[Buchgedanken] Diana Menschig: „Die Legende vom letzten Bücherjäger“

Vor kurzem habe ich auch „Die Legende vom letzten Bücherjäger“ von Diana Menschig gelesen. Das Buch ist 2023 im Atlantis Verlag in der Kampa Verlag AG erschienen und als fantastisches Jugendbuch einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Eine Hafenstadt, am Hang gelegen, wo die Kaufleute in Villen leben. Zwei Leuchttürme und eine Burg schmücken die Meeresbucht. Hier ist Jelto im Dienst der Fürstin unterwegs – als Bücherjäger: Jelto hat die besondere Gabe, Papier, Leder, sogar Tinte riechen zu können. Seine Aufgabe ist es, in Häuser einzudringen und Bücher ausfindig zu machen, denn Bücher, das weiß in Brück jedes Kind, sind gefährlich und daher verboten. Die Bücherjäger schwärmen nachts aus und treffen sich am nächsten Morgen, um die gesammelten Bücher zu verbrennen. Sie beschützen die Bewohner Brücks, denkt Jelto, denn so wurde es ihm sein Leben lang erzählt. Eines Abends bekommt er einen geheimnisvollen Auftrag: In einem Kontor im Hafen soll ein ganz besonders magisches Buch versteckt sein. Danach ist in Jeltos Leben nichts mehr wie zuvor. Er weiß nicht, wem er noch trauen kann – bis er die Drachenzüchterin Wyona kennenlernt. Auch Wyona besitzt Bücher, denn die sind, so beginnt Jelto zu verstehen, alles andere als gefährlich …

„Die Legende vom letzten Bücherjäger“ ist ein fantastisches Jugendbuch, das vom Verlag für Leser ab zwölf Jahren empfohlen wird. Dabei ist der Roman derzeit ein Standalone und kann so auch gut gelesen werden, die offenen Handlungsstränge und Fragen, die Welt insgesamt bieten aber durchaus Potential für diverse Pre- und Sequels. Ich würde mich jedenfalls freuen, in die von Diana Menschig geschaffene Welt mit einem weiteren Buch zurückzukehren.

Die Handlung ist kurzweilig und abwechslungsreich und wartet auch immer mal wieder mit unerwarteten Wendungen auf, teilweise ist sie mir aber zu unlogisch und zum Ende hin auch etwas antiklimaktisch und reibungsarm, hier hätte man, auch im Hinblick auf die Zielgruppe, durchaus etwas mehr Spannung erwarten können. Abgesehen davon sind die Handlung und die damit verbundenen Problemkreise durchaus altersgerecht und setzen sich aus einem Potpourri jugendtypischer Themen und der fantastischen Grundidee zusammen.

Das Setting vermag – im Wesentlichen – zu überzeugen. So entführt Diana Menschig den Leser nach Brück, eine Hafenstadt in einer nicht näher benannten Welt, die genretypisch mittelalterlich angehaucht ist. Auch wenn mich die Stadtgeschichte von Brück nicht vollends überzeugen, ich die Entwicklung nicht nachvollziehen konnte, ist doch der Einsatz beim Weltenbau hier zu würdigen, werden doch Stadt und Welt mit einer Historie versehen, sodass ein komplexes Gesamtbild entsteht.

Die einzelnen Figuren sind durchaus vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Zwar fehlt mir, insbesondere, aber nicht nur bei Jelto, teils die emotionale Auseinandersetzung mit den Geschehnissen, insgesamt kann der Cast aber durchaus punkten, wobei Rona und Quibus am stärksten brillieren. Diana Menschigs Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, altersgerecht und lässt das Kopfkino sofort anlaufen.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Buchdeckel ist mit toll gestalteten, aber leider nicht farbigen Coverinnenseiten versehen. Das Covermotiv, das leider zum Buchrücken unterbrochen und auf der Coverrückseite wieder aufgegriffen wird, ist hingegen farblich ein absoluter Eyecatcher und schön anzusehen, auch wenn mir in den Details der Bezug zur Handlung fehlt. Die Geschichte wird hingegen durch eine vorangestellte Dramatis Personae unterstützt.

