Von Träumen und unbewussten Schuldgefühlen | Doppelte Buchpost

Heute möchte ich Euch zwei weitere Bücher zeigen, die vor kurzem bei mir angekommen sind. „Träumertänzer“ von Oliver Masucci mit Carla Woter (Lübbe Life, Bastei Lübbe AG) kam dabei als Rezensionsexemplar über die Bloggerjury zu mir, „Diese Schuld ist nicht meine“ von Ulrich Kohler (Mankau Verlag) erreichte mich als Gewinn einer Buchverlosung auf Lovelybooks.de – vielen Dank jeweils dafür! Autobiografie und Sachbuch: ich bin schon gespannt darauf, welches Buch schlussendlich informativer ist :).

Lest Ihr gern Autobiografien? Wessen Leben würdet Ihr gern in Buchform erkunden?

Neues von Stella und Bianca | Buchshopping leicht gemacht

Bei einem Shoppingbummel im Thalia Heidelberg zogen vor kurzem diese beiden Bücher aus der Ravensburger Verlag GmbH bei mir ein: „Twisted Fate – Wenn Liebe zerstört“ von Bianca Iosivoni und „Ever & After: Der schlafende Prinz“ von Stella Tack. Stella und Bianca gehören seit längerem zu meinen Lieblingsautorinnen – ihre Bücher können jederzeit ungesehen bei mir einziehen, und das erst recht, wenn diese auch noch so wundervoll aussehen <3. Biancas Buch ist übrigens der abschließende Band einer Dilogie, Stellas Buch der Auftakt. Das verspricht magische, märchenhafte und tolle Lesestunden.

Stella sehe ich übrigens bereits am Donnerstag bei einer Lesung in Speyer. Welche Lesung habt Ihr zuletzt besucht?

[Buchgedanken] Mairghread Scott: „Sea Serpent’s Heir – Das Vermächtnis der Seeschlange 1: Die Piratentochter“ (Sea Serpent’s Heir 1)

Vor kurzem habe ich auch „Sea Serpent’s Heir – Das Vermächtnis der Seeschlange 1: Die Piratentochter“ von Mairghread Scott gelesen. Das Buch ist 2023 bei CROCU, im Cross-Cult Verlag erschienen und als Graphic Novel einzuordnen, die Originalausgabe wurde 2022 bei Image Comics, Inc. veröffentlicht. Die Zeichnungen stammen aus der Feder von Pablo Tunica, für die Übersetzung zeichnet Frank Neubauer verantwortlich. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Für Aella ist das Leben auf der Insel Kinamen der Inbegriff von unendlicher Langeweile. Sie träumt von großen Abenteuern jenseits des Horizonts, während sie ihre Tage mit Fischen und einem wachsamen Blick auf ihre Tanten verbringt. All das soll sich jedoch ändern, als ein uraltes Übel in ihr erwacht: Xir, jene Schlange, die um ein Haar die Welt zerstört hätte. Es kommt noch schlimmer! Eine fanatische religiöse Organisation hat auf Kinamen Einzug gehalten, um Xir ein für alle Mal zu vernichten … Als Aella sich gezwungen sieht, um ihr Leben zu kämpfen, merkt sie schnell, dass ihre ganze Welt überhaupt nicht so ist, wie es stets den Anschein machte. Auch ihre Tanten wissen mehr, als sie zugeben mögen – und was genau will die berüchtigte Piratenkönigin überhaupt von Aella?

„Sea Serpent’s Heir – Das Vermächtnis der Seeschlange 1: Die Piratentochter“ ist der Auftakt in die gleichnamige Graphic Novel Reihe aus der Feder der bekannten Comic- und Zeichentrickfilmautorin Mairghread Scott. Neben Pablo Tunica als Zeichner ist auch Ariana Maher als Lettererin an dem Projekt beteiligt. Während „Die Piratentochter“ dabei auf Verkaufsplattformen teils als Comic eingeordnet wird, habe ich es als Graphic Novel klassifiziert, da ich dies stimmiger finde – die Gattungsgrenzen sind hier aber ohnehin fließend.

