[Buchgedanken] Christian Handel: „Schattengold – Ach, wie gut, dass niemand weiß …“

Vor kurzem habe ich „Schattengold – Ach, wie gut, dass niemand weiß …“ von Christian Handel gelesen. Das Buch ist 2022 in der Piper Verlag GmbH erschienen und als phantastische Märchenadaption einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Drei Dinge muss Farah ihren Eltern versprechen: Iss nie etwas, das dir Feen anbieten. Verrate ihnen nicht deinen Namen. Und am wichtigsten: Lass dich unter keinen Umständen auf einen Handel mit dem Dunklen Volk ein. In diesem Sommer wird Farah jedes einzelne dieser Versprechen brechen.

„Schattengold – Ach, wie gut, dass niemand weiß …“ ist eine phantastische Märchenadaption, eine Neuerzählung des bekannten Märchens „Rumpelstilzchen“. Dabei ist die Adaption durchaus düster gestaltet – und sicherlich nichts für kleine Kinder, sondern vielmehr für ältere Jugendliche. Gleichsam kann man das Buch auch der progressiven Phantastik zurechnen, spielen doch diverse und queere Charaktere eine zentrale Rolle in der Handlung.

Diese Handlung ist, obwohl aufgrund des Quellmaterials in Grundzügen bekannt, dennoch spannend und abwechslungsreich und durchaus in Teilen überraschend – allerdings wird sie auch gelegentlich durch die doch etwas zu aussagekräftigen Kapitelüberschriften gespoilert. Mögliche Abweichungen zum Quellmaterial halten sich im vertretbaren Rahmen.

Das Setting ist naturgemäß brillant. So entführt der Autor den Leser nach Firnland und in den Firnwald, in eine märchenhafte Welt voller Magie, Fabelwesen und bösen Schwiegermüttern. Dabei ist die Welt insgesamt düster aber atmosphärisch, geprägt von Standesdünkel, Steuererhöhungen und Furcht. Christian Handels Schreibstil ist hierbei leicht und flüssig zu lesen, lässt das Kopfkino sofort anspringen und die Welt so vor dem inneren Auge entstehen.

Die einzelnen Charaktere sind, im Wesentlichen, gelungen angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei glänzen vor allem wichtige Nebencharaktere wie Giulietta, Adil und – ein Fanliebling – der Waschbär, während Farah leider etwas blass bleibt, nicht nachvollziehbar und unlogisch handelt, und auch die Beziehung zu Magnus nicht in Gänze überzeugt.

Die Buchgestaltung ist solide. Dem Lektorat und Korrektorat sind zwar, gerade zu Beginn, doch einige Kleinigkeiten durchgerutscht, die den Lesefluss allerdings nicht erheblich hemmen. Der Buchsatz hingegen ist wunderschön, genau wie der auf Cover, Buchrücken und Coverrückseite leicht geprägte Buchumschlag, der ein tolles Gesamtbild ergibt, das sich auf dem farbigen Buchschnitt fortsetzt. Zudem ist das Buch mit leicht farbigen Coverinnenseiten und mit Illustrationen vor den einzelnen Buchabschnitten ausgestattet die jedoch dem Cover in Gänze entsprechen oder dies minimal variieren – hier hätte durchaus etwas mehr Variabilität für noch mehr visuelle Power gesorgt.

Mein Fazit? „Schattengold – Ach, wie gut, dass niemand weiß …“ ist eine tolle Märchenadaption, die vor allem durch das atmosphärisch-düstere Setting und tolle Nebencharaktere brilliert, aber auch kleinere Schwächen bei der Protagonistin und spoilernde Kapitelüberschriften vorzuweisen hat. Für Liebhaber des Genres dennoch bedenkenlos zu empfehlen, ab einem Lesealter von etwa 15 Jahren.

Wunderschöne Bücher und malerische Goodies | Goodie- und Buchpost

In der letzen Zeit erreichten mich wieder einige tolle Bücher – und auch eine wunderschöne Goodiepost. Den Anfang macht „Von Flusshexen und Meerjungfrauen“, eine Märchenanthologie aus dem Drachenmond Verlag. Vielen Dank an Julia Adrian für die tolle Verlosung, die meine Sammlung der Verlagsanthologien fast komplettiert. Sehen sie zusammen nicht toll aus? Vielen Dank auch an Emily Bold für die tolle Goodiepost zu ihrem neuesten Buch „In My Enemy’s Eyes“. Vor allem die Coverpostkarte und der Kugelschreiber haben es mir besonders angetan. Welche Goodies habt Ihr bei Büchern am liebsten?

