[Buchgedanken] Stefan Kuhlmann: „Herr Winter taut auf“

Vor kurzem habe ich auch „Herr Winter taut auf“ von Stefan Kuhlmann gelesen. Das Buch ist 2023 im Rowohlt Taschenbuch Verlag, in der Rowohlt Verlag GmbH erschienen und als Tragikomödie einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Robert Winter hat keine Lust auf Geschwätz und keine Zeit für Unsinn. Ihm ist egal, was andere Menschen über ihn denken. Sie sollen ihn einfach nur in Ruhe lassen. Und so versteht er auch überhaupt nicht, was seine Frau Sophia an ihrem Beruf als AVON-Beraterin so liebt. Für ihn sind Beauty-Produkte so ziemlich das Letzte, womit er seine Zeit verbringen möchte. Erst als ein Unfall Sophia aus seinem Leben reißt, ändert sich alles schlagartig. Um nicht in Trauer zu ertrinken, beschließt Robert, in ihre Fußstapfen zu treten und für Sophia den Titel «AVON-Beraterin des Jahres» zu gewinnen. Nur ist das schwerer als gedacht. Deutlich schwerer …  

„Herr Winter taut auf“ ist der Debütroman des Film- und Fernsehautors Stefan Kuhlmann. Dabei ist der Roman relativ schwer zu kategorisieren. So könnte man das Buch durchaus als Schicksalsroman ansehen, auch ein Entwicklungsroman wäre denkbar. Im Blurb und den auf diversen Portalen zitierten Kritikerstimmen wird das Buch teils als Komödie, teils als Tragikomödie beschrieben – letzteres halte ich aufgrund der Mischung aus Schicksalsschlag und Humor im Endeffekt für stimmig und habe es daher übernommen.

Die Handlung ist abwechslungsreich und kurzweilig, wenn auch durchaus vorhersehbar und im Mittelteil etwas überfrachtet. Dennoch vereint Stefan Kuhlmann gut den Humor mit den durchaus tragischen Elementen, sorgt für witzige, teils abstruse Szenen, die sogar mit Ironie und Sarkasmus angereichert sind. Allerdings ist das Ende relativ offen, was mich als Leser teils unbefriedigt zurücklässt und nach einer Fortsetzung schreit.

Das Setting ist überzeugend, aber auch austauschbar. So entführt der Autor den Leser in eine nicht näher bezeichnete Stadt mit Tankshops, Krankenhaus, Friedhof, Gericht und einer zu hohen Dichte an AVON-Beratern. Dabei gelingt es Stefan Kuhlmann, den Leser in den Alltag, in die absolute Normalität hineinzuziehen, ohne das Buch langweilig werden zu lassen – lediglich die Ausführungen der Kosmetikanwendungen sind hier teils zu umfangreich geworden.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive, wenn auch aufgrund der Vielzahl an Charakteren nicht alle im Detail ausgearbeitet werden können. So bleiben Wilma als Antagonistin und auch Dolores eher blass, während vor allem Basti und Lilli als wichtige Nebencharaktere punkten können. Stefan Kuhlmanns Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, pointiert, humorvoll und lässt das Kopfkino sofort anlaufen.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Buchdeckel ist auf dem Cover hochwertig geprägt und mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen. Der Buchdeckel ist zudem generell sehr eintönig, das Covermotiv wird auch auf der Coverrückseite, einer farbigen Coverinnenseite und vor der Geschichte wieder aufgegriffen – etwas mehr Abwechslung hätte hier gut getan, vor allem, da das Motiv zwar humorvoll anmutet, die Handlung aber nicht wirklich abbildet.

Mein Fazit? „Herr Winter taut auf“ ist ein gelungenes und kurzweiliges Debüt, das vor allem mit seinem Humor und einem pointierten Schreibstil überzeugt, teils aber auch etwas überfrachtet ist. Für Leser des Genres dennoch bedenkenlos zu empfehlen.

[Buchgedanken] Günther Mayr: „Herr Kuranaga“

Vor kurzem habe ich auch „Herr Kuranaga“ von Günther Mayr gelesen. Das Buch ist 2022 im Carl Ueberreuter Verlag, Wien, veröffentlicht worden und als Kriminalroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Mysteriöse Erkrankungen nach Corona-Impfungen lassen einen Philosophie-Professor zum Detektiv werden: In Tateo Kuranaga vereinen sich die traditionsreichen Tugenden eines Samurai mit österreichischer Lebensart. Ein Vogel im Orchestergraben, eine japanische Kommissarin auf einem Wanderfalken und menschliche Originale aus beiden Kulturkreisen kreuzen seinen Weg. Ein außergewöhnlicher Kriminalfall, der mit Kreativität und viel Witz gelöst wird.

