[Autoreninterview] Tina Skupin im Gespräch

Wie bereits im Bericht zum Messedonnerstag erwähnt, habe ich auch auf der diesjährigen LBM mir wieder eine Autorin geschnappt und live für Euch interviewt – entwickelt sich hier vielleicht eine Tradition? =) Nach Nora Bendzko im letzten Jahr stellte sich dieses Mal Tina Skupin, Hybridautorin und Verlagskollegin beim Verlag ohneohren und beim Burgenwelt Verlag, meinen Fragen. Und nun möchte ich Euch – ohne weitere Vorrede – ihre Antworten auch nicht länger vorenthalten :).

Erik: Hallo Tina, schön, dass du die Zeit für das Interview gefunden hast. Magst du dich für alle Leser, die dich noch nicht kennen, vielleicht kurz vorstellen?

20190321_115401Tina: Schön, dass ich da sein darf. Mein Name ist Tina Skupin, ich schreibe Fantasy, vor allem Urban Fantasy. Ich habe – mit dem neuen – insgesamt fünf Bücher veröffentlicht. Zudem wohne ich in Stockholm, deswegen haben alle meine Bücher einen Hintergrund in der nordischen Mythologie.

Erik: Bevor wir genauer auf deine Werke eingehen: Wir treffen uns ja hier auf der Messe. Ist dies dein erstes Mal in Leipzig? Was erwartest du dir von der Messe und was fasziniert dich daran?

Tina: Es ist tatsächlich mein zweites Mal als Autorin, mein drittes Mal überhaupt. Ich habe früher in Halle gewohnt und dort gearbeitet, deswegen war ich schon einmal auf der Messe. Das war damals riesig, wahnsinnig und erschlagend – ich bin natürlich am Samstag gegangen und wusste es nicht besser. Es war alles voller Bücher und Autoren und noch mehr Bücher. Leipzig ist toll! Was ich mir erwarte? Nette Gespräche, vor allem mit den Lesern. Normalerweise sitzt man als Autor in einem stillen Kämmerlein und hat höchstens über das Internet Kontakt mit den Lesern, was noch dadurch verstärkt ist, dass ich in Schweden wohne. Hier kann ich mit den Leuten immer direkt eins zu eins reden – das ist das beste an der Messe.

Erik: Gerade ist ja der zweite Teil der Valkyrie-Reihe erschienen. Bitte erklär doch den Lesern – möglichst spoilerfrei – was sie von der Reihe erwarten können und was deine Protagonisten ausmacht.

41i6tR4OSNLTina: Valkyrie ist eine klassische Urban-Fantasy-Reihe im Stil der „Dresden Files“ und Seanan McGuire. Meine Protagonistin ist die Walküre Frida, die am Hofe Odins gedient hat, und die plötzlich 1.000 Jahre später in der Zukunft im modernen Stockholm aufwacht. Asgard ist verschwunden, die Norsen leben unerkannt unter den Menschen. Sie muss sich zum einen zurechtfinden, zum anderen möchte sie auch herausfinden, was passiert ist. Im zweiten Band geht es darum, dass die übrigen Norsen, die auch 1.000 Jahre geschlafen haben, alle erwachen und dadurch eine Flüchtlingsproblematik in der Stadt herrscht. Es gibt immer mehr von den Norsen, die sich in der modernen Welt überhaupt nicht auskennen. Daher droht die Entdeckung – und nur Frida kann dies verhindern und eine Lösung finden.

Erik: Du veröffentlichst ja auch Bücher über die Märchenspinnerei. Letztes Jahr hatte ich Nora (Bendzko, Anm. d. Red.) zum Interview, die Teil des Nornennetzes ist. Was ist für dich das Besondere an Autorennetzwerken, was für Vorteile bieten diese dem einzelnen Autor?

Tina: Ich bin ja Hybridautorin, habe sowohl als Selfpublisherin als auch im Verlag veröffentlicht. Als Selfpublisher ist man im Grunde sehr allein, als Teil von einem Netzwerk kann man sich gegenseitig unterstützen, zum Beispiel bei der Werbung. So sind wir als Märchenspinnerei ja auch auf der Leipziger Buchmesse, was für einen einzelnen Selfpublisher nicht zu stemmen, als Gruppe aber möglich ist. Fast noch wichtiger und bemerkenswerter finde ich es, dass man sich gegenseitig, sowohl im Schreibprozess, als auch bei den Veröffentlichungswegen und Problemen unterstützt, bei den ganzen Kleinigkeiten und Schwierigkeiten, denen man sich als Selfpublishingautor stellen muss.

Erik: Pitche doch mal dein aktuelles Schreibprojekt!