[Buchgedanken] Nina MacKay: „Rapunzel und die Genmais-Protestbewegung“

Passend zum heutigen Indiebookday möchte ich Euch ein Kleinverlagsbuch vorstellen, das ich während der Leipziger Buchmesse gelesen habe. „Rapunzel und die Genmais-Protestbewegung“ von Nina MacKay erschien 2018 im Drachenmond Verlag und ist dem Genre humoristische Fantasy / Märchenadaption zuzuordnen. Es handelt sich um den dritten Teil der Hipster-Märchen-Reihe, die Rezensionen zu den Vorgängern können unter folgenden Links abgerufen werden („Rotkäppchen und der Hipster-Wolf„, „Aschenputtel und die Erbsen-Phobie„). Vielen Dank an dieser Stelle auch noch einmal an die Autorin, die mir das Buch auf der LBM mit einer Mettigel-Signatur verschönerte :).

~~~ Achtung! Die folgende Besprechung kann Spoiler zu den Vorgängerbänden enthalten ~~~

619R-jqtnCL._SX350_BO1204203200_Red hat große Probleme. Ever ist tot und Jaz ist fort. Ganz im Gegenteil zur zombifizierten Bevölkerung des Märchenwalds, die mit der Büchse der Pandora in Kontakt kam und Rapunzel dafür zur Verantwortung ziehen will. Und dann wären da noch die Dreizehnte Fee, die Hexe Bane und Prinzessin Jasemin, die allesamt (und jeweils) Rache an Red und ihrer Gang geschworen haben. Glücklicherweise haben Red und Rapunzel da einen Plan. Also fast. Beinahe jedenfalls. Dank Spieglein sind immerhin schnell vier Möglichkeiten identifiziert, wie man Ever aus seinem tödlichen Schlaf zurückholen könnte. Was das genau mit Youtube-Challenges, Genmais, einem Mettigel, sowie der Goldenen Gans und ihrer Flohtox-Drogenküche zu tun hat? Außerdem bliebe da noch die Frage, wie man das Verlorene Kind zurückbekommt. Vielleicht kann da der sagenumwobene achte Zwerg helfen? Red und Rapunzel haben da wie gesagt beinahe einen Plan!

„Rapunzel und die Genmais-Protestbewegung“ knüpft nahtlos an das Ende des Vorgängerbandes an und schreibt die Handlung konsequent fort. Man findet sofort wieder in die Geschichte und trifft liebgewonnene Charaktere, lernt aber auch neue Figuren kennen. Alles in allem dient der Band vor allem der Vorbereitung des hoffentlich epischen, letzten Bandes, der vermutlich in der zweiten Jahreshälfte erscheinen wird.

Das Setting ist traumhaft, so werden nicht nur altbekannte Schauplätze besucht, sondern die Charaktere müssen wortwörtlich durch die Hölle – eine Situation, die Nina mit viel Witz und Humor meistert. Generell strotzt das Buch nur so vor Situationskomik, durchaus pointiert und wahnsinnig unterhaltsam. Jederzeit würde ich Herberts Instagram-Account folgen! Eingebettet in den märchenhaften Rahmen greift die Autorin dabei durchaus auch hochaktuelle Themen auf, zeigt behutsam und bedacht die Macht von Medien und die Gefahr von Populismus.

Bei der Handlung geht dennoch einiges drunter und drüber, sie ist mir zu sprunghaft, der Wechsel geschieht in einem zu schnellen Takt. Eine stärkere Fokussierung, etwas weniger Handlungsstränge hätten dem Buch sicherlich nicht geschadet, alles in allem ist dies aber Jammern auf einem so unglaublich hohem Niveau – und mein einziger Kritikpunkt.

Die Charaktere werden konsequent weiterentwickelt, gerade Rose gefällt mir in diesem Band echt gut. Immer wieder werden neue Verpflechtungen ersichtlich, es werden neue Bande und Allianzen geknüpft – so sieht gelungener Weltenbau aus. Nina MacKays Schreibstil ist – wie üblich – locker und leicht, lässt sich wunderbar lesen und ist beneidenswert anschaulich – das Kopfkino zieht den Leser sofort in die Handlung und lässt ihn das Buch kaum aus der Hand legen.