„Herr Kuranaga“ oder „Ein Samurai zwischen Sushi und Schweinebraten“ – so der Untertitel – ist ein Roman, der sich entgegen der oben so leicht getroffenen Einordnung wirklich schwer kategorisieren lässt. Zwar ist das Buch als Kriminalroman beworben (so auch auf dem Cover, daher habe ich das übernommen), man könnte aber genau so gut einen Thriller daraus machen, ist der hier behandelte „Kriminalfall“ doch hochpolitisch und kein klassisches Verbrechen. Gleichsam wäre es auch möglich, den Roman zur Gegenwartsliteratur zu zählen, liegt ein starker Fokus doch auf den kulturellen Unterschieden und den daraus resultierenden, witzigen Szenen.

Die Handlung ist durchaus spannend, wenn auch durch die allumfassenden Perspektiven nur teilweise überraschend. Zudem kommt sie nur relativ langsam in Schuss und ist insgesamt sehr ereignisarm. Wie oben bereits angedeutet, lebt die Handlung daher vor allem von den humorvollen Szenen, von den Abstrusitäten, den Eigenheiten der Figuren und den starken Überzeichnungen.

Das Setting hingegen kann natürlich punkten. So entführt der Autor den Leser nicht nur nach Wien sondern auch nach London und Japan, zeigt die Gegensätze der globalisierten Welt und einer einsamen japanischen Insel und spielt mit den unterschiedlichen Kulturen und kulturellen Verhaltensweisen – sehr amüsant. Der Lieblingsort hier ist klar: die „Eiserne Hand“, eine Wiener Wirtschaft am Naschmarkt, so skurril und eigen wie die Geschichte.

Die einzelnen Figuren sind aufgrund der Vielzahl an handelnden Personen und der gebotenen Kürze des Buches teils nur schematisch angelegt, können aber zum Teil dennoch punkten und haben durchaus Stärken und Schwächen. Hierbei überzeugen Sakura Kurosawa und Helmut Freisinger als wichtige Nebencharaktere am stärksten, während Tateo Kuranaga doch etwas blass verbleibt. Günther Mayrs Schreibstil ist dabei pointiert und gut lesbar und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, der Buchsatz ist konservativ und etwas uninspiriert, aber fehlerfrei. Der Buchdeckel ist zwar auf dem Cover hochwertig geprägt und mit farbigen Coverinnenseiten versehen, insgesamt aber jedoch relativ eintönig und einfach gestaltet, sodass das Cover nicht wirklich überzeugen kann.

Mein Fazit? „Herr Kuranaga“ ist ein Kriminalroman, der vor allem durch seinen Humor und ein tolles Setting punkten kann, allerdings etwas ereignisarm und durchaus vorhersehbar daherkommt. Für Leser des Genres dennoch zu empfehlen – ab einem Lesealter von 14 Jahren.

Von Künstlern und Helden | Lovelybooks-Buchpost

Vor kurzem erreichten mich auch diese beiden Bücher über Lovelybooks.de – vielen Dank dafür! „Und Sie sind also der Künstler?“ von Simon Bill, übersetzt von Friederike Moldenhauer (Goya Verlag, Jumbo Neue Medien & Verlag GmbH) kam dabei als Rezensionsexemplar im Rahmen einer Leserunde zu mir, „So kommt das Gute in die Welt“ von Alexandra Stewart, illustriert von Jake Alexander (Midas Kinderbuch, Midas Verlag AG) als Gewinn einer Buchverlosung. Ein satirischer Roman über die Londoner Kunstwelt mit Ausflügen in die Neurowissenschaft – und ein illustriertes Kindersachbuch mit kleinen Geschichten über große Helden – definitiv ein abwechslungsreiches Programm :). Ich bin jedenfalls schon ganz gespannt!

Welchen Künstler mögt Ihr besonders?

