[Buchgedanken] Noah Martin: „Florentia – Im Glanz der Medici“

Vor kurzem habe ich „Florentia – Im Glanz der Medici“ von Noah Martin, dem Pseudonym einer Münchener Verlagslektorin, gelesen. Das Buch ist 2023 im Droemer Verlag, einem Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, erschienen und als historischer Roman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de!

Florenz, 1469: Die ganze Stadt feiert die Hochzeit von Lorenzo de‘ Medici, dem Sohn der märchenhaft reichen Bankiersfamilie und zukünftigen Herrscher. Drei der Hochzeitsgäste – Giuliano de‘ Medici, der ewig Zweitgeborene; die aufstrebende Malerin Fioretta Gorini und der junge, noch unbekannte Leonardo da Vinci – ahnen noch nicht, wie eng ihre Schicksale mit dem der Stadt verknüpft sind. Denn während die drei nach ihrem Platz in der Welt suchen, wird Florenz schon bald von allen Seiten bedroht, und den Feinden der Medici ist jedes Mittel recht, die Familie zu bekämpfen. Als sich sowohl Fioretta als auch Leonardo in einen Medici verlieben, werden sie schon bald tief in ein gefährliches Spiel aus Intrigen, Politik und Verrat gezogen, das tödlich enden wird.

„Florentia – Im Glanz der Medici“ ist der Archetyp eines historischen Romans voller Intrigen, Ränkespiele und Verstrickungen. Dabei konzentriert sich Noah Martin nahezu ausschließlich auf historisch belegte Persönlichkeiten, die mal stärker, mal schwächer auserforscht sind und so die künstlerischen Freiheiten doch stark einschränken. Nichtsdestotrotz ist es ihr gelungen, einen stringenten, atmosphärisch-dichten und überzeugenden Roman vorzulegen, der die vorgestellte Zeitspanne (1469-1481) näher beleuchtet.

Die Handlung ist hierbei spannend und abwechslungsreich, wenn auch durch den Prolog (der sich nahezu wortgleich, nur etwas ergänzt, später wieder im Buch findet – ein Fehler?) doch einiges vorweggenommen wird. Diese Spoiler muten hier allerdings weniger schlimm an, bewegt sich die Autorin doch im Bereich historisch stark belegter Persönlichkeiten, sodass deren Schicksale größtenteils ohnehin allbekannt sind und daher schwerlich überraschen können.

Das Setting ist naturgemäß brillant, entführt Noah Martin den Leser doch ins Florenz der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, in eine Blütezeit der Stadt, in die Anfänge genialer Künstler wie Botticelli und da Vinci. Dabei gelingt es der Autorin, die Standesunterschiede deutlich zu machen – und vor allem der Kunst und den Künstlern den Stellenwert einzuräumen, den sie verdienen. Im Hinblick auf diese prunkvolle Ära hätte ich mir allerdings teils noch ausführlichere, ausschweifendere Beschreibungen gewünscht, um das Florenz der Medici in all seiner Pracht und Glorie aufleben zu lassen.

Über die Ausgestaltung der Figuren bei einem Roman, der auf rein historisch belegten Persönlichkeiten basiert, zu sprechen, verbietet sich eigentlich. Dennoch möchte ich erwähnen, dass gerade die Anlage der historisch doch etwas vernachlässigten Fioretta wirklich gelungen ist, sie eine absolute Sympathieträgerin des Romans darstellt, auch wenn sie nicht immer nachvollziehbar handelt. Aber auch Lorenzo – und vor allem Sandro – genießen darüber hinaus meine Sympathien als Leser. Noah Martins Schreibstil ist zudem, trotz authentischer Sprache, gut und flüssig lesbar.