Die Handlung ist spannend und kurzweilig, am Anfang aber auch leicht verworren und unübersichtlich. Dabei wird die Geschichte durch die tollen Zeichnungen nicht nur abgebildet, sondern unterstützt und ergänzt – die unglaublich detailverliebten Bilder tragen hier im Wesentlichen zu der Tiefe der Handlung bei, die eine Mischung aus Fantasy-, Piraten- und Coming-of-Age Geschichte ist mit ersten Anklängen für eine romantische Storyline. Letztere ist allerdings in diesem Band noch nicht wirklich entwickelt.

Das Setting ist stimmig, aber vom Weltenbau noch nicht vollends ausgereift. So entführt die Autorin den Leser in ein nicht näher bestimmtes Reich / eine nicht näher bestimmte Welt mit Inseln, in der die Kirche des ersten Lichts als Dämonenjägerin aktiv ist. Leider fehlen hier noch diverse Hintergrundinformationen zur Weltenentwicklung oder zum Magiekonzept – die nächsten Teile können dies aber sukzessive nachholen und ein überzeugendes Gesamtbild präsentieren.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen noch schematisch gezeichnet, etwas eindimensional angelegt. Aella als Protagonistin kann hier trotzdem, gerade auch mit ihrer Zerrissenheit, überzeugen, während vor allem Oren als Antagonist etwas farblos verbleibt. Mairghread Scotts Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen und harmoniert gut mit der Bildsprache von Pablo Tunica.

Die Buchgestaltung ist gelungen. Lektorat und Korrektorat haben gut gearbeitet, das Lettering ist ausgezeichnet. Der Buchumschlag ist auf dem Cover, der Coverrückseite und dem Buchrücken leicht geprägt, die Handlung wird mit einer nachgestellten Karte abgerundet. Das Covermotiv ist unglaublich detailverliebt und ein wahrer Eyecatcher – wirklich toll gestaltet. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Cover über die Reihe hinweg entwickeln und ob ein einheitlicher Gesamteindruck entsteht.

Mein Fazit? „Sea Serpent’s Heir: Das Vermächtnis der Seeschlange 1: Die Piratentochter“ ist ein solider Auftakt in die Reihe, der vor allem durch seine detailverliebten Zeichnungen glänzt, am Anfang allerdings etwas unübersichtlich ist. Für Leser von Graphic Novels bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von etwa 14 Jahren.

[Buchgedanken] Corinna Wieja: „Herzenssachen – Sternenzelt & Sommerträume“

Vor kurzem habe ich auch „Herzenssachen – Sternenzelt & Sommerträume“ von Corinna Wieja gelesen. Das Buch ist 2023 bei One in der Bastei Lübbe AG erschienen und als Mitmachbuch einzuordnen. Für die wundervollen Illustrationen und auch für Aufmachung und Buchsatz zeichnet Laura Rosendorfer verantwortlich, die somit maßgeblichen Anteil an diesem tollen Produkt hat. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über die Bloggerjury.

Die 15-jährige Fee ist eigentlich eine Stadtpflanze. Deshalb freut sie sich sehr auf ihre Ferien in einem französischen Nationalpark. Drei Wochen Natur erleben, Zelten und Lagerfeuer gemeinsam mit ihrer besten Freundin Merle. Wäre da nur nicht Eric, der auf dem Campingplatz arbeitet. Er wirbelt regelmäßig Fees Gedanken durcheinander und bringt ihr Herz zum Klopfen …

„Herzenssachen – Sternenzelt & Sommerträume“ setzt sich aus einem Kurzroman und einem Mitmachteil zusammen, der aus Tests, Listen, Rezepten, Achtsamkeitstipps und DIYs besteht. Der Kurzroman kann dabei dem Genre Jugendbuch zugeordnet oder auch als Teen Romance klassifiziert werden an der Grenze zu Young Adult. Aufgrund der Verknüpfung des Romane mit dem Mitmachteil, aufgrund der thematischen Einbindung des Textes in das Gesamtkonzept habe ich mich jedoch insgesamt für die Eingruppierung als Mitmachbuch entschieden.