[Buchgedanken] Sarah Nisi: „Ich bringe dich zum Schweigen“

Vor kurzem habe ich auch „Ich bringe dich zum Schweigen“ von Sarah Nisi gelesen. Das Buch ist 2023 im btb Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH veröffentlicht worden und als Psychothriller einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Die Beziehung der Stiefschwestern Phoebe und Charlie ist seit ihrer Kindheit durch Konkurrenzkampf geprägt. Ein Ereignis in der Schulzeit machte daraus offene Feindschaft. Umso überraschter sind beide, als sie jetzt, mit Ende 20, gemeinsam ein größeres finanzielles Erbe antreten sollen. Die einzige Bedingung: Sie müssen sich unterstützen – denn nur durch enge Zusammenarbeit kann ihnen der Durchbruch in der Theaterszene Londons gelingen. Was sich wie eine Aufforderung zur Versöhnung anhört, wird für Charlie und Phoebe zum Albtraum. Und das Ringen um eine erfolgreiche Inszenierung ein fatales Spiel um Leben und Tod.

„Ich bringe dich zum Schweigen“ ist nach „Ich will dir nah sein“ der zweite Psychothriller von Sarah Nisi. Nachdem der erste direkt zum Bestseller avancierte und von den Kritiken gefeiert wurde, waren Druck und Erwartungshaltung für dieses Buch unglaublich hoch – und Sarah Nisi hat geliefert. „Ich bringe dich zum Schweigen“ ist einer der besten Thriller, die ich in der letzten Zeit gelesen habe – und begeistert mich auch einige Zeit, nachdem ich das Buch beendet habe, immer noch nachhaltig.

Die Handlung ist hochspannend, abwechslungsreich und wartet immer mal wieder mit unerwarteten Wendungen auf. Und auch wenn man Teile der Handlung gut überblickt, durchaus vorausahnt, hat Sarah Nisi immer einen weiteren Plottwist im Köcher, um dem ganzen die Krone aufzusetzen. Dabei wird die Geschichte immer mal wieder durch Rückblenden unterbrochen, sowohl solche der nahen Vergangenheit als auch welche aus der Kindheit/Jugend der Protagonistinnen. Erzählt wird die Geschichte hierbei aus fünf verschiedenen personalen Erzählperspektiven – die Rückblenden in die tiefste Vergangenheit nicht eingerechnet. Einziges kleines Manko: das Ende. Nicht von der Auflösung, sondern von den Konsequenzen. Mehr wird hier aber nicht verraten :).

Auch das Setting vermag zu überzeugen. Sarah Nisi entführt den Leser nach London und in die Vergangenheit nach Norlington, in ein Spannungsfeld zwischen Theater-AG und der Inszenierung des Erbes einer weltbekannten Theaterautorin. Dabei gelingt es der Autorin, immer mal wieder spannende Fakten übers Theater und Theaterproduktionen einzubringen, ohne das Buch damit zu überfrachten, sodass der Kernfokus auf der Thrillerhandlung bleibt.

Die einzelnen Figuren sind vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei überzeugt Charlie als allumfassend gelungene und dreidimensionale Protagonistin, während lediglich Luke etwas vernachlässigbar blass bleibt. Sarah Nisis Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, lässt das Kopfkino sofort anlaufen und das Buch zum Pageturner werden.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, lediglich die kursiv gesetzte Vergangenheitsperspektive mutet ideenlos an. Der Buchumschlag ist auf Cover, Coverrückseite und Buchrücken leicht geprägt, mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen – sehr edel. Das Titelmotiv, das auch auf der Coverrückseite und den Coverinnenseiten wieder aufgegriffen wird, ist ansehnlich und farblich toll, aber auch austauschbar und etwas beliebig.

Mein Fazit? „Ich bringe dich zum Schweigen“ ist einer der besten Psychothriller der letzten Zeit, der vor allem mit atemberaubenden Plottwists und einem tollen Setting punkten kann. Für Leser des Genres unbedingt zu empfehlen – ab einem Lesealter von 16 Jahren.

[Buchgedanken] Ellen Ertelt: „Leih mir dein Herz für immer“

Vor kurzem habe ich „Leih mir dein Herz für immer“ von der Heidelberger Autorin Ellen Ertelt gelesen. Das Buch ist 2023 in der Piper Verlag GmbH erschienen und als Liebesroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Es ist Hochsommer, als der Start-up-Unternehmer Micha für ein langes Wochenende nach Heidelberg reist. Zufällig landet er vor dem „Borrowland“, einem kleinen Leihgeschäft in der Altstadt, wo man Sonnenhüte und Regenschirme mieten kann. Zwischen der umwelt­bewussten Inhaberin Susanne und dem charmanten Micha entsteht sofort eine Verbindung. Während sie ihm das roman­tische Heidelberg zeigt, kommen sich die beiden immer näher. Doch Susanne hat schlechte Erfahrungen beim Dating gemacht, daher verschweigt sie Micha die Existenz ihrer kleinen Tochter. Und auch Micha hält Dinge zurück, aus Angst, erneut verletzt zu werden. Bedeuten diese Geheimnisse etwa das Ende ihrer Liebe, bevor sie überhaupt begonnen hat?