Auch die Buchgestaltung überzeugt. Lektorat und Korrektorat haben solide gearbeitet, die durchgerutschten Kleinigkeiten – vom Prolog mal abgesehen – stören kaum den Lesefluss, der Buchsatz ist gelungen und rundet den Roman mit einer der Geschichte vorgestellten Dramatis Personae und einem Stammbaum ab. Der Buchumschlag ist mit Klappen und wunderschönen farbigen Coverinnenseiten versehen, das Titelbild zieht sich über den gesamten Buchumschlag und sorgt für ein einheitliches Gesamtbild, wenn auch der Ausschnitt, den das Cover präsentiert, etwas hektisch und unaufgeräumt wirkt.

Mein Fazit? „Florentia – Im Glanz der Medici“ ist ein überzeugender historischer Roman mit tollem Setting, einer spannenden Handlung und nur kleineren Schwächen. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen.

[Buchgedanken] Sabine Weiß: „Blüte der Zeit“

Vor kurzem habe ich „Blüte der Zeit“ von Sabine Weiß gelesen, nach „Krone der Welt“ mein zweiter Roman der Autorin. Das Buch ist 2023 bei Lübbe in der Bastei Lübbe AG erschienen und dem Genre historischer Roman zuzurechnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

1672. Weil Krieg droht, flieht der junge Landschaftsgärtner Max mit seiner Mutter und seinem Bruder aus den Niederlanden nach Brandenburg-Preußen. Dort setzt Kurfürst Friedrich Wilhelm nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges alles daran, sein Land wieder aufzubauen. Prachtvolle Schlösser und gewaltige Parkanlagen entstehen. Für Max, der die geheimen Bedürfnisse von Pflanzen und Menschen spüren kann und einen Sinn für die Schönheit der Gartengestaltung hat, bedeutet diese Landschaft Seelenbalsam und Zerstreuung. Doch es naht schon ein neuer Krieg, der ganz Europa in Mitleidenschaft ziehen wird und in den auch Max und die junge Heilkundige Elvina verwickelt werden …

„Blüte der Zeit“ ist der dritte historischer Roman der Autorin, der sich nach „Krone der Welt“ und „Gold und Ehre“ mit der niederländischen Geschichte befasst. Dabei deckt der Roman die Zeitspanne von 1667 bis 1689 ab und widmet sich nicht nur den Protagonisten Max, Paulus und Elvira, sondern bettet das Geschehen in die großen weltpolitischen Entwicklungen ein, die eine Hauptrolle im Roman spielen. Hierbei verschlägt es den Leser ungewohnt weit von den Niederlanden über Brandenburg, England und Frankreich bis nach Südafrika.

Die Handlung ist im Wesentlichen spannend, abwechslungsreich und mit überraschenden Wendungen versehen. Lediglich der Einstieg ins Buch fällt nicht ganz leicht, wird durch die Vielzahl an Handlungssträngen und Schauplätzen doch die Stringenz der Erzählung unterbrochen. Immerhin fördert jedoch die der Geschichte vorangestellte Dramatis Personae die Zuordnung der Personen und hilft, sich im Dschungel der vielen Handlungsstränge zurechtzufinden.

Das Setting besticht auf ganzer Linie. So entführt die Autorin den Leser nicht nur in die oben genannten Länder sondern auch in die schönsten Gärten und Schlösser, und lässt den Leser Flucht, Krieg, Vertreibung und die krassen Gegensätze zwischen den Ständen, zwischen Arm und Reich hautnah erleben. Gleichzeitig lernt man viel über Blumen, Pflanzenhandel und Gartengestaltung – Wissen, das an einem in der Regel bislang doch eher vorbeigegangen ist.

Die einzelnen Charaktere sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive – wenn auch einige Charaktere nicht zwingend plausibel weiterentwickelt werden. Brillieren können jedoch Elvira, Floris und Paulus, obwohl letzterer im Verlauf des Romans einen Großteil der Sympathien verspielt hat, die ich anfangs noch für ihn hegte. Der Schreibstil der Autorin ist dabei, trotz des historischen Settings, leicht und flüssig lesbar, durchaus authentisch und lässt das Kopfkino sofort anlaufen.

