[Buchgedanken] Alex Beer: „Felix Blom – Der Häftling aus Moabit“ (Felix Blom 1)

Vor kurzem habe ich „Felix Blom – Der Häftling aus Moabit“ gelesen, den ersten Band der neuen Reihe von Alex Beer. Der Roman ist 2022 bei Limes in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH erschienen und als historischer Kirminalroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines unkorrigierten Vorableseexemplars über die vermittelnde Agentur Buchcontact.

Berlin, 1878: Der Gauner Felix Blom wird nach drei Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen. Doch in Freiheit ist nichts mehr so, wie es mal war: Sein Hab und Gut gepfändet, seine Verlobte ist mit jemand Neuem liiert. Alle Versuche, an Geld oder Arbeit zu kommen, scheitern. Aber dann hat Blom eine geniale Idee: Warum sich nicht mit der neuen Nachbarin zusammentun? Die ehemalige Prostituierte Mathilde führt eine Privatdetektei, allerdings sind die Aufträge rar, da man ihr als Frau diese Arbeit nicht zutraut. Ihr erster Fall führt die beiden gleich auf die Spur eines mysteriösen Mörders, der seinen Opfern Briefe mit der Botschaft zukommen lässt: „In wenigen Tagen wirst Du eine Leiche sein.“ Als auch Blom eine solche Karte unter seiner Tür durchgeschoben bekommt, wird die Sache persönlich …

„Felix Blom – Der Häftling aus Moabit“ ist ein historischer Kriminalroman, der im Berlin in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach der Reichsgründung spielt und damit beweist, dass preußische Kriminalromane in letzter Zeit immer stärker auf den Buchmarkt drängen. So habe ich ja auch Ralph Knobelsdorfs Bücher über Wilhelm van der Heyden gelesen, die mich ebenfalls ins Polizeigebäude am Molkenmarkt geführt haben – eine tolle Entwicklung, denn die Epoche ist wirklich hochspannend.

Apropos spannend – auch die Handlung des Buches ist hochspannend, abwechsungsreich und kurzweilig und vermag mit der ein oder anderen unerwarteten Wendung zu überraschen. Dabei ist es interessant, als Ermittler nicht einen Polizisten, sondern einen – mehr oder minder geläuterten – früheren Verbrecher zu begleiten, der zusammen mit einer ehemaligen Prostituierten eine Detektei betreibt – eine skurille, aber auch erfrischende Kombination, die noch viele Entwicklungsmöglichkeiten für die Folgebände lässt, da die beiden zusammen noch nicht annähernd ihr Potential ausgeschöpft haben. Hierbei lässt sich der Roman durchaus – überraschend – auch als Standalone lesen, da die wesentlichen Handlungsstränge aufgelöst werden – nicht selbstverständlich für den Beginn einer Reihe.

Generell überzeugt das Setting auf ganzer Linie. Alex Beer entführt den Leser in ein Berlin auf dem Weg zur Weltstadt, in ein Preußen kurz nach der Gründung des Kaiserreichs. Industrialisierung, politische Unruhen und Umwälzungen, Standesdünkel und ein perfider Racheplan werden hier von der Autorin zu einem tollen Gemisch verwoben, das im Kopf des Lesers – nicht zuletzt auch dank dem flüssig und leicht zu lesenden Schreibstil der Autorin – sofort Bilder heraufbeschwört und die Geschichte vor dem inneren Auge ablaufen lässt.

Die einzelnen Figuren sind dabei im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive – auch wenn Alex Beer einen relativ großen Verschleiß an Figuren in diesem Band hat, da diverse Nebenfiguren versterben. Vor allem überzeugen hierbei Mathilde und Bruno, während ich auch sehr lang ein Fan von Cronenberg war – ein Gefühl, das zuletzt doch merklich abgeflaut ist.

