[LBM2017] Tag 2 – die Ruhe vor dem Sturm

Wie bereits angekündigt ließ ich es heute etwas ruhiger angehen, um etwas Kraft für den morgigen Tag zu sparen, der mir nicht nur viele Treffen mit Kollegen, sondern auch tolle Veranstaltungen mit Valentina Fast und Ava Reed bringen soll. Daher heute für Euch nur das Bild einer Lesung und einige erste Messeimpressionen :).20170324_105023

Zu Beginn des Tages besuchte ich direkt eine Lesung von Anne Freytag, die aus ihrem neuen Buch „Den Mund voll ungesagter Dinge“ las. Anne Freytag, gerade für ihr Vorgängerwerk „Mein bester letzter Sommer“ mit einer Nominierung für den Deutschen Jugendliteraturpreis bedacht, fesselte mit ihrer Lesung das gesamte Publikum und ließ uns an dem Leben der 17-jährigen Sophie teilhaben.

20170324_123625Im Anschluss stöberte ich ein bisschen durch die Hallen, hörte mir einen Teil der Lesung von Liane Mars an und bewunderte den Stand von Iny Lorentz, die sich in diesem Jahr einen eigenen Messestand voller historischer Romane gegönnt haben. Sie verwalten ihn selbst und stehen dort beide bereit, um mit Fans zu reden, Autogrammwünschen nachzukommen und Fotos zu machen. Trotz Millionen-Auflagen komplett auf dem Boden geblieben – ein Vorbild für jeden Autoren.

Zur Mittagszeit ging es zum großen NaNoWriYeah-Treffen. Dort haben sich alle teilnehmenden Verlagsimprints (be beyond [Bastei Lübbe], Dark Diamonds & Impress [Carlsen], Forever & Midnight [Ullstein], Feelings & Topkrimi [Droemer Knaur]), sowie die Initiatoren und Moderatoren der Gruppe (Nina MacKay, Isabell Schmitt-Egner, Nicole Gozdek und Andi Dutter) vorgestellt. Es war toll, auch mal in echt die Menschen kennenzulernen, die hinter dem Mammutprojekt stehen.

Am Nachmittag schlenderte ich zum ersten Mal gemütlich durch die Halle der Manga Comic Convention. Tolle Cosplays, interessante Stände und Verlosungen luden mich direkt ein, dort zu bleiben – ich hätte Stunden dort verbringen und ganz, ganz viel Geld ausgeben können^^. Immerhin ist ein neuer Funko bei mir eingezogen: Luke Skywalker als X-Wing-Flieger. Sicherlich werde ich mit etwas Muße am Sonntag nochmal über die Con laufen, mir vielleicht auch den ein oder anderen Zeichner ansehen und noch einige Kleinigkeiten kaufen.

Zum Abschluss des Tages ließ ich mir dann noch schnell beim Drachenmond-Verlag Bücher von Alexander Kopainski, Andi Dutter und Julia Adrian signieren. Die Verlagsbücher sind alle so schön – eigentlich hätte jedes einen Platz in meinem Regal verdient. Auch hier nochmal ein großes Lob an Astrid, die Designer Alex, Marie und Rica, sowie die vielen tollen Autoren (Julia! Dein Buch macht mich fertig!). Im Anschluss an die Signierstunde traf ich mich noch mit einigen netten Kollegen und ließ den Messetag bei Keks und Kuchen gemütlich ausklingen.

[Buchgedanken] Mikaela Sandberg: „Schweig still“

In den letzten Tagen habe ich mich erneut mal wieder einem Genre gewidmet, das ich nur selten lese, und den Schweden-Krimi „Schweig still“ von Mikaela Sandberg verschlungen. Der Roman ist das Krimidebüt der Autorin, das diese unter Pseudonym 2016 beim digitalen Imprint „Midnight by Ullstein“ veröffentlicht hat. Das e-Book wurde mir als Rezensionsexemplar von der Autorin zur Verfügung gestellt.510jhf360bl

Der Roman beschreibt die Geschichte der 14-jährigen Nelli Larsson, die eines Tages verwirrt, angetrunken und völlig aufgelöst auf der Ystader Polizeiwache erscheint und ihre Mutter, eine bekannte Ballettlehrerin, als vermisst meldet. Bei der Durchsuchung des Hauses findet die Polizei nicht nur eine riesige Blutlache, sondern auch Spuren, die den Fall mit früheren Vorkommnissen in Malmö verknüpfen. Als die mit der Sache beauftragte Kommissarin Hannah Lundqvist dann am Tatort auch noch das Handy ihres Partners Gunnar Nyberg findet und Nelli ebenfalls von der Bildfläche verschwindet, gerät der Fall immer mehr aus den Fugen.

„Schweig still“ hat alles, was ein guter Krimi braucht. Die Handlung ist spannend, dynamisch und zieht immer weitere, eskalierende Kreise. Das Ermittlerduo Hannah Lundqvist und Gunnar Nyberg ist sympathisch, doch es fliegen ab un an auch die Fetzen zwischen den Beiden. Und zu guter Letzt ist auch Nelli, als Mittelpunkt der Geschichte glaubhaft und überzeugend dargestellt. Auch das Setting innerhalb einer schwedischen Kleinstadt und die verschiedenen gesellschaftlichen Elemente sind gut ausgeführt worden. Über die Rahmenhandlung der Ballettkarriere von Stine Larsson, sowie über Neid, Missgunst und schwierige Eltern-Kind-Beziehungen im Ballett-Gewerbe braucht man nichts zu sagen – hier spielt die Autorin vollends ihre Stärken aus, hat sie doch unter einem anderen Pseudonym bereits mehrere erfolgreiche Ballettromanreihen veröffentlicht.

Die Erzählung wechselt kapitelweise von der Ich-Perspektive aus der Sicht Nellis hin zu personalen Erzählperspektiven aus der Sicht jeweils anderer Personen. So bekommt man nicht nur einen tieferen und konsequenten Einblick in die Motive und Handlungen von Nelli, sondern kann sich auch  mit den anderen Protagonisten identizifieren. Worauf ich in diesem Zusammenhang jedoch hätte verzichten können, ist die (allerdings nur selten eingestreute) zweite Ich-Perspektive von Stine Larsson, Nellis Mutter.

Das Cover ist gut gelungen – mir fehlt jedoch leicht der Bezug zur Geschichte. Das Lektorat hat ebenfalls gut gearbeitet, dem Korrektorat sind (allerdings nur sehr wenige) kleine Fehler durchgerutscht, die den Lesefluss aber nicht stören.

Der Schreibstil der Autorin lässt sich flüssig lesen, gerade die Passagen aus Nellis Sicht sind sehr authentisch und erfrischend, da die Autorin die Sprache der 14-jährigen nicht glattbügelt. Zudem merkt man dem Buch eine grundsolide Recherche an, was heutzutage leider nicht immer selbstverständlich ist. Die Länge des Romans ist angenehm, die Handlung dadurch kurzweilig und abwechslungsreich. Der Autorin gelingt es auch, durch gut eingesetzte Plottwists die Handlung nicht zu vorhersehbar werden zu lassen und die Leser immer wieder aufs Neue zu überraschen.

Mein Fazit? „Schweig still“ ist ein grundsolider Schweden-Krimi, der vor allem mit Authentizität und tollen Charakteren punktet. Mit dem Ermittlerduo Lundqvist/Nyberg hat die Autorin den Grundstein gelegt für viele weitere, spannende Fälle der Ystader Polizei. Für Genreliebhaber bedenkenlos zu empfehlen.