„Leih mir dein Herz für immer“ wird als nachhaltiger Liebesroman angepriesen – und diese Beschreibung passt auch, ist das Buch doch nicht nur nachhaltig und klimaneutral produziert, sondern stellt auch neben der Liebesgeschichte das Thema Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt der Handlung, ohne hierbei aber zu militant, zu belehrend zu werden – ein schmaler Grat in der heutigen Zeit.

Die Handlung ist dabei kurzweilig und wird wechselnd kapitelweise aus der Sicht der beiden Protagonistinnen erzählt – ungewöhnlicherweise aber jeweils aus der personalen Erzählperspektive, die Dopplung ist doch eher bei Ich-Perspektiven üblich. Zudem werden einige im Buch verwandte, handlungstreibende Motive etwas totgeritten – während sie anfangs noch überzeugten und innovativ waren, sorgt irgendwann die dutzendfache Wiederholung fürs genaue Gegenteil.

Das Setting kann natürlich brillieren. So entführt die Autorin den Leser ins malerische Heidelberg, eine der schönsten Städte Deutschlands (ich bin hier als Heidelberger natürlich parteiisch :D), nimmt ihn mit aufs Schloss, zur Schlossbeleuchtung, den berühmten Schlossfestspielen,, zu vielen Sehenswürdigkeiten und in die engen Gassen der Altstadt – ein Traum, der den Wunsch weckt, die einzelnen Handlungsorte wieder zu besuchen.

Die Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Während jedoch sowohl Micha als auch Susanne hier nicht immer nachvollziehbar handeln, können vor allem wichtige Nebencharaktere wie Emma und Chrissy glänzen. Ellen Ertelts Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung ist ordentlich. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Buchdeckel ist auf dem Cover, der Coverrückseite und dem Buchrücken leicht geprägt. Allerdings vermag das Titelmotiv auf dem Cover nicht zu überzeugen, fehlt ihm doch der Bezug zur Handlung – und es ist zudem insgesamt sehr eintönig wie der komplette Umschlag.

Mein Fazit? „Leih mir dein Herz für immer“ ist ein Liebesroman, der mit seinem Setting und einer spannenden Thematik überzeugt, aber auch kleineren Schwächen hat. Für Leser des Genres dennoch bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von etwa 14 Jahren.

Blau, blau, blau sind alle meine Cover | Doppelte Buchpost

Vor kurzem erreichten mich diese beiden Bücher aus der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH als Rezensionsexemplare im Rahmen von Leserunden auf Lovelybooks.de – vielen Dank dafür! „Großeltern sind wie Eltern, nur mit Zuckerguss“ von Ursi Breidenbach und Heike Abidi (Penguin Verlag) ist dabei ein humoristisches Sachbuch, „Nur 300 km“ von Rüdiger Bertram (cbj Kinder- und Jugendbuchverlag) ein Jugendbuch über einen ungewöhnlichen Roadtrip. Ich freue mich schon unglaublich auf die beiden Bücher!

Welches Jugendbuch habt Ihr zuletzt gelesen?

[Buchgedanken] André Milewski: „Alle Feuer der Hölle“ (Vulkane 2)

Vor kurzem habe ich „Alle Feuer der Hölle“ von André Milewski gelesen. Das Buch ist 2023 im Selfpublishing veröffentlicht worden und als historischer Roman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Autor für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Im Jahr 1902 genießt die Stadt St. Pierre auf der Karibikinsel Martinique den Ruf, die „Perle der Antillen“ zu sein. Der deutsche Handelskapitän Leonhard Mahler ist auf der Suche nach guten Zucker- und Rumgeschäften in die Stadt gekommen. Derweil wächst in der Stadt die Spannung unter der Bevölkerung. Wahlen stehen an. Als im April des Jahres die ersten Rauchschwaden aus dem Vulkan Mont Pelée aufsteigen, ahnt man in St. Pierre noch nichts Böses. Doch als das Grollen immer lauter wird und Asche wie Schnee vom Himmel fällt, wächst die Sorge. Doch fliehen kommt nicht in Frage, denn die Politiker wollen unbedingt den Wahltermin einhalten, und zwar mit der größtmöglichen Zahl von Leuten. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf …

„Alle Feuer der Hölle“ ist der lose verknüpfte, zweite Band von André Milewskis Reihe über berühmte Vulkanausbrüche. Schon im Vorgänger „Der Choral der Hölle“ trat zwar Leonhard Mahler, einer der Protagonisten des Romans, bereits in Erscheinung – grundsätzlich sind die Bücher jedoch alle als Einzelbände angepriesen und sollen unabhängig voneinander lesbar sein. Zumindest mir haben wenige Informationen gefehlt – sodass ich bestätigen kann, dass „Alle Feuer der Hölle“ als Standalone lesbar ist.