Die Buchgestaltung ist gelungen, Lektorat und Korrektorat haben vernünftig gearbeitet und nur Kleinigkeiten übersehen. Der Buchsatz ist – erneut – ein Traum, die eingestreuten Illustrationen von Andrea Grautstück sehr schön. Das Cover (Design: Marie Graßhoff) fügt sich gut in die Reihe ein – und, ganz ehrlich, kann man einem Titelbild widerstehen, auf dem ein Mettigel abgebildet ist?

Mein Fazit? „Rapunzel und die Genmais-Protestbewegung“ knüpft nahtlos an die Vorgängerbände an und ebnet den Weg zu einem epischen Finale im letzten Band. Das Buch punktet mit viel Humor und tollen Charakteren, auch wenn man auf den ein oder anderen Handlungsstrang vielleicht hätte verzichten können. Für Genreliebhaber bedenkenlos zu empfehlen – nach Lektüre der ersten beiden Teile!

 

[Buchgedanken] Halo Summer: „Froschröschen – Das wahre Märchen“

In den letzten Tagen habe ich „Froschröschen – Das wahre Märchen“ von Halo Summer gelesen. Das Buch ist 2018 im Selfpublishing erschienen, zuerst über Create Space, in der mir vorliegenden zweiten Auflage dann bei BoD. Es ist dem Genre Märchenadaption zuzurechnen, und mein zweites Buch der Autorin nach dem Storyteller-Award-Siegertitel „Aschenkindel – Das wahre Märchen„, einem meiner Jahreshighlights 2016.

51ZkMfRwMkL._SX311_BO1204203200_Rosalie von Rosalee lebt isoliert und streng behütet im Schloss ihrer Eltern, fern von allen spitzen Gegenständen, die die vefluchte Prinzessin noch vor ihrem 17. Geburtstag mit dem ganzen Schloss in einen hundertjährigen Schlaf versetzen sollen. Als eines Tages ein Frosch in ihr einsames Gefängnis einbricht, stürzt sich Rosalie in ein Abenteuer, das ihr Leben auf den Kopf stellt. Denn das kleine, grüne und harmlose Tier ist niemand geringeres, als Pendrazaphier, der Bruder der Fee, die Rosalie verflucht hat. Selbst mit einem Bann belegt, versucht der dunkle Prinz alles, um gegen seine Schwester zu bestehen. Doch als die Tage bis zu Rosalies Geburtstag immer schneller verstreichen, beginnt für beide ein verzweifelter Wettlauf gegen die Zeit.

„Froschröschen – Das wahre Märchen“ ist – wie nicht anders zu erwarten – ein würdiger Nachfolger von „Aschenkindel“ und begeistert mich erneut. Als moderne Märchenadaption ist der Roman frech und ungezwungen – und mischt aus den zugrundeliegenden Stoffen eine spannende und unverbrauchte Geschichte. Besser hätte ich mir die Rückkehr nach Amuylett kaum ausmalen können.

Humorvoll und spannend zugleich gelingt es Halo Summer, den Leser an die Seiten zu fesseln. Neben dem malerischen Setting, ist dies vor allen den tollen Charakteren zu verdanken. Dabei überzeugen nicht nur Rosalee als starke, weibliche Hauptfigur, sondern auch die Nebencharaktere – allen voran die humoristischen Sidekicks. Egal ob Humbolg, Kristyan, Bambi oder Isolde – sie alle werden von der Autorin mit eigenen Stärken, Schwächen, Zielen und Motiven versorgt. Durch das doch sehr begrenzte Setting wird der Roman jedoch keinesfalls überfrachtet, sondern ist in sich stimmig.

Halo Summers Schreibstil ist dabei frisch, frech und ausdrucksstark. Die Dialoge sprühen vor Wortwitz, der Spannungsbogen wird dauerhaft gehalten. Durch die zusätzlichen gefühlvollen Szenen wird der Leser auf allen Ebenen unterhalten – ein gelungener Spagat der Autorin zwischen Humor, Spannung und Liebe.

Einziger Kritikpunkt aus meiner Sicht ist die etwas komprimierte Zusammenfassung längerer Zeiträume. Hier hätte durchaus, auch im Sinne eines noch stärkeren Weltenbaus, noch Potential für ein oder zwei weitere Kapitel bestanden – aber im Zweifel ist es für Autoren kein schlechtes Zeichen, wenn man noch mehr und immer mehr aus ihrer Welt lesen will.