Tina: Ich habe derzeit zwei Projekte, mit einem bewerbe ich mich gerade, das andere schreibe ich. Beim einen handelt es sich um ein Space Naval-Projekt, beim anderen um Steampunk Sissi. Welches davon soll ich vorstellen?

Erik: Als Sissi-Fan fällt mir die Entscheidung da nicht schwer – bitte einmal Steampunk Sissi.

Tina: Jeder kennt Sissi, aber nicht mit Flammenwerfern. Es ist Sissi, die Zeit der Habsburger in einem Paralleluniversum, in dem es auch Monster und Geister gibt, um die sich das Ministerium für Monster, Drachen und anderes unnatürliches Gewürm kümmert. Und dann gibt es Sissi und die Liebesgeschichte zwischen ihr und Franz, die auch mit in die Geisterwelt reinspielt.

Erik: Bist du eher der Plotter oder der Discovery-Writer?

Tina: Sowohl als auch. Ich bin, von meiner Ausbildung her, Wissenschaftlerin und habe einen Doktor in Geografie. Deswegen bin ich das Forschen unglaublich gewöhnt, und hole mir bei neuen Ideen immer einen Stapel Bücher und beginne zu forschen. Daher kommen die ganzen Plotideen. Ich sammele dann Ideen, bis ich irgendwann an einem Punkt bin, an dem ich den Protagonisten, den Antagonisten und ungefähr das Hauptdrama kenne. Ich weiß, wo ich hin will, den Schluss, und kenne die ersten drei Kapitel ganz genau. Das ist der Moment, an dem ich beginne, zu schreiben. Ich kann aber tatsächlich nicht erst komplett plotten, das habe ich sogar beim letzten Projekt probiert. Ich lerne die Leute aber erst durchs schreiben kennen, anders geht das für mich nicht. Ich schreibe dann einen sehr schnellen ersten Entwurf, die großen Projekte immer innerhalb des NaNos. Wenn dieser fertig ist, weiß ich genau, wie das Buch aussehen soll. Dann mache ich mir einen genauen Szenenplan und schreibe das Buch quasi nochmal.

Erik: Hast du einen besonderen Buchtipp für uns?

51Ou2IQAX8L._SX326_BO1204203200_Tina: Anna Holubs: „Der Meerschaum“ ist ein Buch in der Märchenspinnerei. Es handelt sich um einen skandinavischen Thriller, eine Adaption der Meerjungfrau. Luzia Pfyls: „Das Ministerium der Welten“ gefällt mir als Serie auch sehr gut, das war auch eine meiner Inspirationen für Sissi.

Erik: Wer sind deine schriftstellerischen Vorbilder und warum?

Tina: Ich würde sagen Seanan McGuire und Terry Pratchett. Beide schaffen es, ganz tiefgründige, menschliche Zusammenhänge zu beschreiben und diese so darzustellen, dass es nicht predigend wird, sondern, dass man es verstehen kann und einen anderen Blickwinkel auf verschiedene, komplexe Zusammenhänge entwickelt. Pratchett hat ja viel darüber geschrieben, was es bedeutet Mensch zu sein, was es bedeutet, als Menschen zusammenzuleben. Das ist bei Seanan auch so. Sie thematisiert in ihren Werken, was es ausmacht, als Familie zusammenleben, was Leben und Tod bedeutet. Und sie hat dies so geschrieben, dass man es auch am Flughafen lesen kann, dass es jedem einfach zugänglich wird.

Erik: Wenn du dir eine Sache für deine Schreibzukunft wünschen würdest, was wäre dies?

Tina: Ich würde mir wünschen, noch mehr Leute zu erreichen, noch mehr Leute in meine Welt mitzunehmen. Das ist das Beste am Schreiben. „Der Ruf des Schicksals“ ist ja gerade herausgekommen und zwei Blogger haben sich die Mühe gemacht, das Buch zu kaufen, live zu lesen und mich mitlesen zu lassen. Es ist ein großes Geschenk, live zu sehen, wie die Sachen, die man geschrieben hat, funktionieren, wie sie rüberkommen und in den Köpfen der Leser zünden. Das ist das allerbeste.

Erik: Zum Abschluss und zur Auflockerung hier noch ein paar Gegensatzpaare mit der Bitte, dich spontan und ohne groß nachzudenken festzulegen:

  • Kaffee oder Tee -> Kaffee
  • Harry Potter oder Herr der Ringe -> Herr der Ringe
  • Low oder High Fantasy -> Urban Fantasy
  • Katzen- oder Hundemensch -> Hundemensch
  • Spiegel-Bestsellerliste oder Deutscher Buchpreis -> Spiegel-Bestsellerliste.

Erik: Vielen Dank für das offene Gespräch und die Antworten. Dir noch eine tolle Messe und weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern!