Die Buchgestaltung ist gelungen. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, der Buchsatz ist klassisch unaufgeregt. Der Buchumschlag ist auf dem Cover hochwertig geprägt und mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen, die toll gestaltet sind, aber etwas mehr Abwechslung hätten vertragen können, sind doch vordere und hintere Coverinnenseite gleich, obwohl es noch so viele weitere Gärten und Landkarten gegeben hätte, die man hätte abdrucken können. Das Cover selbst ist detailverliebt und klassisch für einen historischen Roman und zieht sich gut über den kompletten Buchumschlag, sodass ein tolles Gesamtbild entsteht.

Mein Fazit? „Blüte der Zeit“ ist ein gelungener historischer Roman, der vor allem durch sein tolles Setting und die intelligent eingebaute Handlung punkten kann, aber auch einen schweren Einstieg und kleinere Schwächen in der Figurenentwicklung besitzt. Für Liebhaber des Genres bedenkenlos zu empfehlen.

[Buchgedanken] Hendrik Lambertus: „Der Zorn der Flut“

Vor Weihnachten habe ich auch „Der Zorn der Flut“ von Hendrik Lambertus gelesen. Das Buch ist 2022 im Rowohlt Taschenbuch Verlag, Rowohlt Verlag GmbH erschienen und als historischer Roman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Im Winter des Jahres 1361 ist die Natur besonders unbarmherzig, Wind und Wellen peitschen gegen das Land. Deichbauer Folkert sieht mit Sorge, wie verwundbar der vernachlässigte Flutschutz seine Heimat macht. Doch seine Warnungen verhallen ungehört. Auch sein Bruder Auke sorgt sich mehr um die Herrschaftsansprüche der dänischen Krone. Er kämpft mit allen Mitteln für die friesische Freiheit – und für seine große Liebe Griet. Von der wird als Tochter des dänischen Statthalters erwartet, zum Vorteil der Familie zu heiraten. Soll sie sich fügen? Oder rebellieren? Dann kommt der 16. Januar 1362. Die Deiche brechen. Und nach der Flut ist nichts mehr, wie es vorher war …

„Der Zorn der Flut“ ist ein Roman, über eine der größten Naturkatastrophen Deutschlands, die Marcellusflut 1362. Dabei beschränkt sich der Roman nicht nur auf die Schilderung der Flut und deren Folgen, sondern bettet diese in ein Gesamtkonstrukt aus politischer Lage und persönlichen Schicksalen ein. Als Leser erhält man so die Chance, in Romanform doch einiges über eher unbekannte, und dennoch umwälzende Ereignisse in der deutschen Geschichte zu lernen, die sonst etwas unter dem Radar verbleiben.

Die Handlung ist dabei durchaus spannend, wenn auch teils – zumindest in der ersten Hälfte – mit Längen versehen. Aufgrund der Vielzahl an Personen und Handlungsstränge, die angelegt werden müssen, ist auch der Start in die Geschichte schwierig, die Geschwindigkeit steigert sich aber mit dem Zusammenlaufen der Handlungsstränge.

Das Setting ist gelungen. So entführt Hendrik Lambertus den Leser nach Norddeutschland, hinein ins Spannungsfeld zwischen Hanse, Dänemark und Friesland, in eine Zeit voller Handel und Seeräuberei. Zum besseren Verständnis hätte ich mir an dieser Stelle allerdings noch eine Karte der wesentlichen Handlungsorte gewünscht – der Geschichte voran- oder nachgestellt.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Dabei gelingt dem Autor das ungewöhnliche Kunststück, einen der ersten Protagonisten konsequent unsympathischer werden zu lassen, bis man Auke weder Happy-End noch sonstiges Glück mehr wünscht. Janne und Griet überzeugen hingegen auf ganzer Linie, während Lentje so etwas wie die heimliche Sympathieträgerin des Romans ist.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, der Buchsatz ist unauffällig und schlicht. Das Covermotiv zieht sich über den ganzen Buchumschlag und bildet mit Buchrücken und Coverrückseite ein einheitliches Gesamtbild, ist zudem atmosphärisch und passt gut zur Geschichte. Die einzelnen Teile des Buches werden dabei jeweils erneut mit einer ganzseitigen Abbildung des Covermotivs eingeläutet – hier hätte man durchaus auch auf abweichende Motive zurückgreifen können, um die Thematik der Abschnitte besser aufzugreifen. Wie oben bereits erwähnt, hätte auch eine Karte zur Abrundung der Handlung und der Buchgestaltung beigetragen.