Die Handlung ist spannend, wenn natürlich auch hinsichtlich der historischen Ereignisse genrebedingt vorhersehbar. Allerdings kommt die Handlung dabei nur langsam im Schwung, aufgrund der Vielzahl an Handlungssträngen fehlt es anfangs an Stringenz. Dabei mischt der Roman die Aspekte der Katastrophe mit diversen Liebesgeschichten, einer kritischen Betrachtung des Kolonialismus und diversen weiteren Themen. Daher habe ich den Roman auch nicht als klassischen (historischen) Katastrophenroman, sondern generell als historischen Roman eingruppiert.

Das Setting kann naturgemäß überzeugen. So entführt der Autor den Leser nach Martinique, in das beginnende 20. Jahrhundert, in eine Welt voller technischer Neuerungen und erster Unabhängigkeitsbestrebungen der Kolonien. Dabei kann der Roman hier durch eine gute Recherche und ein authentisches Setting punkten, fällt dafür allerdings auch gelegentlich in eine Art Bericht zurück, insbesondere zum Ende hin. Gleichzeitig ist das Buch hier auch erschreckend anschaulich, schonungslos brutal und daher nichts für zarte Gemüter oder junge Leser:innen.

Die einzelnen Figuren sind aufgrund der Vielzahl teils nur eindimensional angelegt, haben aber dennoch im Wesentlichen eigene Ziele und Motive. Hierbei glänzen insbesondere Louis Mouttet und Isabella als wichtige Nebencharaktere, während Leonhard nicht immer ganz nachvollziehbar handelt. André Milewskis Schreibstil lässt sich dabei trotz der Authentizität noch leicht und flüssig lesen und das Kopfkino sofort anspringen, wenn auch teils etwas die Nähe zu den Figuren und die damit verbundene Emotionalität fehlt.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat und/oder Korrektorat halten sich noch im Rahmen, die durchgerutschten Fehler schmälern den Lesefluss nicht wesentlich, der Buchsatz ist ordentlich, auf die teils spoilernden Kapitelüberschriften hätte man aber verzichten können. Die Geschichte wird dabei durch eine Dramatis Personae und eine Karte abgerundet, der Buchumschlag ist relativ eintönig, aber in genretypischer Grundfarbe. Das Covermotiv kann zwar überzeugen, die Farbgebung mutet allerdings skurril an.

Mein Fazit? „Alle Feuer der Hölle“ ist ein solider historischer Roman mit tollem Setting und einer spannenden Handlung, die aber etwas langsam in Fahrt kommt. Für Leser des Genres dennoch bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von nicht unter 16 Jahren

Von heimlichen Helden und teuflischen Pakten | Doppelte Buchpost

Während der letzten Woche erreichten mich diese beiden Bücher als Rezensionsexemplare im Rahmen von Leserunden auf Lovelybooks.de – vielen Dank dafür! „Wie ein Stern in mondloser Nacht“ von Marie Sand (Droemer Verlag, Verlagsgruppe Droemer Knaur) beschreibt dabei das Leben der heimlichen Heldin Henni Bartholdy, während „Schatten – Der Pakt“ von Timo Parvela (illustriert von Pasi Pitkänen, erschienen im Verlag arsEdition) den 13-jährigen Pete begleitet, der im Tausch für die Gesundheit seiner besten Freundin seinen Schatten weggegeben hat. Das klingt beides hochspannend – ich kann es kaum erwarten, in die Geschichten einzutauchen!

Mögt Ihr illustrierte Bücher?