Die Buchgestaltung ist – soweit man das beurteilen kann – solide. Da es sich um ein unkorrigiertes Leseexemplar handelt, sind natürlich noch Fehler enthalten – wenn auch einer der Schnitzer ungewöhnlich groß ist. Gleiches gilt für die Umschlaggestaltung, da dies ebenfalls ja nicht dem regulären Exemplar entspricht. Lediglich zum Covermotiv können daher Aussagen getroffen werden, das immerhin einen Bezug zu Berlin auweist, in Gänze aber etwas unscheinbar daherkommt.

Mein Fazit? „Felix Blom – Der Häftling aus Moabit“ ist ein vielversprechender Beginn in eine neue historische Krimireihe, der vor allem durch eine abwechslungsreiche und überraschende Handlung punktet und sogar als Standalone lesbar ist. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen.

Von großen Gefühlen und gefährlichen Stürmen | Doppelte Buchpost

Während ich mich langsam von der heutigen Hitzewelle mit 38° erhole, möchte ich Euch noch zwei Bücher zeigen, die mich vor kurzem erreicht haben: „Das St. Alex – Nachtleuchten“ von Anne Lück (Knaur) und „Die Tote im Sturm“ von Kristina Ohlsson (Limes). Letzteres erreichte mich dabei als Rezensionsexemplar über die vermittelnde Agentur Buchcontact, ersteres aufgrund einer Rezensionsanfrage des Verlags – vielen Dank jeweils! Ich bin schon ganz auf die Ausflüge in ein Berliner Krankenhaus und an die schwedische Westküste gespannt.

Welches Buch ist zuletzt bei Euch eingezogen?

[Buchgedanken] Ursi Breidenbach / Heike Abidi: „Geschwister sind wie Gummibärchen“

Vor kurzem habe ich „Geschwister sind wie Gummibärchen“ von Ursi Breidenbach und Heike Abidi gelesen. Das Buch ist 2022 im Penguin Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH erschienen und als Sachbuch einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Sie zoffen und vertragen sich, sind eifersüchtig aufeinander und nehmen sich gegenseitig auf den Arm, sie leben in ständigem Konkurrenzkampf – doch wenn’s hart auf hart kommt, stehen sie füreinander ein: Geschwister, eine lebenslange Schicksalsgemeinschaft. Und zuweilen fragt man sich: Was sind das nur für seltsame Menschen, mit denen wir Gene und Kindheitserinnerungen teilen? Wären sie unsere Freunde, wenn sie nicht unsere Geschwister wären? Wie konnten wir nur so unterschiedlich geraten – und uns dennoch so ähnlich sein?

„Geschwister sind wie Gummibärchen“ ist ein Buch – wie könnte es anders sein – über Geschwister. Der Untertitel beschreibt zutreffend: „Sie kleben zusammen, manchmal hat man sie über, aber wir lieben sie ein Leben lang“. Dabei wird das Buch vom Verlag teils als erzählendes Sachbuch, teils als Geschenkbuch eingruppiert – der Einfachheit halber habe ich es der generellen Oberkategorie Sachbuch – als Abgrenzung zu allen fiktionalen Genres – zugeordnet.

Dennoch ist „erzählendes Sachbuch“ sicherlich eine korrekte Beschreibung, werden im Buch doch die einzelnen Themenblöcke anhand von Anekdoten und Gesprächsmitschnitten näher beleuchtet. Dadurch verbleibt das Buch eine sehr niederschwellige Lektüre, die einen guten Überblick und Einstieg in die Thematik bietet, da die wissenschaftlichen Passagen im Vergleich zu den Ankdoten vom Umfang her als eher gering anzusehen sind.

Dabei ist vor allem der Humor hervorzuheben. Ursi Breidenbach und Heike Abidi berichten sowohl humorvoll aus ihren eigenen Erfahrungen als auch aus den Gesprächen mit anderen Personen. Trotz der naturgemäß hierbei auch angesprochenen, schweren Themen, gelingt es dabei durch eine abwechslungsreiche und gekonnte Kapitelanordnung, nie die Stimmung zu drückend werden zu lassen.