Mein Fazit? „Die Legende des letzten Bücherjägers“ ist ein fantastisches Jugendbuch, das eine tolle Welt erschafft und mit einer kurzweiligen Handlung punktet, aber sowohl bei den Figuren als auch bei den Konflikten etwas an der Oberfläche verbleibt, so allerdings auch viel Potential für Folgebände bietet. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab dem vom Verlag vorgeschlagenen Lesealter von zwölf Jahren.

[Buchgedanken] Rüdiger Bertram: „Nur 300 km“

In den letzten Tagen habe ich auch „Nur 300 km“ von Rüdiger Bertram gelesen. Das Buch ist 2023 im cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH erschienen und als Jugendbuch einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Ein Flip-Flop verändert Carls Leben. Der Schuh triff ihn am Kopf, als er in einem hässlichen Strandrolli an der Ostsee sitzt. Carl verbringt dort mit seiner Mutter die Sommerferien, obwohl er lieber in einem Skater-Camp wäre. Der Flip-Flop gehört der gleichaltrigen Fee. Sie stürmt in Carls Leben wie ein Taifun, ein Orkan, ein Tornado. Alles auf einmal. Als Fee erfährt, dass Carls Verhältnis zu seinem Vater seit seinem Unfall gestört ist, überredet sie Carl, ihn in Berlin zu besuchen … sind ja nur 300 Kilometer. Unterwegs wird Carl klar, dass Fee noch ein ganz anderes Ziel verfolgt, aber da sind die beiden schon mittendrin in ihrem Rolli-Roadtrip in Richtung Hauptstadt …

„Nur 300 km“ wird als Roadmovie zum wichtigen Thema Inklusion, als Kinderbuch für Leser:innen ab 10 Jahren beworben. Ich persönlich würde das Buch jedoch eher als Jugendbuch ab einem Lesealter von 12 Jahren eingruppieren, sowohl im Hinblick auf die angesprochenen Themen, das Alter der Protagonisten und die notwendige Auseinandersetzung und kritische Reflexion mit dem Stoff.

Die Handlung ist hierbei kurzweilig, wird aber durch den Prolog schon relativ stark vorweggenommen, sodass der Roman durchaus vorhersehbar bleibt. Dabei bietet der Roman ein großes Potpourri an jugendtypischen Themen wie Inklusion, Flucht und Migration, getrennte Familien und Erwartungsdruck und arbeitet diese grundsätzlich auch altersgerecht und sensibel auf, ohne zum Beispiel die Behinderung (Carl bevorzugt den Begriff) von Carl in den Mittelpunkt zu stellen. Jedoch wird der Bogen im Bezug auf Bäcker und Fee auch klar überzogen, insbesondere letztere zeigt hier ein gestörtes Verhältnis zu fremden Eigentum und ist so verletzend, dass man ihr bereits kein Happy-End mehr wünscht – insgesamt ist das Ende ihres Handlungsstrangs auch kritisch zu diskutieren und zu hinterfragen.

Das Setting ist durchwachsen. So entführt Rüdiger Bertram den Leser an die Ostsee und nimmt ihn mit auf einem Roadtrip durch Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bis in die Hauptstadt. Dabei werden hier doch einige Klischees bezüglich der Handlungsorte befeuert (Ostsee langweilig, Brandenburg leer) – und auch wenn nicht verkannt wird, dass diese Betrachtung aus Sicht der Protagonisten erfolgt, hätte man hier doch ein vielschichtigeres Bild zeigen können.

Die Figuren sind im Wesentlichen mehrdimensional angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei überzeugen insbesondere Kim und – mit minimalen Abstrichen – Carl, während Fee in Gänze nicht nachvollziehbar handelt und auch Bäcker etwas überzeichnet wirkt. Rüdiger Bertrams Schreibstil hingegen lässt sich – überwiegend – leicht und flüssig lesen, ist humorvoll und altersgerecht.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, der Buchsatz überzeugt mit Ausnahme der Treppenliftgeräusche. Das Covermotiv passt zwar zur Handlung und ist durchaus ansehnlich, wenn auch der Buchdeckel insgesamt sehr eintönig und unauffällig ist – genau wie die zwar farbigen, aber schlichten Coverinnenseiten.

