[Buchgedanken] Katie Henry: „Gideon Green – Das Leben ist nicht schwarz-weiß“

Vor kurzem habe ich „Gideon Green – Das Leben ist nicht schwarz-weiß“ von Katie Henry gelesen. Das Buch ist 2023 im Magellan Verlag, Magellan GmbH & Co. KG erschienen, die Originalausgabe wurde 2022 unter dem Titel „Gideon Green in Black and White“ bei Katherine Tegen Books veröffentlicht. Der Roman ist als Jugendbuch einzuordnen, für die Übersetzung zeichnet Anne Emmert verantwortlich. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Eigentlich hat Gideon seine Karriere als Detektiv ja längst an den Nagel gehängt. Damals, nach den Vorkommnissen auf dem Schuldach. Doch dann steht plötzlich Lily vor der Tür, die mal sowas wie seine beste Freundin war. Sie ist da einer Sache auf der Spur und dafür braucht sie Gideons Hilfe. Und weil eben niemand so ein gutes Gespür hat für Verbrechen wie Gideon, kann er quasi nicht Nein sagen. Aber mit wem haben sie sich da angelegt? Als es schließlich um einen echten Mord geht und Gideon eine Verschwörung bis in die höchsten Kreise der Stadt wittert, muss er feststellen, dass das Leben so gar nichts mit einem Film noir zu tun hat.

„Gideon Green – Das Leben ist nicht schwarz-weiß“ wird vom Verlag als Jugendkriminalroman beworben, als Coming-of-Age Geschichte für Leser ab 13 Jahren. Da der Roman zudem jugendtypische Probleme thematisiert wie Freundschaft, Mobbing, Probleme mit den Eltern und die erste Liebe, sehe ich den Roman eher als klassisches Jugendbuch, sind doch beide Handlungsstränge für mich gleichwertig. Dabei ist der Roman soweit ich es sehe als Einzelband angelegt, er hätte jedoch durchaus auch das Potential eine Reihe zu begründen – ich würde mich zumindest über weitere Titel über Gideon und seine Freunde sehr freuen.

Die Handlung ist kurzweilig und abwechslungsreich, der Spannungsfaktor eher im moderaten Bereich, nahe eines Cozy Crime Titels – alles in allem also durchaus altersgerecht. Dabei werden die einzelnen Handlungsstränge gut ausbalanciert, sodass auch Gideons persönlich Entwicklung, die man durch die intelligent gewählte Ich-Perspektive hautnah miterleben darf, nicht zu kurz kommt. Obwohl alle wesentlichen Handlungsstränge aufgelöst werden, verbleib dennoch genug Potential für Folgebände – sowohl in kriminalistischer als auch in romantischer Richtung – hoffen darf man ja mal.

Das Setting ist gelungen, aber unspektakulär und austauschbar. So entführt der Roman den Leser in eine typische kalifornische Stadt – Strand und Highschool inklusive. Dabei spielt der Roman mit seinem Setting, durch Gideons Augen erlebt man die Handlungsorte einmal real und in einer Film noir Version, die er sich vorstellt. Besonderes Highlight? Der durch Gideons Vater ermöglichte Einblick ins Gastrogewerbe.

Die einzelnen Figuren sind vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Gideon kann hier durch seine Mischung aus Intelligenz und Unsicherheit durchaus punkten und überzeugen, aber die Show wird ihm von Tess gestohlen, die auf ganzer Linie brilliert und sich vom ersten Moment an in die Herzen aller Leser gespielt hat – gern würde ich auch Spinoff-Romane von ihrer Collegezeit lesen. Katie Henrys Schreistil ist hierbei leicht und flüssig zu lesen, altersgerecht und lässt das Kopfkino sofort anlaufen.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat und Korrektorat sind nur Kleinigkeiten durchgerutscht, der Buchsatz ist ordentlich, hätte aber noch etwas mutiger, innovativer sein können. Der Buchdeckel bietet ein einheitliches Design und ist mit gestalteten Coverinnenseiten versehen, das Covermotiv kann gleichsam überzeugen, auch wenn auf Cover und Coverrückseite die Typografie ebenfalls etwas stärker ans Thema Film hätte angepasst werden können.

Mein Fazit? „Gideon Green – Das Leben ist nicht schwarz-weiß“ ist ein überzeugendes Jugendbuch, der vor allem durch faszinierende Charaktere und eine abwechslungsreiche Handlung brilliert und nach mehr davon schreit. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab dem vom Verlag vorgeschlagenen Lesealter von 13 Jahren.

Von jungen Urlaubern und Detektiven | Jugendbücher im Doppelpack

Vor kurzem erreichten mich auch diese beiden Bücher als Rezensionsexemplare – vielen Dank dafür <3. „Gideon Green – Das Leben ist nicht schwarz-weiß“ von Katie Henry (Magellan Verlag) kam dabei im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de zu mir, das von Laura Rosendorfer illustrierte „Herzenssachen – Sternenzelt & Sommerträume“ von Corinna Wieja (One Verlag) über die Bloggerjury von Bastei Lübbe. Obwohl beide Bücher sich an eine jüngere Zielgruppe richten, könnten sie unterschiedlicher nicht sein, handelt es sich doch um einen Jugenddetektivroman mit Film-Noir Referenzen und eine Kombination aus Urlaubs-Kurzroman und Mitmachbuch. Ich bin schon ganz auf die Ausflüge in die unterschiedlichen Genres gespannt!