Aufgelockert wird das Buch weiterhin durch den Einbau und Vergleich von fiktiven Geschwisterpaaren in Film und Literatur sowie berühmten Geschwisterpaaren der Geschichte. Lediglich die Schwerpunktsetzung funktioniert dabei nicht immer – so werden einige interessante Themen viel zu kurz beleuchtet, während die einzelnen Gesprächsschilderungen viel Platz einnehmen.

Die Buchgestaltung ist gelungen. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, der Buchsatz überzeugt sogar auf ganzer Linie durch die grafisch aufwendige Darstellung und Anordnung der Textblöcke. Das Cover ist ein absoluter Eyecatcher, auf dem Titel leicht geprägt und mit Klappen und toll gestalteten, farbigen Coverinnenseiten versehen. Lediglich das wunderschöne Covermotiv passt nicht so recht. Während Alpakas immer gehen und den Zeitgeist perfekt treffen, wird mit einem weißen und einem schwarzen Alpaka – zumindest von mir – eine Alpakahochzeit assoziiert.

Mein Fazit? „Geschwister sind wie Gummibärchen“ ist ein amüsantes, erzählendes Sachbuch mit einigen interessanten Informationen, das auch durch seinen tollen Satz und durch eine gekonnte Anordnung der Passagen glänzen kann, dabei aber teils etwas an der Oberfläche verbleibt. Gerade für Einsteiger als Überblick und – natürlich für Geschwister – bedenkenlos zu empfehlen.

Von Erinnerungen und Geschwisterbanden | Doppelte Buchpost

Bevor es in den nächsten Tagen mit Rezensionen weitergeht, möchte ich Euch hier noch zwei Bücher zeigen, die mich vor kurzem als Rezensionsexemplare im Rahmen von Leserunden auf Lovelybooks.de erreicht haben – vielen Dank dafür allen Beteiligten. „Das Marterl“ von Johannes Laubmeier (Tropen Verlag) und „Geschwister sind wie Gummibärchen“ von Ursi Breidenbach und Heike Abidi (Penguin Verlag) beleuchten aus verschiedener Sicht Erinnerungen und familiäre Bande, Heimatgefühle und Emotionen und packen diese in ein Sachbuch über Geschwister und einen Roman über eine Heimkehr.

Habt Ihr Geschwister?

[Buchgedanken] Jan Weiler: „Der Markisenmann“

In der letzten Zeit habe ich „Der Markisenmann“ von Jan Weiler gelesen. Das Buch ist 2022 im Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH erschienen und als Entwicklungsroman bzw. Gegenwartsliteratur zu klassifizieren. Vielen Dank an dieser Stelle an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Was wissen wir schon über unsere Eltern? Meistens viel weniger, als wir denken. Und manchmal gar nichts. Die fünfzehnjährige Kim hat ihren Vater noch nie gesehen, als sie von ihrer Mutter über die Sommerferien zu ihm abgeschoben wird. Der fremde Mann erweist sich auf Anhieb nicht nur als ziemlich seltsam, sondern auch als der erfolgloseste Vertreter der Welt. Aber als sie ihm hilft, seine fürchterlichen Markisen im knallharten Haustürgeschäft zu verkaufen, verändert sich das Leben von Vater und Tochter für immer.

„Der Markisenmann“ ist – wie oben schon erwähnt – Entwicklungsroman und Gegenwartsliteratur zugleich; Coming of Age meets Vater-Tochter-Roman. Dabei schildert der Roman primär einen Sommer des Jahres 2005, erzählt aus der Sicht einer 17 Jahre älteren Protagonistin in der Jetztzeit (2022). Eingestreute Kommentare dieser Erzählerin sorgen dafür, dass leider wesentliche Handlungspunkte schon vorweggenommen werden, was dem Buch etwas an Spannung nimmt.