Mein Fazit? „Der Zorn der Flut“ ist ein historischer – und sehr informativer – Roman mit spannendem Setting und interessanten Protagonisten, der allerdings im ersten Teil auch einige Längen hat. Für Leser des Genres dennoch bedenkenlos zu empfehlen.

Von Pop- und Weltgeschichte | Doppelte Buchpost

Vor kurzem trafen auch diese beiden Bücher als Rezensionsexemplare bei mir ein. „Morgen werden wir glücklich sein“ von Lea Korte (Piper Verlag) erreichte mich dabei über die vermittelnde Agentur Buchcontact, „Schmalz und Rebellion“ von Jens Balzer (Duden Verlag) über eine Leserunde auf Lovelybooks.de – vielen Dank jeweils dafür. Die Bücher entführen den Leser dabei ins Paris der 1940er Jahre und nehmen ihn mit auf eine Reise durch die Gschichte des Deutschpops von den 50ern bis heute.

Hört Ihr gern Deutschpop?

[Buchgedanken] Louis Bayard: „Der denkwürdige Fall des Mr Poe“

In der letzten Zeit habe ich „Der denkwürdige Fall des Mr Poe“ von Louis Bayard gelesen. Das Buch ist 2022 bei insel taschenbuch, Insel Verlag Anton Kippenberg GmbH & Co. KG, erschienen, die Originalausgabe wurde 2006 unter dem Titel „The Pale Blue Eye“ bei William Morrow Paperbacks, einem Imprint von HarperCollins Publishers, LLC. veröffentlicht. Das Buch ist als historischer Kriminalroman einzuordnen, für die Übersetzung zeichnet Peter Knecht verantwortlich. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars auf der diesjährigen Buchmesse Popup in Leipzig.

1830: An der angesehenen West Point Academy wird ein junger Kadett tot aufgefunden – er wurde erhängt und sein Herz herausgeschnitten. Keinesfalls darf die Öffentlichkeit von dem grauenhaften Verbrechen erfahren, so beauftragt man Augustus Landor, einen ehemaligen New Yorker Polizeidetektiv, mit den Ermittlungen. Schon bald folgen weitere brutale Morde, und der Fall wird immer rätselhafter. Doch Landor erhält unerwartet Hilfe – von einem jungen Kadetten mit dunkler Vergangenheit, Hang zum Trinken und poetischen Ader: Edgar Allan Poe …

„Der denkwürdige Fall des Mr Poe“ ist ein historischer Kriminalroman, der den Leser in das Amerika des 19. Jahrhunderts versetzt, und der – mit Ausnahme des sechsmonatigen Zeitraums des letzten Kapitels und Prologs – insgesamt nur eine erzählte Zeit von zwei Monaten besitzt, deren Handlung sich kammerspielgleich auch räumlich begrenzt mit einem sehr engen Personenkreis abspielt.

Die Handlung insgesamt ist spannend und abwechslungsreich, wird in Berichtsform aus der Sicht von Gus Landor erzählt. Eingestreut sind zudem schriftlich abgefasste Berichte von Poe. Dem Autor gelingt es ferner, mit unerwarteten Wendungen den Leser gelegentlich aufs Glatteis zu führen, auch wenn Teile natürlich gleichsam vorhersehbar sind.