Die Buchgestaltung ist ebenfalls gelungen. Dem Satz, Lektorat und Korrektorat sind kleinere Fehler durchgerutscht, die sich aber noch im akzeptablem Rahmen halten. Auch das Cover überzeugt, reicht aus meiner Sicht allerdings nicht an das Ausnahmecover von „Aschenkindel“ heran. Ebenfalls wurde aus meiner Sicht die Chance vertan, für ein einheitliches Gesamtbild zu sorgen – zwar sind die Bücher Einzelbände, als Märchen aus der gemeinsamen Welt hätte man jedoch für einen höheren Wiedererkennungswert sorgen können.

Mein Fazit? „Froschröschen – Das wahre Märchen“ ist eine gänzlich überzeugende Märchenadaption, die vor allem durch tolle Charaktere und eine humorvolle und spannende Handlung begeistert. Auch wenn es nicht ganz an das noch brilliantere „Aschenkindel“ heranreicht, ist Halo Summer ein erneuter Platz in meinen Jahreshighlights wohl kaum zu nehmen. Sicherlich nicht mein letztes Buch der Autorin.

 

[Buchgedanken] J. Vellguth: „Zauberhaftes Aschenputtel“

In der letzten Zeit habe ich „Zauberhaftes Aschenputtel“ von J. Vellguth gelesen. Das Buch ist 2015 im Selfpublishing erschienen und als Märchenadaption einzuordnen. Es ist mein bisher drittes Buch der Autorin (ein weiteres wartet schon auf dem SuB), ihr Roman „Das Päckchen“ schaffte es sogar auf den dritten Rang meiner Lesehighlights 2017.

51q1DwVkW2L._SX326_BO1204203200_Seit frühester Kindheit träumen Anna und ihre Mutter davon, dass das Mädchen einst den Prinzen heiraten wird. Doch als ihre Mutter stirbt, und sich ihr Vater eine neue Frau mit zwei Töchtern wählt, wird Annas Leben zum Albtraum. Nur der geheimnisvolle Wald hinter dem Haus erlaubt es ihr, den Schikanen und Boshaftigkeiten der neuen Familie für einige Augenblicke zu entfliehen und neuen Lebensmut zu schöpfen. Dort trifft sie nicht nur auf Feen, sondern auch auf Leo. Obwohl der Jäger nicht standesgemäß ist, verfällt sie ihm von Treffen zu Treffen immer mehr. Bis schließlich eine Balleinladung die Familie erreicht – und Anna endlich die Möglichkeit sieht, den letzten Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen.

„Zauberhaftes Aschenputtel“ ist eine sehr klassisch gehaltene Märchenadaption, die nah am ursprünglichen Geschehen bleibt. Daher bleiben auch große Überraschungen aus – die Handlung ist und bleibt (dem Genre geschuldet) leicht vorhersehbar. Dennoch gelingt es der Autorin, den Leser an den Text zu fesseln, und ihn für einige, kostbare Momente aus der Realität in die Welt der Märchen zu entführen. Dabei vermag vor allem das Setting zu begeistern – sei es der geheimnisvolle Wald, das zauberhafte Schloss oder die malerischen Kleider.

Was mich persönlich etwas stört, sind die Perspektivwechsel und Sprünge innerhalb der Kapitel. Zwar kann ich die Intention dahinter verstehen, dennoch sorgen sie aus meiner Sicht für Unruhe und stören den Lesefluss. Trotzdem gelingt es J. Vellguth, dem Leser eine Bindung zu Anna zu vermitteln – obwohl man weiß, was geschehen wird, freut man sich und leidet mit ihr.

J. Vellguths Schreibstil lässt sich leicht und flüssig lesen, die Gefühle und Zerrissenheit der Protagonistin werden gut transportiert. Auch die Charaktere sind überzeugend entwickelt, besitzen jeweils eigene Motive, Stärken und Schwächen. Insbesondere Bernadette hat mich als Nebencharakter hier überzeugt.

Das Cover ist wunderschön, ich hätte mir lediglich gewünscht, dass das zentrale Motiv etwas größer ist, damit es noch besser zur Geltung kommt. Lektorat und Korrektorat sind – sofern durchgeführt – einige, kleinere Fehler durchgerutscht, die sich aber noch auf eine akzeptablem Niveau bewegen, sodass das Lesevergnügen nicht geschmälert wird. Der Buchsatz ist grundsätzlich gelungen, allerdings unterbrechen die vielen Sprünge das Bild und sorgen für einen unheitlichen Gesamteindruck.