Die Handlung ist dabei durchaus abwechslungsreich und humorvoll, teils aber auch unlogisch – und lässt Konsequenzen und Reflektionen im Zusammenhang mit Fehlern vermissen – selbst rückblickend vom 17 Jahre älteren Ich werden diese teils geschönt. Insgesamt ist die erste Hälfte des Romans deutlich stärker, zum Ende hin wird vieles erwartbar und kann mit der aufgebauten Spannung nicht mithalten – und auch das Ende an und für sich vermag in einigen Punkten nicht zu überzeugen.

Hingegen brilliert das Setting auf ganzer Linie. Jan Weiler gelingt es, das Ruhrgebiet zwischen Herzlichkeit und Tristesse, zwischen Akropolis, Venezia und Centro, dem Leser ans Herz zu legen. Automatisch erschafft Weiler mit seinen Worten Bilder in den Köpfen der Leser – die Verfilmung schreibt sich quasi von selbst. Ich würde ja die pubertierende Kim in ein, zwei Jahren mit Helena Zengel besetzen …

Die Buchgestaltung ist im Wesentlichen gelungen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, das Covermotiv zieht sich einheitlich über den kompletten Buchumschlag, ist aber simpel, unauffällig und farblich … gewöhnungsbedürftig, passt daher aber zur Handlung. Dahingegen ist die Einbindung von Autor und Titel auf dem Cover über die Banderole sehr innovativ, die damit integraler Bestandteil des Gesamtbildes wird.

Mein Fazit? „Der Markisenmann“ ist ein Entwicklungsroman über die Beziehung zwischen Vater und Tochter, der vor allem durch sein brillantes Setting punktet, aber auch im Verlauf der Handlung leider abbaut. Für Liebhaber der Gegenwartsliteratur bedenkenlos zu empfehlen – etwa ab einem Lesealter von 13, 14 Jahren.

[Buchgedanken] Alex Pohl: „Forever, Ida – Und raus bist du“ (Forever, Ida 1)

Vor einiger Zeit habe ich „Forever, Ida – Und raus bist du“, den ersten Band der „Forever, Ida“-Trilogie von Alex Pohl, gelesen. Das Buch ist 2021 als cbt Taschenbuch im cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH erschienen und als Jugendthriller einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über eine Leserunde auf Lovelybooks.de.

Neue Stadt, neue Schule, neues Glück: Adi ist froh über den Wechsel nach Sonderberg. Sie will ihre Vergangenheit hinter sich lassen. Doch gleich am Tag ihrer Ankunft beobachtet sie einen Trauerzug: Ahmet, ein Junge an Adis neuer Schule, ist zu Tode gekommen. Selbstmord, sagen die einen, ein Unfall, meinen die Behörden. Adi findet sich bald im Freundeskreis von Ahmet wieder; vor allem Ben, Ahmets bester Freund, fasziniert sie. Doch Ahmets Tod lässt ihr keine Ruhe: Was ist mit Ahmet wirklich passiert?

„Forever, Ida – Und raus bist du“ lässt mich, auch einige Zeit nach der Lektüre, weiterhin etwas ratlos zurück. Eine Flut an Ich-Erzählern (mir fallen spontan mindestens 5 ein), eingestreute Gesprächsnotizen, Interviews, Therapiesitzungen und Briefe … – das ist kein Roman, sondern eher eine willkürliche Aneinanderreihung von Fragmenten, sodass gerade zu Beginn dem Buch jegliche Stringenz, jeglicher rote Faden fehlt.

So weiß man auch lange nicht, worauf das Buch eigentlich zusteuert, was Ziel der Handlung ist. Wir haben hier eine Mischung aus Thriller, Liebesroman und Schicksalsroman; ein Jugendbuch, das so viele Themen bedient, dass es auch für einen längeren Roman mehr als genug gewesen wäre. Hier bleibt lediglich die Hoffnung, dass die restlichen Bücher der Reihe die Handlung vernünftig abschließen, nachdem dieser Band – unnötigerweise und gänzlich aus der Luft gegriffen – mit einem Cliffhanger endete.