Mögt Ihr Jugendbücher?

[Buchgedanken] Theresa Czerny: „Die wilden Pferde von Rydal Hill – Leuchtende Hügel“ (Valerie 1)

Vor kurzem habe ich „Die wilden Pferde von Rydal Hill – Leuchtende Hügel“ von Theresa Czerny gelesen. Das Buch ist 2023 im Magellan Verlag, Magellan GmbH & Co.KG erschienen und als Jugendbuch einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Als Valerie ihren Bruder im englischen Lake District besucht, will sie nur eines: eine Pause von Pferden. Wie hätte sie auch ahnen können, dass ihr hier in den Hügeln auf Schritt und Tritt wild lebende Ponys begegnen? Gegen ihren Willen ist Valerie fasziniert – von den Tieren und von Ben, dem Eigenbrötler, für den nichts zählt außer die Sicherheit seiner Pferde. Valerie hält seine Vorsicht für übertrieben, bis unerklärliche Ereignisse sie ins Grübeln bringen. Was – oder wer – steckt hinter den Unfällen von Bens Ponys? Wieso ranken sich um die wilden Herde so viele unheimliche Geschichten? Während der Sommer vergeht, erkennt Valerie: Wenn sie Ben helfen will, das Geheimnis der wilden Herde zu lüften, muss sie die Schatten der Vergangenheit abschütteln und neu anfangen.

„Die wilden Pferde von Rydal Hill – Leuchtende Hügel“ ist der Auftakt in eine vierbändige Buchreihe. Dabei lässt sich das Buch gleich mehreren Genres zuordnen. So ist es zwar unzweifelhaft ein Jugendbuch, hat aber auch phantastisch-mystische Aspekte, eine Young-Adult-Lovestory und ist – nicht zuletzt – ein Pferderoman. Der Einfachheit halber habe ich es aber bei der Kategorisierung als Jugendbuch belassen, da „Young-Adult Romantasy“ hier sicherlich falsche Vorstellungen und Erwartungen bei den Lesern wecken würde.

Die Handlung ist abwechslungsreich und durchaus mit unerwarteten Wendungen versehen, bleibt aber teils etwas komplikationslos und spannungsarm – etwas mehr Drama und Konflikte hätte man hier der Zielgruppe schon zumuten können. Die doch vorhandenen Probleme sind dafür altersgerecht. Leider werden zum Ende – das immerhin nicht in einem richtigen Cliffhanger besteht – nicht allzu viele Handlungsstränge zufriedenstellend aufgelöst, sodass das Buch nicht als Standalone gelesen werden kann oder zumindest sollte.

Das Setting ist hingegen brillant – aber das war hier auch zu erwarten. So entführt Theresa Czerny den Leser in den englischen Lake District, eine malerische Landschaft geprägt von Hügeln, Wäldern, kleinen Dörfern, Gehöften und – natürlich – einer Art von Wildpferden. Dabei ist die Liebe zur Natur, der Wert der Entschleunigung in der hektischen Gesellschaft auf jeder Seite zu spüren, wenn auch unter Berücksichtigung des Alters der Protagonisten die Lebensweise – abgesehen von dem ein oder anderen Videotelefonat – ungewöhnlich analog ist.

Die einzelnen Figuren sind im wesentlichen vielschichtig angelegt, teils aber noch etwas schematisch, was aber nicht tragisch ist, bleiben der Autorin doch noch drei weitere Bände, diese konsequent weiterzuentwickeln. Daher überzeugen derzeit vor allem Nebenfiguren wie Emmy, Sarah, Roger und Georgie. Theresa Czernys Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, altersgerecht und lässt das Kopfkino sofort anlaufen.

Die Buchgestaltung glänzt auf ganzer Linie. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, der Buchsatz ist ordentlich. Der Buchdeckel ist auf dem Cover und Buchrücken hochwertig geprägt und mit farbigen Coverinnenseiten versehen, das wunderschöne Covermotiv zieht sich ebenfalls über Buchrücken und Coverrückseite und sorgt so für ein tolles Gesamtbild, lediglich der Klappentext auf der Coverrückseite wirkt etwas gedrängt. Es bleibt zudem abzuwarten, ob die weiteren Bände der Reihe dazu passend für einen hohen Wiedererkennungswert und einen einheitlichen Gesamteindruck sorgen.

Mein Fazit? „Die wilden Pferde von Rydal Hill – Leuchtende Hügel“ ist ein gelungener Start in die Buchreihe mit tollem Setting und einer abwechslungsreichen, wenn auch etwas konfliktarmen Handlung. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab dem vom Verlag angegebenen Lesealter von 13 Jahren.