[Buchgedanken] Ingo Bott: „Pirlo – Falsche Zeugen“ (Pirlo 2)

Vor kurzem habe ich „Pirlo – Falsche Zeugen“ von Ingo Bott gelesen. Das Buch ist 2022 bei FISCHER Scherz in der S. Fischer Verlag GmbH erschienen und als Justizkrimi einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Buchpremiere auf Lovelybooks.de. „Pirlo – Falsche Zeugen“ ist dabei nach „Pirlo – Gegen alle Regeln“ der zweite Band um das Strafverteidigerduo Pirlo/Mahler.

Rainer Waßmer ist tot. Er war der Anführer einer Nazi-Rocker-Bande, mit denen die Clan-Familien in Düsseldorf eigentlich bisher in friedlicher Ko-Existenz lebten. Bis jetzt. In der Nacht hatten sich Clans und Rocker ein kleines Gefecht geliefert. Nichts Ernstes. Nur mal klarstellen, wo jeder steht. Doch nun ist Waßmer tot, und Faruk Maliki, Thronfolger einer bedeutenden Clan-Familie, wird des Mordes beschuldigt. Er braucht dringend einen Anwalt. Oder eine Anwältin. Oder am besten gleich beide. Pirlo und Sophie suchen fieberhaft nach Beweisen, die ihren Mandanten entlasten könnten. Dabei geraten sie selbst in Lebensgefahr und zwischen die Fronten.

„Pirlo – Falsche Zeugen“ setzt kurze Zeit nach dem ersten Roman an und schreibt die Handlung nahtlos fort. Neben Pirlo und Mahler trifft man dabei auf weitere, altbekannte Charaktere, lernt aber auch neue Protagonisten, sowohl in Zusammenhang mit dem Fall als auch um diesen herum kennen. Ein erster Leserliebling ist dabei sicherlich der neue Kanzleisekretär Wang, von dem ich gern in den Folgebänden mehr lesen würde.

Die Handlung ist spannend und abwechslungsreich, teils aber auch vorhersehbar, was der Spannung jedoch keinen Abbruch tut. Dabei erhebt der Roman den Anspruch, das Strafverfahren realistisch abzubilden, was auch größtenteils gelingt. Hierbei verstrickt sich die Geschichte noch viel stärker als im ersten Teil im Geflecht der Clankriminalität und dem organisierten Verbrechen.

Das Düsseldorfer Setting – zwischen Clanmilieu und High Society – vermag dabei wie im Vorgängerband vollends zu überzeugen, genau wie auch Ingo Botts flüssig und leicht zu lesender Schreibstil, der in personaler Erzählperspektive aus Sicht von Pirlo und Mahler die Geschichte erzählt.

Als Charaktere entwickeln sich Sophie und Pirlo deutlich weiter, insbesondere Sophie ist in diesem Band noch stärker und die klare Heldin der Geschichte, während Pirlo an Tiefe gewinnt und sich im Vergleich zum Vorgängerband bessert. Auch der vorsitzende Richter Meurer überzeugt als interessante und sympathische Nebenrolle.

Die Buchgestaltung kann auf ganzer Linie glänzen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Umschlag ist auf dem Cover, dem Buchrücken und der Coverrückseite hochwertig geprägt und mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen. Lediglich das Covermotiv kann noch nicht vollends überzeugen, zeigt aber immerhin nunmehr auch Sophie und sorgt für einen einheitlichen Gesamteindruck der Reihe mit hohem Wiederkennungswert.

Mein Fazit: „Pirlo – Falsche Zeugen“ setzt die Reihe um Pirlo und Sophie Mahler gelungen fort und überzeugt vor allem durch eine spannende und interessante Handlung. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von 16 Jahren und nicht ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes.

Spannungsgeladene Fortsetzungen | Doppelte Buchpost

In den letzten Tagen erreichten mich diese beiden Fortsetzungen von spannungsgeladenen Buchreihen: „Pirlo – Falsche Zeugen“ von Ingo Bott (Fischer SCHERZ), nach „Pirlo – Gegen alle Regeln“ der zweite Teil um die Anwälte Pirlo/Mahler und „Ein Fremder hier zu Lande“ von Ralph Knobelsdorf (Lübbe), nach „Des Kummers Nacht“ der zweite Fall für den preußischen Polizisten Wilhelm von der Heyden. Ersteres wurde mir dabei als Rezensionsexemplar im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de zur Verfügung gestellt, letzteres erreichte mich als Rezensionsexemplar über die Bloggerjury – vielen Dank jeweils dafür. Justizroman und historischer Krimi – da stehen mir spannende Lesestunden bevor. Da ich jeweils die ersten Bücher mochte – wird hier schon nichts schief gehen ;).

Von welchem Buch habt Ihr Euch zuletzt die Fortsetzung gegönnt?