Tina: Vielen Dank.

DiesesBuchHatEinenHypeVerdient – Thema: Humor

Willkommen zur vierten Woche der Aktion #DiesesBuchHatEinenHypeVerdient :). Das Thema in dieser Woche lautet: „Humor“, und dieses Mal fiel mir die Wahl nicht ganz so leicht. Alles, was mir spontan zu dem Thema eingefallen ist, erfüllt bei Weitem nicht die Kriterien, um es hier vorstellen zu können, sei es humoristische Fantasy von Terry Pratchett oder Ben Aaronovitch oder die Situationskomik in Manuela Inusas Blanvalet-Debüt „Jane Austen bleibt zum Frühstück“.

Doch dann habe ich mich an eines meiner ersten Rezensionsexemplare erinnert: „Hund 51wgm-ruool-_sx322_bo1204203200_Couture“ von Hasso Longnose. Auch wenn mich das Ende des Buches nicht restlos überzeugt hat (wie ich auch in meiner Rezension angemerkt habe), ist das Buch um den zukünftigen Stardesigner Hasso Longnose und seine tierischen Freunde doch ein humoristischer Leckerbissen Witzige Charaktere, absurde Situationen und ein flüssiger, von Wortspielen gespickter Schreibstil sorgen in jedem Fall für ein Lesevergnügen, bei dem man auch verschmerzen kann, dass der Autor vielleicht das ein oder andere Mal etwas übers Ziel hinausgeschossen ist. Auf jeden Fall eine willkommene Überraschung im Lesejahr 2016: Dieses Buch hat einen Hype verdient!

Wie immer gibt es alle Informationen zur Aktion und den Sammelpost *hier*.

[Buchgedanken] Ben Aaronovitch: „Ein Wispern unter Baker Street“

Heute möchte ich meine erste Buchbesprechung für 2017 mit Euch teilen (und die letzte, bevor mein tolles neues Büchertagebuch ankommt – aber dazu nächste Woche mehr :)).

Über den Jahreswechsel habe ich „Ein Wispern unter Baker Street“ gelesen, den dritten Teil von Ben Aaronovitchs Urban-Fantasy-Buchreihe über den Londoner Polizisten und Zauberlehrling Peter Grant. Das Buch ist als Taschenbuch 2013 bei dtv erschienen, die Originalausgabe wurde 2012 unter dem Titel „Whispers Under Ground“ bei Gollancz, London, veröffentlicht.

„Ein Wispern unter Baker Street“ entführt den Leser in die Londoner U-Bahn. Als die 61en0z4hzcl-_sx312_bo1204203200_Leiche eines amerikanischen Kunststudenten gefunden wird, wird der Polizei schnell klar, dass Magie im Spiel ist. Deswegen werden Peter Grant und Leslie May zu dem Fall hinzugezogen, der sich schnell als komplizierter herausstellt, als sie es sich vorgestellt hatten. Denn der Getötete ist der Sohn eines amerikanischen Senators – was das FBI auf den Plan ruft. Vergessene Tunnel, Flussgottheiten und ein alter Feind. Im Untergrund von London gerät Constable Peter Grant in mehr als eine brenzlige Situation. Und alles, unter den wachsamen Augen der FBI-Agentin Reynolds…

Mit dem dritten Band knüpft Ben Aaronovitch nahtlos an die Handlung der ersten Bände an. Hierbei ist aber zu beachten, dass – auch wenn „Ein Wispern unter Baker Street“ als eigenständiges Buch gelesen werden kann – ich zwingend empfehle, die Reihe von Beginn an zu lesen, da dem Leser sonst schlichweg viele Hintergrundinformationen fehlen. Abgesehen davon ist der Roman erneut ein Paradebeispiel des Genres. Ben Aaronovitch integriert die Magie und magischen Wesen mühelos in die Londoner Gesellschaft und schafft einen Urban-Fantasy-Roman, der wie die Vorgänger vor allem durch seinen bestechenden Humor punkten kann – seit Terry Pratchett das humorvollste, was die Fantasy zu bieten hat.

Auch die Protagonisten und Nebencharaktere überzeugen vollends und sind detailreich ausgearbeitet (allerdings kam mir Nightingale in diesem Band etwas kurz). Zudem führt Ben Aaronovitch in diesem Band neue Wesen und Figuren ein, die das kleine, aber feine magische Universum erweitern – man lernt wie in jedem Band mit Peter mit.

Das Cover ist gelungen und auf der Vor- und Rückseite aufwendig geprägt. Buchsatz, Lektorat und Korrektorat sind ebenfalls ohne erkennbare Schwächen. Teil 4 kann also kommen (und liegt auch schon auf meinem SuB :)).