Mein Fazit? „Zauberhaftes Aschenputtel“ ist eine gelungene Märchenadaption, die den Leser aus der Realität entführt. Kleinere Schwächen und fehlende Überraschungen vermögen dabei nicht, den guten Gesamteindruck zu schmälern. Für Märchenfans bedenkenlos zu empfehlen.

 

[Buchgedanken] Nina MacKay: „Aschenputtel und die Erbsen-Phobie“

In den letzten Tagen habe ich den zweiten Teil von Nina MacKays Hipster-Märchen Reihe gelesen. „Aschenputtel und die Erbsen-Phobie“ ist 2017 im Drachenmond Verlag erschienen und – in Anlehnung an meine Kategorisierung des Vorgängers – als humoristisch-phantastische Young-Adult-Märchenadaption einzuordnen. Die Besprechung des ersten Bandes, Rotkäppchen und der Hipster-Wolf, der auch in meinen Jahreshighlights 2017 vertreten war, kann *hier* abgerufen werden.

61gHUhzFkhL._SX341_BO1204203200_Der Märchenwald ist in Aufruhr, alle Happy Ends sind in Gefahr. Nach dem Tod ihres Vaters kocht Prinzessin Jasemin vor Wut und droht mit Krieg. Um den Märchenwald zu retten, ist die Prinzessinnen-Gang auf die Hilfe der Hexen angewiesen. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem verlorenen Kind und dem achten Zwerg. Doch leider kann Red dabei nicht auf die Hilfe ihrer wahren Liebe zählen. Denn Ever, der Hipster-Wolf, ist plötzlich verschwunden, und Jaz ist nur zu bereit, dessen Platz an der Seite von Red einzunehmen …

„Aschenputtel und die Erbsen-Phobie“ knüpft nahtlos an die Handlung des Vorgängers an und setzt diese konsequent fort. Erneut begeistert mich das traumhafte Setting – sowie der unvergleichliche Humor durch die Verschmelzung der klassischen Märchenfiguren mit der modernden Welt. Die Geschichte sprüht einfach vor Kreativität und sorgt mit immer neueren und abstruseren Auswüchsen für sehr, sehr viel Spaß beim Lesen.

Auch wenn in der Fortsetzung einige neue Figuren auftreten, sind es doch vor allem die altbekannten Charaktere, die wieder die Handlung vorantreiben. Dabei ist die Entwicklung der Charaktere exzellent gelungen – gerade die Namensgeberin der Fortsetzung Cinder, aber auch Rose und der Rest der Prinzessinnen-Gang hat sich toll gemacht. Lediglich von Red, die aus meiner Sicht etwas in ihrer Gefangenschaft zwischen den wahren Lieben stagniert, bin ich etwas enttäuscht.

Gleichwohl bin ich froh darüber, dass Nina MacKay, trotz der vielen Perspektivwechsel, nur eine Ich-Perspektive benutzt, und sonst in den personalen Erzähler wechselt. Dies ist aus meiner Sicht die beste Lösung für wechselnde Perspektiven, und ermöglicht dem Leser eine starke Bindung und Identifizierung mit der Ich-Erzählerin Red. Auch die durchweg spannende Handlung mit unerwarteten Wendungen fesselt den Leser an die Buchseiten und sorgt dafür, dass man das Buch kaum aus der Hand legen möchte.

Mit dem Ende kann ich mich allerdings nicht so ganz anfreunden. Zwar verstehe ich den Sinn von Cliffhangern, um Buchreihen fortzusetzen und die Menschen zum Kauf der Folgebände zu animieren, hier finde ich es jedoch zu krass ausgeprägt. Aus meiner Sicht liegt kein Abschluss vor, sondern eher ein Wendepunkt im Sinne klassischer Dramaturgie, an den eigentlich noch das Ende anknüpfen müsste. Dies mag nur mein persönlicher Geschmack sein, aber so richtig befriedigt hat mich der Schluss nicht zurückgelassen.

Die Buchgestaltung ist insgesamt als gelungen anzusehen. Das Cover ist wunderschön und fügt sich gut in die Reihe ein, die Coverrückseite ist mir allerdings etwas zu textlastig und überladen. Der Buchsatz ist – wie üblich beim Drachenmond Verlag – zauberhaft und mit zwei Illustrationen noch zusätzlich aufgewertet. Leider sind beim Lektorat und Korrektorat kleinere Fehler durchgerutscht, die den Lesefluss allerdings nicht erheblich stören und noch im Toleranzbereich liegen. Zudem ist dem Verlag auf dem Buchrücken ein – gravierender – Fehler unterlaufen: der Titel ist falsch geschrieben. Und so charmant „Aschenpuutel“ auch klingt, und so clever es als Erstausgabe und Sammlerstück beworben worden ist, sollte man dennoch nicht darüber hinwegsehen, dass sowas nicht passieren darf.