[Buchgedanken] Frauke Scheunemann: „Der Tote im Netz“ (Usedomkrimi 1)

In der letzten Zeit habe ich „Der Tote im Netz“ von Frauke Scheunemann gelesen, den ersten Teil ihrer Usedom-Krimi-Reihe um Franziska Mai und Kay Lorenz. Das Buch ist 2022 bei FISCHER Scherz, S. Fischer Verlag GmbH, erschienen und als Regionalkrimi einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Im Seebad Heringsdorf auf Usedom herrscht Aufruhr: Bäderland-Radio, der kleine Ostsee-Lokalsender, soll von einem größeren Konkurrenten geschluckt werden. Radioreporterin Franziska Mai ist zwar der Liebe wegen auf die Insel gezogen, aber nun gilt es, ihren Job zu retten. Ihre Idee: ein neues Format, bei dem die Usedomer alles auf den Tisch bringen können, was ihnen unter den Nägeln brennt. Und Franziska versucht zu helfen. Aber bald geht es nicht mehr um Nachbarschaftsstreitigkeiten, sondern um den Mord an einem Fischer, der tot in sein eigenes Netz gewickelt im Hafen von Zeglin gefunden wird – in seine Brust das Wort »Rache« eingeritzt. Franziska wittert ihre Chance und mischt sich in die Ermittlungen ein. Und kommt nicht nur Kommissar Kay Lorenz ins Gehege, sondern auch dem Mörder gefährlich nahe.

„Der Tote im Netz“ ist ein vielversprechender Reihenauftakt, der Elemente klassischer Regionalkrimis mit Eigenschaften des Genres Cosy Crime mischt und so eine humorvolle und locker-leichte Lektüre kreiert. Gewaltszenen werden im Wesentlichen ausgespart und der Fokus stärker auf die Beziehung zwischen den Protagonisten gelegt.

Die Handlung ist abwechslungsreich, gelegentlich aber auch voraussehbar. Gerade zum Ende hin verschwimmt teils die Schwerpunktsetzung zwischen dem Haupthandlungsstrang und einem Nebenhandlungsstrang, der zudem nie aufgelöst wird. So vermag auch das Ende an und für sich nur in Teilen zu überzeugen, bietet dafür aber Ansatzpunkte für die Folgebände.

Das Setting ist ländlich-idyllisch und entführt den Leser nach Usedom, in eine Welt zwischen Provinzradio und Hafenkneipe. Und auch wenn der Hauptteil der Handlung leider in einem ausgedachten Ort spielt, gelingt es der Autorin doch, das Flair der Küste und die Eigenart der Insulaner einzufangen, sodass das Kopfkino sofort anspringt – auch dank dem leicht und flüssig zu lesenden Schreibstil von Frauke Scheunemann.

Die einzelnen Charaktere sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, besonders überzeugen bislang aber die Nebencharaktere. So sind Greta und Janis absolute Sympathieträger des Romans, während bei Kay und Franzi noch etwas Luft nach oben ist, die die Folgebände aber gut ausfüllen kann. Lediglich die Antagonisten bleiben bislang etwas blass.

Die Buchgestaltung kann ebenfalls überzeugen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Umschlag ist auf dem Titel und Buchrücken hochwertig geprägt und mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen. Das Covermotiv ist schön anzusehen, aber etwas belanglos und lässt Bezug zur Handlung vermissen. Zudem gehen Buchrücken und Coverrückseite harmonisch ineinander über, zwischen Cover und Buchrücken ist jedoch ein harter Bruch.

Mein Fazit? „Der Tote im Netz“ ist ein gelungener Auftakt in die Krimireihe, der vor allem durch sein Setting und mit Humor punkten kann, gerade zum Ende hin aber auch noch kleinere Schwächen hat, die jedoch im Folgeband ausgeräumt werden können. Für Liebhaber des Genres bedenkenlos zu empfehlen, etwa ab einem Lesealter von 13 Jahren.

Zwei Tote sind keiner zuviel | Doppelte Buchpost

Bevor es in der nächsten Zeit mit einigen Rezensionen weitergeht, möchte ich Euch heute und morgen erstmal wieder einige Bücher zeigen, die vor kurzem bei mir eingezogen sind. Den Anfang machen heute zwei Bücher, die sich jeweils um einen Toten drehen: „Mord in Montagnola“ von Mascha Vassena (Eichborn Verlag) und „Der Tote im Netz“ von Frauke Scheunemann (Fischer SCHERZ), bereitgestellt als Rezensionsexemplare von den Verlagen im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de und über die Bloggerjury – vielen Dank dafür! Und auch wenn die Leiche zu Beginn eine Gemeinsamkeit darstellt, könnten die Handlungsorte doch nicht unterschiedlicher sein, handelt es sich doch um Regionalkrimis, die auf einer Nordseeinsel und in einem Dorf am Luganersee spielen. Ich bin gespannt, welcher mir schlussendlich besser gefällt – und ob der Ausflug nach Tessin oder der nach Usedom stärker nachhallen wird.

Wohin hat Euch Euer letzter Roman verschlagen?