Die Handlung spielt in der Woche vor Weihnachten und ist kurzweilig. Mit vielen Plottwists und unerwarteten Wendungen lässt der Autor den Leser immer wieder im Unklaren darüber, was eigentlich genau vor sich ging. Dabei gelingt es Ben Aaronovitch, diesen Fall nicht nur eigenständig zu erzählen, sondern auch nahtlos in die (über alle Bände angelegte) Jagd nach dem Erzschurken der Reihe zu integrieren. Die Spannung wird dabei konstant aufgebaut, und nur durch die ebenfalls wichtigen witzigen Momente unterbrochen. „Ein Wispern unter Baker Street“ ist dabei genauso sehr Polizei- wie Fantasyroman und beschreibt auf humoristische – aber sicherlich auch zumindest teilweise zutreffende – Weise die Skurillitäten britischer Polizeiarbeit.

Mein Fazit: „Ein Wispern unter Baker Street“ ist ein Paradebeispiel für das Genre „Urban Fantasy“. Der Roman überzeugt mit Witz und tollen Charakteren, und ich kann ihn bedenkenlos jedem Liebhaber der Fantasy ans Herz legen. Allerdings würde ich empfehlen, vorher die Vorgänger „Die Flüsse von London“ und „Schwarzer Mond über Soho“ zu lesen.

 

Immer wieder gern: Liebster Award

Bereits vor einiger Zeit hat mich Michaela von Textflash für den „Liebster Award“ nominiert. Vielen Dank dafür! Natürlich beantworte ich gern die gestellten Fragen (und weise auch mal dezent darauf hin, dass Michaela vor kurzem einen neuen Roman veröffentlicht hat – mehr dazu ebenfalls auf ihrem Blog).

  1. Wem würdest du gern drei Wünsche erfüllen?
    – Meinem Bruder! Und natürlich auch meinen Eltern :).
  2. Welche Leute sollten sich deiner Meinung nach mal miteinander unterhalten?
    – Taylor Swift und Grace Vanderwaal – das wäre das Duett des neuen Jahrtausends ;).
  3. Welcher Musiker hat den passenden Song zu deinem Buch bzw. zu einem deiner Texte geschrieben?
    – (Die beiden eben erwähnten Sängerinnen mal ausgeklammert) Jördis Tielsch. Es passen fast alle ihre Lieder, aber „Wenn du mich suchst“ passt zum Beispiel wunderbar zu „Rosenkriege“
  4. Wenn du ein Musikinstrument sein könntest, welches wärest du?
    – Eine Orgel! Der Klang ist einfach wunderschön.
  5. Angenommen, du bekommst eine einstündige Audienz bei einem Glaubensführer, egal, welcher Religion er vorsteht. Welche Themen würdest du mit ihm diskutieren?
    – Die Möglichkeit, im Rahmen einer Friedensvision Einfluss auf die Konflikte in der Welt zu nehmen. Und natürlich über die Dinge, die den Glauben ausfüllen.
  6. Jemand schenkt dir einen Gutschein für einen Sprachkurs, der so lange dauert, bis du die Sprache perfekt beherrscht. Welche Sprache würdest du lernen?
    – Wenn mir auch die Zeit dazu geschenkt werden würde, wohl Japanisch oder Chinesisch :). Wenn nicht, würde ich bei einer einfacheren europäischen Sprache bleiben – vermutlich Französisch.
  7. In wie vielen Sprachen kannst du „danke“ sagen?
    – Spontan fallen mir 6 ein, aber sicherlich vergesse ich einige.
  8. Kannst du die Frage Nr. 8 formulieren?
    – Leider nicht :).
  9. Welche(n) verstorbene(n) Autor(in) würdest du gern mal treffen?
    – Puh, da gibt es so viele … Terry Pratchett, Margaret Mitchell, Jane Austen, Theodor Fontane, Marion Zimmer Bradley etc. – aber, wenn ich mich entscheiden müsste, wohl C. S. Lewis.
  10. Erzählst du mir deinen Lieblingswitz?
    – Hmm. Schwierig. Ich bin ein großer Freund von Flachwitzen ;). „Wie nennt man einen unentschlossenen japanischen Krieger?“ – „Nun-ja!“
  11. Gibt es etwas, das ich deiner Meinung nach in diesem Fragenkatalog vergessen habe?🙂
    – Nein 🙂

 

Normalerweise wäre es jetzt angezeigt, diverse neue Leute zu nominieren :). Da das Spiel sich aber schneeballartig bereits mehrfach über alle Bekannten ausgebreitet hat, setze ich mal eine Nominierungsrunde aus :). Aber versprochen – bei der nächsten Nominierung (die zweifellos irgendwann kommt) gibt es auch wieder neugestellte Fragen von mir! :).