Die Handlung ist kurzweilig, wenn auch genrebedingt durchaus vorhersehbar und sehr cosy. Probleme, Schwierigkeiten kommen nur am Rande vor, insgesamt ist die Story eine mit Feel-Good-Garantie, aber auch etwas seicht und nicht allzu anspruchsvoll – selbst für die Zielgruppe kann man hier in einem Kurzroman gegebenenfalls etwas tiefer einsteigen. Der Mitmachteil hingegen rundet die Geschichte gut ab, ist sehr umfangreich und bietet für jeden etwas, auch wenn sicherlich niemand sich hier für alle Punkte begeistern kann – ein buntes Potpourri.

Das Setting des Kurzromans ist natürlich wunderschön. Ein Naturpark in Frankreich, ein Jugendcamp, Wasserfall, Eselgehege und Aussichtsfelsen inklusive – so stellt man sich ein gelungenes Feriencamp als Jugendlicher vor – und das alles auch noch im Namen des Naturschutzes als Work, Travel and Fun. Dabei wird der Roman aus der Ich-Perspektive von Fee erzählt – man lernt quasi alles mit ihr zusammen kennen.

Die einzelnen Figuren sind aufgrund des Kurzromans relativ schematisch angelegt – die meisten Nebenfiguren spielen auch auch kaum eine Rolle. Am stärksten begeistern können hierbei noch Merle und der Esel Stella, aber auch Fee und Eric als Love Interest sind wirklich zuckersüß. Corinna Wiejas Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, zielgruppen- und altersgerecht und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung brilliert auf ganzer Linie. Zwar sind dem Lektorat und Korrektorat Kleinigkeiten durchgerutscht, diese schmälern aber nicht das Lesevergnügen. Der Buchsatz hingegen ist einfach wunderschön, genau wie der Umschlag, der auf Cover, Coverrückseite und Buchrücken hochwertig geprägt und mit farbigen Coverinnenseiten versehen ist. Auch das Titelmotiv überzeugt und lässt den Mitmachcharakter direkt erahnen.

Mein Fazit? „Herzenssachen – Sternenzelt & Sommerträume“ ist ein Mitmachbuch mit tollen Aktionen und einem Kurzroman, der zuckersüß und kurzweilig ist, aber auch etwas mehr Tiefe hätte vertragen können. Für Leser ab dem vom Verlag angegebenen Lesealter von 13 Jahren bedenkenlos zu empfehlen.

[Buchgedanken] Kathrin Lange / Susanne Thiele: “ Toxin“ (Nina Falkenberg 2)

Vor kurzem habe ich auch „Toxin“ von Kathrin Lange und Susanne Thiele gelesen. Das Buch ist 2023 bei Lübbe in der Bastei Lübbe AG erschienen und als Wissenschaftsthriller einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über die Bloggerjury und die vermittelnde Agentur Buchcontact.

Als in Berlin Obdachlose an Milzbrand sterben, ist Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg alarmiert. Die Fälle erinnern an ein Ereignis in Alaska vor 10 Jahren, als das Auftauen des Permafrostbodens einen tödlichen Erreger freisetzte. Ebenfalls in Alaska verschwindet Ninas Freund, der Milzbrand-Forscher Gereon Kirchner. Nina bittet ihren Bekannten Tom Morell, dorthin zu reisen und herauszufinden, was passiert ist. Schon kurz nach Toms Ankunft taucht in einem Eistunnel eine Frauenleiche auf. Ist Gereon schuld an ihrem Tod? Hat er gar mit dem qualvollen Tod der Obdachlosen in Berlin zu tun? Während Tom und Nina versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen, müssen sie begreifen, dass sie gegen einen sehr viel mächtigeren Gegner kämpfen, als sie dachten …

„Toxin“ ist nach „Probe 12“ der zweite Roman des Autorenduos Kathrin Lange und Susanne Thiele um die Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg und den Food- und Reiseblogger Tom Morell und knüpft zeitlich relativ nah an den Vorgänger an, kann aber als Standalone gelesen werden (auch wenn ich es nicht empfehlen würde). Während „Probe 12“ noch klassisch ein Wissenschaftsthriller war, habe ich dies für „Toxin“ auch angenommen. Genauso gut hätte man das Buch aber auch als Umwelt- oder Politthriller bezeichnen können, es zeigt theoretisch sogar Aspekte eines Spionagethrillers.