Im Rahmen der Leserunde wurde vermehrt die Meinung vertreten, dass man das Buch außerhalb einer Leserunde wohl abgebrochen hätte. Auch wenn ich nicht so weit gehen würde, muss ich doch insoweit zustimmen, dass „Forever, Ida – Und raus bist du“ eines der schwächsten Bücher seit langem ist, da auch die einzelnen Charaktere regelmäßig nicht überzeugen. Insbesondere Adi und Ben bleiben hier gänzlich blass und handeln unlogisch, während zumindest vereinzelte Nebencharaktere wie Julia (der Lichtblick im Buch) und Kris glänzen können.

Lediglich das Setting – so ungewöhnlich es auch ist – vermag ebenfalls zu überzeugen. So entführt Alex Pohl den Leser in eine deutsche Kleinstadt zwischen Baumogul und Migranten, zwischen Drogenkriminalität, Sprayern und Schulalltag, zwischen den Träumen Jugendlicher und den Erwartungen Erwachsener.

Die Buchgestaltung ist solide, aber nicht außergewöhnlich. Während Lektorat und Korrektorat gut gearbeitet haben, ist der Buchsatz durch die vielen verschiedenen Erzählformen (Handlung, Protokolle, Chatgespräche, Befragungen, Dialoge …) doch sehr inkonsistent; das Cover hochwertig geprägt und mit Klpapen versehen, vom Motiv her aber sehr eintönig und unauffällig. Gut gefallen hat mir jedoch, dass anstelle einer spoilernden Triggerwarnung zu Beginn lieber eine Sammlung von Hilfsangeboten für Betroffene am Ende des Buches eingebaut worden ist.

Mein Fazit? „Forever, Ida – Und raus bist du“ ist der Beginn einer Jugendthriller-Reihe mit vielversprechenden Ansätzen, aber fragwürdigen Erzählkonzepten und doch einigen Schwächen. Für Leser des Genres nur bedingt zu empfehlen – und nicht unter dem vom Verlag empfohlenen Lesealter von 14 Jahren.

[Buchgedanken] Jennifer Lynn Barnes: „The Inheritance Games“ (TIG 1)

Vor einiger Zeit habe ich „The Inheritance Games“ von Jennifer Lynn Barnes gelesen, den ersten Band der „Inheritance Games“-Reihe. Das Buch ist 2022 als cbt Taschenbuch im cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH veröffentlicht worden, die Originalausgabe erschien 2020 unter dem Titel „The Inheritance Games“ bei Little, Brown and Company in der Verlagsgruppe Hachette. Das Buch ist als Jugendthriller einzuordnen, für die Übersetzung zeichnet Ivana Marinovic verantwortlich. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Avery Grambs hat einen Plan: Highschool überleben, Stipendium abgreifen und dann – nichts wie raus hier. Doch all das ist Geschichte, als der Multimilliardär Tobias Hawthorne stirbt und Avery fast sein gesamtes Vermögen hinterlässt. Der Haken daran? Avery hat keine Ahnung, wer der Mann war. Um ihr Erbe anzutreten, muss Avery in das gigantische Hawthorne House einziehen, wo jeder Raum von der Liebe des alten Mannes zu Rätseln und Geheimnissen zeugt. Ungünstigerweise beherbergt es aber auch dessen gerade frisch enterbte Familie. Allen voran die vier Hawthorne-Enkelsöhne: faszinierend, attraktiv und gefährlich. Gefangen in dieser schillernden Welt aus Reichtum und Privilegien, muss Avery sich auf ein Spiel aus Intrige und Kalkül einlassen, wenn sie überleben will.

„The Inheritance Games“ ist ein aufregender, vielversprechender Beginn in eine neue Buchreihe und – um das gleich mal vorwegzunehmen – ein absolutes Highlight des noch sehr frühen Lesejahres.