Mein Fazit? „Aschenputtel und die Erbsen-Phobie“ ist eine gelungene Fortsetzung der Reihe und kann vor allem durch die tolle Entwicklung der Charaktere begeistern. Kleinere Schwächen in der Bucherstellung vermögen dabei den tollen Gesamteindruck nicht zu trüben. Für alle Märchenliebhaber und Fans humoristischer Fantasy bedenkenlos zu empfehlen.

 

 

[Buchgedanken] Janna Ruth: „Im Bann der zertanzten Schuhe“

Vor einiger Zeit habe ich Janna Ruths „Im Bann der zertanzten Schuhe“ gelesen. Der Roman ist 2017 im Selfpublishing im Rahmen des Autorenkollektivs „Märchenspinnerei“ erschienen und ist als Märchenadaption einzuordnen. Auf der Leipziger Buchmesse 2018 wurde der Roman mit dem Seraph als „Bester Independent-Titel“ ausgezeichnet.

51qcib4gkblSeit der Rückkehr aus dem Krieg leidet Jonas an einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Als er ziellos durch die Straßen irrt, trifft er einen alten Mann, der ihm von den Wundern im Nachtclub DeModie erzählt. Geschützt durch den Mantel des Mannes, betritt Jonas den unscheinbaren Club und wird sofort in den Bann der Musik, und der bezaubernden Sophie gezogen, die von allen beobachtet über die Tanzfläche schwebt. Umso überraschter ist Jonas, als er am nächsten Tag feststellt, dass Sophie die Tochter seines neuen Arbeitgebers ist. Und so begleitet er die hübsche Tänzerin Nacht für Nacht zum Club, nur um sie dort in die Hände ihres Prinzen zu geben. Bis Jonas eines Tages das Geheimnis des DeModie entdeckt …

„Im Bann der zertanzten Schuhe“ ist mehr als eine klassische Märchenadaption. Mit der Thematisierung von Kriegstraumata heimkehrender Soldaten, mit der Beschreibung einer Posttraumatischen Belastungsstörung wagt sich die Autorin an ernste Themen, die in der Gesellschaft leider zu wenig Platz bekommen. Janna Ruth gelingt es dabei, trotz der ernsten Themen ihren Schwerpunkt nicht zu verlieren. Der krasse Gegensatz zwischen dem Horror des Krieges und der Leichtigkeit des Tanzens, verkörpert in den Protagonisten Sophie und Jonas, funktioniert bestechend und trägt das Buch.

Zwar ist die Handlung teils vorhersehbar, der Spannungsbogen wird jedoch die ganze Zeit gehalten. Vor allem glänzt der Roman jedoch durch die tollen Protagonisten Jonas und Sophie. Auch wenn Jonas mit seinen Traumata kämpft, ist es doch Sophie, die sich am stärksten entwickelt, die stärkste Wandlung durchmacht. Alle Charaktere sind dabei dreidimensional angelegt, besitzen Stärken und Schwächen. Dabei hätte das Kernstück des Romanes, der Tanz, noch stärker ausgelegt werden können. Auch wenn es die Handlung nicht vorangebracht hätte, hätte ich mir noch detailliertere Beschreibungen der Tanzszenen und -Figuren gewünscht. Eine gewollte Entschleunigung, um als Leser im Tanz zu schwelgen.

Die Buchgestaltung kann jedoch nicht gänzlich mit dem tollen Inhalt mithalten. Zwar ist das Cover wunderschön und ein toller Eyecatcher, beim Lektorat/Korrektorat und Buchsatz finden sich allerdings leichte Schwächen. Gerade zum Ende hin häufen sich doch vermehrt Fehler, die sich noch im Rahmen halten, aber bei einer gründlichen Prüfung gefunden hätten werden müssen. Letztendlich wird dadurch der Lesefluss nicht gemindert, schade ist es aber dennoch.

