Vor kurzem erreichten mich auch diese beiden Bücher als Rezensionsexemplare im Rahmen von Leserunden auf Lovelybooks.de – vielen Dank dafür! „Der Sonne so nah“ von Axel S. Meyer aus dem Kindler Verlag (Rowohlt Verlag GmbH) ist ein historischer Roman, während „Die wilden Pferde von Rydal Hill – Leuchtende Hügel“ von Theresa Czerny der Auftakt in eine Pferde-Jugendbuchreihe im Magellan Verlag ist. Beide Bücher feiern dabei die Freiheit, drehen sie sich doch um Wildpferde sowie um die beiden Luftfahrtpioniere Lilienthal und Zeppelin, die den Himmel eroberten. Ich bin schon ganz auf die so unterschiedlichen Romane gespannt!
Vor kurzem habe ich „Beethovens Geliebte“ von Claudia Romes gelesen, den elften Band der von verschiedenen AutorInnen verfassten, unzusammenhängenden Reihe über außergewöhnliche Frauen der jüngeren Geschichte. Das Buch ist 2022 bei aufbau taschenbuch, Aufbau Verlage GmbH & Co. KG erschienen und als historische Romanbiografie einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.
Bonn, 1790: Im Zehrgarten am Marktplatz dreht sich alles um die Kunst – und mittendrin: die neunzehnjährige Tochter der Wirtin, die in ihren Salons die wichtigsten Männer der Stadt um sich versammelt. Wenn es nach ihrer Mutter ginge, würde Babette Koch am besten einen Fürsten heiraten, aber seitdem der junge Ludwig van Beethoven aus Wien zurück ist, fühlt sich Babette immer mehr zu ihrem Kindheitsfreund hingezogen. Doch ein schlechter Ruf eilt dem Musiker voraus, so gilt er nicht nur als talentiert, sondern auch als äußerst flatterhaft.
„Beethovens Geliebte“ ist ein historischer Roman, eine Romanbiografie über Babette Koch, auch wenn die Quellenlage über ihre Jugendjahre doch relativ dünn ist, sodass hier viel Fiktion auf wenige, gesicherte Fakten trifft, insbesondere, was die Beziehung Babettes zu Ludwig betrifft – ein Verhältnis, was die Autorin höchstspekulativ aber doch im Rahmen des Möglichen ausgestaltet.
Die Handlung ist durchaus abwechslungsreich, wenn auch teils vorhersehbar und mit einigen, kleineren Längen versehen. Claudia Romes mischt dabei den historischen Beginn der Aufklärung durch die französische Revolution mit Bonner Stadtgeschichte und dem Wirken des jungen Beethovens und macht die Ereignisse anhand der Auswirkungen auf die Familie Koch für die Leser erlebbar. Hierbei ist der Schreibstil der Autorin gut und flüssig lesbar, authentisch und zeugt von einer im Rahmen der Möglichkeiten hinreichend guten Recherche.
Das Setting vermag hingegen zu überzeugen. So zeichnet Claudia Romes das Porträt einer zwar monarchistischen, aber doch fortschrittlichen Stadt Bonn, einem Mekka für Kunst, Aufklärung und Freiheit, das den Spagat zwischen fortschrittlichen Ideen und alten Traditionen wagt und in dem Standesunterschiede überwunden werden.
Die einzelnen Figuren sind dabei im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben teils Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Dabei glänzen vor allem Nebenfiguren wie Marianne, Malchus oder Eleonore, während gerade Ludwig etwas eindimensional und blass verbleibt. Gern hätte ich hier zudem noch mehr über Babettes letzte Jahre gelernt, die dann im Rahmen des Romans doch nur stark verkürzzt dargestellt worden sind, da der Fokus ja auf ihrer Beziehung zu dem Komponisten lag.
Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat und Korrektorat haben größtenteils sauber gearbeitet, der Buchsatz ist fehlerfrei und schön anzusehen. Der Buchumschlag ist auf dem Titel, dem Buchrücken und der Coverrückseite leicht geprägt und mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen. Das Titelbild ist farblich ansprechend und hübsch gestaltet, wenn auch etwas der Bezug zur Handlung fehlt. Jedoch fügt es sich gut in die Reihe ein und sorgt für einen einheitlichen Gesamteindruck.
Mein Fazit? „Beethovens Geliebte“ ist eine gelungene Romanbiografie, die vor allem durch ihr tolles Setting punktet, aber auch kleinere Längen hat. Für Liebhaber des Genres – und der Reihe – bedenkenlos zu empfehlen.
Vor einiger Zeit habe ich „Der große Fehler“ von Jonathan Lee gelesen. Das Buch ist 2022 in der Diogenes Verlag AG erschienen, die Originalausgabe wurde 2021 unter dem Titel „The Great Mistake“ bei Alfred A. Knopf, New York, veröffentlicht. Vielen Dank an dieser Stelle an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de. Das Buch ist als Romanbiographie einzuordnen, für die Übersetzung zeichnet Werner Löcher-Lawrence verantwortlich.
Die Welt besteht aus Fehlern und Flickversuchen. Und manchmal aus seltsamen Missverständnissen. Andrew Green ist tot. Erschossen am helllichten Tag, an einem Freitag, den 13. Spekulationen schießen ins Kraut. Verdankt New York dem einstigen Außenseiter doch unter anderem den Central Park und die New York Public Library. Inspector McClusky nimmt die Ermittlungen auf. Was wussten die übereifrige Haushälterin, der Präsidentschaftskandidat Tilden und die brillante Bessie Davis, der halb New York zu Füßen liegt?
„Der große Fehler“ ist … ja was eigentlich? Von mir als Romanbiografie betitelt, bei Amazon unter anderem als Gegenwartsliteratur und als Polizeikrimi geführt, vereint der Roman doch mehrere Genres zu einem nicht immer wirklich überschaubaren Kuddelmuddel. So erzählt „Der große Fehler“ episodisch in Rückblenden aus dem Leben von Andrew Green, abwechselnd zur Darstellung der Emittlungen von McClusky.
Die Handlung ist daher sprunghaft und nur lose chronologisch, hilfreich wäre es gewesen, die Kapitel zumindest mit Jahreszahlen zu überschreiben. Auch ist die Schwerpunktsetzung nicht immer gelungen. So wird einzelnen Episoden und Handlungssträngen übermäßig viel Raum eingeräumt, während spannende Phasen wie das Wirken Andrew Greens vernachlässigt werden.
Setting, Sprache und Atmosphäre überzeugen hingegen. Der Autor nimmt den Leser mit auf eine Reise in das New York bzw. Amerika des 19. und (sehr frühen) 20. Jahrhunderts, in eine Zeit voller Vorurteile, Rassendiskriminierung und Klassenunterschiede, ohne diese Themen jedoch zu sehr zu politisieren und aus der heutigen Sicht zu beleuchten.
Der Schreibstil des Autors lässt sich – trotz der historischen Themen – im Wesentlichen gut und flüssig lesen, ist beschreibend, jedoch nicht störend oder ermüdend. Bei den Figuren überzeugt Mrs. Bray als Nebencharakter genau wie Samuel Tilden.
Die Buchgestaltung ist im Wesentlichen gelungen, Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Buchumschlag und das Buch darunter sind verlagstypisch schlicht, das Covermotiv bietet aber immerhin mehrere Anklänge an die Handlung.
Mein Fazit? „Der große Fehler“ ist eine interessante Romanbiographie über einen amerikanishcen Visionär, die vor allem durch Setting und Sprache punktet, leider jedoch gerade die Visionen etwas vermissen lässt. Für Liebhaber des Genres bedenkenlos zu empfehlen, aber definitiv nicht – wie im Blurb auf dem Buchrücken angegeben – der „beste amerikanische Roman des Jahres“.