Dabei brilliert das Buch bereits durch sein atemberaubendes Setting. Der Leser wird nach Hawthorne House entführt und erkundet zusammen mit Avery ein faszinierendes Anwesen voller Geheimnisse – natürlich inklusive Bowlingbahn, Flipperraum, mehreren Bibliotheken und Waffenkammer – was sonst. Ein wahrer Traum, den ich nur zu gern verfilmt sehen würde.

Auch die Handlung überzeugt im Wesentlichen, ist hochspannend, abwechslungsreich und mit vielen, unerwarteten Wendungen versehen, auch wenn die Dreiecksgeschichte zwischen Avery, Grayson und Jameson noch etwas stiefmütterlich behandelt wird. Auch werden zum Ende hin nicht alle Handlungsstränge aufgelöst, und das Buch endet durchaus in einem milden Cliffhanger, sodass es tendentiell nicht alls Standalone lesbar ist, aber gleichsam viel Potential für den Folgeband bietet.

Die einzelnen Charaktere sind faszinierend, dreidimensional und vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, vor allem aber eigene Ziele und Motive. Neben Avery, mit der man sich aufgrund der Ich-Perspektive gut identifizieren kann und die ein spannender, smarter und interessanter Charakter ist, überzeugen hier auch Nebencharaktere wie Xander, Alisa und Rebecca.

Der Schreibstil von Jennifer Lynn Barnes lässt sich leicht und flüssig lesen, ist athmosphärisch und bildhaft, lässt das Kopfkino anspringen und sorgt dafür, dass man das Buch nicht aus der Hand legen möchte. Ein wahrer Pageturner – und das beste Buch des noch jungen Jahres.

Die Buchgestaltung ist ebenfalls überragend. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Umschlag ist auf dem TItel, Buchrücken und Coverrückseite hochwertig geprägt und mit Klappen ausgestattet, das Coverbild ist ein wahrer Traum, sowohl was das Motiv betrifft als auch die Farbgebung. Zwar hätten farbige Coverinnenseiten das hochwertige Gesamtpaket noch abgerundet, aber das ist Jammern auf hohem Niveau, bleibt doch eines der besten Cover seit langem.

Mein Fazit? „The Inheritance Games“ ist ein aufregender Jugendthriller mit tollen Protagonisten, einem wahnsinnigen Setting und einer spannenden Handlung – ein definitives Highlight. Für Liebhaber des Genres bedenkenlos zu empfehlen, aber eher nicht als Standalone lesbar und erst ab dem vom Verlag empfohlenen Lesealter von 14 Jahren.

[Buchgedanken] Karen M. McManus: „You will be the death of me“

Vor einiger Zeit habe ich „You will be the death of me“ von Karen M. McManus gelesen. Das Buch ist 2021 im cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH erschienen, die Originalausgabe wurde ebenfalls 2021 unter dem Titel „You’ll Be the Death of Me“ bei Delacorte Press, einem Imprint von Random House Children’s Books veröffentlicht. Der Roman ist als Jugendthriller einzuordnen, für die Übersetzung zeichnet Anja Galić verantwortlich. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Ivy, Mateo und Cal waren einmal befreundet, jetzt haben sie nichts mehr miteinander gemein. Aber als Cal zu spät zur Schule kommt und dort auf Ivy und Mateo trifft, scheint das die Gelegenheit zu sein, eine alte Tradition wiederaufleben zu lassen: einen Tag blau machen. Bei ihrem spontanen Ausflug in die Stadt sichten sie einen vierten Schüler auf Abwegen und folgen ihm – mitten hinein in einen Tatort. Ivy, Cal und Mateo kennen den Toten, der vor ihnen liegt – und eigentlich sollten sie jetzt die Polizei rufen. Doch sie alle haben eine Verbindung zu dem Toten. Und etwas zu verbergen. War ihr Zufallstreffen wirklich ein Zufall?

