[Buchgedanken] Jacqueline Mayerhofer: „Mondschatten“

Vor einigen Wochen habe ich „Mondschatten“ von Jacqueline Mayerhofer gelesen. Der Roman ist 2016 beim österreichischen Verlag Ohneohren erschienen und am ehesten dem Genre Urban Fantasy zuzuordnen. Wobei man aufgrund der Schwerpunktsetzung aus meiner Sicht auch gute Argumente dafür hätte, das Buch ins Genre „Paranormal Suspense“ zu schieben.

51ui31wmaslEmily McDawn hat alles, was sie sich wünscht. Ihre Karriere geht bergauf und sie ist glücklich verlobt. Bis ein Überfall dazu führt, dass sie vier Jahre ihres Lebens vergisst. Auf der Suche nach Antworten und einem neuen Leben begegnet sie dem geheimnisvollen Leo, der sie fasziniert. Doch irgendetwas an ihm ängstigt Emily – und es sind nicht nur die mysteriösen Leute, mit denen er sich umgibt. Gefangen zwischen Vergangenheit und Zukunft begibt sich Emily auch auf eine Reise in die Abgründe ihrer eigenen Seele. Eine Reise, die sie bis tief in ihre Kindheit zurückführt – und zu ihren wahren Eltern.

Das Buch musste ich erstmal sacken lassen. Obwohl ich – wie von der Autorin in der Danksagung empfohlen – darüber geschlafen habe, hat mich das Ende immer noch nicht versöhnlich gestimmt. Wie konnte sie nur …? Dieser innere Aufruhr zeigt aber auch, dass das Buch einen berüht, einen mitnimmt und nicht kaltlässt.

Aber weg vom Ende. „Mondschatten“ ist ein hochspannender Roman, der den Leser auf eine Achterbahnfahrt führt. Teils ist die Handlung vorhersehbar, teils baut die Autorin unerwartete Wendungen ein, die den Spannungsbogen dauerhaft hochhalten. Zudem kommen immer mal wieder kleine Spannungsspitzen, die den Herzschlag erhöhen. Insgesamt war mir, der ich einen klassischen Fantasy-Roman erwartet habe, die Handlung etwas zu brutal. Ich hätte aber vorgewarnt sein müssen, wo das Buch doch unter dem Verlagslabel „oo Blut“ erschienen ist :D.

Leichte Probleme hatte ich damit, mich in dem Setting zurechtzufinden. Der Roman spielt – laut dem Text – in einem leicht futuristischen Schottland im Jahre 2023. Wäre da nicht die moderne Technik, die in dem Buch vorkommt, hätte ich das Geschehen durchaus 100 Jahre früher erwartet. Es ist für mich schlichtweg nicht vorstellbar, wie in der heutigen Gesellschaft die Abläufe des Buches geschehen können  und sei es nur die Adoption, oder die komplette Unfähigkeit der Polizei, in den Großstädten die regelrechten Blutorgien zu unterbinden. Wenn man den Handlungsort einfach in eine unbekannte dystopische Welt gelegt hätte, wären mir als Leser viele Gedankenspiele erspart geblieben.

Der Autorin gelingt es, viele verschiedene, plastische dreidimensionale Charaktere mit Stärken und Schwächen zu schaffen – und jedem von ihnen eine eigene Hintergrundgeschichte zu geben. Auch wenn Emily sich komplett unlogisch verhält, und ich sie hunderte Seiten lang einfach nur anschreien wollte, entwickeln sich die Charaktere auf ihren eigenen Wegen jedoch konsequent weiter – zumindest solang, bis sie sterben (George R. R. Martin wäre stolz gewesen).

Buchsatz, Lektorat und Korrektorat haben solide gearbeitet, lediglich der Buchumschlag überzeugt mich nicht restlos. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, bildhaft und lässt sich gut lesen.

Mein Fazit? „Mondschatten“ ist ein hochdramatischer, emotionaler Roman, der vor allem durch seine kontinuierliche Spannung und tolle Charaktere überzeugt. Mit dem Setting und dem Cover bin ich allerdings nicht ganz warm geworden. Für liebhaber blutiger Fantasy und von Thrillern mit paranormalen Elementen jedoch bedenkenlos zu empfehlen – sofern sie zumindest mal über 16 sind.

[Buchgedanken] Manuela Inusa: „Auch donnerstags geschehen Wunder“

Ich nutze mal die Zeit, die mir das frühe Aufwachen beschert hat, um den Rezistapel etwas weiter abzubauen (aktueller Status: noch 4 Bücher zu rezensieren, inklusive diesem). Ziel ist es, ihn auf zwei zu reduzieren, bevor mit Mondschatten das nächste hinzukommt. Glücklicherweise ist das ein dicker Wälzer :D.