Das Setting hingegen vermag auf ganzer Linie zu überzeugen, entführt es den Leser doch an die geheimnisvolle und prestigeträchtige West Point Militärakademie, an die militärische Kaderschmiede einer noch jungen Nation. So ist „Der denkwürdige Fall des Mr Poe“ auch ein Buch der Gegensätze zwischen Dorfkneipe und Galadinner beim Gouverneur, zwischen Plebe und Kadetten der High Society, zwischen militärischer Disziplin und Okkultismus.

Die einzelnen Charaktere sind im Wesentlichen dreidimensional angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Dabei überzeugen insbesondere Nebencharaktere wie Thayer, Hitchcock und Artemus, während Poe etwas blass verbleibt. Louis Bayards Schreibstil lässt sich darüber hinaus flüssig und leicht lesen, das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung ist größtenteils gelungen, Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Umschlag ist auf Cover und Coverrückseite hochwertig geprägt und wartet mit Klappen auf. Das Covermotiv lässt hingegen etwas den Bezug zur Handlung vermissen und ist zwar schön aber unscheinbar, und wird auch am Übergang zum Buchrücken unterbrochen. Auch hätten die farbigen Coverinnenseiten noch gestaltet und, z.B., mit einer Karte des Handlungsortes versehen werden können.

Mein Fazit? „Der denkwürdige Fall des Mr Poe“ ist ein historischer Kriminalroman, der vor allem durch sein brillantes Setting und einige unerwartete Wendungen überzeugt. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von etwa 16 Jahren.

Österreich x2 | Doppelte Buchpost

Bevor es hier in der nächsten Woche wieder einige Rezensionen zu lesen gibt, möchte ich Euch heute und morgen erst einmal wieder ein paar Bücher zeigen, die mich vor kurzem erreicht haben. Den Anfang machen heute zwei Romane mit Bezug zu Österreich: Markus Grundtners „Die Dringlichkeit der Dinge“ (edition keiper) und Jeannine Meighörners „Die silberne Riesin“ (Michael Wagner Verlag), das mich über eine Leserunde auf Lovelybooks erreichte. Vielen Dank beiden Verlagen für die Bereitstellung der Rezensionsexemplare.

Welches Buch mit Bezug zu Österreich habt Ihr zuletzt gelesen?

[Buchgedanken] Diana Gabaldon: „Outlander – Das Schwärmen von tausend Bienen“ (Outlander 9)

Vor einiger Zeit habe ich „Outlander – Das Schwärmen von tausend Bienen“ von Diana Gabaldon gelesen, den neunten Teil der weltberühmten Highland-Saga bzw. Outlander-Reihe. Das Buch ist 2021 im Knaur Verlag, Droemer Knaur GmbH & Co. KG, erschienen, die Originalausgabe wurde 2021 unter dem Titel „Go Tell the Bees That I Am Gone“ bei Delacorte Press, New York, veröffentlicht. Das Buch ist als historischer Roman einzuordnen, für die Übersetzung zeichnet Barbara Schnell verantwortlich. Vielen Dank an dieser Stelle an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.

1779 steht für Claire Randall und Jamie Fraser mehr auf dem Spiel als jemals zuvor: Zwar sind sie überglücklich über Briannas Heimkehr – doch niemand weiß, ob die Gefahr, die ihre Tochter mit Mann und Kindern zur Flucht aus dem 20. Jahrhundert gezwungen hat, wirklich gebannt ist. Wie können Claire und Jamie ihrer Familie inmitten des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges Schutz bieten? Währenddessen hadert der junge William Ransom noch immer mit seiner wahren Abstammung. Und Lord John Grey muss sowohl einen Weg zur Versöhnung finden, als auch neuen Gefahren entgegentreten – im Namen seines Sohnes, und in seinem eigenen …

„Outlander – Das Schwärmen von tausend Bienen“ setzt die Reihe um Claire und Jamie Fraser nahtlos fort. Und auch wenn man etwas braucht, um wieder hereinzukommen – schließlich liegen viel zu viele Jahre zwischen den Veröffentlichungen der einzelnen Bände -, ist es doch wie nach Hause zu kommen, trifft man doch alle altbekannten und geliebten Charaktere wieder und fühlt sich sofort gut aufgehoben – wie zu erwarten absolutes Jahreshighlightpotential.