Mein Fazit? „Nur 300 km“ ist ein solides Jugendbuch, das wichtige Themen auf durchaus sensible Art und Weise anspricht, dabei teils aber etwas überzeichnet und mit einer unsympathischen Protagonistin daherkommt. Für Leser des Genres dennoch bedenkenlos zu empfehlen – allerdings erst ab etwa 12 Jahren und nicht wie vom Verlag empfohlen bereits ab 10.

[Buchgedanken] Andreas J. Schulte: „Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs“

Vor kurzem habe ich „Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs“ von Andreas J. Schulte gelesen. Das Buch ist 2023 in der Emons Verlag GmbH erschienen und als historischer Kriminalroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Spätsommer 1151. Hildegard von Bingen reist ins Kloster Disibodenberg, um den Verhandlungen über die Thronfolge beizuwohnen. Begleitet wird sie von Elisabeth, einer jungen, gewitzten Novizin. Doch kurz nach ihrer Ankunft geschieht ein Mord. Ein Giftanschlag, ist sich Hildegard sicher. Sie versucht, mit ihren medizinischen Kenntnissen dem Täter auf die Spur zu kommen – bis sie selbst unter Mordverdacht gerät. Nun liegt es an Elisabeth: Kann sie die Unschuld ihrer Äbtissin beweisen?

„Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs“ lässt sich aus meiner Sicht nicht so deutlich dem Genre des historischen Kriminalromans zuordnen, wie vom Verlag angegeben. So tritt der vermeintliche Kriminalfall erst sehr spät im Buch auf – bis zu diesem Zeitpunkt haben wir eher einen klassischen historischen Roman. Auch wird der „Fall“ in eine historisch-machtpolitische Intrige eingebettet, sodass hier viel für die Einordnung als historischer Roman spricht. Da es aber auch nicht gänzlich abwegig ist, habe ich es oben bei der Klassifizierung als historischer Kriminalroman belassen.

Die Handlung ist dabei durchaus spannend und abwechslungsreich und kann auch mit der einen oder anderen unerwarteten Wendung aufwarten, kommt allerdings etwas langsam in Schwung und hat – gerade zu Beginn – daher einige Längen. Punkten kann die Handlung jedoch mit Authentizität – so zeugt sie von guter Recherche und einer Liebe zur Geschichte. Als Leser hätte ich mir unterstützend allerdings eine Dramatis Personae gewünscht.

Das Setting ist hochinteressant und gelungen. so entführt Andreas J. Schulte den Leser ins 12. Jahrhundert, in eine machtvolle Epoche der Kirche – und in die Zeit der faszinierenden Hildegard von Bingen. Erstaunlich, wie selten Teile ihres Lebens in historischen Romanen vorkommen – umso schöner, dass der Autor hier mit dem Emons Verlag eine klaffende Lücke gefüllt hat. Dabei gelingt es dem Autor gut, die Standesunterschiede, die Macht, die Intrigen und den Lebensstil der damaligen Zeit einzufangen und für den Leser erlebbar zu machen.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Neben Elisabeth, die hier als Protagonistin auf ganzer Linie brilliert, können auch wichtige Nebencharaktere wie Gertrudis und Pater Herbrand überzeugen. Andreas J. Schultes Schreibstil ist dabei leicht und flüssig lesbar, authentisch und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben ordentlich gearbeitet, der Buchdeckel ist auf Cover, Coverrückseite und Buchrücken hochwertig geprägt und mit Klappen versehen, farbige Coverinnenseiten mit Lageplänen der Klöster (die mir generell gefehlt haben) hätten hier für ein noch runderes Gesamtprodukt sorgen können. Das Covermotiv, die Gestaltung insgesamt, ist zudem etwas eintönig und schlicht.

Mein Fazit? „Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs“ ist ein historischer Kriminalroman mit tollem Setting und faszinierenden Charakteren, der lediglich zu Anfang etwas schwächelt. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von etwa 12 Jahren.