[Buchgedanken] Matthias Wittekindt: „Spur des Verrats“ (Craemer und Vogel 2)

Vor kurzem habe ich auch „Spur des Verrats“ von Matthias Wittekindt gelesen. Das Buch ist 2023 im Wilhelm Heyne Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH erschienen und als historischer Kriminalroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Kopenhagen, 1910: Der 8. Internationale Sozialistenkongress ist ein Sammelbecken für Schwärmer, Umstürzler und Utopisten jeglicher Couleur. Mitten unter ihnen: Der preußische Geheimagent Albert Craemer. Getarnt als Genosse, hofft er, etwas über die Hintergründe eines Attentats zu erfahren, das sich kurz zuvor im Berliner Tiergarten ereignete. Seine Mission ist heikel: Nicht nur, weil Craemer fürchten muss, enttarnt zu werden – sondern auch, weil er den Mördern bereits viel näher ist, als er selbst es ahnt.

„Spur des Verrats“ ist der zweite Band der Reihe um Craemer und Vogel, wobei gerade Lena Vogel in diesem Band eine eher untergeordnete Rolle spielt. Das Buch ist hierbei als historischer Kriminalroman einzuordnen, auch wenn aufgrund der starken internationalen Verwicklungen auch ein (historischer) Spionagethriller hätte angenommen werden können. Dabei kann der Roman gut als Standalone gelesen werden, Vorwissen ist nicht erforderlich, zumindest habe ich beim Lesen nicht allzu viel vermisst, wurden doch die relevanten Beziehungen zwischen den Protagonisten auch in diesem Buch aufgegriffen und vorgestellt.

Die Handlung ist durchaus spannend, kommt aber relativ langsam in Schwung, da unglaublich viele Protagonisten und Handlungsstränge angelegt werden. Auch später entschleunigt diese immer mal wieder, zu einem richtigen Pageturner entwickelt sich der Roman somit nie. Dennoch vereint er eine tolle Kombination aus Kriminalroman, Spionagethriller, historischem Roman und durchaus humorvollen Szenen und Figuren zu einem tollen Gesamtpaket.

Das Setting ist naturgemäß brillant. So entführt der Autor den Leser ins frühe 20. Jahrhundert, nimmt ihn mit auf eine Reise durch Europa bis hin auf eine abgelegene, dänische Insel in ein Camp der Lebensreformer. Dabei hätte ich mir allerdings für einen Kriminalroman noch etwas mehr Einblicke in den damaligen Polizei- und Geheimpolizeiapparat gewünscht, etwas mehr interne Verstrickungen und Verwicklungen.

Die einzelnen Figuren sind aufgrund ihrer Vielzahl teils etwas eindimensional angelegt, können aber im weiteren Verlauf der Reihe durchaus noch entwickelt werden. Hierbei überzeugt vor allem Adler, während sein Kompagnon Habert etwas undurchsichtig verbleibt. Matthias Wittekindts Schreibstil ist dabei definitiv ungewöhnlich und etwas berichtartig – mir persönlich hat hier etwas Emotionalität gefehlt, ich hätte mir etwas mehr „Show, don’t tell“ gewünscht.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat und Korrektorat haben im Wesentlichen sauber gearbeitet, der Buchsatz ist unspektakulär aber ordentlich, allerdings hätten die Protokolle etwas innovativer gesetzt werden können. Auch auf die spoilernden Kapitelüberschriften hätte hier durchaus verzichtet werden können, die vorangestellte Karte unterstützt hingegen die Handlung gut. Das Titelbild ist ebenfalls schön anzusehen, wenn auch etwas beliebig und ohne Bezug zur Handlung. Zudem wird es zum Buchrücken hin unterbrochen.

Mein Fazit? „Spur des Verrats“ ist ein solider historischer Kriminalroman mit einem tollen Setting und einer spannenden Handlung, dabei leider aber auch etwas langatmig und mit einem ungewöhnlichen Schreibstil. Für Leser, die sich damit anfreunden können, dennoch bedenkenlos zu empfehlen.

Von neuen Wegen und alten Erinnerungen | Lovelybooks-Buchpost

Vor kurzem erreichten mich auch diese beiden Bücher über Lovelybooks.de – vielen Dank dafür. „Erinnerung und Lüge“ von Anne-Marie Garat (Goya Verlag, JUMBO Neue Medien & Verlag GmbH) kam dabei als Rezensionsexemplar im Rahmen einer Leserunde zu mir, „Neue Wege der Lust“ von Alisha Schmidt (Selfpublishing, Books on Demand) als Gewinn einer Buchverlosung. Ein Sachbuch und Ratgeber, eine Familiensaga und Generationenroman: so unterschiedlich waren meine Neuzugänge wohl noch nie. Ich bin auf beide Bücher jedenfalls schon sehr gespannt!

Welches Buch ist zuletzt bei Euch eingezogen?