Dabei ist bereits die Genrezuordnung umstritten – vereint das Buch doch nicht nur Elemente eines historischen Romans mit denen einer Familiensaga, sondern hat auch fantastische Elemente, die einige sogar deklaratorisch in den Sci-Fi-Bereich schieben würden. Für mich bleiben die Outlander-Bücher jedoch historische Romane, habe ich durch sie doch viel über die schottische Geschichte und die Geschicht der Medizin gelernt.

Die Handlung, die Diana Gabaldon perfekt aus einer Ich- und mehreren personalen Erzählperspektiven erzählt, ist spannend, abwechslungsreich und komplex. Nach und nach werden die einzelnen Handlungsstränge zusammengeführt und teilweise aufgelöst, auch wenn relevante Handlungsteile offen bleiben – und das Buch in diesem Zusammenhang mit einem Cliffhanger endet, was umso tragischer ist, wenn man den erst in ferner Zukunft erwartbaren Erscheinungstermin des nächsten Bandes berücksichtigt.

Das Setting ist – wie in der Reihe üblich – erwartbar perfekt, wenn auch dieses Mal rein auf die amerikanischen Kolonien beschränkt. So nimmt die Autorin den Leser mit auf eine Reise in ein Amerika zur Zeit des Unabhängigkeitskriegs, in eine Welt voller Unruhen, wechselnder Loyalitäten und Ungewissheiten. Dabei lässt sich Diana Gabaldons Schreibstil leicht und flüssig lesen, ist authentisch und trotz der Informationsdichte nie langatmig.

Einzige Konstante in diesen aufwühlenden Zeiten ist der unglaubliche Cast an Protagonisten, die in der Bandbreite wirklich toll entwickelt und gestaltet sind und alle über Stärken und Schwächen verfügen. In diesem Teil überzeugen neben meinen Favoriten der gesamten Reihe (Claire, Brianna und Lord John Grey) auch wichtige Nebencharaktere wie Jenny Fraser, Rachel Hunter, Frances und Harold „Hal“ Grey.

Die Buchgestaltung ist ein wahrer Traum. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Geschichte sind eine Karte voran- und ausführliche Anmerkungen hintangestellt. Der Buchumschlag ist hochwertig geprägt, wunderschön anzusehen und mit Klappen versehen. Das unter dem Umschlag befindliche Buch ist ebenfalls edel gestaltet und kann mit wunderschönen Coverinnenseiten aufwarten, die den Familienstammbaum zeigen.

Mein Fazit? „Outlander – Das Schwärmen von tausend Bienen“ ist die absolut überzeugende Fortsetzung einer der besten Buchreihen aller Zeiten und ein definitives Jahreshighlight. So brilliert das Buch mit einem spannenden Setting, unglaublichen Charakteren und einer interessanten Handlung und ist daher bedenkenlos zu empfehlen (wie alle Teile der Reihe).

[Buchgedanken] Marie Lamballe: „Atelier Rosen: Die Frauen aus der Marktgasse“(Atelier Rosen 1)

In den letzten Tagen habe ich „Atelier Rosen: Die Frauen aus der Marktgasse“, den Auftakt der neuen Familiensaga von Marie Lamballe gelesen. Das Buch ist 2021 bei Lübbe, Bastei Lübbe AG erschienen und als Familiensaga einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über die Bloggerjury.