Mein Fazit? „Im Bann der zertanzten Schuhe“ ist eine tolle Märchenadaption und der Beweis dafür, dass Selfpublishing-Bücher nicht schlecht sein müssen. Kleinere Fehler in der Buchgestaltung werden durch die überzeugende Geschichte mehr als ausgeglichen. Für Genreleser, die sich auch ernsteren Themen nicht verschließen, bedenkenlos zu empfehlen.

[Buchgedanken] Nora Bendzko: „Kindsräuber“ (Ein Galgenmärchen)

In der letzten Zeit habe ich Nora Bendzkos „Kindsräuber“ gelesen. Die Märchenadaption ist Bestandteil ihrer dunkelfantastischen Gagenmärchen-Reihe und am ehesten dem Genre „Historical Fantasy“ zuzuordnen. Das Buch ist 2017 im Selfpublishing erschienen und landete bei der diesjährigen Seraph-Verleihung auf der Shortlist der „Besten Independent Romane“. Eine signierte Ausgabe davon könnt Ihr noch bis zum 11.05.2018 auf meiner Facebook-Seite gewinnen, ein Interview mit der Autorin *hier* nachlesen.

51ozlfbz6tl-_sx327_bo1204203200_Seit ihrer Kindheit besitzt Alene die Gabe, die Geister der Toten zu sehen. Nur mit Mühe schlagen sie und ihr Vater sich durch das von Hunger und Krieg gebeutelte Prag. Doch dann wird die Stadt vom Rumpelstilzchen heimgesucht, und ein Kind nach dem anderen verschwindet. Aus Angst, ihr eigenes ungeborenes Kind zu verlieren, greift Alene nach jeder Gelegenheit, dem Geist zu entfliehen. Doch ihr bleiben nur drei Tage. Drei Tage, eine Lösung auf das Rätsel zu finden, und ihren drohenden Tod zu verhindern.

Wie aus der Inhaltsangabe schon ersichtlich, greift „Kindsräuber“ das grimmsche Märchen „Rumpelstilzchen“ auf und adaptiert dieses auf innovative Weise vor dem historischen Hintergrund des 30-jährigen Krieges. Auch wenn ich (als Kurpfälzer) der Autorin die Rollen, die Friedrich von der Pfalz und Elizabeth Stuart in der Geschichte spielen, etwas übel nehme, so ist es ihr doch gelungen, eine überzeugende, beklemmende Grundstimmung zu schaffen, die sich noch am ehesten mit „Stolz und Vorurteil und Zombies“ vergleichen lässt.

„Kindsräuber“ ist spannend von der ersten, bis zur letzten Seite und überzeugt mit einem tollen Setting der historischen Stadt Prag. Der Spannungsbogen wird durchgängig gehalten und effektvoll mit Spannungsspitzen bis aufs äußerste gespannt. Es gelingt der Autorin zudem, allen Charakteren eigene Motive zu geben, die die Handlungen nachvollziehbar machen. Noras Schreibstil lässt sich größtenteils flüssig lesen, kleinere Holpler stammen eher aus der verwendeten historischen Sprache.

Der Buchsatz ist leicht gewöhnungsbedürftig, aber größtenteils fehlerfrei. Auch Lektorat und Korrektorat sind kleinere Fehler durchgerutscht, die aber nicht so gravierend sind, dass sie das Lesevergnügen schmälern. Das Cover fügt sich gut ins Gesamtkonzept der Reihe ein und schafft einen hohen Wiedererkennungswert, ist mir persönlich aber zu verwaschen und gewollt künstlerisch.

Mein Fazit? „Kindsräuber“ ist ein dunkelfantastischer Roman, der vor allem durch ein tolles Setting und ein innovatives Konzept punkten kann. Kleinere Schwächen in der Bucherstellung werden dabei durch die spannende Handlung mehr als ausgeglichen. Für Fans dunkler Phantastik oder von Thrillern, die auf der Suche nach etwas neuem, ungewöhnlichen sind, bedenkenlos zu empfehlen. Allerdings nicht für Leser unter 16 Jahren!