„You will be the death of me“ ist mein erstes Buch der weltweit erfolgreichen Jugendthrillerautorin Karen M. McManus, die ich bereits 2019 auf der Frankfurter Buchmesse erleben durfte – und es wird bestimmt nicht mein letztes gewesen sein, da Karen M. McManus mit dem Buch nicht alles, aber doch viel richtig gemacht hat.

Die Story ist – im Wesentlichen – abwechslungsreich und spannend, teils aber auch vorhersehbar und bietet einige Längen. Zwar stellt die Autorin – geschickt – mit jeweils kurzen Einführungskapiteln die Protagonisten am Anfang vor, die im Anschluss beginnende, eigentliche Handlung ist jedoch gerade anfangs zäh und etwas langatmig. Erst in der zweiten Hälfte nimmt das Buch dann wirklich Fahrt auf und gipfelt in einem sehr gelungenen Ende, das auf ganzer Linie überzeugt.

Die einzelnen Protagonisten sind im Großen und Ganzen vielschichtig und dreidimensional angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Insbesondere Mateo brilliert hier, während Ivy zwar ebenfalls im Grundatz überzeugt, aber im unweigerlichen Vergleich zu einer anderen Ivy (Redmond), einer meiner Lieblingsprotagonistinnen aller Zeiten, klar zurückbleibt.

Hingegen brilliert das Setting auf ganzer Linie und entführt den Leser in ein Amerika zwischen Klein- und Großstadt, in ein Setting zwischen Mord und High-School, ein Drama voller Liebe, Geld und Eifersucht und erlaubt es dem Leser so, sich in die Region und Stadt Boston zu träumen. Der Schreibstil von Karen M. McManus lässt sich dabei leicht und flüssig lesen, die Perspektivwechsel sind nur anfangs ungewöhnlich, später gewöhnt man sich daran.

Die Buchgestaltung ist gelungen, Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben sauber gearbeitet, der Buchumschlag ist leicht auf dem Titel, dem Buchrücken und der Coverrückseite geprägt und vermittelt einen hochwertigen Eindruck. Das Covermotiv ist schön und passt sich gut in die Reihe anderer Bücher der Autorin ein und erzeugt ein gutes Gesamtbild.

Mein Fazit? „You will be the death of me“ ist ein Jugendthriller, der vor allem durch seine Spannung und sein brillantes Setting überzeugt, aber auch einige Längen, gerade am Anfang, bietet. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab dem vom Verlag empfohlenen Lesealter von 14 Jahren.

Ein Wochenende voller Hochspannung | Buchpost im Dreierpack

Vor wenigen Tagen erreichte mich ein tolles Paket aus dem cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH mit tollen Jugendthrillern, die gemeinsam im Rahmen eines Lesewochenendes auf Lovelybooks.de gelesen werden – vielen Dank an dieser Stelle an den Verlag! Im Paket: „The Inheritance Games“ von Jennifer Lynn Barnes, „You will be the death of me“ von Karen M. McManus und „Forever, Ida“ von Alex Pohl. Insbesondere auf „You will be the death of me“ bin ich schon sehr gespannt, da ich seit der FBM 2019, auf der ich die Autorin live erleben durfte, schon um ihre Bücher herumschleiche. Und „The Inheritance Games“ hatte mich spätestens seit dem wundervollen Cover. Ich hoffe, der Inhalt kann auch nur annähernd mithalten.

Lest Ihr ebenfalls Jugendthriller? Was könnt Ihr empfehlen?

[FBM2021] Tag 3 – In Mannheim daheim, in der Welt zuhause

Der dritte Messetag – der erste, an dem ab 14:00 auch Privatbesucher zugelassen waren, was die Hallen direkt füllte und den Buchverkauf starten ließ – stand ganz im Zeichen von lokal verwurzelten Stars wie Sven Regener, Bülent Ceylan, Volker Kutscher und Kat Menschik, im Zeichen der in Büchern verwurzelten Elke Heidenreich und im Zeichen von Alvaro Soler, der an der Signierbox als Weltstar angekündigt war – und definitiv in der Welt zuhause ist.