[Buchgedanken] Ingo Bott: „Pirlo – Gegen alle Regeln“ (Pirlo 1)

In der letzten Zeit habe ich „Pirlo – Gegen alle Regeln“, den ersten Fall für Strafverteidiger Pirlo, von Ingo Bott gelesen. Das Buch ist 2021 bei FISCHER Scherz, S. Fischer Verlag GmbH erschienen, und dem Genre Justizkrimi zuzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über eine Leserunde bei Lovelybooks.de

Pirlo ist charismatisch, chaotisch – und unter Druck. Erst ist der Job weg. Dann handelt sich der Khatib-Clan Ärger ein: ausgerechnet seine eigenen Brüder. Jetzt soll Pirlo ihre Schulden begleichen. Den Preis dafür bezahlen, dass er sich von der Familie losgesagt hat. Dazu muss er den einen Fall, der ihm noch bleibt, gewinnen. Die Anklage wirft seiner Mandantin vor, ihren Mann umgebracht zu haben. Die Medien berichten pausenlos. Für alle, außer Pirlo und die junge Anwältin Sophie Mahler, scheint die Verurteilung sicher. Pirlo steht mit dem Rücken zur Wand: Er braucht einen Freispruch. Unbedingt. Dafür muss er Wege gehen, die er nie gehen wollte.

„Pirlo – Gegen alle Regeln“ ist ein gelungener Auftakt in eine neue Reihe an Justizkrimis um das Verteidiger-Duo Pirlo/Mahler. Dabei balanciert der Autor gut zwischen den Ermittlungen und den Szenen im Gericht, wobei letztere zudem nicht zu trocken sondern lebhaft, gleichzeitig aber auch halbwegs authentisch sind – etwas anderes hätte ich beim beruflichen Hintergrund des Autors allerdings auch nicht erwartet.

Die Handlung ist spannend und abwechslungsreich, teils aber etwas konstruiert und übertrieben. Dabei laufen die beiden Handlungsstränge zwischen dem Fall und den Clankonflikten größtenteils parallel ohne große Berührungspunkte, sodass man gut auf die Clan-Storyline hätte verzichten können, die austauschbar einfach Pirlo Möglichkeiten zur Geesetzesübertretung gibt. Zudem hätte man sich auch den moderaten Cliffhanger am Ende sparen können, da er zum einen unnötig ist, zum anderen aber auch etwas verpufft, wenn man bereits die Leseprobe für Band zwei an die Geschichte anhängt.

Das Setting überzeugt hingegen auf ganzer Linie: neben dem Gerichtssaal führt der Fall den Leser in die Düsseldorfer High-Society, in Hipster-Kneipen – oder auch in Staatsanwaltschaften fremder Länder. Und auch wenn sich die Ermittlungsansätze oftmals gleichen, fiebert der Leser dennoch mit Sophie und Pirlo mit, giert sensationslüstig wie die POST nach neuen Informationen, die den Verfahrensausgang beeinflussen können.

Dabei lebt der Roman auch und vor allem von Sophie als Sympathieträgerin, der zwar der Kontakt zur Wirklichkeit fehlt, die aber angenehmes Korrektiv zu PIrlo ist, der doch immer mal wieder etwas zu deutlich über die Stränge schlägt. Aber auch Nebenfiguren wie Marlene, Adams oder auch Arland vermögen zu überzeugen.

Die Buchgestaltung ist im Wesentlichen gelungen. Lektorat und Korrektorat sind zwar Kleinigkeiten durchgerutscht, diese hemmen den Lesefluss aber nicht erheblich, der Buchsatz ist fehlerfrei. Der Buchumschlag ist farblich eindrucksvoll und auf dem Titel, Buchrücken und Coverrückseite hochwertig geprägt. Zudem ist er mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen – lediglich das Titelbild fällt hier etwas ab, hätte durchaus mehr Liebe zum Detail vertragen.

Mein Fazit: „Pirlo – Gegen alle Regeln“ ist ein gelungener Justizkrimi, der vor allem durch Spannung, eine tolle Kanzleipartnerin und ein gelungenes Setting punktet und nur kleine Schwächen in der Handlung bietet, die bei einem Auftaktband verschmerzt werden können. Für Leser des Genres daher bedenkenlos zu empfehlen.

Von Drachen und Draufgängern | Doppelte Buchpost

In den nächsten Tagen möchte ich Euch wieder einige Neuzugänge und Rezensionen präsentieren. Den Anfang machen heute zwei Rezensionsexemplare, die mich von den Verlagen FISCHER Scherz, S. Fischer Verlage, und Baumhaus, Bastei Lübbe AG, über eine Leserunde bei Lovelybooks bzw. die Bloggerjury erreichten – vielen Dank dafür! „Pirlo – Gegen alle Regeln“ von Ingo Bott, ein Justizroman über einen grenzwertigen Strafverteidiger, und „Der kleine Drache, der kein Feuer spucken konnte“ von Gemma Merino, ein illustriertes Bilderbuch für Kinder, könnten dabei unterschiedlicher nicht sein. Umso mehr freue ich mich auf die Ablenkung – und die Ausflüge in die Welt der Fantasie und die Welt der Justiz – die mir als Jurist und ehrenamtlicher Richter nicht fremd ist. Lest Ihr gern Romane, die mit Eurer Ausbildung korrelieren?