Die Handlung ist durchaus kurzweilig und mit einigen tollen Twists versehen, in Teilen aber auch vorhersehbar. Gerade am Anfang kommt die Handlung zudem relativ schwer in Schuss, einige angelegte Handlungsstränge machen bislang in ihrer Präsenz auch noch wenig Sinn – ob dies durch einen Nachfolgeband aufgefangen wird, ist mir zumindest noch nicht bekannt. Abgesehen davon mischt der Roman – ein bekanntes Rezept des Vorgängers – hochaktuelle und wichtige Themen mit einer spannenden Thrillerhandlung zu einem tollen Gesamtprodukt – ein wahrer Pageturner.

Auch das Setting vermag zu überzeugen. So entführen die Autorinnen den Leser nicht nur erneut nach Berlin, sondern vor allem auch nach Alaska, in die endlosen Weiten des Permafrostgebietes mit Forschungsstationen, Kleinstädten und indigenen Siedlungen. Dabei zeugt vor allem der wissenschaftliche Part wieder von enormem Fachwissen und gelungener Recherche, während die Polizeiarbeit teils etwas stiefmütterlich behandelt wird – die Fehler dort aber auch im Nachwort zugegeben werden.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei überzeugen vor allem Sylvie und auch mit leichten Abstrichen Nina, während Tom mir im ersten Band noch besser gefallen hat. Der Schreibstil der Autorinnen ist dabei leicht und flüssig zu lesen und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung ist ebenfalls gelungen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Buchumschlag ist mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen. Das Titelmotiv passt farblich gut zum ersten Band und sorgt so für einen halbwegs einheitlichen Gesamteindruck der Reihe.

Mein Fazit? „Toxin“ ist ein spannender und überzeugender Wissenschaftsthriller, der allerdings etwas langsam beginnt und nicht ganz an die Brillanz des ersten Buches heranreicht. Dennoch für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab dem vom Verlag empfohlenen Lesealter von 16 Jahren.

Geschichte in all ihren Facetten | Doppelte Buchpost

Auch diese beiden Bücher erreichten mich vor kurzem als Rezensionsexemplare im Rahmen von Leserunden auf Lovelybooks.de – vielen Dank dafür! „Um 1500“ von Romedio Schmitz-Esser (wbg Theiss) ist dabei ein Sachbuch über das Europa zur Zeit Albrecht Dürers, „1941. Liebe in herzlosen Zeiten“ von Margrit Cantieni (Emons Verlag GmbH) ein historischer Liebesroman in den Wirren des zweiten Weltkrieges. Ich bin schon ganz auf die verschiedenen Epochen und Ansätze gespannt.

Welche Epoche fasziniert Euch? Worüber würdet Ihr gern mehr lesen?

[Buchgedanken] Stefan Kuhlmann: „Herr Winter taut auf“

Vor kurzem habe ich auch „Herr Winter taut auf“ von Stefan Kuhlmann gelesen. Das Buch ist 2023 im Rowohlt Taschenbuch Verlag, in der Rowohlt Verlag GmbH erschienen und als Tragikomödie einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Robert Winter hat keine Lust auf Geschwätz und keine Zeit für Unsinn. Ihm ist egal, was andere Menschen über ihn denken. Sie sollen ihn einfach nur in Ruhe lassen. Und so versteht er auch überhaupt nicht, was seine Frau Sophia an ihrem Beruf als AVON-Beraterin so liebt. Für ihn sind Beauty-Produkte so ziemlich das Letzte, womit er seine Zeit verbringen möchte. Erst als ein Unfall Sophia aus seinem Leben reißt, ändert sich alles schlagartig. Um nicht in Trauer zu ertrinken, beschließt Robert, in ihre Fußstapfen zu treten und für Sophia den Titel «AVON-Beraterin des Jahres» zu gewinnen. Nur ist das schwerer als gedacht. Deutlich schwerer …  

„Herr Winter taut auf“ ist der Debütroman des Film- und Fernsehautors Stefan Kuhlmann. Dabei ist der Roman relativ schwer zu kategorisieren. So könnte man das Buch durchaus als Schicksalsroman ansehen, auch ein Entwicklungsroman wäre denkbar. Im Blurb und den auf diversen Portalen zitierten Kritikerstimmen wird das Buch teils als Komödie, teils als Tragikomödie beschrieben – letzteres halte ich aufgrund der Mischung aus Schicksalsschlag und Humor im Endeffekt für stimmig und habe es daher übernommen.