[Buchgedanken] Julien Appler: „Die Suche nach den Splittern des Bahir: Ankunft in Aurelija“ (Bahir 1)

Vor kurzem habe ich „Die Suche nach den Splittern des Bahir: Ankunft in Aurelija“ von Julien Appler gelesen. Das Buch ist 2022 bei tredition im Selfpublishing erschienen und dem Genre Fantasy zuzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Autor für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Alistair erwacht in einer anderen Welt – in einem Computerspiel. Er erinnert sich weder an seinen Namen noch an seine Herkunft. Das einzige was er weiß, teilt ihm eine Stimme aus dem Spiel mit. Hält er sich nicht an die Anweisungen, wird sein Charakter gelöscht. Als Barbar muss er nicht nur gegen Riesenhornissen, Monster und dunkle Wesen kämpfen, sondern auch noch die Splitter des Bahir finden und damit Aurelija vor dem Untergang beschützen. Doch wovor muss er Aurelija schützen?

„Die Suche nach den Splittern des Bahir: Ankunft in Aurelija“ lässt sich bereits schwer einem Genre zuordnen. So gehört das Buch unzweifelhaft zum Genre der Phantastik, ließe sich aber dank des Klappentextes über das Aufwachen im Computerspiel (für das viel spricht, aber die „reale“ Welt kommt schlichtweg im Buch nicht vor) auch der Science-Fiction zuordnen. Das gänzliche Fehlen der parallelen Welt lässt somit auch die Unterscheidung zwischen Low und High Fantasy nicht wirklich gesichert zu, sodass ich es bei der groben Eingruppierung als „Fantasy“ belassen habe.

Die Handlung ist durchaus spannend, hat teils aber auch Längen, gerade in der ersten Hälfte, die etwas Abwechslung vermissen lässt. Leider lässt auch das Ende noch viel zu viele Fragen offen – so wird quasi kein Handlungsstrang zufriedenstellend aufgelöst, sodass das Buch eigentlich nicht als Standalone lesbar ist. Schade, denn im Vergleich zur wirklich spannenden Prämisse des Buches wird hier viel Potential verschenkt.

Das Setting ist solide. Der Autor entführt den Leser in eine Gamingwelt, die dieser mit dem unwissenden Protagonisten zusammen entdeckt – eine tolle Kombination. Dass hierbei der Weltenbau naturgemäß etwas auf der Strecke verbleibt, ist daher vernachlässigbar, sofern dieser in den nächsten Teilen konsequent weiter ausgebaut wird. Nichtsdestotrotz hätte ich mich über ein unterstützendes Glossar zur Welt, gegebenenfalls auch eine Karte sehr gefreut – das sehr kurze Glossar zur Gamingsprache ist da eher überflüssig, spielen doch die eingebauten Charakterattribute bislang auch kaum eine Rolle.

Aufgrund der Kürze des Buches bleibt zudem wenig Zeit, die Charaktere zu entwickeln – auch dies muss in den Folgebänden konsequent weitergetrieben werden. Bislang überzeugen noch Nebencharaktere wie Mahri und Elira am ehesten, während insbesondere Yves noch gar nicht eingeschätzt werden kann und Alistair teils etwas blass verbleibt. Julien Applers Schreibstil lässt sich hierbei leicht und flüssig lesen. Insbesondere die humorvollen Statusnachrichten vermögen hier zu punkten und die Handlung aufzulockern, wohingegen manchmal etwas mehr Beachtung von „Show, don’t tell“ für eine noch straffere und packendere Erzählweise gesorgt hätte.

Die Buchgestaltung ist noch okay, das Korrektorat hat sauber gearbeitet, dem Lektorat sind jedoch – sofern es durchgeführt wurde – durchaus Dinge durchgerutscht. Der Buchsatz ist durchwachsen, Quests und Zeitsprünge sind in der Regel grafisch toll (aber auch nicht durchgängig gleich) dargestellt, gleiches hätte ich mir jedoch auch für die Statusmeldungen gewünscht, die sich in der jetzigen Form vom Schriftbild nicht absetzen. Der Buchumschlag ist eher eintönig, insbesondere irritiert mich immer noch der Schreibfehler im Titel (so ist das „in“ auf dem Cover groß, im Innenteil klein geschrieben).

Mein Fazit? „Die Suche nach den Splittern des Bahir: Ankunft in Aurelija“ ist ein Fantasy-Reihenauftakt mit toller Prämisse, aber durchaus auch Schwächen in Handlung und Buchgestaltung, sowie Entwicklungspotential beim Weltenbau und der Charaktergestaltung. Bei konsequenter Umsetzung mit den Folgebänden durchaus für genreaffine Leser zu empfehlen – allerdings nicht als Standalone und ab einem Lesealter von etwa 12 Jahren.