Manuela Inusas „Auch donnerstags geschehen Wunder“ ist – wenn ich das recht überblicke – das fünfte Buch, das ich von der Autorin gelesen habe. Es ist 2017 bei Blanvalet erschienen, ich besitze ein Taschenbuch der ersten Auflage. Es fällt mir allerdings schwer, „Auch donnerstags geschehen Wunder“ zu einem Genre zuzuordnen. Mit leichten Bauchschmerzen ist es am ehesten wohl ein Liebesroman, wobei man aus meiner Sicht auch gute Gründe finden würde, es dem Genre „Romantasy“ zuzuschreiben.

51aumintcal-_sx314_bo1204203200_Marianne lebt und arbeitet in Hamburg – und hat sich frisch von ihrem Freund getrennt. Ihre Leidenschaft ist das Backen, sie arbeitet im Café Wallenstein als Kellnerin und verkauft dort auch einen Teil ihrer Kekse. Als sie eines Tages mit ihrer besten Freundin Tasha über den Hamburger Dom schlendert, überredet diese die skeptische Marianne, das Zelt einer Wahrsagerin aufzusuchen. Diese erkennt sofort, dass Marianne mit ihrem ehemaligen Freund Martin nicht glücklich werden konnte, da mehr als zwei Buchstaben ihrer Vornamen übereinstimmen. Ihre wahre Liebe jedoch, würde in Schottland auf Marianne warten.

Auch wenn es schon einige Zeit her ist, dass ich „Auch donnerstags geschehen Wunder“ gelesen habe, bin ich mir immer noch nicht restlos sicher, wie ich genau zu dem Roman stehe. Das Setting – sowohl Hamburg als auch Schottland – ist traumhaft gewählt und toll beschrieben, und auch die Charaktere können im großen und ganzen überzeugen, auch wenn einige Nebenfiguren etwas zu überzeichnet sind. Insbesondere mit Colin und Marianne kann man sich gut identifizieren, sie entwickeln sich auch im Laufe der Geschichte(n) weiter.

Der Schreibstil der Autorin ist wunderbar leicht und locker, teils witzig und lässt sich flüssig lesen. Natürlich gefällt mir als Gabaldon-Fan auch, dass Manuela Inusa öfters mal die Liebe der Hauptfigur zur Highland-Saga im Roman anklingen lässt.

Ich habe jedoch ein kleines Problem mit … – wie nenne ich es am besten? Mit dem „Was-wäre-wenn-Szenario“? Mit den alternierenden, parallelen Zeitlinien? Mit den verschiedenen Realitäten, Paralleluniversen? Als das zum ersten Mal auftrat, habe ich nach wenigen Zeilen pausiert, mehrmals vor und zurück geblättert, habe mich gefragt, ob ich das einfach nicht verstehe, oder ob dem Lektorat so ein Bock durchgerutscht ist. Erst als ich mich dann durchgerungen hatte, weiterzulesen, habe ich erkannt, worauf die Autorin abzielt. Beide Geschichten sind an und für sich spannend, haben an und für sich ihre eigenen Höhepunkte, auch wenn der dauernde Wechsel nicht ganz leicht war. Zudem fehlt es mir persönlich auch an einer echten Auflösung am Ende des Romanes – sodass ich mit dem grundsätzlichen Ausgang der Geschichte(n) zwar sehr zufrieden war, mir aber die parallelen Geschichten nicht gut genug zusammengebracht worden sind.

Lektorat und Korrektorat haben – wie üblich – überzeugt, der Buchsatz ist ebenfalls fehlerfrei. Auch das Cover ist gelungen und farbenfroh, ich hätte mir jedoch eher Marmeladenkekse auf dem Titel gewünscht als Macarons, da diese einen noch stärkeren Bezug zur Geschichte und zu Marianne besitzen würden.

Mein Fazit? „Auch donnerstags geschehen Wunder“ ist ein guter Liebesroman, der vor allem durch seine gelungenen Hauptcharaktere und ein fabelhaftes Setting zu überzeugen weiß. Ich hatte allerdings kleinere Probleme mit den parallelen Geschichten und deren Auflösung am Ende. Allein wegen Edinburgh für Schottland-Fans dennoch bedenkenlos zu empfehlen.

Seit zwei Tagen ist übrigens Manuela Inusas neuer Blanvalet-Roman, „Der kleine Teeladen zum Glück“ erschienen – der dann sicherlich zur Lit.Love 2017 auch in meinen Besitz wandert :).