Dabei begann der Tag noch ganz entspannt mit einem Gespräch auf der ARD-Bühne. Moderiert von Alex Jakubowski stellten die Illustratorin Kat Menschik und der Autor Volker Kutscher das gemeinsame Werk „Mitte“ vor, eine illustrierte Erzählung in Novellenlänge, die an die Handlung des Kutscher-Romans „Olympia“ aus dem Kosmos um Gereon Rath anknüpft, der den meisten aus „Babylon Berlin“ bekannt sein sollte. Zudem sprachen sie über das Zustandekommen der Zusammenarbeit beim damals ersten Projekt „Moabit“, die Form der täglichen Arbeit und mögliche weitere Projekte – auch wenn sie ausschlossen, dass irgendwann für jeden Berliner Stadtteil ein Werk vorliegen wird.

Im Anschluss führte mich der Programmplan zu zwei aufeinanderfolgenden Veranstaltungen auf dem Blauen Sofa. Die erste war dabei sicherlich die launigste Buchpräsentation, die das Blaue Sofa seit langem gesehen hatte, denn Sven Regener stellte sein neuestes Werk „Glitterschnitter“ vor, ein Roman aus dem Kosmos um Herrn Lehmann, der Anfang der 80er Jahre in Berlin spielt. Dabei redete er sich so in Rage, dass die Moderatorin kaum zu Wort kam, fast hilflos wirkte und irgendwann einfach Sven Regener machen ließ, was dazu führte, dass er leicht überzog, woraufhin die Moderatorin dann auch noch vergaß, den nächsten Programmpunkt anzukündigen.

Auch Elke Heidenreich, die danach ihr Buch „Hier geht’s lang! Mit Büchern von Frauen durchs Leben“ präsentierte, überzog in der Folge konsequent und noch länger (was glücklicherweise nicht zu Verzögerungen führte, da danach eine Pause eingeplant war). Dies lag aber nicht daran, dass Elke Heidenreich sehr offen über ihre Vergangenheit, ihre Familie und ihre Erkrankung sprach, frei Gedichte rezitierte oder die Autorinnen vorstellte, deren Bücher sie im Leben begleiteten, sondern war darauf zurückzuführen, dass die Moderatorin Cécile Schortmann am Ende ausführlichst noch einmal auf die medial hochgekochte Diskussion um Heidenreichs Aussagen zu Sarah Lee Heinrich zu sprechen kam.

Am Nachmittag stellte dann mit Alvaro Soler ein absoluter Weltstar in der 30-Minuten-WG für Stern und Penguin Random House sein Buch „El Mismo Sol – Unter derselben Sonne“ vor. Sehr nahbar erzählte Alvaro von seiner Jugend und wie er zur Musik gekommen ist, von seinen Anfängen im Geschäft und wie ihn der Erfolg eines Tages quasi über Nacht überrollt hat – bis hin zum gemeinsamen Auftritt mit Jennifer Lopez in Las Vegas vor 20.000 Menschen – hochspannend.

Der letzte Programmpunkt des Tages war quasi ein Heimspiel für mich. Als Heidelberger konnte ich es mir natürlich nicht entgehen lassen, den Mannheimer Comedian Bülent Ceylan zu treffen. Auf der ARD-Bühne stellte er sein Buch „Ankommen: Aber wo war ich eigentlich?“ vor, schlug dabei sehr ernste Töne an und sprach von seiner Jugend, eigenen Rassismuserfahrungen und über die derzeit übermächtige Diskussion um rechte Verlage auf der Frankfurter Buchmesse. Anschließend nahme er sich noch Zeit – um mit seinen Fans und Lesern Fotos zu machen – vielen Dank für den gelungenen Tagesabschluss.

Heute stehen einige Signierstunden (Valentina Fast, Nina MacKay) und einige weitere Veranstaltungen auf dem Plan – doch dazu später mehr :).