[Buchgedanken] Henrik Hitzbleck / Kerstin Wacker: „Das Mädchen in unserem Badezimmer“ (Amra 3)

Vor einiger Zeit habe ich „Das Mädchen in unserem Badezimmer“ von Henrik Hitzbleck und Kerstin Wacker gelesen. Das Buch ist 2022 im Wacker und Freunde Verlag erschienen und als Jugendbuch einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag (und die Losfee) für die Durchführung einer Buchverlosung auf Lovelybooks.de.

Hätte meine Mutter Coco nicht zum Duschen eingeladen, hätten wir nie in ihrem Tagebuch gelesen. Hätten nie erfahren, was es heißt, aus dem Leben geworfen zu werden. Abzuhauen und auf stinkenden Sofas bei fremden Menschen zu schlafen. Hätte, hätte … denn jetzt ist es zu spät: Coco ist spurlos verschwunden. Niemand weiß, wo sie ist, und uns beschleicht ein schrecklicher Verdacht. Kann es sein, dass Coco den falschen Leuten vertraut hat? Louise und ich (14) müssen Coco einfach finden. Die Zeit rennt.

„Das Mädchen in unserem Badezimmer“ ist der dritte Band um Amra, eine Jugendliche aus Berlin, kann aber als Standalone gelesen werden, da die Geschichte in sich stimmig ist und unabhängig von etwaigen Vorgängerbänden funktioniert (zumindest fehlten mir keine relevanten Informationen). Dabei lässt sich der Roman zwar als Jugendbuch einordnen, einen Jugendkrimi oder Jugendthriller – wie oft angegeben – sehe ich hier allerdings eher nicht.

Die Handlung ist altersgerecht, durchaus abwechslungsreich und kurzweilig, trotz kleinerer Längen. Dabei bleibt die Spannung allerdings eher im niederschwelligen Bereich – was aber nicht wirklich stört, ist es doch vielmehr Kernaufgabe und größte Errungenschaft des Buches, auf unterhaltsamem Wege auf das Thema der Jugendobdachlosigkeit hinzuweisen.

Dies geschieht vor einem überzeugenden Setting. So entführen die Autoren den Leser nach Berlin, aber in eine Hauptstadt abseits des schillernden Lebens. Vielmehr nehmen sie den Leser mit auf eine Reise in ein Berlin, das unter dem Radar fliegt, eine Stadt zwischen Schrebergärten und Obdachlosenhilfsprojekten. Dabei ist der Schreibstil der Autoren zielgruppenorientiert und lässt sich gut und flüssig lesen.

Die einzelnen Charaktere – im Wesentlichen beschränkt sich das Buch hier auf Amra, Louise und Coco – sind durchaus vielschichtig ausgearbeitet und authentisch, teils aber noch sehr naiv. Gerade Amra verbleibt hier aber – isoliert betrachtet – etwas blass, vielleicht liegt das aber auch an der mangelnden Kenntnis der Vorgängerbände, sodass sich insgesamt ein runderes Bild ergeben würde.

Die Buchgestaltung glänzt hingegen auf ganzer Linie. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, der Buchsatz und das Innendesign generell sind einfach atemberaubend. Lediglich das Covermotiv / der Buchumschlag können hier nicht ganz mithalten und sind etwas nichtssagend, passen sich aber zumindest vom Stil dem Innendesign an und warten mit farbigen Coverinnenseiten auf.

Mein Fazit? „Das Mädchen in unserem Badezimmer“ ist ein Jugendbuch mit wichtiger Botschaft, das vor allem durch sein Setting überzeugt, aber auch kleinere Schwächen in der Handlung hat. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von etwa 12 Jahren.