Die Handlung ist abwechslungsreich und kurzweilig, wenn auch durchaus vorhersehbar und im Mittelteil etwas überfrachtet. Dennoch vereint Stefan Kuhlmann gut den Humor mit den durchaus tragischen Elementen, sorgt für witzige, teils abstruse Szenen, die sogar mit Ironie und Sarkasmus angereichert sind. Allerdings ist das Ende relativ offen, was mich als Leser teils unbefriedigt zurücklässt und nach einer Fortsetzung schreit.

Das Setting ist überzeugend, aber auch austauschbar. So entführt der Autor den Leser in eine nicht näher bezeichnete Stadt mit Tankshops, Krankenhaus, Friedhof, Gericht und einer zu hohen Dichte an AVON-Beratern. Dabei gelingt es Stefan Kuhlmann, den Leser in den Alltag, in die absolute Normalität hineinzuziehen, ohne das Buch langweilig werden zu lassen – lediglich die Ausführungen der Kosmetikanwendungen sind hier teils zu umfangreich geworden.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive, wenn auch aufgrund der Vielzahl an Charakteren nicht alle im Detail ausgearbeitet werden können. So bleiben Wilma als Antagonistin und auch Dolores eher blass, während vor allem Basti und Lilli als wichtige Nebencharaktere punkten können. Stefan Kuhlmanns Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, pointiert, humorvoll und lässt das Kopfkino sofort anlaufen.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Buchdeckel ist auf dem Cover hochwertig geprägt und mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen. Der Buchdeckel ist zudem generell sehr eintönig, das Covermotiv wird auch auf der Coverrückseite, einer farbigen Coverinnenseite und vor der Geschichte wieder aufgegriffen – etwas mehr Abwechslung hätte hier gut getan, vor allem, da das Motiv zwar humorvoll anmutet, die Handlung aber nicht wirklich abbildet.

Mein Fazit? „Herr Winter taut auf“ ist ein gelungenes und kurzweiliges Debüt, das vor allem mit seinem Humor und einem pointierten Schreibstil überzeugt, teils aber auch etwas überfrachtet ist. Für Leser des Genres dennoch bedenkenlos zu empfehlen.

[Buchgedanken] Ulla Scheler: „Acht Wölfe“

In den letzten Tagen habe ich auch „Acht Wölfe“ von Ulla Scheler gelesen. Das Buch ist vor einigen Tagen – um genau zu sein, am 13.09.2023 – im Wilhelm Heyne Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH erschienen und als Survivalthriller einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an die Autorin und den Verlag für die Bereitstellung eines Leseexemplars mit Rezensionsangebot.

Acht junge Menschen schließen sich einer geführten Wanderung im größten Nationalpark Kanadas an. Sie wollen für drei Wochen ungezähmte Natur erleben und Nordlichter sehen. Aber sogar in der tiefsten Wildnis kann man zur falschen Zeit am falschen Ort sein. Als sie Zeugen eines Verbrechens werden, bleibt ihnen keine andere Wahl, als Hals über Kopf ins Dickicht zu fliehen. Sie haben keine Orientierung, kaum Ausrüstung und können einander nicht leiden. Aber sie haben nur eine Chance, es lebendig nach Hause zu schaffen: wenn sie zusammenhalten

Was für ein wilder Ritt! „Acht Wölfe“ ist nach „Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen“ und „Und wenn die Welt verbrennt“ mein drittes Buch von Ulla Scheler – und nach ihren traumhaften Jugendbüchern ihr erster All-Age Roman, der sich gar nicht so einfach kategorisieren lässt. Gegenwartsliteratur? Survivalroman oder -thriller? Psychothriller? Der Einfachheit halber habe ich es oben als Survivalthriller bezeichnet, denn das Genre ist eigentlich egal – die einzige Einordnung die zählt, ist folgende: „Acht Wölfe“ ist ein Jahreshighlight! Vielleicht sogar mehr. Und Ulla Scheler hat erneut ein Buch geschrieben, das mich hellauf begeistert, und das ihren Platz im Olymp meiner Lieblingsautor:innen verteidigt – nicht, dass er je in Gefahr gewesen wäre.