 

Die Qual der Wahl: Die richtige Erzählperspektive

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Aus der Laune des Schicksals heraus – ich weiß auch nicht, wie es mich überkommen hat – habe ich beschlossen, mich mal wieder um eines meiner (Kurz-)Romanprojekte zu kümmern. Und schnell fiel die Wahl auf mein Lieblingsprojekt mit dem Arbeitstitel „Hinter der Maske“, eine realistisch-gehaltene Märchenadaption, die im London der Gegenwart spielt. Ein Plot für den ersten Teil (etwa die ersten 80 Seiten) steht, geschrieben waren auch bereits mal schon über 30. Doch damals bereits – und auch heute – kann ich mich irgendwie nicht zwischen den Erzählperspektiven entscheiden. Hauptfigur – und aufgrund des Märchens ganz zentraler Fixpunkt der Geschichte – ist die 17-jährige Sahar. Da es jedoch ganz vereinzelt Kapitel geben wird, in denen sie nicht vorkommt, stehen die folgenden Möglichkeiten zur Auswahl:

  • Ich-Perspektive von Sahar mit personalen Erzählperspektiven der jeweiligen anderen Charaktere in deren Kapiteln (Vorbild: Diana Gabaldons Highlandsaga)
  • Komplett personale Erzählperspektive des jeweils dominierenden Charakters, also auch in den 90%-Kapiteln, die Sahar betreffen.

Was denkt Ihr? Was lest Ihr gern? Was könnt Ihr in Büchern gar nicht ab? Ich bin auf Eure Meinungen gespannt … und habe bereits jetzt Angst davor, das Projekt irgendwann Testlesern zu geben, die mir sagen, dass ich doch die falsche Perspektive gewählt habe :D.

[LBM2018] Tag 4 – ein toller Abschluss

Heute war – leider – bereits der letzte Tag der Leipziger Buchmesse. Und was für ein Tag das war ;). Zwar habe ich bereits gestern mein Programm etwas zusammengestrichen, hatte so aber die Chance, nochmals viele tolle Leute zu treffen.

20180318_103554Der Vormittag begann mit einem Vortrag zum Thema „Storytelling auf Buchblogs“ von Janine Rumrich (Bloggerin auf: http://www.frau-hemingway.de). Im Anschluss besuchte ich ein Meet & Greet von J. Vellguth und ließ mir von ihr zwei Bücher signieren. An dieser Stelle vielen Dank auch für das Signierexemplar von „Auf der Suche nach Glück“. Bevor ich die Halle wechselte, besuchte ich noch Bekannte beim Kunstanstifter Verlag und beim Homunculus Verlag. Den tollen Standaufbau des Kunstanstifter Verlages könnt Ihr am Ende des Beitrages in der Foto-Sammlung bestaunen.

20180318_112827Am Nachmittag traf ich auf den Wegen durch die Halle und am Burgenwelt Verlagsstand wieder viele tolle und nette Kollegen, unter anderem Jacqueline Mayerhofer, Melanie Vogltanz, Michaela Stadelmann, Stella Delaney, Nadine Muriel und die Burgenwelt-Autorinnen Yngra Wieland, Tatjana Stöckler und Ute Zembsch. Bestimmt habe ich noch viele vergessen, nach vier Messetagen bitte ich dafür um Verzeihung. Da Stella ebenfalls ein TeeTurtle-Shirt trug (so toll!), musste unbedingt ein gemeinsames Bild her.

20180318_140249Im Anschluss ging es zu meiner letzten Lesung auf der Messe. Sabine Giebken las aus „Wolkenherz – Eine Fährte im Sturm“, dem zweiten Teil ihrer Pferde-Buchreihe im Magellan-Verlag. Und ich bin schwach geworden – und habe mir direkt beide Teile gekauft und signieren lassen. Pferde, Kinder-/Jugendbücher, tolle Cover … damit bekommt man mich fast immer :D. Damit war meine Messe-Buchsammlung komplett. Mit vier vor der Messe gekauften Büchern, vier Signier-/Leseexemplaren und zwei auf der Messe gekauften Büchern, habe ich die stolze Anzahl von 10 Exemplaren zusammengesammelt, die ich morgen in den Koffer wuchten muss. Natürlich möchte ich Euch das Gesamtbild aller Bücher (und Funkos) nicht vorenthalten ;).

20180318_202534Am Ende möchte ich Euch noch einige abschließende Impressionen da lassen. Ich hoffe, ich konnte Euch die Leipziger Buchmesse etwas näherbringen und freue mich schon darauf, den ein oder anderen von Euch auf einer weiteren Messe mal persönlich kennenzulernen. Mein Messeplan für dieses Jahr sieht noch die Loveletter Convention in Berlin (leider nur teilweise), die Litblog Convention in Köln, die Frankfurter Buchmesse und das Lit.Love-Lesefestival in München vor. Vielleicht schaffe ich es auch noch zum Buchmesse Convent, das hängt aber von diversen Faktoren ab.