[Buchgedanken] Annette Böhler: „Zuckerstreusel zum Verlieben“

Vor einiger Zeit habe ich „Zuckerstreusel zum Verlieben“ von Annette Böhler gelesen. Das Buch ist 2022 im Empire-Verlag erschienen und als Liebesroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Eigentlich klappt alles bestens bei Bianca. Ihr hippes Café hat gerade eröffnet und der tägliche Besucherandrang bestätigt es: Sie hat als Jungunternehmerin und Konditorin endlich einen Namen in der Branche. Ihr Liebesleben dagegen sieht weniger toll aus. Jahrelang nur an die Arbeit gedacht und Augen für ihre Torten gehabt, ist sie natürlich solo und komplett aus der Übung, wenn es um Dates oder Romantik geht. Dementsprechend verlegen und überrascht ist Bianca, als der extrovertierte und draufgängerische Vincent sie aus dem Nichts heraus um ein Date bittet. Täglich schlemmt er sich seit der Eröffnung durch ihre Süßigkeiten-Auslage und scheint ihre Leidenschaft für Zucker zu teilen. Bianca lässt sich von seiner offenen Art aus der Backstube locken und findet Gefallen daran, nicht mehr nur an die Arbeit zu denken. Sofort verliert sie ihr Herz an den charismatischen Kerl, der Süßes liebt und zu selbstkomponierten Liedern auf der Gitarre spielt; sie auffordert, ihren Erfolg zu genießen und die Lorbeeren zu ernten. Das ist die Chance, die langen Arbeitstage endlich gegen romantische Nächte einzutauschen und mit Vincent die süßen Seiten des Lebens zu genießen. Aber Vincent verschweigt etwas, und wenn Bianca es erfährt, könnte es ihre junge Liebe bedrohen.

„Zuckerstreusel zum Verlieben“ ist ein klassischer Liebesroman mit Happy-End-Garantie, etwas zu alt und brav für New-Adult Romance, vielmehr ein Feel-Good-Roman für entspannte und gefühlvolle Lesestunden, nicht mehr, aber auch nicht weniger – was der Roman aber auch gar nicht zu verbergen versucht.

Die Handlung ist dabei genretypisch durchaus vorhersehbar, nichtsdestotrotz aber spannend und interessant. Annette Böhler spricht zwar auch schwere Themen wie Erkrankungen oder schwere Kindheiten an, diese verbleiben aber an der Oberfläche und vermögen es nicht, die positive Grundstimmung des Romans zu beeinträchtigen. Zudem werden den Protagonisten auch keine externen Stolpersteine in den Weg gelegt, die einzigen Probleme kommen aus ihnen selbst, sodass die Handlung grade am Anfang etwas dahinplätschert.

Das Setting ist im wesentlichen gelungen – urban, großstädtisch mit Kiez-Flair. Aufgrund der (lediglich zu Anfang etwas ausufernden) bildhaften Beschreibungen lässt sich, insbesondere, das Café gut vor dem inneren Auge darstellen – das Kopfkino beginnt fast sofort zu laufen. Dies wird auch durch Annette Böhlers leicht und flüssig zu lesenden Schreibstil begünstigt.

Die einzelnen Figuren sind dabei durchaus plastisch angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive, wenn sie auch nicht immer nachvollziehbar handeln, gerade was Bianca angeht. Stärker überzeugen hier Eleonore und Mira als Nebencharaktere. Ungewöhnlich ist dabei, wie klein der Cast des Buches ist – so kommt die Autorin hier im Wesentlichen mit vier Figuren aus.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, das Cover ist ansehnlich, auch wenn mir etwas der Bezug zur Handlung fehlt, dreht sich die Geschichte doch vor allem um Torten. Auch die Coverrückseite ist vollkommen überladen – wie auch schon der oben angegebene Klappentext zeigt.

Mein Fazit? „Zuckerstreusel zum Verlieben“ ist ein Feel-Good-Liebesroman, der vor allem durch seine zuckersüße Handlung punktet, aber auch vorhersehbar ist und ohne große Komplikationen daherkommt. Für Liebhaber des Genres bedenkenlos zu empfehlen ab dem vom Verlag empfohlenen Lesealter von 12 Jahren.

[Buchgedanken] Yvonne Struck: „Ich, die Jungs und die Sache mit dem Coolsein“

Vor einiger Zeit habe ich „Ich, die Jungs und die Sache mit dem Coolsein“ von Yvonne Struck gelesen. Das Buch ist 2022 im Boje Verlag in der Bastei Lübbe AG erschienen und als Jugendbuch einzuordnen, die Illustrationen stammen von Carolin Dendorfer. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.