Kassel, 1830. Die zwanzigjährige Elise Rosen betreibt zusammen mit ihrer Mutter und Großmutter ein kleines Putzmacher-Atelier. Ihre Hutkreationen sind weithin gefragt und öffnen ihnen Türen in höchste gesellschaftliche Kreise. So macht Elise eines Tages die Bekanntschaft der jungen Sybilla von Schönhoff, mit der sie schon bald eine innige Freundschaft verbindet. Als sich deren Verlobter unsterblich in Elise verliebt, gerät diese in einen schweren Konflikt, der sie auf die Spur eines lang gehüteten Geheimnisses führt …

„Atelier Rosen: Die Frauen aus der Marktgasse“ vereint viele Aspekte, die eine gute Familiensaga ausmachen – und ist daher ein vielversprechender Auftakt, der Potential für eine tolle Reihe bietet. Dabei wird der Leser in das Deutschland der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geführt, in ein Land voller Kleinstaaterei, Unruhen und Intrigen; ein Land, das sich erst vor kurzem dem Würgegriff Napoleons entzogen hatte.

Die Handlung des Romans ist im Wesentlichen spannend, wenn auch mit einigen Längen, dafür aber auch mit unerwarteten Wendungen versehen. Dabei werden die wesentlichen Handlungsstränge aufgelöst, sodass der Roman als Standalone lesbar ist, es verbleiben aber genug offene Fragen und Punkte – und auch ein kleiner Cliffhanger am Ende -, um Interesse für die Folgebände zu schüren. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass noch ein etwas stärkerer Fokus auf die historischen Ereignisse, auf die Stadtgeschichte Kassels gelegt wird.

Die einzelnen Charaktere sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Während Elise teils noch etwas blass, wankelmütig und naiv verbleibt, überzeugen vor allem Sybilla, die van Leuwens und Babette. Marie Lamballes Schreibstil lässt sich – trotz authentischer Beschreibungen – leicht und flüssig lesen, gegebenenfalls hätte man den Leser noch mit einem Glossar unterstützen können.

Die Buchgestaltung ist ebenfalls gelungen, Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben im großen und ganzen solide gearbeitet und nur Kleinigkeiten durchrutschen lassen. Der Buchumschlag ist auf dem Titel und dem Buchrücken hochwertig bedruckt, mit farbigen Coverinnenseiten und Klappen versehen. Cover und Coverrückseite sind ansprechend und hübsch gestaltet, leider unterbricht der Buchrücken die Bilder, setzt diese nicht nahtlos fort und stört daher etwas die Harmonie, wenn man den Buchumschlag insgesamt betrachtet.

Mein Fazit? „Atelier Rosen: Die Frauen aus der Marktgasse“ ist ein vielversprechender Auftakt in eine neue Familiensaga, der vor allem durch sein Setting und die abwechslungsreiche Handlung glänzt, auch wenn die Protagonistin noch nicht völlig überzeugen kann. Für Leser des Genres dennoch bedenkenlos zu empfehlen, auch als Standalone lesbar.

[Buchgedanken] Ildefonso Falcones: „Die Tränen der Welt“

In der letzten Zeit habe ich „Die Tränen der Welt“ von Ildefonso Falcones gelesen. Das Buch ist 2021 bei C. Bertelsmann, Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, erschienen, die Originalausgabe wurde 2019 unter dem Titel „El pintor de almas“ bei Grijalbo, Barcelona, veröffentlicht. Das Buch ist als historischer Roman einzuordnen, für die von Action Cultural Espanola geförderte Übersetzung zeigt sich Laura Haber verantwortlich. Vielen Dank an dieser Stelle an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Barcelona, 1901. Während soziale Unruhen die Stadt in Aufruhr versetzen, führt der ehrgeizige Maler Dalmau Sala ein Leben zwischen zwei Welten. Tagsüber gestaltet er Kacheln in einer Keramikfabrik und versucht in den elitären Kreisen seines Arbeitgebers seine Kunst zu verkaufen. Nach Feierabend kämpft Dalmau gemeinsam mit Emma, seiner großen Liebe, für die Rechte der Arbeiterklasse. Doch als ein tragisches Unglück geschieht, zerbricht ihre Beziehung. Jeder seiner Versuche, sie zurückzugewinnen, scheitert – bis Emma festgenommen wird. Als die Protestaktionen der Republikaner immer stärker ausarten, muss Dalmau um ihrer beider Leben fürchten und sich entscheiden: Wählt er die Flucht ins Ungewisse oder den Kampf für seine Ideale und für die Liebe?

