[Buchgedanken] A. J. Marini: „stromLos: odyssee“ (stromLos 2)

Vor kurzem habe ich „stromLos: odyssee“, den Abschluss der stromLos-Dilogie von A. J. Marini, beendet. Das Buch ist 2016 in der Pagina Verlag GmbH erschienen und – wie auch schon der Vorgänger – als Dystopie oder Science-Fiction-/Endzeit-Thriller anzusehen. Meine Besprechung des ersten Bandes kann *hier* abgerufen werden. Vielen Dank an dieser Stelle erneut an den Verlag und die vermittelnde Agentur Literaturtest für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.

~~~ Achtung! Die Besprechung kann milde Spoiler zum Vorgängerband enthalten. ~~~

515uYcDwGUL._SX353_BO1204203200_2039. Der Planet stöhnt unter unbarmherziger Hitze. Rätselhafte Krankheiten haben sich ausgebreitet, gewaltige Sterberaten dezimieren die Erdbevölkerung. Emi Boulder und Ben Bates, gegensätzlich wie Feuer und Wasser, sind in einer globalen Katastrophe gestrandet: Elektrizität funktioniert nicht mehr! Tag um Tag vergeht ohne Strom. In gnadenloser Hitze werden die Umstände immer alptraumhafter, alles bricht rasant zusammen, es geht bald ums nackte Überleben. Die Katastrophe konfrontiert Ben schonungslos mit sich selbst, zugleich wächst in ihm eine zarte und unbeholfene Liebe für Emi. Emi weiß, warum es zu dem globalen Ausfall von Elektrizität gekommen ist, und dass der Strom nicht mehr zurückkehren wird. Sie fasst einen abenteuerlichen Plan, wie sie aus dem kollabierten Großstadtmoloch entkommen können. Doch Ben hat gute Gründe, der schönen, wie geheimnisvollen Emi zu misstrauen. Trotz aller Anziehung, die diese Frau auf ihn ausübt, nagen Zweifel und Ängste an ihm. Da geschieht das Unerwartete …

„stromLos: odyssee“ knüpft direkt an die Handlung des Vorgängerbandes an und setzt diese nahtlos fort. Teils werden Erklärungen in die Geschichte eingebaut, die Handlungsstränge aus dem ersten Band zusammenfassen, sodass „odyssee“ wohl auch als Standalone gelesen werden kann – empfehlen würde ich es aber nicht.

Während die Handlung im Vorgänger noch eher Züge eines Politthrillers aufwies, wechselt Teil Zwei endgültig in das dystopische Endzeitszenario und fokussiert sich auf das reine Überleben der Protagonisten. Menschliche Urinstinkte, der Zusammenbruch jedes gesellschaftlichen Lebens und der Verfall aller Normen – „stromLos: odyssee“ bietet eine erschreckende Zukunftsvision, der es aber auch etwas an Realität fehlt – auch wenn versucht wird, eine wissenschaftliche Untermalung anzubieten, die aber nicht zuletzt durch das sehr esoterisch anmutende Ende etwas konterkariert wird.

Abgesehen davon bleibt die Handlung aber dauerhaft spannend und wird stringend vorangetrieben. Die einzelnen Charaktere entwickeln sich weiter und zeigen ganz eigene Stärken und Schwächen. Besonders gefreut habe ich mich, in diesem Band noch mehr von Gwen und Poona zu erfahren, leider tauchen andere Charaktere dafür gar nicht mehr auf.

Nicht ganz warmgeworden bin ich weiterhin mit dem kruden Mix der Erzählperspektiven. So wird sowohl aus der Ich-Perpektive von Ben, als auch personal aus der Sicht von Emi, allerdings mit auktorialen Einschüben erzählt. Eine stärkere Fokussierung auf die beiden Protagonisten und ihre Gedanken und Gefühle hätte hier eine noch intensivere Bindung zwischen dem Leser und den Charakteren ermöglicht. Gleiches gilt im Übrigen für den etwas zu beschreibenden Schreibstil des Autors – etwas mehr „Show, don’t tell“ hätte den Lesefluss noch verstärken können. Das Setting hingegen überzeugt auf ganzer Linie und ermöglicht es dem Leser, sich in die dystopische Umgebung zu versetzen.

Die Buchgestaltung zeigt sich leicht verbessert zum Vorgängerband. Zwar sind Lektorat, Korrektorat und Buchsatz weiterhin kleinere Fehler durchgerutscht, allerdings nicht in der Häufigkeit des ersten Bandes. Das Covermotiv ist ähnlich und sorgt für einen Wiedererkennungswert der Reihe, insgesamt ist der Buchumschlag allerdings unauffällig und verschenkt Potential, insbesondere auf der Coverrückseite und den Coverinnenseiten.

Mein Fazit? „stromLos: odyssee“ ist ein im Wesentlichen gelungener Abschluss der dystopischen Dilogie, der sich leicht verbessert zum ersten Band zeigt und vor allem durch das endzeitliche Setting und eine spannende Handlung punkten kann. Kleinere Schwächen in der Erzählperspektive und dem Schreibstil trüben das Lesevergnügen nur leicht. Für alle Liebhaber des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab etwa 16 Jahren.

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