Vor kurzem habe ich auch „Wunder gibt es immer wieder“ von Beate Sauer gelesen, den ersten Band der Trilogie „Die Fernsehschwestern“. Der Roman ist 2023 im Wilhelm Heyne Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH erschienen und als Familiensaga einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

1955: Die junge Eva wünscht sich nichts sehnlicher als Kostümbildnerin zu werden. Da bietet sich ihr wie durch ein Wunder die Chance, mit Gerdago zusammenzuarbeiten, der Frau, die die traumhaften Kleider für Romy Schneider als Sissi entwirft. Gerdago erkennt auf den ersten Blick, dass Eva Talent besitzt. Ihrem konservativen Vater passen diese hochtrabenden Ambitionen überhaupt nicht. Doch Eva ist nicht allein. Denn da ist noch Paul, der ambitionierte Journalist, der Eva den Kopf verdreht. Er glaubt an sie und unterstützt ihren Traum. Können sich die beiden aus der Enge ihrer Zeit befreien?
„Wunder gibt es immer wieder“ ist der Auftakt in eine (bislang) auf drei Bände angelegte Familiensaga um die Frauen der Familie Vordemfelde. Dabei deckt der erste Band – im Wesentlichen – die Jahre 1955 bis 1956 ab, eine ungewöhnlich kurze Zeitspanne für eine Familiensaga. Da es im nächsten Band jedoch mit den – jüngeren – Geschwistern der Protagonistin weitergeht, bleibt zu hoffen, dass man Evas Geschichte auch in den nächsten Bänden über die Jahre mitverfolgen kann.
Die Handlung ist kurzweilig und abwechslungsreich, wenn auch teils vorhersehbar und zwischenzeitlich auch mit kleineren Längen versehen, die aber nie dafür sorgen, dass das Lesevergnügen verloren geht. Beate Sauer mischt in dem Roman die historischen Themen, die Entstehungsgeschichte des Fernsehens in der BRD, mit feministischen Fragen und der gesellschaftspolitischen Lage, die durchaus kritisch betrachtet wird, zu einem interessanten Gesamtkonstrukt. Positiv ist hierbei auch anzumerken, dass das Buch zwar nicht alle Handlungsstränge auflöst, dennoch jedoch nicht in einem Cliffhanger endet und somit auch gut als Standalone gelesen werden kann, gleichsam aber genug Potential für die Folgebände offen lässt.
Das Setting kann ebenfalls überzeugen. So entführt der Roman den Leser nicht nur unter anderem nach München, Köln, Bonn und Wien, sondern auch in tolle Urlaubsregionen – und auch auf den Bundespresseball. Dabei gelingt es der Autorin – trotz kleinerer historischer Ungenauigkeiten, die sie selbst im Nachwort anspricht – die Welt des Fernsehens in den 50er Jahren, den Zauber der ersten Sendungen und Shows für den Leser erlebbar und greifbar zu machen. Insbesondere der Prolog holt hier den Leser direkt ab.
Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Neben Eva überzeugen hier vor allem Margit und Jutta – vor allem von Margit hätte ich mir noch mehr gewünscht, vielleicht spielt sie ja auch in den Folgebänden noch eine Rolle. Beate Sauers Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, zeugt von guter Recherche und lässt das Kopfkino sofort anspringen.
Die Buchgestaltung kann ebenfalls glänzen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben ordentlich gearbeitet, der Buchdeckel ist zwar leider nicht hochwertig geprägt, was der Haptik etwas abträglich ist, dafür aber mit Klappen und farbigen Coverinnenseiten versehen. Das Titelmotiv ist farblich toll gestaltet, allerdings austauschbar und mit wenig Bezug zur Handlung. Zudem wird es irritierenderweise zum Buchrücken hin unterbrochen bzw. dort etwas versetzt neu aufgegriffen.
Mein Fazit? „Wunder gibt es immer wieder“ ist ein toller Auftakt in die Reihe mit wunderbarem Setting, einer interessanten Handlung und viel Potential für die Folgebände. Für Leser des Genres daher bedenkenlos zu empfehlen.