„Die Tränen der Welt“ ist der neue, monumentale Roman des Autors des Weltbestsellers „Die Kathedrale des Meeres“ und entführt den Leser in das Barcelona der Jahrhundertwende, in die Zeit des aufkommenden Industrialismus, in eine spannende Kunstepoche mit den Anfängen von Picasso und Gaudi – aber auch in eine Zeit voller Aufstände, Gewalt und Leid.

Dabei brilliert der Roman vor allem durch sein wundervolles Setting. Falcones beschreibt das Barcelona der Jahrhundertwende, die Gegensätze zwischen den Palästen und Elendsvierteln eindrücklich und anschaulich, sodass das Kopfkino sofort zu laufen beginnt. Dies wird auch durch den Fokus auf die Kunst gestützt – sei es Malerei, Architektur oder Keramikarbeit.

Die Handlung hingegen zeigt einige Längen und Schwächen. So kommt richtige Spannung und Lesefluss nur phasenweise auf, die teils doch zu ausführlichen Beschreibungen der architektonischen Einzelheiten, die endlose Aneinanderreihung von Straßen- und Gebäudenamen sorgen immer wieder für Unterbrechungen, die sich zuspitzende Radikalität und die zum Schluss doch fanatistische Einstellung der Protagonisten für Unverständnis, das soweit geht, dass man ihnen kein Happy-End mehr wünscht.

So sind auch die Handlungen, Gedanken und Schlüsse der, im Wesentlichen vielschichtig angelegten, Protagonisten nicht immer nachvollziehbar – lediglich Josefa überzeugt hier als gute Seele des Romans auf ganzer Linie. Überraschend – und auch etwas enttäuschend – ist es hingegen auch, dass sorgsam eingeführte Charaktere wie Irene nach einem Kurzeinsatz absolut keine Rolle mehr spielten.

Die Buchgestaltung überzeugt hingegen erneut auf ganzer Linie. So ist der Buchumschlag wunderschön und auf dem Titel und Buchrücken hochwertig geprägt, das unter dem Umschlag befindliche Hardcover zwar von außen schlicht, aber immerhin mit aufwendig gestalteten Coverinnenseiten versehen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben ebenfalls sauber gearbeitet.

Mein Fazit? „Die Tränen der Welt“ ist ein epochaler, aber teils schwer lesbarer historischer Roman, der vor allem durch sein brillantes Setting glänzt, aber auch Längen in der Handlung aufweist. Für Liebhaber historischer Romane dennoch bedenkenlos zu empfehlen – insbesondere für Interessierte im Bereich von Kunst und Architektur.

Unbekanntes an bekannten Orten | Doppelte Buchpost

Vor kurzem erreichten mich zwei tolle Romane des Lübbe Verlags, Bastei Lübbe AG als Rezensionsexemplare über die Bloggerjury – vielen Dank dafür an dieser Stelle. Die Gemeinsamkeit von „Atelier Rosen – Die Frauen aus der Marktgasse“ von Marie Lamballe und „Berlin Monster – Nachts sind alle Mörder grau“ von Kim Rabe ist dabei das in Deutschland angesiedelte Setting – etwas, das viel zu selten vorkommt. So spielt Marie Lamballes historischer Roman in Kassel, währen Kim Rabes Urban Fantasy Krimi den Leser nach Berlin verschlägt – ich kann es kaum erwarten. Welches sind Eure liesten Bücher, die in Deutschland spielen? Kennt Ihr vielleicht einen der Romane?