Die Handlung ist hochspannend, abwechslungsreich, schonungslos und voller Plottwists, die das Buch zum absoluten Nailbiter und Pageturner werden lassen. Dabei scheut sich Ulla auch nicht, unpopuläre Entscheidungen zugunsten des Plots zu treffen (auch wenn ich ihr eine sehr übel nehme :D), anders hätte der Roman jedoch sicherlich nicht diese nachhallende Wucht entfesselt. Zugleich füllt die Autorin den Roman mit Hintergrund, räumt Liebesgeschichten Raum ein, lässt diese aber nicht dominant werden, und sorgt für ein richtiges Maß an Infodump zu den Figuren, ohne den Lese- und Handlungsfluss zu stören.

Das Setting ist natürlich atemberaubend. Ulla Scheler nimmt den Leser mit auf einen – im wahrsten Sinne des Wortes – Trip in den größten Nationalpark Kanadas, in die absolute Wildnis, zu einem Kampf auf Leben und Tod. Dabei gelingt es der Autorin, die Natur eindringlich zu beschreiben, die Beklemmung, Angst und Hoffnungslosigkeit aber auch die Gemeinschaft und kurzen Momente der Freude fühlbar zu machen – und ja, mir zumindest an einer Stelle auch die Tränen in die Augen zu treiben.

Die einzelnen Figuren sind vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei überzeugen eigentlich alle, am stärksten ins Herz geschlossen habe ich aber Bombe, die wirklich eine Bombe ist (man verzeihe mir das Wortspiel :D) und einfach brilliert. Aber auch Valentina und Jakob können glänzen. Genau wie Ulla Schelers Schreibstil, der präzise, gefühlvoll und unglaublich berührend ist, der die Figuren zum Leben erweckt und das Kopfkino sofort anspringen lässt – wie Katja Brandis im Blurb bereits festgestellt hat: Es handelt sich um die Sprache „einer meisterhaften Autorin“.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben ordentlich gearbeitet, der Buchumschlag ist mit Klappen versehen, gegebenenfalls hätte man hier noch mit einer Prägung oder farbigen Coverinnenseiten das Produkt etwas veredeln können. Das Titelbild ist hingegen atmosphärisch toll und setzt sich auf Buchrücken und Coverrückseite fort, sodass ein tolles Gesamtbild entsteht.

Mein Fazit? „Acht Wölfe“ ist das neue Meisterwerk von Ulla Scheler, die den Wechsel vom Jugendbuch zum All-Age mühelos meistert. Dabei kann der Roman vor allem durch seine atemberaubende Handlung und seine gefühlvolle Sprache brillieren, und wartet zudem mit tollen Charakteren auf. Für Leser aller Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von 16 Jahren.

[Buchgedanken] Sarah Nisi: „Ich bringe dich zum Schweigen“

Vor kurzem habe ich auch „Ich bringe dich zum Schweigen“ von Sarah Nisi gelesen. Das Buch ist 2023 im btb Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH veröffentlicht worden und als Psychothriller einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Die Beziehung der Stiefschwestern Phoebe und Charlie ist seit ihrer Kindheit durch Konkurrenzkampf geprägt. Ein Ereignis in der Schulzeit machte daraus offene Feindschaft. Umso überraschter sind beide, als sie jetzt, mit Ende 20, gemeinsam ein größeres finanzielles Erbe antreten sollen. Die einzige Bedingung: Sie müssen sich unterstützen – denn nur durch enge Zusammenarbeit kann ihnen der Durchbruch in der Theaterszene Londons gelingen. Was sich wie eine Aufforderung zur Versöhnung anhört, wird für Charlie und Phoebe zum Albtraum. Und das Ringen um eine erfolgreiche Inszenierung ein fatales Spiel um Leben und Tod.

