eine Alterseinschätzung, die ich im Wesentlichen für zutreffend halte. Dabei wird die Geschichte durch eingeflochtene, teils ganzseitige Illustrationen von George Ermos gut unterstützt, visualisiert und ergänzt.

Die Handlung ist altersgerecht und abwechslungsreich, durchaus inspirierend und mit wichtiger Botschaft, teils aber auch mit Logiklücken versehen und ziemlich abstrus. Caryl Lewis behandelt dabei in dem Roman eine Fülle an Problemen und Themen, seien es psychische Krankheiten, Mobbing, Inklusion, Freundschaft oder auch Vernachlässigung. Die einzelnen Themen werden hierbei durchaus präsent und nicht nur an der Oberfläche besprochen – verbleiben aber kindgerecht und werden gut aufgearbeitet.

Das Setting überzeugt ebenfalls. So entführt Caryl Lewis den Leser in ein beschauliches englisches Städtchen – Schrebergartenanlage inklusive – und auf eine abenteuerliche Reise bis hin ins weit entfernte Paris. Dabei gelingt es ihr, die verschiedenen Lebensentwürfe und Herkünfte, die Probleme und Nachteile, mit denen die Kinder aufwachsen, organisch und gleichberechtigt gegenüberzustellen.

Die einzelnen Charaktere sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, zumindest in altersgerechter Tiefe. Hierbei überzeugt vor allem Gracie als unerschrockene, humorvolle und starke Freundin, während gerade die erwachsenen Charaktere durchweg für Irritationen sorgen – vielleicht mit Ausnahme der Mutter von Marty. Der Schreibstil von Caryl Lewis ist hingegen leicht und flüssig lesbar, zielgruppenorientiert und sehr bildhaft.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat und Korrektorat sind zwar Kleinigkeiten durchgerutscht, diese schmälern aber das Lesevergnügen nur geringfügig. Der Buchsatz überzeugt, auch wenn man die Listen vielleicht noch innovativer hätte setzen können. Cover und Coverrückseite sind farblich toll und wunderschön anzusehen, auch wenn ich mir hier noch einen etwas stärkeren Bezug zur Handlung gewünscht hätte.

Mein Fazit? „Ein Sommer voller Wunder“ ist ein Jugendbuch, das mit toller Message, wundervollen Bildern und einer kurzweiligen Handlung überzeugt, die allerdings teils ins Unlogische und Abstruse abgleitet. Für Kinder und Jugendliche dennoch zu empfehlen – ab dem vom Verlag vorgeschlagenen Lesealter von 9 Jahren, vielleicht auch ein Jahr früher.

[Buchgedanken] Gemma Merino: „Der kleine Drache, der kein Feuer spucken konnte“

In der letzten Zeit habe ich „Der kleine Drache, der kein Feuer spucken konnte“ gelesen. Das Bilderbuch für Kinder ist 2021 im Baumhaus Verlag, Bastei Lübbe AG, erschienen, die Originalausgabe wurde 2021 unter dem Titel „The Dragon Who Didn’t Like Fire“ bei Macmillan Children’s Books, einem Imprint von Pan Macmillan veröffentlicht. Text und Illustrationen in der Originalausgabe stammen von Gemma Merino, für die Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche ist Jennifer Gomber verantwortlich. Vielen Dank an dieser Stelle an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über die Bloggerjury.

Alle Drachen können Feuer spucken. Nur das kleine Drachenmädchen nicht. Und Flügel wachsen ihr auch keine. Dabei würde sie so gerne fliegen und mit ihren Geschwistern durch die Lüfte sausen! Doch das kleine Drachenmädchen ist erfinderisch und lässt sich so einiges einfallen, um ihren großen Traum wahr werden zu lassen. Und schließlich findet sie Erstaunliches über sich heraus …

„Der kleine Drache, der kein Feuer spucken konnte“ ist – ich kann es nicht anders sagen – wirklich zuckersüß. Die einzelnen Illustrationen sind mit so viel Liebe zum Detail, mit Witz und vor allem Charme erstellt worden, dass man sich nicht nur in das kleine Drachenmädchen, sondern einfach in alle Figuren direkt verliebt. Dabei gibt es auch außerhalb der Geschichte, auf den Coverinnenseiten, dem Impressum oder dem Buchumschlag soviel zu entdecken.

Die eigentliche Handlung ist einfach und altersgerecht, gleichsam aber sehr gefühlvoll und bestärkend. Sie behandelt das Thema des Andersseins und betont dabei die große Bedeutung einer liebevollen Familie, die Zugehörigkeit und Halt vermittelt – egal, wie anders man ist oder man sich fühlt.

Das Zusammenspiel von Text und Illustration ist sehr harmonisch gelungen, da die einzelnen Textabschnitte gut in die Bilder eingebaut, teils innovativ und überraschend gesetzt worden sind. Dabei ist auch das Verhältnis von Text und Bild ausgewogen und altersgerecht und lädt zum Vorlesen oder selbst entdecken ein.

Neben dem tollen Buchsatz überzeugt auch die restliche Buchgestaltung auf ganzer Linie. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, der Buchumschlag ist auf Cover und Coverrückseite hochwertig geprägt und – wie oben bereits angemerkt – mit farbigen Coverinnenseiten versehen. Dabei sind Cover und -Rückseite auch wunderschön anzusehen, detailverliebt und wecken Lust auf die Geschichte – ein rundum gelungenes Gesamtpaket.

Mein Fazit: „Der kleine Drache, der kein Feuer spucken konnte“ ist ein wundervolles Bilderbuch für Kinder, das mit viel Liebe zum Detail gestaltet wurde und eine wichtige Botschaft vermittelt – untermalt von wunderschönen Illustrationen. Für Leser (und Vorleser) des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab dem vom Verlag empfohlenen Alter von vier Jahren.