Mit vierzehn noch ungeküsst? Höchste Zeit, das zu ändern, findet Lena! Und die Klassenfahrt ist DIE Gelegenheit dafür. Das Problem: Um bei ihrem Schwarm Justin eine Chance zu haben, muss Lena eindeutig cooler werden. Also schreibt sie zusammen mit ihrer Freundin Amira eine Liste, die ihr dabei helfen soll. Doch auf einem matschigen Waldausflug und beim peinlichen Karaokeabend cool zu wirken, ist alles andere als einfach! Vor allem, wenn auch noch das Geläster der Klassenzicken und die dummen Sprüche von Justins Kumpels dazukommen. Aber Lena gibt nicht auf, denn ein Kuss von Justin ist den ganzen Aufwand auf jeden Fall wert … Oder? Denn plötzlich fängt Lenas Bauch bei jemand ganz anderem leise an zu kribbeln …

„Ich, die Jungs und die Sache mit dem Coolsein“ ist ein Jugendbuch ab 12, dessen Handlung sich über eine erzählte Zeit von knapp fünf Tagen erstreckt, und das den Leser mit auf eine Klassenfahrt in eine abgelegene Jugendherberge, inklusive Kaninchenstall und Volleyballplatz, nimmt.

Die Handlung ist dabei größtenteils vorhersehbar, dennoch aber unterhaltsam und abwechslungsreich. Der Fokus wird – richtigerweise – auf die verworrenen und ständig wechselnden Beziehungen der Jugendlichen zueinander gelegt, die Rahmenhandlung bietet dafür lediglich eine Kulisse, ist daher vernachlässigbar.

Handlung und Sprache sind dabei altersgerecht, Yvonne Strucks Schreibstil ist authentisch und lässt sich leicht und flüssig lesen. Thematisiert werden jugendgerechte Problemkreise wie die erste Liebe, Cliquenbildung/Gruppenzwang und der Umgang mit Diversität. Auch das Thema Cybermobbing mit Nacktbildern wird angesprochen und ist richtig und wichtig, nimmt aber einen zu großen Raum ein.

Die einzelnen Charaktere sind dabei – auch bedingt durch das relativ kurze Buch – eher einseitig angelegt, gerade Lena und Justin bleiben etwas blass und handeln teils unlogisch, während Nebencharaktere wie Nadja und ja, auch Fabienne, unerwartet glänzen können, sich gerade in Person von Fabienne durchaus ambivalent zeigen und das schwarz-weiß-Schema durchbrechen.

Die Buchgestaltung ist gelungen, Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, die Illustrationen von Carolin Dendorfer überzeugen auf ganzer Linie und lockern den Text auf. Der Buchumschlag kann hierbei jedoch nicht mithalten. Zwar ist die dahinterliegende Idee durchaus ansprechend, in der Umsetzung aber nicht gelungen, werden die abgeschnittenen Gesichter doch in der Innenseite des Umschlags verwirrenderweise fortgesetzt.

Mein Fazit: „Ich, die Jungs und die Sache mit dem Coolsein“ ist ein im Wesentlichen gelungenes Jugendbuch, das altersgerecht und abwechslungsreich durchaus wichtige Themen anspricht, dabei teils aber den Schwerpunkt verliert und – gerade in den Protagonisten – etwas blass bleibt. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab dem vom Verlag empfohlenen Lesealter von 12 Jahren.

Leserunden im Doppelpack | Buchpost

Bevor es nächste Woche wieder einige Rezensionen hagelt, möchte ich Euch heute zum Sonntag noch zwei Bücher zeigen, die mich letzte Woche im Rahmen von Leserunden auf Lovelybooks.de erreichten – vielen Dank dafür an die Verlage! „Ich, die Jungs und die Sache mit dem Coolsein“ von Yvonne Struck (Boje Verlag) ist ein Jugendbuch ab zwölf Jahren, „Papyrus: Die Geschichte der Welt in Büchern“ von Irene Vallejo (Diogenes Verlag) ein Sachbuch, das die schönste Sache der Welt feiert: Bücher!

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