„Ich bringe dich zum Schweigen“ ist nach „Ich will dir nah sein“ der zweite Psychothriller von Sarah Nisi. Nachdem der erste direkt zum Bestseller avancierte und von den Kritiken gefeiert wurde, waren Druck und Erwartungshaltung für dieses Buch unglaublich hoch – und Sarah Nisi hat geliefert. „Ich bringe dich zum Schweigen“ ist einer der besten Thriller, die ich in der letzten Zeit gelesen habe – und begeistert mich auch einige Zeit, nachdem ich das Buch beendet habe, immer noch nachhaltig.

Die Handlung ist hochspannend, abwechslungsreich und wartet immer mal wieder mit unerwarteten Wendungen auf. Und auch wenn man Teile der Handlung gut überblickt, durchaus vorausahnt, hat Sarah Nisi immer einen weiteren Plottwist im Köcher, um dem ganzen die Krone aufzusetzen. Dabei wird die Geschichte immer mal wieder durch Rückblenden unterbrochen, sowohl solche der nahen Vergangenheit als auch welche aus der Kindheit/Jugend der Protagonistinnen. Erzählt wird die Geschichte hierbei aus fünf verschiedenen personalen Erzählperspektiven – die Rückblenden in die tiefste Vergangenheit nicht eingerechnet. Einziges kleines Manko: das Ende. Nicht von der Auflösung, sondern von den Konsequenzen. Mehr wird hier aber nicht verraten :).

Auch das Setting vermag zu überzeugen. Sarah Nisi entführt den Leser nach London und in die Vergangenheit nach Norlington, in ein Spannungsfeld zwischen Theater-AG und der Inszenierung des Erbes einer weltbekannten Theaterautorin. Dabei gelingt es der Autorin, immer mal wieder spannende Fakten übers Theater und Theaterproduktionen einzubringen, ohne das Buch damit zu überfrachten, sodass der Kernfokus auf der Thrillerhandlung bleibt.

Die einzelnen Figuren sind vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei überzeugt Charlie als allumfassend gelungene und dreidimensionale Protagonistin, während lediglich Luke etwas vernachlässigbar blass bleibt. Sarah Nisis Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, lässt das Kopfkino sofort anlaufen und das Buch zum Pageturner werden.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, lediglich die kursiv gesetzte Vergangenheitsperspektive mutet ideenlos an. Der Buchumschlag ist auf Cover, Coverrückseite und Buchrücken leicht geprägt, mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen – sehr edel. Das Titelmotiv, das auch auf der Coverrückseite und den Coverinnenseiten wieder aufgegriffen wird, ist ansehnlich und farblich toll, aber auch austauschbar und etwas beliebig.

Mein Fazit? „Ich bringe dich zum Schweigen“ ist einer der besten Psychothriller der letzten Zeit, der vor allem mit atemberaubenden Plottwists und einem tollen Setting punkten kann. Für Leser des Genres unbedingt zu empfehlen – ab einem Lesealter von 16 Jahren.

Wunschbuchalarm | Doppelter Buchkauf

Und auch diese beiden, selbstgekauften Bücher zogen vor kurzem bei mir ein. „Infinity Falling – Mess Me Up“ von Sarah Sprinz (LYX Verlag) erstand ich bei einem Bücherbummel in der neuen Filiale der Hugendubel Buchhandlungen in Nürnberg, „Die Clans von Tokito – Lotus und Tiger“ von Caroline Brinkmann (dtv Verlag) erreichte mich als Exklusivausgabe der Bücherbüchse. Beiden Autorinnen folge ich schon lange, die Lesungen und Signierstunden beider gehören immer zu meinen Fixterminen auf jeder Messe. Ich kann es kaum erwarten, diese beiden Werke, jeweils Reihenauftakte, zu lesen. Und … sehen sie nicht einfach wunderschön aus?

Welche Bücher von Sarah oder Cari habt Ihr bereits gelesen?