[Buchgedanken] Thilo Winter: „Der Stich“

Zuletzt habe ich auch „Der Stich“ von Thilo Winter gelesen. Das Buch ist 2024 bei Lübbe in der Bastei Lübbe AG erschienen und als Wissenschaftsthriller einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über die Bloggerjury.

Quito Mantezza kann es nicht fassen, als ihm das Stipendium am College in Key West, Florida, fristlos gestrichen wird. Jemand scheint verhindern zu wollen, dass sich der Biologiestudent gegen Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Moskitos einsetzt. Er klagt gegen die Kündigung und muss miterleben, wie sein Anwalt im Gerichtssaal tot zusammenbricht. Als Augenblicke später auch die Richterin ohnmächtig wird, bricht Panik im Justizgebäude aus. Während die Behörden noch rätseln, was die Ursache für die Todesfälle ist, gelingt es Quito herauszufinden, was wirklich hinter der rätselhaften Seuche steckt: der Stich einer bislang unbekannten Mückenart …

„Der Stich“ ist nach „Der Riss“ der zweite Roman des unter Pseudonym veröffentlichenden Wissenschaftsjournalisten Thilo Winter – es handelt sich hierbei jeweils um unabhängig voneinander zu lesende Einzelbände, so habe ich ja auch nur „Der Stich“ gelesen. Dabei lässt sich das Buch relativ deutlich dem Genre Wissenschaftsthriller zuordnen, als Alternativen wären – wie auf dem Cover vorgenommen – die generelle Einordnung als Thriller oder auch die Eingruppierung als Umweltthriller oder Politthriller denkbar, wird in dem Buch doch auch Korruption bis in höhere Entscheidungsträgerebenen behandelt.

Apropos Handlung: Diese ist durchaus spannend und abwechslungsreich, partiell jedoch auch etwas vorhersehbar, insgesamt allerdings wirklich gelungen, sodass das Buch sich durchaus zum Pageturner entwickelt. Thilo Winter zieht hierbei alle (und fast zu viele) Register, fügt dem Thriller ungewöhnliche Helden, eine Lovestory, Kämpfe mit Alligatoren und Haien und das Thema illegale Migration hinzu – um nur einige der weiterhin aufgeworfenen Problemkreise anzusprechen. Ein oder zwei weniger hätten hier sicherlich nicht geschadet und für ein noch gradlinigeres Storytelling gesorgt.

Das Setting ist natürlich überwältigend. So entführt der Autor den Leser auf die Florida Keys, eine Anhäufung von Koralleninseln vor der Südspitze Floridas, ein wahres Naturparadies, dem zuweilen zu wenig Beachtung geschenkt wird. Hierbei baut Thilo Winter wichtige und aktuelle Themen wie den Klimawandel und den Schutz von Meeresschildkröten gut um das zentrale Thema der Gefahren von Genmanipulation herum und sorgt so für ein Buch, das die Umwelt und Natur feiert, dabei aber im Wesentlichen nicht belehrend daherkommt.

Die einzelnen Figuren sind vielschichtig, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei brillieren insbesondere Inéz und Roberto, aber auch Betty Torok vermag zu glänzen, während lediglich Ferris als einer der Antagonisten etwas blass verbleibt. Thilo Winters Schreibstil lässt sich dabei leicht und flüssig lesen und das Kopfkino sofort anlaufen.

Die Buchgestaltung kann ebenfalls überzeugen. Lektorat und Korrektorat haben sauber gearbeitet, der Buchsatz ist solide. Der Buchumschlag ist auf dem Cover hochwertig geprägt und mit farbigen Coverinnenseiten versehen, das Titelmotiv sehr einprägsam und typografisch toll dargestellt. Auch Buchrücken und Coverrückseite können hier mithalten, sodass insgesamt ein rundum gelungenes Gesamtprodukt entsteht.

Mein Fazit? „Der Stich“ ist ein hochspannender Wissenschaftsthriller, der wichtige Themen anspricht aber vielleicht auf den ein oder anderen Nebenhandlungsstrang hätte verzichten können. Für Leser des Genres dennoch bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von 16 Jahren.

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